Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.95

Zum Inhaltsverzeichnis

2.95  Balthasar Hubmaier mit seinem Weib.

Auch ist zu Zwinglis Zeiten einer gewesen, Balthasar Hubmaier von Friedberg, ein gelehrter und wohlberedter Mann, der von den Papisten ein Doctor der Heiligen Schrift genannt wurde. Dieser war zuerst ein Leser und Prediger zu Ingolstadt, ist dann nach Rheinsburg gekommen, wo er wider die Juden und ihren Wucher gewaltig gepredigt hat, und durch die Erleuchtung des Heiligen Geistes des Gräuels des Papsttums kundig geworden ist; darum hat er sich von ihnen nach dem Rate Gottes abgesondert, hat auch nachher unter andern Irrtümern ihre selbsterdichtete Kindertaufe verworfen und die Taufe der Gläubigen nach dem Befehle Christi mit großem Nachdruck gelehrt. Weil aber diese finstere Welt es nicht ertragen kann, dass ihr das helle Licht des Evangeliums in die Augen leuchte, und dass man wider ihren falschen Glauben und ihre bösen Werke zeuge, so ist der Genannte mit vielen andern von der Weib gehasst und verfolgt worden. Er ist aber nach mancherlei Anfechtungen, erlittener Landesverweisung und Gefangenschaft nach Nicolasburg in Mähren gekommen, worauf er mit seinem Weib gefänglich eingezogen und nach Wien in Österreich geführt worden ist, wo er nach mancherlei Versuchungen und langer Gefangenschaft in großer Standhaftigkeit zu Asche verbrannt, sein Weib aber ertränkt worden ist. Also haben sie beide ihren von Gott empfangenen Glauben mit ihrem Tode standhaft befestigt.

Leset Seb. Franck, von den römischen Ketzern, Buchstabe B.

Dieser Balthasar Hubmaier hat zu seiner Zeit ein Büchlein veröffentlicht, worin er über Zwingli und die seinen klagt, indem er schreibt:

Sie hätten es dahin gebracht, dass man auf einmal zwanzig, sowohl Männer und schwangere Frauen, als auch Witwen und junge Mägdlein, in einen dunklen Turm elendiglich geworfen und folgendes Urteil über sie gefällt habe: Dass sie von nun an ihr Leben lang weder Sonne noch Mond sehen und ihr Leben bei Wasser und Brot beschließen sollten. Zu dem Ende sollten sie alle in dem finstern Turme, Tote und Lebendige, zusammenbleiben, verfaulen und im Gestanke liegen, bis von ihnen keiner mehr übrig wäre.

Er schreibt ferner, dass auch einige in drei Tagen keinen Mund voll Brotes aßen, damit die andern zu essen haben möchten.

Ach Gott (schreibt er ferner), welch ein hartes, schweres und strenges Urteil über fromme, christliche Leute, welchen niemand etwas weiteres nachsagen konnte, als dass sie nach dem Befehle Christi die Wassertaufe empfangen hatten.

O eine betrübte Deformation (sagen wir) der sogenannten Reformierten! Der Herr wolle es ihnen vergeben und ihren Seelen bei ihrem blinden Eifer gnädig sein!

Siehe durchgehend in Balthasar Hubmaiers Klage über Zwingli. Ferner, in der Vorrede an den unparteiischen Leser, welche dem Opferbuche vorgesetzt ist über das Jahr 1615, Buchstabe I. Endlich, Chronik von dem Untergange, gedruckt 1617, Pag. 1031, Col. 2.