Auf dieselbe Weise wie die Juden mit dem Hirten umgegangen sind, so gehen ihre Nachfolger noch mit seinen Schafen um. Ein solcher Fall hat sich auch im Jahre 1569 zugetragen, wo nämlich die von Kortryck nach Meenen gekommen sind, und dort einen Bruder, Pieter der Alte genannt, gefangen genommen haben. Als sie aber damit noch nicht zufrieden waren, sind sie des Freitags Nachts vor Ostern wieder gekommen und haben Jan Watier, Jan von Raes, Wouter Denys, Francois, einen Zimmermann, und Kalleken, Witwe des Anpleunis von dem Berge (welcher zuvor auch aufgeopfert worden war) gefangen genommen. Diese wurden so fest gebunden, daß es einen jammerte es anzusehen. Jan Watier sagte: Ist hier jemand von Komen, der grüße mir mein Weib, und sage ihr, daß sie Gott fürchte. Darnach wurden sie nach Kortryck geführt; dort lagen sie drei Wochen lang und wurden so genau verwahrt, daß niemand zu ihnen kommen konnte, welcher sie getröstet oder ihnen zugesprochen hätte; auch wurden sie scharf gepeinigt, daß sie andere ihrer Glaubensgenossen angeben sollten, aber Gott bewahrte ihren Mund, Der alte Mann, Jan von Raes, musste zweimal auf die Folterbank; gleichwohl hat er niemanden in Ungelegenheit gebracht. Als Jan Watier wieder nach dem Gefängnisse geführt wurde, war es jämmerlich anzusehen, wie er gemartert war; alle seine Glieder schienen zerbrochen zu sein.
Als man sie vor Gericht führte, sagten sie: Nun ist die Wahrheit auf der Gasse gefallen, denn, was lauter und klar ist, mag nicht zum Vorschein gebracht werden. Es haben sich auch die fünf Brüder und eine Schwester einander mit dem Worte Gottes getröstet und mutig gemacht. Sie wurden unschuldig zum Feuer verurteilt und dem Scharfrichter übergeben, traten auch freudig vor, als solche, die sich nach ihrem Vaterlande sehnten, um daselbst ewiglich im Frieden zu sein. Zuerst hat Petrus seine Augen aufgeschlagen, geseufzt und gesagt: O Herr! Steh’ deinem Knechte bei, und stärke ihn in seiner letzten Not, rechne ihnen auch dieses nicht zur Missetat, sondern bekehre sie, denn sie wissen nicht was sie tun. Jan Watier sprach zu den Herren: Wenn wir euch etwa beleidigt haben, so vergebt es uns; wir vergeben euch auch gern alles, was ihr an uns verschuldet habt; aber lasst euch an diesem unschuldigen Blute genug sein, und vergießt nicht mehr. Pieter sagte zum Volke: Wollt ihr zum Leben eingehen, so sucht zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit, und alles, was euch ferner nötig ist, soll euch zugeworfen werden. Ferner sagte er: Dies ist die enge Pforte, wodurch wir eingehen; hier gehen wir nach Hause, wo wir des Abends sein werden. Wouter Denys sagte: O Herr! Strafe sie mit dem Hammer deines göttlichen Wortes, damit sie erkennen lernen, in wen sie gestochen haben, und sich bekehren. Pieter sagte abermals: Diese Glieder, die mir Gott gegeben hat, will ich gern zu seiner Ehre übergeben, denn er wird mir sie dermaleinst wenn ich auferstehen werde, wiedergeben.
Nachdem sie nun alle ihr Gebet getan hatten und an den Pfählen gebunden standen, riefen sie offenherzig: O himmlischer Vater! In deine Hände befehle ich meinen Geist. Also haben sich diese sechs Freunde, als treue, wiedergeborne Kinder Gottes und auserwählte Schafe Christi durchgekämpft, die bis ans Ende standhaft geblieben sind und mit ihrer Aufopferung hier einen seligen Abschied genommen haben.
Wouter Denys hat auch einige Briefe aus dem Gefängnisse geschrieben, von denen drei die hier folgen, in unsere Hände gekommen sind.