Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.541

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2.541  Des Adrian Janß, Hutmacher dritter Brief, geschrieben an die Brüder und Schwestern.

Ich, Adrian Janß, gefangen zu Ryssel, um des Namens des Herrn und des Zeugnisses meines Gewissens willen, wünsche meinen herzlich geliebten Brüdern und Schwestern, meinen Glaubensgenossen in dem Reiche Gottes und der Geduld unseres Herrn Jesu Christi viel Gnade, Barmherzigkeit und Frieden, wie auch ein standhaftes Gemüt bis an das Ende eures Lebens von Gott, dem himmlischen Vater, der ein rechter Vater aller Barmherzigkeit, und ein Gott allen Trostes ist, der uns in aller unserer Trübsal tröstet und von Jesu Christo, unserm Herrn, Erlöser und Heiland, der uns von dieser gegenwärtigen hoffärtigen Welt, nach dem Willen Gottes, seines Vaters, erlöst hat, samt der Kraft und dem Trost seines Heiligen Geistes. Dieses wünsche ich euch zum christlichen Gruße in dem Herrn und zum freundlichen Abschiede.

Ferner, nebst einem gebührlichen und christlichen Gruße, kann ich, meine werten und in Gott geliebten Brüder und Schwestern in dem Herrn, nicht unterlassen, um der Gemeinschaft willen, die wir miteinander in dem Herrn durch das Evangelium gehabt haben, euch zum Troste und zur Freude eures Gemütes, ein wenig von der Gnade zu schreiben, die mir von Gott widerfahren ist, sodass ich wohlgemut und zufrieden bin (der Herr sei für seine Gnade gelobt, die er an mir beweist) wie ich denn durch seine Gnade hoffe, daß er meine Sache zu seinem Preise ausführen werde, warum ich ihn auch täglich bitte, denn ich begehre nichts anderes, als daß sein Name durch meine schwachen Glieder verherrlicht werden möge, und ich bitte meine lieben Brüder und Schwestern in dem Herrn, daß sie auch mit mir Gott bitten, daß er mich stärken wolle, damit ich das Feld erhalten möge in Christo Jesu, unserm Herrn; ich hoffe, daß er euer und mein Gebet erhören werde; denn der Prophet David sagt: Der Herr tut, was die Gottesfürchtigen begehren; er erhört ihr Schreien und hilft ihnen. Weil ich nichts begehre, als was zu seiner Verherrlichung gereicht, so hoffe ich auch, daß er uns erhören werde. Ich hoffe, eurer nicht zu vergessen in meinen Gebeten zu Gott, sondern eurer eingedenk zu sein, wie es den Gliedern des Leibes zukommt in Christo, und gleichwie ich euch mit meiner geringen Gabe, die ich von Gott empfangen, gedient habe, als ich noch bei euch war, so muss ich euch nun auch noch in meinem Gefängnisse ermahnen und mit dem Apostel sagen: Ich Gefangener in dem Herrn ermahne euch, daß ihr wandelt, wie es eurem Berufe zukommt, worin ihr berufen seid von Gott mit aller Demut, Sanftmut, und Langmut, und daß ihr einander in der Liebe ertragt, und fleißig seid, die Einigkeit zu halten im Geiste durch das Band des Friedens. Ja, wie ihr den Herrn Jesum Christum angenommen habt, so wandelt auch in ihm, und seid gewurzelt und gegründet in ihm, und gedenkt allezeit der vergangenen Tage, in welchen ihr erleuchtet worden seid, und was ihr dem Herrn verheißen habt, als ihr euch in seinen Bund begeben habt, ihm nämlich in Heiligkeit und Gerechtigkeit euer lebelang zu dienen. Darum, meine lieben Brüder und Schwestern in dem Herrn, wandelt treulich vor eurem Gotte, der euch in seine Gnade gerufen, von der Finsternis zu seinem wunderbaren Lichte, und euch zu seinen Söhnen und Töchtern angenommen, mit seinem Heiligen Geiste erleuchtet und sein Reich verheißen hat.

Darum sage ich noch einmal: Wandelt, wie es sich für euren Beruf gebührt, in der Liebe Gottes und eures Nächsten; habt einander lieb, wie es Brüdern und Schwestern zukommt, und lasst eure Herzen sich nicht zu sehr bekümmern mit zeitlicher Nahrung, damit eure Herzen sich nicht abkehren, denn durch viele Sorgen werden die Herzen Gott entfremdet. Darum, meine lieben Brüder und Schwestern in dem Herrn, sage ich mit Christo: Wacht und betet Tag und Nacht zu Gott, und seid denjenigen Menschen gleich, die auf ihren Herrn warten, damit, wenn er anklopft, sie ihm sofort auftun mögen. O wie selig sind die Knechte, die der Herr wachend findet; sie werden mit ihm in das Reich Gottes eingehen und alles ererben!

Hiermit will ich meine lieben Brüder und Schwestern dem Herrn anbefehlen, der mächtig ist euren Schatz zu bewahren, und euch das Erbe zu geben unter allen, die geheiligt werden. Gute Nacht, meine lieben Brüder und Schwestern in dem Herrn, gute Nacht, bis wir in das Reich Gottes kommen! Es ist hier zum Schreiben nicht gut eingerichtet.

Geschrieben von mir, Adrian Janß, Hutmacher, gefangen um des wahren Zeugnisses unseres Herrn Jesu Christi willen.