Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.172

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2.172  Hierauf folgt des Peter zweiter Brief, worin er Abschied nimmt.

Hiermit befehlen wir euch dem Herrn, alle ihre lieben Brüder und wünschen euch, dass ihr euren Lauf zu des Herrn Preise vollenden möget, damit ihr die Krone erlangen, bis ans Ende standhaft bleiben und die Seligkeit erwerben möget, denn niemand erlangt den Preis, der nicht ritterlich streitet; darum lauft, damit ihr das Kleinod erlangt, streitet als Ritter des Herrn; nehmt euch fest vor, nicht zu sorgen, wie oder was ihr in der Stunde reden werdet, wenn ihr vor die Obrigkeit werdet gebracht werden, denn der Herr lässt die Seinen, die ihm vertrauen nicht zu Schanden werden, und wenn sie auch als Übeltäter dastehen, so verlässt er doch die Seinen nicht. Den Abend hindurch währet zwar das Weinen, aber des Morgens die Freude, und wenn Er schon um der Züchtigung willen eine Zeitlang zornig ist, so erhält Er uns doch durch seine Gnade im Leben; darum sind wir von Ihm nicht verlassen, obgleich wir mehr Widerwärtigkeiten haben, als die Welt. Meine Brüder, der Knecht ist nicht mehr als sein Herr oder Meister; gedenkt, dass Christus um unseretwillen arm geworden sei und obgleich Er reich und in Herrlichkeit war; dessen ungeachtet hat Er um unseretwillen Schmach erlitten und angenommen, damit wir durch seine Armut reich und durch seine Schmach Miterben seiner Verheißungen würden. Darum lasst uns mit Ihm zum Lager hinausgehen und seine Schmach tragen helfen; lasst uns nach dem zukünftigen Gute uns sehnen; wandelt nicht in der Finsternis, noch beladet euch mit Essen oder Trinken; verwickelt euch nicht in Nahrungshändel oder Sorgen; wandelt als Kinder des Lichtes; seid immer fertig als solche, die allezeit auf ihren Herrn warten, denn Er wird kommen wie ein Dieb in der Macht; rüstet euch, nehmt den Stab in die Hand, umgürtet eure Lenden, wandert nach dem Lande der Verheißung, ihr werdet es einnehmen, wenn ihr anders nicht in Unglauben fallt; es ist lustig und schön, wir haben es von fern gesehen, wofür wir dem Herrn danken und Ihn preisen. Darum ist meine Bitte an euch, dass ihr die Wahrheit liebt, dass ihr mir dem Herrn, danken helft, denn ich habe auch dem Herrn einmal ein Gelübde getan, dass ich Ihm alle Tage meines Lebens leben wollte; solches hat Er mir halten helfen; darum preise ich Ihn, und habe auch solches oft mit ausgestreckten Armen inbrünstig getan. Ich schreibe solches darum, dass ihr nicht vergeßt, dem Herrn zu danken und Ihn zu loben, denn Er ist mehr als all unser Leben; ihr könnt Ihn auch nicht so groß machen, oder Er ist noch wunderbarer. Bleibt in seinen Worten und haltet seine Gebote; habt euch untereinander von Herzen lieb. Auch preisen wir Ihn darum, weil Er seine Zusage treulich hält, indem Er uns freudig macht, wovon ich, liebe Brüder, nicht genug zu schreiben weiß; denn bei unserer Gefangennahme waren wir freudig und ohne Furcht, gleichwie auch vor den Herren; ebenso waren wir auch auf der Brücke und in unserem Gefängnisse voller Freude; hoffen auch ferner, dass uns Gott bis ans Ende Mut verleihen werde. Darum, liebe Brüder, erschreckt nicht, wenn man uns auch mehr als einen Tod antun würde, denn man kann in einer Viertelstunde viel tun; unser Leiden ist doch weit entfernt von der höllischen Pein, und auch mit der zukünftigen Freude nicht zu vergleichen.

Wenn wir diese Angst überstanden haben, und diese Enge durchwandelt sind, werden wir zur Freude und in den weiten Raum gelangen; dann wird man alle Tränen von uns abwischen; wir werden nicht mehr weinen oder schreien, sondern von einer Freude zur andern gehen. Ach, meine Brüder, trachtet darnach, zu seiner Freude einzugehen. Lebt fernerhin christlich, und macht, dass um euretwillen das Evangelium nicht gelästert werde. Seid allezeit sanftmütig und habt ein unbeflecktes Gewissen. In allem, was ihr tut, bedenkt das Ende, dann werdet ihr nimmer Übels tun; vergesst auch nicht des ersten Ernstes in der geistlichen Bekehrung des christlichen Lebens, damit ihr nicht, indem ihr meint, vollkommene Christen zu sein, noch selbst der Besserung des Lebens nötig habt. Seid Gott befohlen und dem Worte seiner Gnade. Wir, Jan, Pleun und Peter grüßen euch im Herrn. Bittet den Herrn für uns, dass wir unsern Lauf zu seiner Verherrlichung vollenden mögen. Wir bitten auch für euch.