Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.519

Zum Inhaltsverzeichnis

2.519  Der dritte Brief des Hansken von dem Wege.

Dieses ist mein seliger Wunsch und heiliger Gruß, dir, Claerken, meiner lieben Schwester, zum ewigen Andenken, damit du heilig leben und selig sterben, und mit einem heiligen Leibe auferstehen mögest, dem Herrn bequem, und sowohl zu deiner Seelen Seligkeit, als auch zum Preise und zur Ehre des ewigen und allmächtigen Gottes des Himmels und der Erde, dessen Namen sei ewiges Lob und Preis und Ehre, von nun an bis in Ewigkeit, Amen.

Ach, liebe und sehr werte auserwählte Schwester, ich wünsche dir aus dem tiefen Grunde meines Herzens und aus dem Innersten meiner Seele viel Gnade und Barmherzigkeit von Gott, unserm himmlischen Vater, der wahrhaftig und allmächtig ist, von welchem alle Dinge sind, und das durch Jesum Christum, unsern Herrn, den Sohn des wahren und lebendigen Gottes, durch welchen alle Dinge sind, derselbe ist der Welt Heiland, insbesondere der Gläubigen. Denn er ist unser Hohepriester, Fürst, Versöhner und Seligmacher durch seinen Tod und kostbares Blut, welches er für uns einmal ausgegossen hat, und das mit großer Sanftmut und Demut in Heiligkeit und gutem Frieden, auch mit großer Kraft, Trost und voller Freude des Heiligen Geistes. Ach ja, der Heilige Geist, liebe Schwester, welcher der höchste Trost unseres betrübten Gewissens ist, wolle dich in alle Wahrheit führen und leiten. Ach, Claerken, liebe Schwester, strebe darnach, und reinige dich dazu, damit du ein Glied an des Herrn Leib und ein Stein an seinem Tempel sein mögest und befleißige dich der Demut, sodass man an dir sehen und wahrnehmen könne, daß du dem Fleische nach dich erniedrigt und dem Geiste nach dich gedemütigt habest, daß der Heilige Geist in dir wohnen möge, und du die Art dessen erzeugen mögest, der in dir wohnt, mit großer Freundlichkeit, Barmherzigkeit, Liebe und Frieden gegen jedermann, nicht zänkisch, nicht schreiend, nicht fluchend, nicht aufgeblasen noch hochmütig, nicht gesinnt die Götzen zu ehren, noch den Menschengeboten zu gehorchen, auch nicht begierig nach schändlichem Gewinne, welchen man doch zurücklassen muss. O ja, liebe Schwester Claerken, fliehe doch alle diese Gräuel und bösen Stücke, und außerdem, was diesen gleich ist. O ja, meide sie, wie du die Schlangen meidest, denn wenn du ihnen zu nahe kommst, so stechen sie dich, daß es kein Mensch heilen kann. Darum, liebe Schwester, scheide dich von allen diesen Gräueln, und rühre nichts Unreines an, sondern trachte darnach, daß du andere in guten Werken übertreffen mögest, damit du tüchtig erfunden werdest, eine Wohnung des Geistes Gottes zu sein, und allezeit die Frucht des Geistes hervorbringen mögest. Denn die Frucht des Geistes ist allerlei Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit; ja, strebe nach dem Himmelreiche, welches lautere Gerechtigkeit, Friede und Freude in dem Heiligen Geiste ist, Amen.

Ich grüße meine liebe, sehr werte, auserwählte Mutter sehr herzlich und freundlich, welche auch meine geliebteste Schwester ist, in dem Herrn, ja, aus aller meiner Herzenskraft grüße ich dich, o liebe Mutter, und wünsche dir allezeit bis in Ewigkeit Jesum Christum, den Sohn des allerhöchsten Gottes, daß er dich mit seiner großen Kraft, wodurch alle Dinge erschaffen sind, auf dem rechten Wege, der zum ewigen Leben, ja zum neuen Jerusalem führt, erhalten wolle, deren Straßen von lauter Gold sind, damit du daselbst durch seine große Gnade eingehen und ewig selig und in ewiger, großer Freude und guter Ruhe sein mögest, und mit dem Herrn aller Herren ewiglich triumphieren und herrschen, und seinen großen, hohen, heiligen Namen ewig loben, preisen und ehren mögest; denn Ehre sei Gott in der Höhe, Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen. Hiermit bleibe dem einigen, allmächtigen Herrn und den ewigen Worten seiner Gnade ewig anbefohlen, Amen.

Gute Nacht, gute Nacht, liebe Mutter, lebe wohl, lebe wohl, ach ja, selig, selig, Amen, Amen.