Nachdem uns durch unsere guten Freunde B. Louwe und H. Vlaming ein Auszug aus einem Briefe, geschrieben im Jahre 1659 am 19. bis 29. Juli, in die Hände gekommen ist, aufgesetzt von einem Prediger in Zürich, der des vorgemeldeten Märtyrers Tod mit angesehen hat, so haben wir für gut befunden, denselben (so viel zur Nachricht nötig ist) hier beizufügen.
Ferner erinnert ihr euch (schreibt er) daß Hatavier Salr. den Hans Landis hat enthaupten sehen, was mir auch noch in frischem Andenken ist, indem ich solches selbst auf der Wolfsstatt gesehen habe; der ganze Vorgang ist mir so neu, als ob er (erst) vor einigen Wochen sich ereignet hätte.
Im Verlauf beschreibt er die Gestalt seiner Person und die Weise seines Todes, indem er sagt: Hans Landis war groß von Gestalt, hatte ein angenehmes Äußere, einen langen schwarzen Bart und eine männliche Stimme.
Als er nach der Wolfsstatt (welches ein zum Enthaupten eingerichteter Richtplatz war) sehr ruhig und wohlgemut an einem Seile hinausgeführt wurde, hat der Scharfrichter, Mr. Paul Volmar, das Seil fallen lassen, seine beiden Hände gen Himmel erhoben und die Worte gesagt: Ach, Gott müsse sich erbarmen; Ihm sei es geklagt, daß du, Hans, mir in solcher Lage in die Hände gefallen bist; vergib es mir um Gottes willen, was ich an dir tun muss.
Hans Landis tröstete den Scharfrichter und sagte, er hätte es ihm schon vergeben; Gott wolle es ihm auch vergeben; er wisse es wohl, daß er der Obrigkeit Befehl vollziehen müsse; er sollte unerschrocken sein und sehen, daß ihn daran nichts verhindere.
Darauf wurde er enthauptet. Nachdem sein Haupt über die Seite gebracht war, fragte der Scharfrichter: Herr Vogt des Reichs, habe ich diesen Mann nach kaiserlichem Rechte und Urteil gerichtet? (sonst war es gebräuchlich zu sagen: »diesen armen Menschen«) – als ob er der Ansicht gewesen, daß er selig und reich gestorben wäre.
Das Volk war der Meinung, daß der Scharfrichter, als er das Seil losließ, dem Hans damit habe Gelegenheit geben wollen zu entlaufen; er wisse auch, daß allgemein gesagt worden sei: Wäre er davon gelaufen, so wäre ihm niemand nachgefolgt, um ihn aufzuhalten. So weit vorgemeldeter Auszug.
Weiterer Bericht. Hier dient noch dasjenige zur Nachricht, was durch glaubwürdige Zeugen berichtet wird, nämlich, daß, als mehrgemeldeter Hans Landis auf dem Richtplatze stand, um getötet zu werden, seine liebe Hausfrau und Kindlein mit betrübtem Geschrei und Jammer zu ihm gekommen seien, um zuletzt noch, als zum ewigen Abschied, ihm gute Nacht zu sagen.
Er aber, als er dieselben ansah, hat gebeten, daß sie ihn verlassen sollten, damit sein guter Vorsatz und wohlgemutetes Herz zu dem bevorstehenden Tode durch ihr Schreien und durch ihre Betrübnis nicht gerührt oder verhindert werden möchte. Als solches geschehen, und er seine Seele den Händen Gottes anbefohlen hatte, hat der schnell darauf folgende Schwertschlag sein Leben geendigt.