Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.161

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2.161  Ein Brief von Hieronymus Segerß, welchen er an sein Weib Lysken Dirks geschrieben hat.

Die Gnade und Barmherzigkeit Gottes des Vaters, die Gütigkeit und Liebe des Sohnes, und die Gemeinschaft und der Friede des Heiligen Geistes, welcher uns vom Vater gesandt ist durch den Namen des Herrn Jesu Christi, zum Trost und zur Freude allen wahren und getreuen Kindern Gottes, welche uns auch treibt, lehrt und unterrichtet, bewahre dein Herz, deinen Verstand und deine Sinne in Christo Jesu, zum Lobe und Preise des Vaters, zum Heile deiner betrübten Seele und zur Erbauung aller Brüder und Schwestern, die den Herrn fürchten und denselben Gott lieben, der allein weise ist, welchem Preis, Ehre, Kraft und Stärke von Ewigkeit zu Ewigkeit sei. Amen.

Mein liebes Weib, ich wünsche dir eine rechte, wahrhaftige, gottselige Liebe, einen rechten, ungefärbten, bußfertigen und ungeheuchelten Glauben, welcher durch die Liebe tätig ist und eine feste Hoffnung und Vertrauen zu Gott, auch eine unbewegliche Standhaftigkeit in deinem Glauben an Gott den Vater und an den Herrn Jesum Christum, Ihm befehle ich dich und dem Worte seiner Gnade. Denn mein liebes Weib Lysken, weil ich mit dir nicht mehr mündlich reden kann, so habe ich dir mit der Hilfe Gottes aus des Herrn Wort ein wenig geschrieben, und obgleich wir dem Leibe nach voneinander geschieden sind, so sind wir doch im Geiste beisammen, denn ich gedenke deiner Tag und Nacht in meinem Gebete und bitte den Herrn, dass Er dich mit seinem Geiste der Wahrheit stärken wolle. Ich weiß sehr wohl, dass es dich noch viel Streit kosten wird, ehe du erlöst werden wirst; auch weiß ich wohl, dass du von den listigen Füchsen und reißenden Wölfen, ja von den Löwen und Drachen, und dem Ottergezüchte sehr versucht werden wirst, welche deine Seele nicht verschonen, sondern dieselbe verderben, verschlingen und ermorden werden. Darum sagt Paulus: Sehet zu, dass euch niemand beraube durch die Philosophie und Schalkheit der Menschen, womit sie uns zusehen, um uns zu verführen. Ja Christus selbst hat uns vorher gesagt, dass in den letzten Tagen viele falsche Propheten und falsche Christen sein werden, und wenn es möglich wäre, würden auch die Auseiwählten verführt werden; aber es ist nicht möglich, denn der Herr bewahret sie mit seinem starken Arme, so dass ihnen die Pforten der Hölle nicht schaden können. Ja es sagt Paulus, dass in den letzten Tagen einige vom Glauben abfallen und den verführerischen Geistern und der Lehre der Teufel anhängen werden, die da verbieten, ehelich zu werden, und die Speise, die Gott erschaffen hat, zu gebrauchen; auch sagt er: Lasset euch nicht verführen durch eitle Worte, denn darum kommt der Zorn Gottes über die Kinder des Unglaubens. Ja, es hat uns auch Christus vor der Lehre der Pharisäer und vor denen gewarnt, welche in Schafskleidern kommen, denn inwendig sind sie reißend Wölfe; an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen, wie Paulus sagt. Verwundert euch nicht, dass des Antichristen Diener sich werden anstellen wie Diener Gottes, denn der Teufel kann sich auch in einen Engel des Lichts verstellen; also kommen sie auch in verstellter Heiligkeit, und werden als Lügner erfunden. Darum siehe, mein liebstes Schaf, wie treulich uns Christus und seine Apostel vor der falschen und listigen Schlange gewarnt haben, damit wir uns von der alten Schlange nicht betrügen lassen sollten, welche der Teufel und Satanas ist, denn dieselbe sucht nichts anderes, als unsere Seelen in die ewige Verdammnis zu stürzen, gleichwie Paulus sagt, dass er um uns herumgehe, wie ein brüllender Löwe, und suche, wen er verschlinge; diesem widerstehet mit einem festen Glauben. Darum bitte ich dich, mein liebes Weib, aus meines Herzens Grunde, weil wir vor den falschen Propheten so treulich gewarnt werden, welche nichts als die Lehre der Teufel haben, und nichts suchen als die Seelen zu verderben und zu verschlingen; ja, ich bitte dich noch einmal, du wollest ihnen kein Gehör geben, und habe auch mit ihnen nichts zu schaffen; denn Paulus sagt: Habt keine Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis, sondern bestraft sie vielmehr; ja, Johannes sagt, dass, wer nicht in der Lehre Christi bleibt, keinen Gott habe; auch sagt Paulus: Wenn auch ein Engel vom Himmel euch ein anderes Evangelium predigen würde, als das wir euch gepredigt haben, der sei verflucht. Wenn sie nun keinen Gott haben, und nichts als eine falsche, ketzerische, verfluchte und teuflische Lehre, wie sollten sie uns etwas Gutes lehren können? Darum hat uns Christus samt seinen Aposteln so treulich gewarnt, dass wir uns von den argen Füchsen und der listigen Weltweisheit und Schalkheit nicht betrügen lassen sollten; denn es wird bis in Ewigkeit kein anderer Grund gelegt werden, als der gelegt ist, nämlich Christus, auf welchen du deinen Bau und dein Fundament gegründet hast; auch mag kein anderes Evangelium gepredigt werden, als was gepredigt ist, an welches du auch glaubst, gleichwie du denn um des Zeugnisses des Evangeliums willen in den Banden liegst.

Darum bitte ich dich, mein liebes Weib Lysken, durch die Barmherzigkeit Gottes, du wollest das Wort des Herrn immer vor Augen haben und dich in deinem Glauben durch die Schalkheit der Menschen, womit sie dir zusetzen, um dich zu verführen, nicht bewegen lassen, denn ich weiß, dass du noch viele Versuchungen wirst leiden müssen. Darum, meine Liebste, siehe nicht auf Menschen, denn der Prophet sagt: Verflucht ist, wer sich auf Menschen verlässt. Ja, vor Menschen sich scheuen bringt zu Fall, sagt der weise Mann. Achte nicht darauf, dass Fleisch und Blut gepeinigt wird, denn das ist der Sonnenbrand, ja das sind die Stürme, wodurch das Werk des Herrn geprüft wird.

Darum bekenne Christum in dieser Zeit, so wird Er uns auch vor seinem himmlischen Vater bekennen, denn Er will den dritten Teil durchs Feuer probieren, wie Gold im Ofen, und was darin übrig bleibet, wird als lauteres Gold erfunden. Auch hast du teilweise schon die Probe ausgestanden, in welcher Probe du standhaft geblieben bist; dem Herrn sei ewig Lob, Preis und Ehre; der gnädige Herr wolle dich stärken, dass gleichwie du angefangen, du auch vor Gott und seiner ganzen Gemeinde als lauteres Gold erfunden werdest.

Also, meine Liebste! Sei standhaft in der Lehre Christi, denn jetzt ist der Tag, wovon Christus geredet hat, dass wir vor Fürsten und Herren geführt werden sollen. Seinen Namen zu bezeugen, und dass wir von allen Menschen verworfen werden sollten; wer aber standhaft bleibt bis an den Tod, soll selig werden. Und Christus sagt: Haben sie mich verfolgt, so werden sie euch auch verfolgen, und es wird die Zeit kommen, dass wer euch tötet, wird meinen, er tue Gott einen Dienst daran. Sehet, sagt der Herr, solches alles habe ich euch vorher gesagt, damit, wenn es geschieht, ihr daran denket, dass ich es gesagt habe. Denn dieses werden sie tun, weil sie weder mich noch meinen Vater erkannt haben; so siehe nun, mein liebes Weib, also hat uns Christus vorher gesagt, wie sie mit uns handeln werden. Darum, meine Liebe! Fürchte dich nicht, sei auch nicht verzagt, ob du nun schon mit Daniel in der Löwengrube gefangen liegest, traue auf den Herrn, er wird dich wohl bewahren, dass du von ihnen nicht beschädigt werden wirst; Er wird dich aus ihren Zähnen erlösen, dass sie dich nicht zerreißen werden; verlasse Ihn nicht, so wird Er dich auch nicht verlassen, denn Er sagt: Wer euch verachtet, der verachtet mich; wer euch verfolgt, der verfolgt mich; wer euch antastet, der tastet meinen Augapfel an; wenn sie nun nicht uns, sondern den Herrn verfolgen, so streite doch tapfer, als ein frommer Streiter Christi, streite um den Ehrenkranz, und wie Er bis an den Tod gestritten hat, so streite auch du, durch Gottes Gnade, denn wer da kämpft, der wird nicht gekrönt, es sei denn, dass er gesetzmäßig kämpfe, sagt Paulus.

Darum, meine Liebe! Waffne dich mit dem Harnische Gottes, und schäme dich nicht. Sein Wort vor den Menschen zu bekennen, sondern gedenke immer der Worte Christi: Wer mich vor den Menschen bekennt, den will ich auch vor meinem himmlischen Vater bekennen; wer sich aber meiner und meiner Worte schämt, dessen werde ich mich auch vor meinem himmlischen Vater schämen; denn wer sein Leben sucht zu erhalten, der wird’s verlieren; wer aber sein Leben um des Evangeliums willen verliert, der wird es finden; wer aber etwas lieber hat als mich, der ist nicht würdig, mein Jünger zu sein; ja, wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, das ist nicht tüchtig zum Reiche Gottes, und Paulus sagt: Das ist je gewisslich wahr, sterben wir mit, so werden wir auch mit leben; verleugnen wir aber Ihn, so wird Er uns auch verleugnen.

Darum, meine Vielgeliebte! Verlasse ja den Herrn nicht; denn wir sind nichts als Staub und Asche, nichts als ein sterbliches Fleisch, welches zwar in Unehre dahinsterben muss, aber mit Ehre wieder auferstehen wird. Darum sei geduldig in der Trübsal, denn es ist der rechte Weg, der zum ewigen Leben führt, welchen alle Heiligen Gottes, die Propheten und Apostel, ja Christus selbst, durchwandelt sind, und alle haben diesen Kelch trinken müssen. Darum siehe nicht auf den Tod, sondern durch den Tod, damit nicht ein anderer dir zuvor komme und dir die Krone nehme. So sei nun, Geliebteste, leidsam in deiner Trübsal und geduldig im Leiden, und warte auf deine Erlösung, gleichwie der Ackermann auf seine Früchte wartet. Selig ist der Mann, der die Anfechtung erduldet, denn nachdem er bewährt ist, wird er die Krone des Lebens empfangen, die Gott allen denen verheißen hat, die Ihn lieb haben. Es sagt ja Christus: Selig ist der Mensch, der um der Gerechtigkeit willen verfolgt wird, denn das Himmelreich ist sein. Ja, wir preisen selig, die erduldet haben, sagt Jakobus. Christus hat auch für uns gelitten und uns ein Exempel gegeben, dass wir seinen Fußstapfen nachfolgen sollten. Da nun Christus gelitten hat, so waffnet euch auch mit demselben Sinne; hiermit stimmen auch die Worte Johannes überein, welcher sagt, dass Christus sein Leben für uns gelassen habe, darum sollen wir auch unser Leben für die Brüder lassen.

Darum, sei nicht verzagt, Auserwählte und Geliebte, vor ihren Bedrohungen, sondern lobe und preise den Herrn hierin, denn Christus sagt: Selig seid ihr, wenn euch die Menschen schmähen und verfolgen um meines Namens willen, seid fröhlich und getrost, denn es wird euch wohl belohnet werben von meinem Vater, der im Himmel ist. Meine sehr Geliebte! Solches ist nicht gesagt, um uns in Traurigkeit zu versetzen, sondern dass wir uns freuen sollen, dass wir würdig sind, um seines Namens willen zu leiden. Paulus sagt: Ihr habt keinen knechtischen Geist empfangen, dass ihr euch abermals fürchten müsst, sondern ihr habt einen kindlichen Geist empfangen, durch welchen wir rufen: Abba, lieber Vater. Derselbe Geist gibt unserem Geiste Zeugnis, dass wir Kinder Gottes sind, wenn wir anders mit leiden, damit wir auch mit zur Herrlichkeit erhoben werden; denn da dieser Zeit Leiden die Herrlichkeit nicht wert ist, die an uns offenbar werden soll, so hat auch kein Auge gesehen und ist in keines Menschen Herz gekommen, auch hat es niemals ein Mund ausgedrückt, als Gott allein, was denen offenbart werden soll, die ihn lieb haben, und sein Wort bewahren. Und Paulus sagt: Dass es nicht genug sei, dass ihr an Ihn glaubet, sondern dass ihr um seinetwillen leidet.

Darum, meine Geliebteste! Sei doch eine freiwillige Braut zum Streite geschickt, denn Er wird dich nicht über Vermögen versucht werden lassen, sondern bewirken, dass die Versuchung in der Weise ein Ende gewinne, dass du es ertragen kannst. Und ob auch eine Mutter ihres Kindes vergäße, so will ich doch dein nicht vergessen, spricht der Herr; Er wird dich bewahren wie seinen Augapfel. Darum fürchte dich nicht vor den Menschen, welche wie das Heu vergehen, sondern setze mit Josua und Kaleb deine Reise unverzagt fort nach dem verheißenen Lande, warte mit Noah auf den Tag des Herrn, denn Christus sagt: Meine Schafe hören meine Stimme, und sie folgen mir, aber der Fremden Stimme hören sie nicht, und niemand wird sie aus seiner Hand reißen, denn es ist unmöglich, dass die Auserwählten verführt werden, wie Paulus sagt: Wer kann uns von der Liebe Gottes scheiden? Ja, keine Pein dieser Welt, denn wir wissen, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, indem unsere Trübsal, die zeitlich und leicht ist, uns eine über alles gewichtige Herrlichkeit bringt; weil dies nun des Herrn Wille ist, so hoffe ich, dass auch diese, deine Versuchung dir zum Besten dienen wird, denn der Herr hat deine Zeit bestimmt, diese werden wir nicht überschreiten; darum fürchte dich nicht, denn Gott ist dein Hauptmann, Er ist deine Stärke, Er ist dein Führer, verlasse Ihn nicht, Er wird dich auch nicht verlassen; traue auf Ihn, so wirst du nicht zu Schanden. Sei getreu bis in den Tod, die Krone des Lebens ist dir zubereitet; ich will meinen Leib dem Herrn zum Preise willig aufopfern; ja nicht allein meinen Leib, sondern auch, wenn jedes Glied, ja jedes Haar ein Leib wäre, so will ich sie alle durch die Kraft Gottes zum Preise des Herrn aufopfern, um seine Verheißungen zu erlangen. Denn welche Liebe hat uns der Vater erzeigt, dass wir Gottes Kinder heißen sollen; darum kennt uns die Welt nicht, denn sie kennt Ihn nicht. Meine Liebste, wir sind nun Gottes Kinder, und wir wissen, wenn Er offenbar werden wird, dass wir Ihm gleich sein werden. Ja, Petrus sagt: Wir werden seiner göttlichen Natur teilhaftig werden und werden bei Christus sein und mit Ihm alle Geschlechter richten. Ja, wir werden dem Lamme folgen, wo es hingeht und auf dem Berge Zion das neue Lied singen. Denn wir wissen gewiss, dass wenn unser irdisches Haus dieser Hütte zerbrochen wird, wir einen Bau von Gott erbauet haben, der ewig ist im Himmel; wer wollte dieses faule, stinkende Fleisch, welches nichts ist als ein Haufen Erde, über diese schöne Verheißungen erheben? Ach, siehe doch, welche schöne Verheißungen Christus den Seinen gegeben hat, welche bis ans Ende standhaft bleiben, denn es ist kein anderer Weg zum ewigen Leben, als dieser, in dem von Anfang her alle gerechten Seelen haben leiden und also das Reich Gottes haben einnehmen müssen. Darum, mein geliebtes Weib, weil doch kein anderer Weg ist, so sei doch eine willige Braut, deinen Bräutigam zu empfangen. Dann wirst du mit Preis und Ehre gekrönt werden.

Darum, meine Geliebte, habe ich ein wenig geschrieben, womit du dich durch das Wort Gottes ein wenig stärken kannst, denn Christus sagt: Die Welt wird sich freuen, ihr aber werdet traurig und betrübt sein, doch eure Traurigkeit soll in Freude verwandelt werden und niemand wird eure Freude von euch nehmen können, denn der in uns wirkt, ist stärker, als der in der Welt ist. Und Johannes sagt, dass unser Glaube der Sieg sei, der die Welt überwunden habe. Gedenket immer an Lots Weib und an den Mann Gottes, welchen der Löwe getötet, weil er wider den Befehl Gottes Brot gegessen hat und vom falschen Propheten betrogen worden ist; also laß dich von den falschen Propheten nicht verführen, sondern streite mit dem Propheten David wider den Goliath, so wirst du ihn als Brot aufzehren; denn das Himmelreich leidet nun Gewalt, und die ihm Gewalt antun, reißen es zu sich; denn Josua und Kaleb haben das verheißene Land mit Gewalt eingenommen, und die nicht standhaft blieben, konnten nicht hineinkommen.

Darum laß den Mut nicht sinken, obschon du hier eine kurze Zeit versucht wirst, denn es ist nun sein Wille. Deshalb nimm nun gutwillig von seiner Hand an, was Er dir zusendet, denn Paulus sagt: Wir wissen, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen; es will ja Christus seine wunderbare Kraft und Stärke wider die Drachen und das Otterngeschlecht, ja wider die reißenden Wölfe an dir offenbaren, welche täglich Christo widerstehen und wider dich streiten, um dich zu verderben; aber sei getrost und traue auf Christum. Er wird dich nicht verlassen, denn Er ist deine Stärke; Er sorgt für dich. Er ist dein Beschützer, durch welchen du alle deine Widersacher überwinden wirst, denn Er wird dich mit dem Brote des Lebens, ja mit dem Brote des Verstandes speisen und wird dir vom Wasser der Weisheit zu trinken geben, und wird dich in aller deiner Trübsal trösten, und dir einen festen standhaften Glauben in dein Herz drücken, welchem sie nicht werden widerstehen können. Denn derjenige, der das gute Werk in dir angefangen hat, wird es auch durch seine Gnade und Kraft, zu seinem Preise, bis ans Ende, zu deiner Seele Heil und zur Erbauung aller derer, die den Herrn fürchten, ausführen und vollenden. Derselbe Gott, der dir aus aller Trübsal helfen und dich erlösen, und vor allen Stricken des Teufels und vor aller falschen Lehre bewahren kann, dem sei Preis, Ehre, Kraft, Stärke von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Siehe, mein liebes Weib! Weil ich dir nun weder mit meinen Tränen, noch mit meinem Blute helfen kann, so habe ich dir ein wenig geschrieben, um dich zu trösten und habe dir solches zum Andenken oder Testamente zugesandt, wobei du meiner immer eingedenk sein kannst, wie ich dir vorgewandelt sei, denn ich hoffe, diesen Brief mit meinem Blute zu versiegeln; dass nämlich solches die lautere Wahrheit sei, dafür will ich mein Leben lassen, Gott zum Preise und zur Erbauung aller derer, die den Herrn fürchten, und wie ich durch die Gnade Gottes dir voranzugehen hoffe, so bitte ich auch den Herrn, dass Er dich nachfolgen lassen wolle, wie ich denn auch das Zutrauen zu dir habe, dass du mir durch des Herrn Gnade so standhaft nachfolgen werdest. Auch bitte ich den Herrn, dass Er die Frucht zu seinem Preise anwachsen lassen wolle, damit sie auch würdig erfunden werden möge, um des Namens des Herrn willen zu leiden; also habe ich die Frucht dem Herrn anbefohlen, welcher kräftiger ist, euch zu bewahren, als ich. Der Herr wird euch auch bewahren, wie ich nicht daran zweifle; dazu hoffe ich, dass mein Blut dieses Briefes Siegel sein wird.

Darum befehle ich dich dem Herrn und dem Worte seiner Gnade, dass Er dich in aller Gerechtigkeit, Heiligkeit und Wahrheit bewahren wolle, und obgleich wir hier voneinander scheiden müssen, so weiß ich doch und habe das feste Vertrauen zum Herrn, dass wir im ewigen Leben beisammen sein werden; darum will ich willig mein Opfer tun.

Ach, möchte ich für dich leiden, ich wollte gern mein Fleisch für dich aufopfern. Es tut mir leid, dass ich dir nicht mehr schreiben kann. Hiermit sei dem Herrn befohlen, und sei nicht für das Kind besorgt, denn meine Freunde werden es wohl in Acht nehmen, ja der Herr wird für dasselbe sorgen. Henrich von Deventer lässt dich herzlich grüßen im Herrn, und bittet den Herrn Tag und Nacht für dich, dass du bis ans Ende standhaft bleiben wollest.