Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 3.55

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3.55  Siebenhundert Personen werden zu Bern unterdrückt und verfolgt.

Im Jahre 1671 ist abermals eine schwere Verfolgung über die Taufsgesinnten im Berner Gebiet vorgekommen, welche so streng war, und so lange anhielt, daß es den Anschein hatte, als wollte die Obrigkeit nicht ablassen, bis sie das Volk aus ihrem Gebiet ganz vertrieben oder ausgerottet hätte. Daher ist es geschehen, daß an 700 Personen, klein und groß, genötigt worden sind, ihren Erwerb aufzugeben, ihr Gut, auch viele ihr Blut, ihre nahe Verwandtschaft und ihr irdisches Vaterland zu verlassen und sich miteinander in die Pfalz zu begeben, in der Hoffnung, es werde der Herr es so fügen, daß sie einen Aufenthalt dort finden würden. Wie es nun zugegangen sei, als sie dort hingekommen sind, haben wir selbst mit unseren eigenen Augen angesehen und alles von Ort zu Ort besichtigt, wohin sie gezogen sind, um Wohnungen zu suchen.

Weil wir aber kurz zuvor, ehe wir hinreisten, sowohl von dem verfolgten Volk selbst als andern, die in ihrem Namen und aus ihrem Mund schrieben, einige Briefe empfangen hatten, die die Umstände und den Zustand dieser Verfolgung, wie wir sie aus ihrem Mund gehört haben, sehr wohl schildern, so halten wir für ratsam, dieselben hier beizufügen, damit der christliche Leser, wenn er dieses liest, sich nicht einbilden möge, als ob er eine bloße Erzählung eines Ohren- oder Augenzeugen gehört hätte, sondern damit er die Leute selbst, welche diese Verfolgung erlitten haben, hören möge. Die Briefe lauten, wie folgt: