Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.132

Zum Inhaltsverzeichnis

2.132  Jannyn Bueskyn.

Ein Brief von Jannyn Bueskyn (welchen man Hans Käs-Kaufer nannte), in Berwicke geboren, welchen er zu Gent in seiner Gefangenschaft im Jahre 1550 geschrieben hat

Einen seligen Wandel, einen lebendigen und geistlichen Glauben, Hoffnung und ein wahrhaftiges evangelisches Vertrauen zu Gott dem Vater, und dem Herrn Jesu Christo, unserm einigen Helfer und Seligmacher, wünsche ich meinen geliebten Freunden zu einer fröhlichen Botschaft und zum freundlichen Gruße, damit ihr durch diesen Glauben und durch dieses Vertrauen zu Gott in einem neuen reinen Leben aufwachsen möget, welches Leben man in dem heiligen Evangelium verspürt und in reichem Maße antrifft. O wie selig sind diejenigen, die sich nach dem Inhalte des Evangeliums reinigen und heiligen, ohne welche Reinigung oder Heiligung niemand weder Gott noch den Herrn sehen wird. Folget dem Rate Jesu, welcher sagt: Forscht in der Schrift; ich habe auch sonst nichts getan, gleichwie ich und meine Mitgefangenen vor den Herren des kaiserlichen Rates bekannt haben; darum können sie uns mit Gründen der Wahrheit nicht beschuldigen. Sie haben uns, einen nach dem andern, gefragt, und zwar mich zuerst, ob ich getauft wäre. Ich sagte: Ja, meine Herren. Frage: Wie lange ist es? Antwort: Vier Jahre, meine Herren. Frage: Was hältst du von der Taufe in deiner Kindheit? Antwort: Gar nichts, meine Herren. Frage: Von den Sakramenten der Priester? Glaubst du nicht, dass Fleisch und Blut darin sei und dass es Gott sei? Antwort: Nein, meine Herren; wie sollte solches Fleisch und Blut Gott sein? (sagte ich zu den Priestern Isabels) Legt davon diese Tafel voll, ich will sie alle wegblasen, dass es stäubt; deshalb sind es keine Götter; man kann Gott nicht betasten, oder auf eine leibliche Weise essen. Hierauf fragten sie mich, ob ich dabei bliebe? Ich sagte: Ja, meine Herren, bis man mich mit der Schrift eines Besseren überzeugt. Also hat man mich von dem Rate hinweggeführt; und einen andern zur Stelle gebracht; es haben aber ihrer zehn dasselbe Bekenntnis abgelegt, unter welchen einer nicht getauft ist, der aber gleichwohl bekannt hat, dass es recht und gut sei; er sagte auch, dass er einmal bei einem Lehrer gewesen sei, um getauft zu werden. Hierauf fragten ihn die Herren: Warum taufte er dich denn nicht? Da antwortete die Person, die noch ein junger Geselle und ein freundliches Kind war: Meine Herren, als mir der Lehrer den Glauben vorlegte und mich untersuchte, merkte er wohl, dass ich noch jung an Verstand wäre, und befahl mir, ich sollte die Heilige Schrift noch mehr untersuchen; aber ich begehrte, dass es geschehen möchte. Da fragte er mich, ob ich auch wüsste, dass die Welt solche Menschen töte und verbrenne? Ich sagte: Ich weiß es wohl. Er aber sagte zu mir: Darum bitte ich dich, dass du noch Geduld habest, bis ich wiederkomme: durchforsche die Schrift und bitte den Herrn um Weisheit, denn du bist noch jung an Jahren; so sind wir voneinander geschieden. Es fragten hierauf die Herren: Es ist dir denn leid, dass du nicht getauft bist? Er sagte: Ja, meine Herren. Da fragten sie ferner: Wenn du aber nicht gefangen genommen wärest, würdest du dich taufen lassen? Er sagte: Ja, meine Herren. Da wurde er aus dem Rate geführt. Nun seht, liebe Freunde, dies sind schöne Zeichen und Wunder; tut eure Augen auf, da solche junge Menschen für die Wahrheit ins Gefängnis, ja in den Tod gehen. Wir haben den Herren gesagt, sie sollten alle ihre Gelehrten herbeibringen, wir wollten ihnen mit der Wahrheit beweisen, dass sie alle falsche Propheten seien, und dass sie die Welt fast 1300 Jahre mit ihrer Falschheit betrogen hätten, wollten auch lieber öffentlich auf einer Schaubühne mitten auf dem Markte mit ihnen handeln als im Winkel; aber die Pfaffen wenden alle Mühe an, solches zu verhindern. Also haben wir alle Gelehrten in ihrer Ratsversammlung, vor allen Herren des Rates, zum Wortstreite aufgefordert, wobei auch vier der vornehmsten, gelehrtesten Pfaffen von Gent zugegen waren; solches alles habe ich angehört, denn ich bin mit dabei gewesen.

Darum forschet in der Schrift, welche der Herr euch zu untersuchen gebietet und euch befiehlt, darnach zu tun bei Strafe der Verdammnis eurer Seelen und in das ewige Feuer geworfen zu werden, woselbst ewiges Weinen der Augen und Knirschen der Zähne sein wird. Solche Schriften verbieten euch die Pfaffen zu lesen, und haben darauf die Strafe gesetzt, dass ihr hier euer lebelang von allen Menschen gehasst und euer Leib an einem Pfahle verbrannt werden soll, was bald geschehen ist, wie man sieht. Darum folgen wir lieber dem nach, was der Herr gebeut, obgleich wir eine kleine Zeit Schmach tragen und von den Menschen aus dieser armseligen Welt verstoßen sind; wir ruhen aber lieber in dem Herrn, als dass wir tun sollten, was die Menschen gebieten, und nachher in Ewigkeit, in der abscheulichen Hölle, Gottes Feind zu sein. Darum forschet in der Schrift mit lauterem Herzen nach Gott; der Herr wolle euch Verstand geben. Der Herr sei mit euch; meine Liebe wünsche ich euch.

Von mir, Jannyn Bueskyn, um des Zeugnisses Christi willen zu Gent gefangen. Ich wünsche die Seligkeit allen denen, welche den Herrn mit ungeheucheltem Herzen suchen. Geschrieben im Dunkeln mit schlechten Gerätschaften.