Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.104

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2.104  Noch ein Testament von Johann Nicolaus an sein Weib, 1544.

Wisse, mein herzlich geliebtes Weib, dass ich dir gebiete, dass du niemals von dem Worte des Herrn weichest, sondern tröste dich stets damit, denn das Leiden dieser Zeit ist nichts gegen die Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll, so wir anders im Glauben bleiben. O laß uns dadurch überwinden und nicht abweichen, so werden wir die Krone empfangen, welche der gütige Herr allen denen verheißen hat, die seine Ankunft lieb haben; wenn wir hier bleiben wollen, so lieben wir seine Zukunft nicht; bitten wir Ihn aber um den Heiligen Geist, so wird uns derselbe in allen Stücken durch seine Gnade unterweisen, trösten und stärken. O laß uns beten! Denn durch das Gebet müssen wir alles empfangen. Darum, mein liebes Weib, sei nicht besorgt um die Dinge, die den Leib betreffen, sondern suche das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit, so wird dir alles zufallen. Hiermit befehle ich dich Gott und dem Wort seiner Gnade, welches dich in jeder Versuchung stärken und bewahren kann. Die Gnade des Herrn sei mir Dir und uns allen, Amen. Erziehe meine lieben Kindlein in der Unterweisung des Herrn, das befehle ich dir, und halte dich zu den Guten, denn dieselben haben es gut. Sei nicht um zeitliche Dinge bekümmert, denn was sichtbar ist, muss vergehen. Was du fortbringen kannst, das nimm mit, das übrige vertraue treuen Freunden und ziehe mit deinen Kindlein so weit, dass du vor den Menschen beschützt bist. Erziehe sie in der Unterweisung zum Herrn und halte dich zu denen, die den Herrn fürchten. Mein liebes Weib! Gib dich zufrieden; wenn mich der Herr durch eine schnelle Krankheit zu sich genommen hätte, so hättest du Ihm dafür danken sollen; tue nun dasselbe. Diese Schrift hinterlasse ich dir als Testament; warte alle Tage deines Lebens auf die Zukunft unseres Herrn Jesu Christi; die Gnade des Herrn sei mit dir, Amen.