Ach, mein lieber Sohn, bin ich dir schon hier entnommen, so richte dich doch von Jugend auf nach der Furcht Gottes, dann wirst du deine Mutter wieder haben droben in dem neuen Jerusalem, wo kein Scheiden mehr sein wird. Mein lieber Sohn, ich hoffe, dir nun voran zu gehen, folge mir nach, so lieb als du deine Seele hast, denn es wird zur Seligkeit kein anderer Weg gefunden werden, als dieser ist. So will ich euch denn nun dem Herrn anbefehlen, der Herr wolle euer Beschützer sein; ich habe das Vertrauen zu dem Herrn, daß Er es tun werde, wenn Ihr anders Ihn sucht; habt einander lieb euer Leben lang; nehmt Hansken bisweilen statt meiner in eure Arme, und wenn euch euer Vater entnommen werden sollte, so tragt selbst für einander Sorge; der Herr bewahre euch sämtlich, meine lieben Kinder; küsst einander zum Andenken statt meiner. Gute Nacht, meine lieben Kinder. Mein lieber Sohn, fürchte dich doch nicht vor diesem Leiden, es ist nicht mit dem zu vergleichen, das ewig währen soll; der Herr nimmt die Furcht gänzlich hinweg; ich wusste vor Freuden nicht, was ich tun sollte, als ich verurteilt war. Darum unterlasse nicht, Gott zu fürchten, um solches zeitlichen Todes willen; ich kann meinen Gott für die große Gnade, die Er an mir bewiesen hat, nicht genug danken; noch einmal gute Nacht, mein lieber Sohn Adrian; sei doch stets freundlich gegen deinen unterdrückten Vater, dein ganzes Leben hindurch und bereite ihm keinen Verdruss, darum bitte ich euch alle, denn was ich dem Ältesten schreibe, damit meine ich auch den Jüngsten. Hiermit will ich euch dem Herrn noch einmal anbefehlen; dieses habe ich geschrieben, nachdem ich verurteilt war, und um des Zeugnisses Jesu Christi willen sterben sollte, den fünften Tag im Oktober des Jahres unseres Herrn Jesu Christi, 1573.
Von mir, Maeyken Wens, eurer Mutter, die euch unter vielen Schmerzen geboren hat, zum Andenken. Bewahrt dieses wohl, sowie auch den Abschied, den euer Vater an eure Mutter schrieb, als sie verurteilt war, und eurer Mutter Abschied.