Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.456

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2.456  Der dritte Brief von Jan Hasebroeck.

Die überfließende Gnade, Friede und Barmherzigkeit Gottes, des himmlischen Vaters, durch Jesum Christum, seinen vielgeliebten und werten Sohn, unsern Herrn, müsse sich bei dir vermehren, samt der Kraft und Gemeinschaft des Heiligen Geistes; er wolle dich stärken, trösten und kräftig machen an dem inwendigen Menschen, damit du zu deinem Preise und deiner Seelen Heil in seiner Wahrheit fest und unbeweglich stehen bleiben mögest, bis an das Ende deines Lebens; das wünsche ich dir, meine sehr geliebte und werte Hausfrau und Schwester in dem Herrn, zum herzlichen und freundlichen Gruße, Amen.

Nebst einem herzlichen Gruße, meine vielgeliebte und werte Hausfrau, lasse ich dich wissen, daß ich dem Fleische nach noch wohl auf sei; der Herr müsse für seine Gnade ewig gelobt sein, und daß mein Gemüt noch unverändert sei, in demjenigen zu beharren, was ich (Unwürdiger) in seinem Namen bezeugt und bekannt habe; ich hoffe solches mit meinem Blute zu versiegeln, habe auch das Vertrauen zum Herrn, daß er mir in meiner letzten Not helfen werde, denn Paulus sagt, Hebr 2, worin er gelitten hat, kann er helfen denen, die darin versucht werden. Ach, habe auch das Vertrauen zum Herrn, daß er mir in meiner mein sehr geliebtes und wertes Weib! Wisse, daß ich mich zum Teil erfreut, zum Teil aber betrübt habe, als ich gehört, wie es um dich steht, denn um deiner Krankheit willen war ich betrübt, und als ich wieder vernahm, daß du in deiner Trübsal und Leiden so wohlgemut wärest, freute ich mich wieder sehr und dankte dem Herrn für seine große Gnade und Barmherzigkeit, bitte ihn auch aus meines Herzens Grunde demütig durch Jesum Christum, seinen lieben Sohn, daß er dich trösten, stärken und kräftig machen und dich allezeit in seiner Wahrheit bis an das Ende deines Lebens leiten wolle. Ach, mein vielgeliebtes und wertes Weib! Sei allezeit guten Muts und denke, daß wir durch viel Leiden und Trübsal ins Reich Gottes eingehen müssen, wie alle frommen, gottesfürchtigen Männer, die vor unsern Zeiten gewesen sind, wie denn auch Paulus, Hebr 11, erzählt, daß sie Verspottung, Geißel, Steinigung, ja, Bande und Gefängnis erlitten haben, und durch das Schwert getötet worden sind, daß sie Trübsal und Ungemach erlitten und in Pelzen und Ziegenfellen in der Wüste umhergegangen sind, und daß sie sich in die Höhlen der Erde haben verbergen müssen. Darum, mein liebes Schaf, erfreue dich nun mit allen Frommen, von welchen Paulus sagt, daß sie den Raub ihrer Güter mit Freuden erduldet haben, und daß alle, die gottselig leben wollen in Christo Jesu, Verfolgung leiden müssen. Christus sagt selbst: Haben sie mich verfolgt, so werden sie euch auch verfolgen, haben sie mein Wort gehalten, so werden sie das eure auch halten, ja, haben sie den Hausvater Beelzebub geheißen, um wie viel mehr denn seine Hausgenossen.

Ach, mein geliebtes und wertes Weib in dem Herrn! Es hat uns zwar der Herr mit Trübsal und Leiden heimgesucht, dennoch ist es uns, wie Paulus sagt, nicht allein gegeben an seinen Namen zu glauben, sondern auch um seines Namens willen zu leiden, und gleichwie des Leidens Christi viel über uns kommt, so werden wir auch reichlich getröstet durch Christum. Ach, meine vielgeliebte und werte Hausfrau! Nimm doch des Herrn Züchtigung gutwillig auf, denn er züchtigt einen jeden, den er lieb hat und stäupt einen jeden Sohn, den er aufnimmt; alle Züchtigung aber, wenn sie da ist, dünkt uns nicht Freude, sondern Traurigkeit zu sein; aber nachher wirkt sie denen eine friedsame Frucht der Gerechtigkeit, die dadurch geübt sind.

Ach, mein geliebtes und wertes Weib! Hiermit will ich dich dem Herrn anbefehlen, bitte dich freundlich aus meines Herzens Grunde, daß du an meinen zwei Schäflein keinen Fleiß sparen wollest, denn ich habe das Vertrauen zu dir, daß du tun werdest, wie du mir versprochen hast; ich bitte dich auch freundlich, wenn dir der Herr das Leben so lange fristet, bis sie zu ihrem Verstande kommen, daß du sie im Gehorsam der Wahrheit unterweisest, und daß ihr euch allezeit zu denen halten wolltet, die Gott fürchten, damit wir und sie alle am jüngsten Tage zur rechten Hand des Herrn stehen und seine Stimme hören mögen: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, und ererbt das Reich, welches euch von Anfang der Welt bereitet ist.

Ach, mein vielgeliebtes und wertes Weib und Schwester in dem Herrn! Hiermit befehle ich dich dem allmächtigen Herrn und dem Worte seiner Gnade, und sage gute Nacht, mein liebes Weib! Gute Nacht; der Friede des Herrn sei mit dir, und allen, die den Herrn fürchten. Jan Kaufmann und Hansken lassen dich sehr grüßen, auch lässt Jan Kaufmann sein Weib sehr grüßen; er und der Hansken sind noch wohlgemut, Amen.

Geschrieben von mir, Jan von Hasebroeck, deinem Manne und schwachen Bruder in dem Herrn.