Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.183

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2.183  Sechs fromme Brüder, 1552.

Sechs fromme Brüder, nämlich Lieven Janß, Meynert Hermanß, Peter Thymanß, Reyer Egbertß, Henrich Anthoniß, Claeß Gerbrantß, werden alle, um des Zeugnisses Jesus Christi willen, zu Amsterdam mit Feuer hingerichtet, oder lebendig verbrannt, den 6. August im Jahre 1552.

Das Blut der Märtyrer (sagte einer von den Alten) ist der Same der Kirche; die Rose wächst in und unter den Dornen, so auch die Rose der blühenden Gemeinde Christi.

Dies ist in diesen schweren betrübten Zeiten zu ersehen, worin fast von nichts als von Würgen, Brennen, Morden und Blutvergießen der unschuldigen und wehrlosen Schäflein Christi gehört wurde; dass eben damals vielmehr Personen sich erhoben, ihnen nachzufolgen und ihren Glauben anzunehmen, als die Zahl derjenigen ausgemacht, die zuvor getötet worden sind.

Man trat haufenweise (so zu sagen) in den geistlichen Streit, ja auf die Plätze, wo nichts anderes als der gewisse Tod zu erwarten war, denn ein jeder war bereit, um Gottes willen (wenn er dazu von ihm würdig erkannte würde) ein Opfer zu werden. Es wurde weder Feuer noch Schwert gefürchtet um des Zeugnisses des Herrn willen, denn man sah auf seine tröstlichen und herrlichen Verheißungen, welche er denen, die standhaft bleiben, gegeben hat.

Dieses war im Jahre Christi 1552 im Monate August an sechs frommen Christen zu ersehen, welche aus Babel gegangen waren, und sich zu dem Angesichte des Friedens, zu dem geistigen Jerusalem, der wahren Gemeinde Gottes begeben hatten, wiewohl viele Anfälle und Stürme auf sie getan wurden, sodass sie auch durch den grausamen und schrecklichen Tod des Feuers ihr Leben eingebüßt haben.

Es hat sich aber die Sache so zugetragen, drei von ihnen waren bereits durch die Taufe als Mitglieder der Gemeinde aufgenommen, die übrigen drei aber waren dazu zubereitet. Unterdessen aber wurden sie alle gefangen genommen und nach Amsterdam gebracht, wo sie alle ein gutes Bekenntnis von dem allerheiligsten Glauben, der in ihren Seelen wohnte, getan haben, wiewohl die drei letzten sich darüber beklagten, dass sie noch nicht die Taufe erlangt, zu welcher sie sich (wenn es möglich gewesen wäre) noch vor ihrem Tode begeben hätten.

Summa: Das Todesurteil wurde über sie alle gefällt, nämlich, dass sie (als Ketzer) mit Feuer hingerichtet, das ist (nach dem Sprachgebrauche) lebendig verbrannt werden sollten; diese grausame Art des Todes haben alle standhaft ertragen, wie solches aus nachfolgendem Todesurteile zu ersehen ist, das wir aus dem Buche des Blutgerichtes der Stadt Amsterdam, welches ihnen kurz vor ihrem Tode vor Gericht vorgelesen worden ist, empfangen haben, und welches wir zur vollen Feststellung der vorgemeldeten Sache hier beifügen wollen.