Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.720

Zum Inhaltsverzeichnis

2.720  Nachbericht von der Ursache des Todes der Anneken von den Hove.

Man ist von langer Zeit her der Meinung gewesen (wozu einige Reformierte die Veranlassung gegeben haben), daß die vorgemeldete Anneken von den Hove um des Calvinischen oder sogenannten reformierten Glaubens willen gestorben sei, aber man hat diesem von jeher sowohl durch mündliche als schriftliche Zeugnisse mit Recht widersprochen; unter andern durch einen Brief, der im Monat Juli (als sie aufgeopfert ward) von jemandem von Antwerpen an einen seiner Freunde geschrieben worden ist, worin gemeldet wird (nach päpstlicher Weise), daß sie lebendig bei Brüssel begraben worden sei, weil sie zu den Anabaptisten oder Wiedertäufern gehört habe.

Ein Jahr darauf, nämlich 1598, ist durch öffentlichen Druck die katholische Schutzschrift durch Franciscus Kloster erschienen, worin Blatt 160 die Worte gefunden werden: Auch hat man zu Brüssel der Anneken von den Hove nicht Unrecht getan, weil man mit ihr nach den alten Gesetzen der Kaiser verfahren ist, vielweniger dürfen die Calvinisten die Herren anklagen, denn sie ist als Mennonitin und Wiedertäuferin erfunden worden, von welchen Calvin selbst bekennt, daß sie gestraft werden müssten. Siehe vorgemeldetes Buch, gedruckt zu Antwerpen bei Joachim Trogesius 1598 an dem angeführten Orte.

Nachher ist im Jahre 1601 ein anderes Buch zu Antwerpen, durch Hieronymus Verdrussen gedruckt, herausgegeben worden, genannt Kurze und wahrhafte Erzählung von dem Leiden einiger frommer und herrlicher Märtyrer […], worin sie kurz vor ihrem Ende für eine Wiedertäuferin ausgegeben wird.

Außerdem hat auch ein gewisser Schulmeister und Küster der päpstlichen Kirche zu Aelst, der damals in Brüssel hart an der Steinpforte, wo sie gefangen war, wohnte und ihr öfters zu essen gebracht hatte, mündlichen Bericht davon abgestattet (nach glaubwürdigen Zeugnissen), daß sie einen solchen Glauben und eine solche Religion wie die Mennoniten gehabt habe.

Auch war es damals und kurz darauf zu Brüssel ein allgemeines Gespräch unter denen, die einige Kenntnis von ihrem Glauben hatten, daß sie darin mit den Anabaptisten oder Wiedertäufern einstimmig gewesen sei.