Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.603

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2.603  Jakob von dem Wege, 1573.

Als dieser Jakob von dem Wege, geboren zu Ronse in Flandern, ein Vetter des Mr. Claes, der zu seiner Zeit des Diakon von Ronse, des bedeutendsten Ketzermeisters und Verfolgers der Christen in diesen Ländern, Mitgesell gewesen, zur Erkenntnis der Wahrheit gekommen und derselben mit brünstiger Liebe nachgefolgt ist, wurde er um deswillen aus allen Ländern des Königs von Spanien verbannt, und hat länger als sieben Jahre als ein Flüchtling sehr kümmerlich seinen Aufenthalt suchen müssen, und sich mit Kistenmachen ernährt, womit er mit Weib und Kind die Kost verdient hat, wie er sich denn auch lange Zeit heimlich bei guten Freunden in Flandern, namentlich in Meenen, Halewyn und Bervyk aufhielt. Von da ist er wegen der schweren Verfolgung unter dem Herzog von Alba, und weil er auch des Landes verwiesen war, nach Ryssel, welches drei Meilen davon gelegen, in eine Werkstätte gegangen, um in derselben zu arbeiten.

Als er nun darauf, wiewohl heimlich, mit Weib und Kindern nach Gent gezogen ist, hat es sich einmal zugetragen, daß er zu Christoffel von Leuven, welcher ein Diener des Wortes Gottes war, ins Haus gegangen ist, eben zu der Zeit, als die Obrigkeit von Gent einige ausgesandt hatte, um diesen Christoffel zu fangen, und als sie denselben nicht fanden, wurde Jakob ergriffen und in schwere Gefangenschaft in einen Turm gebracht, der mit sieben Türen verwahrt und verschlossen war. Dort lag er in großer Angst und Not, und hat ernstlich im Geiste und in der Wahrheit zu dem Herrn, seinem Gott, gebeten und gerufen, daß Er ihn darin stärken und gnädige Hilfe verleihen wolle, die ihm damals sehr nötig war, indem viel starke Feinde ihn bestritten und angefochten hatten, denn der Satan, der Beneider alles Guten, brauchte große Gewalt an ihm, um ihn zum Abfalle von dem Herrn, seinem Gott, zu bringen; er ruhte weder Tag noch Nacht, und ging mit List um ihn herum, um seine Seele zu verführen; auch setzten ihm des Satans Boten mit schönklingenden Reden listig zu, als ob sie bei ihm eine tröstliche Erleuchtung gesucht hätten, aber wenn er ihnen Gehör gegeben hätte, sie wären gewiss Mörder seiner Seele gewesen, wovor ihn doch Gott bewahrte; er litt auch große Anfechtung um sein Weib und seine Kinder, denn es fiel ihm sehr schwer, sie zu verlassen; aber um des Herrn willen musste es alles geschehen.

Als er nun eine Zeitlang gefangen gelegen und der Anfechtung und Qual tapfern Widerstand geleistet hatte, ist er zuletzt, weil er nach der rechten Wahrheit wandelte, öffentlich zu Gent verbrannt worden, ungefähr drei Jahre später, als auch sein Bruder Hans, wie wir oben bemerkt haben, um der Nachfolge Christi willen daselbst verbrannt worden ist.

Die Briefe, die uns von diesem Jakob von dem Wege zu Händen gekommen sind, haben wir hier beigefügt, damit der Leser daraus sehen möge, in welchem Glauben er gestanden habe und gestorben sei.