Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 3.7

Zum Inhaltsverzeichnis

3.7  Markus Eder und Hans Poltzinger, 1605.

Im Jahre 1605, den 24. April, sind zwei Brüder, mit Namen Markus Eder, ein Wagner, und Hans Poltzinger, ein Schneider, um ihres Glaubens und der Wahrheit Gottes willen zu Nimbach im Baierlande, als sie durchreisten, verraten und in Verhaft genommen worden. Den 26. April des Morgens früh führte man sie gefänglich nach Riet, wo sie bis in die fünfzehnte Woche gefangen gelegen haben. Unterdessen hat man auf mancherlei Weise mit ihnen gehandelt und gesucht, sie vom Glauben abfällig zu machen. Man hat zwei Jesuiten von der Stadt Oting zu ihnen gebracht, die sie unterrichten und sie ihren Glauben lehren sollten; aber sie blieben standhaft und fest im rechten Glauben und wollten keiner fremden Stimme gehorchen. Die Pfaffen zu Riet sind oft zu ihnen gekommen, um sie zu ihrem Glauben zu bereden, aber die Brüder sagten: Das ist ein Glaube der Abgötterei und Hurerei, ein Glaube der Sünde und Lästerung, wie die Früchte bezeugen. Von ihrem Glauben beseelt, haben sie sich keineswegs überreden lassen, sondern haben sich allezeit nach der Wahrheit und Lehre Christi in Beziehung auf dasjenige wohl verantwortet, was Gott ihnen zu erkennen gegeben hatte; dabei wollten sie bis ans Ende bleiben, sagten sie; und wenn man auch ihnen (durch Gottes Zulassung) das Leben nehmen wollte, so könnte man ihnen doch an der Seele keinen Schaden tun.

Da nun alle falsche Lehren der Pfaffen an ihnen nichts helfen wollten, haben sie auch den Scharfrichter seine Kunst an ihnen probieren lassen; sie ließen sie zweimal sehr scharf peinigen, und wollten von ihnen wissen, wer sie beherbergt hätte, und welche Leute es wären, zu denen sie reisen wollten; aber die Brüder wollten ihnen solches nicht sagen, sondern sagten, sie brauchten solches nicht zu wissen.

Da sie nun nach ihrem Willen mit ihnen nichts ausrichten konnten, ist, nach vielen Verhandlungen, ein Befehl von der Regierung zu Berghausen gekommen, daß man sie mit dem Schwert hinrichten, nachher ober mit Feuer verbrennen sollte.

Als sie nun auf den Richtplatz kamen, hat der Bruder Markus den Scharfrichter gebeten, er sollte Hans zuerst richten, was er auch tat, und nachdem solches geschehen war, sprach Markus zum Volk: Mein Bruder hat überwunden, dasselbe will ich auch tun. Nach diesen Worten wurde der Bruder Markus auch enthauptet, worauf sie beide verbrannt worden sind. Dieses ist den 26. Tag des Monats August in dem vorgemeldeten Jahre geschehen. Dem Scharfrichter war befohlen, er sollte, wenn er bemerken würde, daß sie oder einer von ihnen abfallen wollte, nachlassen und nicht fortfahren möchte, und hätte er auch das Schwert schon gezogen, aber sie sind in ihrer Hoffnung betrogen worden. Also haben diese beiden Brüder von dem Glauben und der Wahrheit Gottes tapfer und standhaft bis in den Tod mit ihrem Blut Zeugnis gegeben. Gott, der ihnen dazu Kraft und Stärke gegeben hat, sei Lob und Dank, in Ewigkeit.

Zur Bestätigung des Vorgemeldeten dient der kurze Bericht, welcher in der Chronik vom Untergang der Tyrannen, gedruckt 1620, im 17. Buch, auf das Jahr 1605, Pag. 1590, Col. 2, gefunden wird.

Im Jahre 1605 (sagt der Schreiber), den 24. April, wurden Markus Eder und Hans Poltzinger, Taufsgesinnte, um des Glaubens willen, zu Nimbach in Baiern verhaftet; man hat sie darauf gefänglich nach Riet geführt, wo sie fünfzehn Wochen gefangen gelegen haben.

Da sie nun dieselben, weder durch die Jesuiten, noch durch die Pfaffen, von dem Glauben abbringen konnten, so haben sie den Henker (verstehe den Scharfrichter) seine Kunst an ihnen auch probieren lassen; sie ließen sie zweimal sehr hart peinigen, und wollten von ihnen wissen, wer sie beherbergt hatte und was es für Leute wären, zu denen sie reisen wollten; die Brüder aber wollten ihnen solches nicht sagen.

Hiernächst sind beide mit dem Schwert hingerichtet, und ihre Leiber, den 26. August desselben Jahres, verbrannt worden.

Vergleiche die zuvor angezogene Chronik mit Jak. Th. Dal. und W. Att. Briefen.