Im Jahre 1561 des Abends vor St. Martinstage hat es sich zugetragen, daß zu Brügge in Flandern einige Christen versammelt waren, welche einander mit dem Worte des Herrn lehrten und zur Besserung des Lebens ermahnten. Als die Herren davon Nachricht erhielten, haben sie des Amtmanns Diener dahingesandt, welche, als sie dort ankamen, hinein gesprungen sind und gerufen haben: Gebt euch gefangen, oder wir durchstechen euch; übergebt auch euer Gewehr und eure Bücher. Darauf haben sie geantwortet: Wir sind das Volk nicht, das sich selbst zu rächen sucht, sondern wir überlassen Gott die Rache, der wird zu seiner Zeit Rache ausüben. Da wurden zwei und zwei aneinander gebunden und nach dem Steine, das ist das Gefängnis, geführt. Sie gingen unverzagt fort, und trösteten einander mit Gottes Wort. Drei derselben sind ihnen entronnen, nämlich Rutsaert mit seinem Weibe und eine Frauensperson, genannt Maeyken; die anderen aber, die auf den Stein kamen, sind fröhlich gewesen. Francintgen Müllerin sprach zu Maeyken: Liebe Schwester, laß uns daran gedenken, daß das Himmelreich nahe ist, und laß uns unserm Bräutigam von Herzen getreu sein.
Jelis und Hansken Parmentier haben vor Freude ein Lied gesungen. Auf St. Martins Tag wurden sie vor die Herren gebracht, wo sie ihren Glauben ohne Scheu bekannt, auch dabei gestanden haben, daß sie nach dem Befehle Christi recht getauft wären.
Es haben aber diese zehn Brüder und zwei Schwestern ungefähr dreißig Tage auf dem Steine gesessen, wo sie Gott lobten, ihm dankten und sich zubereiteten, um seines Namens willen zu leiden; unterdessen sind sie noch einmal vor die Herren gebracht worden, wo sie abermals ihren Glauben bekannten und sagten, daß sie dabei fest verharren wollten.
Am zehnten Dezember sind ihrer sechs aufgeopfert worden, nämlich Adrian Brael, Lukas Hendriks, Martin Amare, Nikasen Amare, Hansken Liß und Andreas Müller, welche einander furchtlos trösteten und untern andern Worten sagten: Nun ist der Kampf gekämpft, der Lauf ist fast vollendet, wir haben Glauben gehalten, fernerhin ist uns (wie Paulus sagt) die Krone des Lebens beigelegt.
Des andern Tages, den elften Dezember, sind die andern sechs getötet worden, nämlich Anthonius Kente, Hansken Parmentier, Jan R., Jelis Outerman, Francintgen Müllerin und Maeyken Trams, welche auch ihrem Bräutigam mit Lampen und dem hochzeitlichen Kleide geziert, ohne Scheu und freudig mit solcher Liebe entgegengegangen sind, daß sie auch um seinetwillen den bittern Tod nicht gescheut haben. Francintgen rief einer von ihren Bekannten zu und befahl ihr, die Brüder und Schwestern in dem Herrn herzlich zu grüßen und ihnen zu sagen, daß sie sehr geneigt sei, für des Herrn Namen zu leiden und wie ihr Bräutigam beherzt streiten wollte.
Sie sind sämtlich um des Namens Gottes und seiner Wahrheit willen erwürgt und verbrannt worden; nun sind sie in der Ruhe, und erwarten die Zukunft unseres Herrn, welcher ihr Leiden rächen wird.