Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.373

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2.373  Der erste Brief, den Mattheiß Servaes aus dem Gefängnis an H. K., seinen Bruder in dem Herrn, und auch seine andern Mitglieder geschrieben hat.

Die heilsame Gnade Gottes und der Friede unsers Herrn und Heilandes Jesu Christi vermehre sich vielfältig bei allen Gläubigen durch die Handreichung und Salbung des heiligen Geistes, Amen.

Hiermit, meine sehr geliebten Brüder in dem Herrn, lasse ich euch wissen, wie es noch gut um mich stehe, sowohl nach dem Fleische als nach dem Geiste, nach Leib und Seele, ja, nach dem Aus- und Inwendigen; denn ich achte es alles sehr gut zu sein, es sei Freude oder Traurigkeit, ja, es sei Leben oder Sterben, denn ich lebe nicht mir selbst, sterbe auch nicht mir selbst; lebe ich aber, so lebe ich dem Herrn, und sterbe ich, so sterbe ich dem Herrn; denn ich bin in seiner Hand. Niemand wird mich ihr entreißen, dessen bin ich gewiss, ja, ich halte nun Sterben für mein Gewinn. Ich habe Lust abzuscheiden und bei Christo, meinem Herrn, zu sein, denn es gereicht mir alles zum Troste, was mir begegnet. Ich liege nun hier zur Förderung des Evangeliums und meine Bande werden offenbar, allein dem Herrn, wie ich hoffe, zum Preise und nicht mir, und auch allen Frommen, die in gleicher Züchtigung stehen, zum Troste und zur Stärkung in ihrem Vorhaben. Darum erfreue ich mich in meinem Leiden, daß ich dazu von dem Herrn würdig gemacht bin, um seines Namens willen Schmach zu leiden (dessen ich mich noch unwürdig erkenne), um die Trübsal zu erfüllen, die an seinem Leibe noch übergeblieben und auf seine Glieder fortgeerbt worden ist. Wenn nun des Leidens Christi viel über uns kommt, so finde ich noch mehr Trost durch Christum, der mich in allem meinem Leiden reichlich tröstet; durch seine Hilfe wird es mir und auch allen denen gelingen, die Ihn für das höchste Gut erkennen und daraus Ursache nehmen, Ihn über alles zu lieben, sodass sie um seinetwillen alle Dinge gern hassen und verlassen, damit sie allein von dem Geliebten geliebt werden. Solches alles aus kindlicher Liebe zu vollbringen, wünsche ich euch und mir und allen denen, die es von Herzen begehren, durch Jesum Christum, unveränderlich bis ans Ende, Amen.

Ferner, mein lieber Bruder H. und alle, die gesetzt sind über die Seelen der Menschen zu wachen, nehmt doch fleißig eures Amts wahr, damit ihr nicht faul, schläfrig oder nachlässig darin erfunden werdet, sondern daß ihr treue Wächter sein mögt, welche die Herde Christi recht und aufrichtig ausführen und weiden, und das mit aller Sanftmut und Demut; ja, wie ein Vater über seine Kinder, der das Unrecht seiner Kinder scharf straft; und obgleich er sie nicht dahin bringen kann, wohin er sie gern hätte, so kann er doch ihrer aus väterlicher Liebe nicht vergessen, daß er sie nicht für seine Kinder halten sollte und obgleich er sich oft in seinem Herzen um ihres Ungehorsams und ihrer Torheit willen betrübt, so lässt er doch nicht nach, sie zu züchtigen und zu unterweisen, in der Hoffnung, daß sie sich endlich noch in Gehorsam fügen werden; ja, obgleich es ihm viel Traurigkeit und Kummer verursacht, so achtet er doch solches nicht, hört auch nicht auf, sie zu ermahnen, zu züchtigen und zu strafen. Ein Gleiches tut auch ihr, haltet an mit Lesen, Ermahnen und Bestrafen, und das in aller Bescheidenheit in der Furcht Gottes; seid nicht zu scharf, damit sie dadurch nicht erbittert werden, aber auch nicht zu sanft, damit sie dadurch nicht faul und fahrlässig werden. Darum braucht (wie der rechte Samariter bei dem Verwundeten) Öl und Wein an ihnen; ihr versteht (wie ich glaube) wohl, was ich meine; darum seid weder faul noch unachtsam in der Gabe, die euch gegeben ist; seid dem treu, der euch treu geachtet, und euch zu seinen Dienern und Haushaltern über sein Geheimnis angenommen hat; nun aber erwartet man von den Haushaltern nicht mehr, als daß sie treu seien. Darum seid auch fleißige Arbeiter des Herrn in seinem Ackerwerke und treue Bauleute in seinem Hause; seid doch fleißig, mit dem Pfunde zu wuchern, das ihr von dem Herrn empfangen habt, und denkt an die Strafe des faulen Knechtes, der seines Herrn Geld nicht auf Wechsel gelegt, sondern dasselbe in seinem Schweißtuche in die Erde vergraben hat.

Denkt daran (sage ich) meine lieben Brüder, und lasst es euch zur Warnung sein, wie Salomo meldet, daß ihm des Faulen Acker und des Narren Weinberg zur Warnung gedient habe, wenn er Folgendes sagt: »Ich ging vor dem Acker des Faulen und vor dem Weinberge des Narren vorüber, und sieh, es waren eitel Nesseln darauf, und stand voll Disteln und die Mauer war eingefallen. Als ich das sah, nahm ich es zu Herzen (sagte er) und schaute, und lernte daran.« So auch ihr, meine lieben Brüder, seid sorgfältig und durchgrabet fleißig des Herrn Weinberg mit dem Pfluge, oder der Haue, die daß Wort Gottes ist und die harten Steine zerschmettert, womit die Nesseln und Dornen den guten Samen, der hinein geworfen ist, nicht unterdrücken, verderben oder ersticken. Nehmt auch das scharfe zweischneidige Schwert, und schneidet damit in des Herrn Weingarten die unfruchtbaren, bösen und verdorbenen Reben ab, damit die anderen demjenigen desto gesündere und kräftigere Früchte bringen mögen, der den Weingarten gepflanzt hat. Beseht euch die Mauern des Weinbergs wohl, unterbaut sie, wo sie etwa anfangen zu weichen, und wenn einige Lücken darin wären, so stellt euch davor und macht sie zu; sind sie hier oder da niedergefallen, so baut sie schnell wieder auf, damit die Füchse nicht in des Herrn Weinberg laufen, ihn durchgraben und verderben. Und, was soll ich mehr sagen? Weidet die Herde Christi treulich, und wacht mit aller Sorgfalt über der Menschen Seelen. Befleißigt euch auch zu bestrafen; handelt und urteilt im Gerichte und Vergeben ohne Ansehen der Person, und gedenkt, daß das Urteil des Herrn und nicht euer sei. Darum erwägt die Sache allezeit wohl auf der Waagschale des Wortrs Gottes, damit alles, was ihr straft, urteilt und vergebt, auch vor Gottes Gericht recht geurteilt, gestraft und vergeben sei, damit also euer Urteil mit Gottes Urteil, eure Strafe mit Gottes Strafe und eure Vergebung mit Gottes Vergebung übereinkomme. Hütet euch auch, daß ihr es in der Meidung nicht übertreibt, damit sie euch nicht zum Falle gereicht. Denn die Meidung ist zwar gut, wenn man sie nicht missbraucht, sondern sie allein braucht, daß Ärgernis verhütet werde (wozu sie auch verordnet ist); darum muss man zusehen, daß man damit nicht ein kleines Ärgernis zu verhüten suche und dadurch ein größeres anrichte. Lasst euch das erste Gebot, das Verheißung hat, angelegen sein, nämlich: »Ihr Kinder, seid euren Eltern gehorsam wie dem Herrn.« Dieses ist ein ausdrückliches Wort; darum seid sorgfältig hierin, zeigt aber allen Abgefallenen ein freundliches Angesicht und ermahnt sie mit aller Freundlichkeit wegen desjenigen, was sie übergeben und verlassen haben, und wovon sie abgefallen sind, ich meine diejenigen, bei welchen die Ermahnung angewandt ist; Lästerer aber und Spötter soll man unberücksichtigt lassen. Dieses schreibe ich euch nicht, liebe Brüder, als ob ich euch damit etwas Neues mitteilen wollte, sondern damit ich euch das Alte zu Gemüt führe, denn ich hätte gern, daß man sorgfältig wäre, und die eine Schriftstelle nicht so streng und scharf hielte, daß man die andere dadurch bräche; es fallen bisweilen einige so plötzlich auf die Meidung ohne alle Bescheidenheit und Mitleiden mit den Gefallenen, daß ich dieserhalb besorgt bin, denn wären wir gesinnt, wie unser Herr Jesus, so wären wir vollkommen, wie unser Vater im Himmel vollkommen ist; darum lasst uns von Herzen an seine Langmut denken und daran, was er mit uns erlitten habe, und lasst uns auch so gegen unsere Mitknechte uns erweisen, damit wir niemandem etwa Anstoß und Ärgernis geben, weder der Welt, noch der Gemeinde Gottes.

Seid auch nicht nachlässig der Menschen Seelen zu suchen, wo ihr einige Hoffnung habt, dahin begebt euch, und sagt nicht: Es wird verlorene Arbeit sein; legt zuvor eure Hand an den Pflug in der Furcht des Herrn, bittet den Herrn, daß er den Segen gebe, ihr aber pflanzt und begießt. Bittet den Herrn, daß er das Gedeihen und das Wachstum gebe, will es aber ja keinen Fortgang gewinnen, so seid ihr frei, denn ich habe mich oft beschuldigt befunden, daß wir (zu des Herrn Preis) die Seelen der Menschen nicht mehr gesucht haben. O Brüder, hütet euch vor uneinigen Zungen! Wohin ihr kommt, da macht Frieden, wenn es mit Gottes Gnade geschehen mag. Ach, meine lieben Brüder, wie geht mir der Handel vom Oberlande so sehr zu Herzen, nicht daß ihr meinen sollt, als ob ich zweifle, o nein, meine Brüder, denn ich habe noch dieselbe Überzeugung, wie sie mein an sie geschriebener Brief ausspricht, sondern ich bin allein wegen der Zwietracht besorgt, wodurch viele verderbt werden, die unschuldig sind, und es gern gut sehen; ich weiß nicht, wie man es vor Gott verantworten wird. Ach, möchten diejenigen, die hierin schuldig erfunden werden mit Weinen vor Gott niederfallen, und ihre Sünden büßen! Desgleichen liegt mir auch das Niederland am Herzen und ich hätte gern, daß ihnen geholfen und sie in gute Ordnung gebracht würden, denn es mangelt noch viel an ihnen; doch sind sie mir von Herzen lieb, aber ich hätte gern, daß die Hoffart bei ihnen noch mehr abgelegt würde, und daß sie bedenken möchten, was sie für ein Volk sein sollten und wozu sie berufen sind, daß sie sich darnach richten, und daß die Ältesten, wenn man sich versammelt, nicht zu Hause bleiben; ich sage nicht, daß ihm für jetzt zu helfen sei, ihr nehmt es auch mit von Herzen an. Ach, meine lieben Brüder, haltet euch doch klein und niedrig in euren eigenen Augen, und habt keinen Wohlgefallen an euch selbst, und denke keiner, ich habe dieses getan und dergleichen; dem ist nicht so, der Herr tut alles allein, und das durch die Menschen, darum gebt ihm auch allein den Preis. Halte sich niemand höher als andere, ja einer achte den andern höher als sich selbst, und ein jeder beuge sich unter den andern; durch Demut diene einer dem andern; ich fordere von allen Brüdern und Schwestern, daß sie sich vor allen denen hüten, welche die Gemeinde verlassen. Sagt auch, wenn ihr könnt, dem L., daß er sich in der Gnadenzeit wohl bedenke; wie wird er sich wohl am Gerichtstage verantworten können? Denn sein eigenes Gewissen (wenn er es recht bedenkt) klagt ihn an und beschuldigt ihn. O L., o L., kehre um, denn du hast nicht das Beste erwählt! Ach, meine Brüder, was habe ich wegen der Verschiedenheit der Leute leiden müssen, darum hütet euch vor Spaltung. Suche den Frieden, so viel ihr könnt, und jagt ihm nach. O meine lieben Brüder! Welche Lästermäuler habe ich vor mir gehabt. Cassander, ein kleiner schwacher Mann von Körper, welcher Joachim, den Zuckerbäcker, abgeführt hatte, ist bei mir gewesen, und hat mir mit Hinterlist sehr nachgestellt, um meine Gemüt damit zu fangen; er hat mir ein gedrucktes lateinisches Buch vorgelesen, worin enthalten war, daß die Kindertaufe ein klarer Befehl sei, und durch die ganze Welt ohne irgendeinen Widerspruch als ein einträchtiger Gebrauch beobachtet werde; er bezeugte auch, jedoch nicht mit der Kraft der göttlichen Schrift, daß sie solches von den Aposteln empfangen hätten. Als ich nun seine Behauptung mit dem neuen Testamente vernichtete, sagte er: Wenn ich dieses verneinte und nicht glaubte, wie ich dann glauben könnte, daß das neue Testament recht wäre, denn, sagte er, wir hätten ja dasselbe von denen empfangen, welche die Kindertaufe für recht bekennten; es wären auch noch viele Schriften gewesen, die man Apostolische Schriften genannt, sie wären aber von denselben nicht für gut erkannt, sondern verworfen worden; sie aber geben Zeugnis, daß alle Lehrer bekannten, daß dieses, nämlich das neue Testament, die rechte Apostolische Lehre sei und so auch ihre Taufe; er wollte sagen, wenn wir das Eine verwerfen wollten, wie wir das Andere behaupten wollten; denn, sagte er, du musst es von ihnen her glauben, sonst kannst du es nicht wissen.

Ebenso verhält es sich auch mit der Taufe, fuhr er fort, wenn wir Recht hätten, so müsste daraus folgen, daß in 1500 Jahren keine Kirche gewesen wäre. Hiervon haben fast alle gehandelt, die mit mir gesprochen haben, denn es sind viele Menschen bei mir gewesen.

Es war damals, wie sie sagten, eben einer aus Ägypten gekommen, diesen brachten sie auch zu mir; derselbe gab vor, sie hätten die Kindertaufe in Ägypten von dem Kämmerlinge empfangen, welcher von Philippus getauft worden ist, und daß er von keiner andern Taufe wüsste; wenn aber ein alter Mensch, der nicht getauft wäre, die Taufe begehrte, dem müsste man zuerst den Glauben vorhalten; solches, sagten sie, wäre dort der einzige Gebrauch allezeit gewesen, und wenn sich jemand dagegen gesetzt hätte, dem sei geantwortet worden: Wir haben solchen Gebrauch von den Aposteln; aber ich habe alles mit dem neuen Testamente vernichtet, und gesagt, ich wollte das gerne annehmen, was damit übereinstimmt, auch dasselbe durch die Hilfe Gottes glauben und sonst nichts. Da musste ich abermals hören, daß das neue Testament von den Lehrern auf uns gebracht worden wäre, denn wenn wir es von ihnen nicht hätten, so könnten wir nicht sagen, ob es recht oder unrecht wäre. Dieses wiederholten sie oft. Ich antwortete: Es half dem assyrischen Könige nichts, daß ihn Gott zur Bekehrung seines Volkes gebrauchte, weil er sich selbst nicht bekehrte; ebenso half es auch Pharao nichts, als er böse war, daß die Kraft Gottes an ihm erkenntlich und offenbar wurde; ebenso war auch die Weissagung des Kaiphas über Christum (wiewohl sie wahr war) ihm doch nicht nützlich oder förderlich, weil er selbst der Lehre Christi nicht gehorsam war; hiermit gab ich Gott allein die Ehre, daß wir sein Wort von ihm hätten. Hierauf versuchten sie mich mit Bitten und Flehen zu bewegen, als sie aber damit nichts ausrichteten, fingen sie an, mir scharf zu drohen, und als sie merkten, daß solches alles nichts helfen wollte, sondern verlorene Arbeit wäre, haben sie mich und unsern Bruder Hermann am 17. Juli gepeinigt, aber doch sei dem guten Gotte Dank gesagt (der die Seinen nicht verlässt, sondern sie zur rechten Zeit in Leiden und Trübsal tröstet), er hat unsern Mund bewahrt, daß sie nicht ein Wort (nach ihrem Willen) von uns erlangten, worum sie uns fragten; aber den Hermann haben sie nicht stark gepeinigt. Der Hauptgrund zu unserer Folter ist der gewesen, daß wir sagen sollten, wie viel Lehrer wären, wie sie hießen und wo sie wohnten, wo ich in der Stadt gelernt hatte, wie viel ich getauft hätte, wo mir das Lehramt übertragen worden wäre, welche Lehrer dabei gewesen wären, ich sollte die Obrigkeit für Christen und die Kindertaufe für recht erkennen. Da presste ich meine Lippen zusammen, übergab mich Gott, litt geduldig und dachte an des Herrn Wort, wo er sagt: »Niemand hat größere Liebe als die, daß er sein Leben für seine Freunde lässt. Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch gebiete.« Auch dachte ich daran, was Johannes sagt, daß man das Leben für die Brüder lassen soll. Es scheint, als hätte ich noch viel zu leiden, aber der Herr hat es allein in seiner Hand, und ich kann sonst um nichts bitten, als daß des Herrn Wille geschehe.

O meine Brüder! Wissen und Sprechen gilt hier nicht, sondern ein lebendiger Glaube, welcher mit der Kraft der Liebe, der Geduld, der Hoffnung und mit dem Gehorsame geziert ist, und daß man dann aus Kraft des Glaubens mit den drei Männern Sadrach, Mesach und Abednego sagen möge: »O Nebukadnezar, es ist nicht nötig, daß wir dir darauf antworten! Sieh, unser Gott, den wir ehren, kann uns wohl erretten aus dem glühenden Ofen, und dazu auch uns, o König, von deiner Hand erretten, und wenn er es nicht tun will, so sollst du dennoch (o Antichrist) wissen, daß wir weder deine Götter ehren, noch das Bild oder die zwei goldenen Kälber, die du aufgerichtet hast, anbeten!« Und wenn sie dann mit hohen Worten nach menschlicher Weisheit, ja, mit sanften und flehenden Worten sich unterstehen würden, jemanden zu unterweisen, daß man dann auch aus des Glaubens Kraft sage: »Gehet von mir, ich will von euch nicht unterrichtet sein!« und nachher stillschwiege; lässt man sich aber mit ihnen ein (mehr als die Not erfordert), so wird man nicht ohne Schaden davon kommen. Darum wollte ich, daß hiervon alle Gefangenen unterrichtet würden.

Es sind wenige Tage vorüber gegangen, ohne daß wir nicht miteinander Unterredung gehalten haben; gleichwohl habe ich mich in dem Bekenntnisse und im Reden sehr kurz gefasst, obwohl oft drei oder vier Stunden verbraucht worden sind. Ach, warnt doch alle Gefangenen (wo ihr könnt), daß sie alle Versuchungen zurückweisen, und gedenkt unserer Tag und Nacht mit Bitten zu Gott; ebenso steht auch unser Gemüt gegen euch; ich begehre auch, daß ihr alle Gläubigen mit dem Kusse der Liebe von uns grüßen wollt.

O wie liegen mir alle Gläubigen in meinem Herzen, sodass ich ihrer sehr selten vergesse; ja, ich gedenke ihrer vor dem Herrn, so viel mir durch Gottes Gnade möglich ist, mit ernstlichem Bitten und Begehren. Ich kann euch nicht viel schreiben, denn die Zeit und Gelegenheit sind teurer als Gold bei mir. Schreibt uns nicht; über die Ursache warum, denkt selber nach. Der Gott Israels wolle euch und uns bewahren, Amen.

Mattheiß Servaes, euer Bruder und Gefangener des Herrn um der Wahrheit willen. Wegen den Kindern, welche die Gemeinde aufzuziehen hat, bleibe ich bei der Ansicht, die ihr von mir gehört habt. Die Gnade unsers Herrn Jesu Christi sei mit uns allen, Amen.