Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.86

Zum Inhaltsverzeichnis

2.86  Tjaert Reynertß, im Jahre 1539.

Auch war um das Jahr 1539 ein gottesfürchtiger Hausmann, namens Tjaert Reynertß, welcher nicht weit von Harlingen in Friesland wohnte, wo er von den blutdürstigen Papisten vieles um der Wahrheit willen hat leiden müssen. Die Ursache seiner Gefangenschaft ist gewesen, weil er Menno Simon aus Mitleiden und brüderlicher Liebe in seinem großen Elende heimlich in seinem Hause beherbergt hatte; als dieses die Beneider ausgekundschaftet haben, ist er dieserhalb ergriffen und grausam verhört worden; derselbe aber, als ein frommer Held und Zeuge Jesu, hat in seiner größten Not seinen Schöpfer nicht verleugnen wollen, sondern hat den Glauben der ewig bleibenden Wahrheit ohne Scheu und unerschrocken vor den Tyrannen und Blutdürstigen bekannt. Deshalb ist er an dem bezeichneten Orte als ein Oberster der Mörder, nach dem Vorbilde seines Herrn Jesu, auf das Rad gelegt worden, obgleich er ein Zeugnis auch von seinen großen Feinden hatte, dass er ein recht frommer Mann gewesen.

In dieser Zeit ist die Tyrannei und Verfolgung der gottesfürchtigen Christen sehr grausam gewesen, so dass die neidischen Papisten, welche die Wahrheit hassten, die Portraits vieler der ausgezeichnetsten Lehrer und Vorsteher der Gemeinde Jesu Christi abmalen und an die Pforten und öffentlichen Plätze anschlagen ließen, und eine Summe Geldes darauf setzten, wenn jemand dieselben dem Scharfrichter oder Henker in die Hände liefern würde.

Unter denselben ist der gottesfürchtige und für Gott eifernde Menno Simon einer der vorzüglichsten Lehrer und Ältesten in dieser blutigen und gefährlichen Zeit gewesen, welcher in seiner herrlichen Ermahnung und seinen Schriften aus Gottes Wort so überzeugend gewesen ist, dass keiner seiner Widersacher sich hat unterstehen dürfen, in öffentlichen Schriften ihm frei unter die Augen zu treten, obgleich er dieselben hierzu zu verschiedenen Malen mit großem Ernste aufgefordert hat, durch welche heilsame Lehre, christliche Ermahnung und wirkende Kraft des Allerhöchsten dieser Menno Simon eine sehr große Menge Menschen aus dem verfinsterten Papsttume, ja, von den stummen Götzen zu dem lebendigen Gott gezogen, bekehrt und Gott gewonnen hat. Aus diesem Grunde sind des Antichristen Diener desto erbitterter über ihn geworden und haben, um solches zu dämpfen und zu verhindern, gegen den Obenerwähnten um das Jahr 1543 einen schrecklichen Befehl durch ganz Westfriesland ausrufen lassen, dass allen Übeltätern und Totschlägern die Strafe ihrer begangenen Bosheit erlassen, dabei des Kaisers Gnade, Freiheit des Landes und außerdem hundert Karlsgulden zugesagt sein sollten, wenn sie Menno Simon den Scharfrichtern und Peinigern in die Hände liefern könnten. Wenn gleich nun diese Beneider über die Maßen tyrannisch und mit großer Bitterkeit nach seinem Blut gedürstet und ihn zu töten gesucht und verfolgt haben, so hat ihn dessen ungeachtet der starke Gott bewahrt und gegen die Hoffnung aller seiner Feinde wunderbar beschützt, sodass sie ihren tyrannischen Mutwillen an ihm nicht ausüben konnten, denn er ist nicht weit von Lübeck auf dem Wüstenfelde im Jahre 1559, den 13. Januar im 66. Jahre seines Alters eines natürlichen und von Gott ihm zugeordneten Todes gestorben.

Wem es gefällt, der lese Menno Simons gegen Gellius Faber, Blatt 23, wo er von dem Opfer dieses Tjaert Reynertß etwas finden wird.