Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.283

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2.283  Wolfgang Mair und Wolfgang Huber, 1559.

In diesem Jahre 1559 sind zwei Brüder, namens Wolfgang Mair und Wolfgang Huber im Lützenburger Lande um des Glaubens willen gefangen genommen und nach Titmain geführt worden; von dort hat man sie nach Salzburg gebracht, in welchen Ortschaften sie beide große Pein, Elend und Tyrannei haben schmecken und leiden müssen. Wolfgang Mair ist zweimal auf die Folterbank gebracht und jedes Mal entkleidet und scharf gepeinigt worden; aber man konnte ihn nicht dazu bewegen, daß er etwas gesagt hätte, das seinem Glauben zuwider gewesen wäre. Der Landschreiber sagte: Du musst sagen, wer dich ins Haus genommen oder beherbergt habe, oder du musst auf der Folterbank sterben. Er erwiderte: Sterbe ich, so sterbe ich; ich will doch nichts wider mein Gewissen reden, noch diejenigen verschwatzen, die mir Gutes getan haben; darauf haben sie mit Foltern nachgelassen und die Pfaffen sind mit mancherlei Anlockungen zu ihnen gekommen, haben mit ihnen sehr viel gehandelt, auch sie durch Bedrohungen und Bitten abzuwenden gesucht, und ihnen mit vielen Lästerworten alle Hoffnung aufgekündigt; aber diesem allen haben sie mit Ernst widersprochen, und haben die Wahrheit mit großem Eifer verteidigt, denn der Herr hat ihnen eine solche Kraft gegeben, daß sie ihr Leben um der Wahrheit willen schon übergeben hatten.

Nachher hat man ihretwegen viel beratschlagt, insbesondere unter den Pfaffen; einmal war beschlossen, sie sollten ihr Leben lang gefangen sitzen. Gott aber machte diesen Beschluss zunichte. Darnach sind sie noch von dem Einen und dem Andern sehr versucht worden, die sie von ihrem Glauben abfallen machen wollten; aber es war umsonst. Sie machten sie alle mit dem Worte Gottes zu Schanden, und bezeugten ihnen ohne Scheu, daß ihr Glaube der Weg der göttlichen Wahrheit in Jesu Christo sei, wobei sie durch die Hilfe Gottes standhaft bleiben wollten, man mochte auch dagegen sagen oder anfangen was man wollte. Darauf hat man sie abermals von Salzburg nach Titmain geführt, um ihr Todesurteil zu empfangen. Als man nun aber ihr Todesurteil ablas, widersprachen sie denselben scharf, daß es nicht wahr wäre; ihr Glaube wäre keine Ketzerei oder Verführung, sondern zu allen Dingen nützlich. Es weinten aber einige Weiber aus Mitleiden, als man sie aus der Stadt führte, daß sie um des Glaubens willen auf solche Weise getötet werden sollten. Sie aber sagten: Ihr dürft um uns nicht weinen; weint aber über euch selbst und über eure Sünden; auch sangen sie vor Freuden, daß ihr Ende und ihre Erlösung nahe vor der Tür wäre. Als sie auf dem Richtplatze waren, rief der Bruder Wolfgang Mair dem Volke zu: Heute will ich meinem Gott ein rechtes Brandopfer bringen, meine Gelübde bezahlen und die Wahrheit Gottes mit meinem Blute bezeugen; also sind sie mit dem Schwerte hingerichtet und sodann mit Feuer verbrannt worden, und haben auf solche Weise ihr zeitliches Leben getrost, tapfer und ohne Furcht übergeben, um das ewige Leben zu ererben.

Einige, die an ihrer Gefangenschaft und an ihrem Tode die meiste Schuld hatten, sind von dem Urteile Gottes merklich getroffen worden, sodass einige derselben nicht lange gelebt haben, andere sind keines natürlichen Todes gestorben, sondern dergestalt von Gott heimgesucht worden, daß man wohl hat merken können, daß sie von dem Zorne Gottes ergriffen und gestraft worden sind.