Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.327

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2.327  Johannes Schut, im Jahre 1561.

Auch ist im Jahre 1561 noch ein tapferer Held und Streiter Jesu Christi, genannt Johannes Schut, in der Stadt Vreden in Westfalen, weil er Christo nachfolgte und nach dem heiligen Worte Gottes lebte, in die Hände der Tyrannen und Verfolger gefallen; er hat dort schwere Haft und Bedrohungen des Todes erlitten und durch Gottes Gnade ertragen. Als er gebunden vor die Herren gebracht wurde, um von seinem Glauben Rechenschaft zu geben, hat er auch freimütig bekannt, daß er nach Gottes Wort glaube.

1. Fragten sie ihn nach seiner Taufe, und was er von der Kindertaufe hielte. Er antwortete, er wäre auf seinen Glauben getauft, wie solches Christus, sein getreuer Heiland, Mk 16, uns befohlen, daß man die Taufe allein den Gläubigen und nicht den unvernünftigen Kindern mitteilen soll, und daß er niemals in der Heiligen Schrift von einer Kindertaufe gelesen habe, weshalb auch solches keineswegs mit Gottes Wort erwiesen werden könne, sondern die Taufe käme allein denen zu, die ihr sündhaftes Leben gebessert hätten. Sie fragten ihn mit Ungestüm, ob er nicht gesinnt wäre, davon abzustehen. Er antwortete, es sei ihm keineswegs nützlich, daß er Gottes Wort verlassen und des ewigen Todes sterben sollte, sondern er wollte lieber um der Wahrheit willen leiden, und wäre auch die Pein noch so groß,

2. Von des Herrn Abendmahle hat er auch gründlich vor ihnen bekannt, daß man solches nach der Einsetzung Christi halten müsse, und daß man sich dabei mit demütigem Herzen seines bittern Leidens und unschuldigen Todes erinnern soll, und wie er sein teures Blut für uns arme Sünder am Kreuze vergossen habe.

3. Haben sie ihn alle mit vielen Worten gefragt, ob Christus, unser Heiland, nicht von Maria Fleisch und Blut wäre; da aber dieser Punkt ein Hauptartikel des christlichen Glaubens ist, so hat er auch gründlich dahin geantwortet, er habe diese ihre Behauptung niemals in Gottes Wort gelesen. Er fragte sie: Wie sollte der von der Erde sein können, den Gott der Vater vom Himmel herniedergesandt hat? Aber die reine Jungfrau Maria hat ihn vom Heiligen Geiste empfangen, und er ist durch die Kraft des Allerhöchsten ein Mensch geworden, sodass das Heilige, das von ihr geboren worden ist, der Sohn des allerhöchsten Gottes genannt wird, ohne daß er auf irgendeine Weise des besudelten und sündlichen Fleisches des Menschen teilhaftig geworden wäre, sondern es ist das Wort (nach dem Zeugnisse Johannes) Fleisch oder Mensch geworden, sodass man die Herrlichkeit des eingeborenen Sohnes des Vaters betastet und gesehen hat. Dadurch sind die Verheißungen Gottes, daß Christus aus dem Geschlechte Davids kommen sollte, in ihm vollkommen erfüllt worden, durch welchen wir alle, die wir verloren waren, erlöst und mit Gott versöhnt worden sind.

4. Fragten sie wegen ihrer Obrigkeit, ob sie nicht von Gott wäre. Er antwortete: Ja, zum Schutze der Frommen und zur Strafe der Übeltäter, und von Gott verordnet, um ihre Länder in Frieden zu regieren.

5. Fragten sie ihn, was er vom Ehestande hielte. Er antwortete, daß ein Mann mit einem Weibe zusammen in den Ehestand verbunden seien, und daß diese Treue durch nichts als Ehebruch wieder geschieden werden möge, worin er der Lehre Christi, Mt 19, nachgefolgt ist.

6. Fragten sie ihn wegen Aufruhrs und Meuterei, aber er antwortete, daß er nichts von solchen bösen Dingen hielte, sondern daß er und auch seine Mitbrüder unterrichtet waren, ihre Feinde zu lieben, und denen wohlzutun, die ihnen Übels täten und sie verfolgten; daß auch nichts anderes von ihm und seinen Mitbrüdern in Wahrheit gehört werden würde.

7. Fragten sie ihn, wer sein Hauptmann wäre. Er antwortete, es wäre solches Christus mit seiner Lehre, dieser hätte ihn in Frieden berufen. Bei diesem seinem getreuen Heilande und seiner gesegneten Lehre hoffe er zu bleiben, und solches mit seinem Tode und Blute zu befestigen.

Darauf haben ihn die Tyrannen zum Tode verurteilt, und er ist mit dem Schwerte gerichtet worden. Der oberste Richter aber, der dieses Urteil gefällt hatte, hat, als er wenige Tage nach dem Tode des Johannes Schut an dem Leichnam vorüber ritt, spottender Weise gerufen: Schut, singe uns nun ein Liedlein; weil Schut in seinem Trübsale guten Muts gewesen, und viel im Gefängnisse und als er zum Tode hinausging, gesungen hat, worauf den Richter ein Schlagfluss getroffen hat, daß er zu niemandem mehr redete, sondern kurz darauf gestorben ist. Viele haben dafür gehalten, es sei solches eine Rache und Strafe Gottes für ihn gewesen.

Leset von dieser Geschichte sein eigenes Liedlein im alten Liederbuch, welches anfängt: O Herr, ich mag wohl klagen.