Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.79

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2.79  Johann Styaerts und Peter, im Jahre 1538.

Um dieses Jahr 1538 sind in Flandern zwei Verwandte gewesen, der eine Styaerts und andere Peter genannt. Diese zwei jungen Gott suchenden Blümlein wohnten bei ihren Eltern im Dorfe Mereedor, in Flandern gelegen. Als sie nun mit Ernst nach Gott eiferten und in der Heiligen Schrift forschten, haben sie gar bald gemerkt, dass nach der Lehre Christi das Zeichen der Begrabung der vorherbegangenen Sünden, der Auferstehung mit Christo und des Wandels in einem neuen Leben den gläubig Wiedergeborenen die christliche Taufe im Wasser nötig sei, und nachdem sie darnach ein Verlangen hatten, sind sie nach Deutschland gereist, um ihre Glaubensgenossen aufzusuchen; als sie aber daselbst ihr Verlangen nicht befriedigen konnten, sind sie bald wieder zu ihren Eltern in Flandern zurückgekehrt, und haben daselbst den Herrn ihren Gott mit Ernst gesucht, so dass sie ein gutes Zeugnis hatten, den Armen viel Gutes taten, und mit Zachäus sagten: So sie jemand betrogen hätten, so wollten sie es vielfältig wiedergeben. Als solches die päpstlich Gesinnten, welche gegen das Licht der Wahrheit Hass und Feindschaft hetzten, merkten, haben sie diese gedachten beiden jungen Schäflein aus den Wohnungen ihrer Eltern zu Mereedor abgeholt und sie in der Nähe von Gent in ein Dorf, Vinderhout genannt, gebracht, woselbst sie dieselben in einer Grube hart gefangen gesetzt haben. Als ihre Schwester einmal zu ihnen kam, ihnen reine Hemden brachte, sagten sie zu ihr: Sie könnten dieselben nicht vor den Würmern schützen, welche in ihrer Speise wären und diese zehrten auch an ihren Kleidern, Hemden und an ihrem Leibe. Auch sagten sie: Hier ist eine Bibel; der Inhalt derselben sowie die Ursache ihrer Bande würde wohl nach ihrem Tode an den Tag kommen. Der vorgemeldete Styaerts ist einmal aus dem Gefängnisse gelassen worden, um einer leiblichen Krankheit willen, und hätte (wie man meint), wohl die Freiheit erlangen mögen; gleichwohl ging er gutwillig wieder ins Gefängnis und war willig, mit seinem lieben Bruder um des Namens Jesu willen zu sterben. Also hat man sie nach einer gewissen Zeit zur Schlachtbank geführt. Der erste von ihnen, welcher getötet werden sollte, war Peter; derselbe hat (indem er seine Augen gen Himmel erhob) dem Johann Styaerts getrost zugerufen: Mein lieber Bruder! Streite tapfer, denn ich sehe den Himmel über uns offen! Sie sind aber zu Vinderhout beide mit dem Schwert hingerichtet worden. Also sind auch diese beiden mehrgedachten jungen Zweige in dem Vorhofe des Herrn von dem grausamen Tiere, welches aus der See hervorgekommen ist, verzehret und verschlungen worden, aber über ihre unsterblichen Seelen haben sie keine Gewalt gehabt; diese haben ihre Zuflucht zu Gott genommen, wo sie ewig in unaussprechlicher Freude leben werden. Als nun ihre Eltern von Mereedor nach Vinderhout reisten und nach ihren Kindern fragten, sagten die Einwohner zu ihnen, sie seien bereits mit dem Schwerte hingerichtet worden. Und also sind sie ihrer Kinder durch diese Tyrannen beraubt worden.