Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.196

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2.196  Noch ein Brief oder ein Bekenntnis von demselben Joos Kind zum Preise des Vaters

Ich, Joos Kind, um des Zeugnisses in Christo Jesu gefangen genommen, bitte und ermahne alle lieben Freunde und alle lieben Brüder und Schwestern in dem Herrn mit der Gnade des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, und bitte durch deren Gnade, daß sie nicht nur meine Bitte oder Ermahnung beherzigen, oder darnach leben, sondern daß sich ein jeder (wie ich hoffe, durch die Hilfe Gottes) befleißigen wolle, die Warnung des Herrn zu beobachten und sich die Besserung des sündlichen Lebens angelegen sein zu lassen, gleichwie ich auch nicht zweifle, es werde ein jeder solches tun, der den Herrn von ganzem Herzen fürchtet; denn die Schrift sagt: Wer den Herrn fürchtet, wird Gutes tun; ja, die Furcht Gottes ist der Weisheit Anfang. Weil uns nun die Furcht Gottes zu den Tugenden leitet, so lasset uns den Herrn fürchten, denn Christus Jesus fordert uns solches mit seinem gesegneten Munde ab, indem er sagt: Fürchtet nicht die den Leib töten, aber die Seele nicht töten können, sondern fürchtet den, welcher, nachdem er getötet hat, auch Macht hat, Seele und Leib in die ewige Verdammnis zu werfen. Darum ermahne ich euch mit diesen Worten, und nicht nur mit diesen Worten, sondern auch mit dem ganzen Inhalte der Schrift, daß ein jeder Fleiß anlegen wolle, um solches zu bewahren, denn Christus sagt: Wer meine Wort hört und bewahrt sie, den will ich mit einem weisen Manne vergleichen, der sein Haus auf den Felsen gebaut hat, und als ein Platzregen fiel und Stürme kamen, und die Winde wehten und gegen das Haus stürmten, so ist es doch nicht umgefallen, denn es war auf einen Felsen gegründet. Und wer diese meine Worte hört und tut sie nicht, der ist gleich einem törichten Manne, der sein Haus auf Sand gebaut hat, und als ein Platzregen fiel und die Stürme kamen, und die Winde wehten und auf das Haus stürmten, so fiel es und sein Fall war groß.

Darum bemühe sich ein jeder, Fleiß anzulegen und seiner selbst wohl wahrzunehmen, und sich von dieser gefährlichen Zeit zu befreien, denn Paulus sagt: Erkauft die Zeit, denn es ist böse Zeit. Darum nehmt die Zeit wahr und ermahnt euch untereinander, denn die Not erfordert es, und waffne sich ein jeder wohl, gleichwie uns Paulus ermahnt, denn wir haben nicht allein mit Fleisch und Blut zu kämpfen. Solches hat Paulus recht gelehrt; solches will ich nun euch anbefohlen haben, dem Herrn sei Lob, der mir mit diesen Waffen so treulich beisteht, und mir auch nun, wie er verheißen hat (wenn wir vor solche geführt werden sollten, daß er uns einen Mund zu reden geben wolle), den Mund geöffnet hat; ihm müsse Lob gesagt sein; darum streite ich tapfer durch des Herrn Wort, und habe meinen Feinden schon fünfmal tapfer widerstanden; aber nicht nur meinen Feinden, sondern den Feinden des Kreuzes Christi, wie ihr ferner vernehmen werdet.

Wisst deshalb, daß ich auf denselben Tag, den man in Babel St. Thomas nennt, als ich in dem Gefängnisse lag, in welchem ich allezeit zu liegen pflegte, nachmittags gesehen und gehört habe, daß fleischliche und weltliche Herren ins Gefängnis gekommen sind, bei welchem auch der Oberamtmann gewesen. Da kamen die Diener und sagten: Joos, komm heraus; ich sagte dann in meinem Herzen: Herr, öffne meine Lippen; mein Mund soll dein Lob verkündigen. Unterdessen kam ich hinein vor dieselben. Da zogen Ronse und Polet ihre Kappen ab und sagten: Joos, Gott grüße dich, und neigten ihre Häupter vor mir. Ich nahm auch meine Kappe (Bonnet) ab und sagte: Gott ist mir wohl solches Grußes würdig, und wohl noch mehreres; ich bin bereit, um seines Namens willen diese Glieder, welche er mir durch seine Gnade gegeben hat, wieder zu seinem Preise abzulegen; der Herr ist mir wohl so viel wert, denn er hat uns auch so hoch geachtet, daß er für uns des bitteren Todes gestorben ist. Da sagten die Kellermeister: Joos, hast du dich noch nicht bedacht? Willst du noch nicht abstehen? Ich entgegnete: Ja, allezeit von Übeltaten; warum aber fragt ihr mich das nicht, als ob ich noch in der Bosheit herumlief und allerlei Ungerechtigkeit ausübte? Sie sagten: Du hättest in die Predigt gehen sollen. Auch fragten sie nach meinem Glauben, welchen ich ihnen ohne Scheu bekannte. Sie sagten: Rede mit uns und sage uns, ob du dich noch nicht bedacht habest? Joos: Mit euch lasse ich mich nicht ein, denn ihr seid nicht von Gott, wie sollte ich an euch glauben? Christus ist für mich gestorben, an ihn glaube ich, ihr aber solltet wohl nicht für mich sterben, ebenso wenig dieser oder jener Diakon (denn es waren zwei Diakone gegenwärtig, Ronse und Olymacher), auch würde wohl der Pfarrpfaffe oder ein anderer nicht für mich sterben; ich bin auf den Tod eingesperrt worden; lasst mich los und sterbt ihr für mich. Frage: Wer lehrt solches? Joos: Christus, wenn er sagt: Ein guter Hirte liebt seine Schafe und lässt seine Leben für seine Schafe. Ihr sagt, daß ich verdammt sei, wenn ich in diesem verharren würde. Ronse: Ja. Joos: Es ist aber ein Wunder, daß ihr mich töten wollt, weil ich einen Entschluss gefasst habe, um welchen ich verdammt sein soll; lasst mich gehen, bis ich einen besseren Entschluss gefasst. Antwort: Wir wollen von dir scheiden. Joos: Ja wohl, und mich übergeben. Polet: Paulus hat auch einige in die Hände des Teufels übergeben. Joos: Dasselbe tut ihr auch; ihr habt mich verdammt, seid damit zufrieden und überantwortet mich nicht in der Richter Hände; dies hat Paulus nicht getan, und auch Christus hat nicht so gelehrt, Mt 28 und Mk 16, wo er sagt: Geht hin und predigt das Evangelium allen Kreaturen; aber Christus sagt nicht, daß ihr diejenigen, die euch nicht glauben wollen, in Gefängnisse sperren oder ihnen schwere Fesseln an die Beine legen sollt. Haben sie alle Christo geglaubt, die ihn predigen gehört? Haben sie alle den Aposteln geglaubt, die sie gehört haben? Antwort: Nein. Joos: Sind denn diejenigen getötet worden, welche den Aposteln nicht geglaubt haben? Antwort: Nein. Joos: Woher kommt es denn, daß die Apostel solches nicht getan haben, und daß ihr, die ihr sagt, ihr seid der Apostel Statthalter, euch untersteht, uns zu töten, wenn wir auch wirklich, wie ihr sagt, böse wären, aber ihr habt eine bessere Meinung von uns als ihr sagt. Polet: Das will ich dir sagen; hast du nicht gelesen, wie Elia die Baalspfaffen getötet habe? Joos: Ja, ich habe, und eben das mangelt noch, um euch zu überwinden, denn ihr dient dem Baal noch mehr, als sie taten; auch prasst und schlemmt ihr viel mehr mit Isabel als sie taten. Antwort: Was geht dich das an? Du siehst allezeit unsere Werke. Joos: Christus hat mich gelehrt, den Baum an den Früchten zu erkennen und sagt, daß ein böser Baum keine guten Früchte tragen kann, noch ein guter Baum böse, und wie er weiter von dieser Sache redet; und ich sagte: Weil eure Werke nicht gut sind, so halte ich euch nicht für gut. Frage: Bist du denn gut? Joos: Das habt ihr mich noch nicht sagen gehört; es ist niemand gut als Gott, und wenn wir auch sagten, daß wir gut wären, was wir doch nicht tun, so sagt ihr dagegen, daß wir böse seien, und das um der Ursache willen, die du anführtest, als wir im Rathause waren, nämlich, daß wir, was man uns noch nicht zumuten wird, diejenigen töten, die unsere Lehre nicht annehmen wollen. Ronse: Das sage ich noch. Joos: Wo hast du solches an mir gesehen? Habe ich auch jemanden erstochen oder totgeschlagen, oder auch nur ein Haar gekrümmt, um meiner Lehre willen, welche ich, nach eurer Behauptung, als eine Meinung ausbreite, weil ihr doch sagt, daß ich das Volk gelehrt habe? Antwort: Wir wissen dergleichen von dir nicht. Joos: Ich aber weiß dergleichen von euch, denn ihr verbrennt und ermordet diejenigen, die eurem falschen Gottesdienste nicht anhängen wollen; in dieser Sache habt ihr euch das Urteil selbst mit Recht gefällt. Antwort: Dieses nützt zu nichts, lasst uns über den Glauben den Wortstreit führen. Joos: Ich will hier allein den Wortstreit nicht führen. Da sagten sie: Gibst du denn dein Spiel verloren? Und wenn ich ja gesagt hätte, so gedachten sie mich den Richtern zu übergeben; aber ich sagte: Nein, worin habt ihr mich überwunden? Ich habe es nicht einmal, sondern wohl fünfzigmal gesagt: Belehrt mich eines Bessern mit diesem evangelischen Worte, dann will ich zurücktreten. Antwort: Lasst uns den Anfang machen. Joos: Wohlan, vor dem Rathause in Gegenwart eines großen Feuers, und derjenige, welcher verspielen wird, den soll man hineinwerfen. Antwort: Dies wird dir nicht bewilligt werden. Darauf sagte der Unteramtmann: Du suchst einen Aufruhr zu machen. Joos: Ihr habt es veranlasst, indem ihr mich gefangen habt; hättet ihr mich arbeiten lassen, Kortryk stände nicht, wo es jetzt steht; so stände es nicht in sieben Jahren. Polet: Man wird dich nicht dorthin bringen, daß du dein Gift nicht dort ausbreitest. Joos: Ihr sollt wohl vor das Rathaus kommen, und je mehr vom Volke es hören würden, desto besser würde es sein, wenn die Lügen auf meiner, die Wahrheit aber auf eurer Seite ist. Schämt ihr euch denn der Wahrheit vor dem Volke? Bringt mich dahin und beweist mir, daß ich Unrecht habe, so werdet ihr dem Volke den Mund stopfen, und wenn ihr mich überwunden habt, so sagt: Dieses ist der Mann, der gegen den christlichen Glauben gelehrt hat; nun beweisen wir ihm mit der Heiligen Schrift, daß er Unrecht hat. Und werft ihr mich dann ins Feuer, so wird das Volk erbaut werden; wollt ihr das aber nicht tun, so ist es euch nicht darum zu tun, daß das Volk die Wahrheit erkenne. Ronse: Man wird dich nicht dahin bringen, daß du dort redest; wenn man dich dahin bringt, so wird man dir das Reden wohl verbieten. Joos: Warum? Das Volk hat fünf Sinne, und wer fünf Sinne hat, wird wohl hören, ob ich gut oder böse rede. Ronse: Man wird dir dort das Reden wohl verwehren. Joos: Wie es euch gefällt; steckt mich kecklich in einen Sack und ersäuft mich nachts, daß es kein Mensch sieht; sieht es der, welcher die Herzen und Nieren durchschaut, so sieht es Volks genug; derselbe wird es wohl sehen und sich rächen. Ich lasse es auf ihm beruhen, den ich bin doch bereit, dieses Fleisch abzulegen es sei im Feuer oder Wasser, vor dem Rathause oder hier in diesem Feuer (das war das Feuer auf dem Herde); ist es nicht groß genug, so macht es größer. Da schlugen sie mir abermals das Disputieren vor und sagten, sie seien von Gott, als dessen Statthalter gesandt und gesetzt. Ich erwiderte hierauf: Mitnichten, denn ihr habt eure Ämter gekauft, oder sie sind euch gegeben, oder habt sie durch euern Dienst erhalten; diejenigen aber, welche Gott gesandt hat, sind von Anfang der Welt her anders ausgesandt worden. Sie sagten, sie wollten es mir mit der Schrift erweisen, daß sie gesandt wären. Ich erwiderte: Beweiset es. Antwort: Wir beweisen es dadurch, daß dem Petrus, welcher Papst gewesen, der Schlüssel gegeben worden ist, er ist aber ihm und seinen Nachkömmlingen gegeben worden. Joos: Beweist mir, daß da von Nachkömmlingen die Rede ist. Antwort: Das wird man dir wohl beweisen. Joos: Wohlan denn. Da las Ronse in einem Testamente, Mt 16, von dem, wo Christus fragte: Wer sagen die Leute, daß des Menschen Sohn sei; wo Christus sagt: Ich gebe euch die Schlüssel; aber daselbst wird keiner Nachkömmlinge gedacht. Da sagte er: Du hast es wohl gehört, hast du nicht, Joos? Es ist zu lang, ich wollte wohl fortlesen, aber es ist zu viel Arbeit. Joos: Ich will, daß du fortlesest. Ronse: Wie weit? Joos: Bis von Nachkömmlingen die Rede ist. Ronse: Du hast wohl gehört, daß er sagt: Auf diesen Stein will ich meine Kirche bauen. Also ist sie auf St. Peter gegründet, und er ist Papst gewesen. Joos: Christus ist Fundament, gleichwie Paulus spricht in 1Kor 3,11, wenn er sagt: Kein anderer Grund kann gelegt werden außer dem, der gelegt ist, welcher ist Christus Jesus; Petrus aber ist der Grund nicht, auch hat er die Kirche nicht auf Petrus, sondern auf sein Glaubensbekenntnis gegründet, worin er bekannt hat: Ich bekenne, daß du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes; deshalb ist Christus der Grund. Aber lasst uns, sage ich, von dem Schlüssel reden; ihr fallt von dem Schlüssel auf die Kirche; ihr sagt: Ich falle von einem auf das andere, bleibt ihr bei einem und beweist mir, wie ihr versprochen habt, daß Christus gesagt habe, ich gebe euch den Schlüssel und euren Nachkömmlingen. Sie sagten: Das wollen wir dir wohl beweisen, wobei Polet einen Vernunftschluss anführte; ich antwortete: Ich bin mit keinen Schlüssen zu befriedigen; beweist es mir in dem Buche; da sagte Ronse: Wir wissen es auswendig und so auch du; höre uns auswendig reden. Ich sagte: Lest es; sie erwiderten: Ist es nicht dasselbe, ob wir es lesen oder reden? Joos, höre was ich dir sagen will. Ich sagte: Ich bin mit keinem Sagen zufrieden. Als sie es nicht lesen wollten, redete ich den Oberhauptmann und den Roegaergys mit folgenden Worten an: Meine Herren, ich begehre, daß ihr mir in dieser Sache beisteht; macht sie solches lesen, oder ich sage, daß ihr gewaltig und keine Richter seid. Dann sagten sie: Lest es ihm vor. Sie lasen darauf Mt 16. Ronse las (da er es nun nicht fand, wurde er so weiß wie Schnee), darauf sagte er: Es steht nicht da. Polet: Dieselben Worte stehen nicht daselbst, doch aber steht der Sinn, Mt 28, und er las: Ich bleibe bei euch bis an der Welt Ende. Joos: Das ist es nicht, was er gesagt hat: Ich gebe dir den Schlüssel und deinen Nachkömmlingen. Polet: Willst du eben dieselben Worte haben, die stehen nicht dort, warum machst du davon so viel Aufhebens? Joos: Nein, sondern nur, weil ihr sagt, ihr wollt es mir zeigen. Ronse: Schweige, du bist nicht wert, daß du redest. Joos: Warum sollte ich schweigen, da ihr es doch mit euren falschen Befehlen dahin gebracht habt, daß weder Anwalt noch Advokat für uns reden darf, noch Freunde für uns reden dürfen; wollt ihr nicht, daß ich rede, so hättet ihr mich unten im Loche liegen lassen sollen; aber ich werde nicht schweigen, weder um euretwillen, noch um sonst jemandes willen; ich bin weder Dieb, noch Mörder, noch Frauenschänder, warum sollte ich aufhören zu reden? Ich will mich verteidigen, weil es mein Leben betrifft, werde auch nicht schweigen, solange sich meine Zunge im Munde bewegt; aber ihr schweigt R., ihr seid nicht wert, daß ihr redet, ihr Seelenmörder, ihr Feinde des Kreuzes Christi.

Da wollten sie weiter mit mir disputieren; ich sagte: Vor dem Rathause, aber nicht hier. Antwort: Dahin wird man dich nicht bringen. Joos: Wohlan, so tut, was euch gefällt; ich habe euch meinen Glauben bekannt, als ich zuerst hierher kam, und habe es zuvor mehr als fünfzig Mal gesagt, und sage es euch noch, daß ich nichts von all eurer Krämerei, oder nur von einem einzigen Punkte halte, den die römische Kirche lehrt. Ronse: Hältst du nichts von dem Sakramente? Laß uns hören, was du davon hältst. Joos: Ein Abgott, ein wenig Blumen, und wenn ich euer Öl hätte, ich wollte damit meine Schuhe schmieren. Ronse: Wir hören es, daß du verwegen genug bist.

Da entstand ein Streit, und sie gedachten, mich überfallen; aber ich wehrte mich tapfer mit dem Worte des Herrn, wie es einem Knechte gebührt, der seinen Meister lieb hat. Der Herr gab mir so gute Warte ein, daß ich innerhalb drei Stunden nicht eine einzige Rede vorbrachte, worin sie nicht zu kurz kamen. Darauf wurde von der Menschwerdung gehandelt, welche sie mit dem stummen Buchstaben beweisen wollten, Mt 1. Dieses ist das Buch der Geburt Jesu Christi, des Sohnes Davids. Darauf sagte ich, es steht bei Mt 22,42. Da fragte Jesus die Schriftgelehrten und Pharisäer, und sprach: Wie dünkt euch um Christo, wessen Sohn ist er? Sie sprachen: Davids; er sagte zu ihnen: Wie nennt ihn denn David im Geiste einen Herrn, wenn er sagt: Der Herr hat zu meinem Herrn gesagt: Setze dich zu meiner Rechten, bis daß ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße lege? Wenn nun David ihn einen Herrn nennt, wie ist er denn sein Sohn?, und niemand konnte ihm auf sein Wort antworten. Auch meldete ich ihnen von dem Vorbilde Melchisedeks und von dem letzten Kapitel in der Offenbarung, daß er die Wurzel Davids sei; solches wollten sie nicht hören, sondern blieben auf ihrem stummen Texte. Als ich nun hörte, daß sie ihr Unrecht nicht bekennen wollten, sagte ich: Wollt ihr von der Menschwerdung oder von einigen Glaubenssachen reden, so kommt vor das Stadthaus. Da sagte Polet: Wer sollte dort urteilen, wer Recht oder Unrecht habe? Joos: Diese guten Herren. Polet: Sie verstehen die Schrift nicht. Joos: Sie verstehen sie gut genug für euch, um hier oder in dem Rathause zu disputieren, so müssen sie dieselbe auch genug verstehen, wenn vor dem Rathause disputiert werden soll. Verstehen sie aber die Schrift nicht, so sollten sie sich billig schämen, daß sie Richter über diese Sache sind. Es trug sich viel zu, daß ich ihre Vernunftgründe in eine Handvoll Papier nicht schreiben könnte. Ich befehle alle lieben Freunde und alle Brüder und Schwestern in dem Herrn in die Hände des Herrn, und bitte sie alle, daß sie sich vorsichtig waffnen wollen, denn es ist nötig, und wenn sie dahinkommen, wo ich bin, daß sie sich nicht ins Disputieren wagen, denn wenn es möglich wäre, sie würden uns von der Wahrheit abziehen. Ich berichte euch, daß ich wohlgemut bin, da ich die Freude und den Trost, den ich habe, nicht beschreiben könnte; ich hoffe, daß das Ablegen meines Leibes das Siegel dieses Briefes sein wird. Dazu wolle mir der Herr seine Gnade geben, damit sein Name dadurch gepriesen werden möge, denn ich suche sonst nichts als des Herrn Ehre. Mehr nicht, bleibt dem Herrn befohlen und dem Worte seiner Gnade. Bittet den Herrn für mich, ich will den Herrn gerne für euch bitten.

Ist Christus Davids Sohn, ursprünglich zu verstehen,
Wie wird ursprünglich er denn Gottes Sohn genannt?
Zwei Väter eines Sohnes hat man niemals gesehen;
Drum wird für Gottes Sohn (wie billig) er erkannt.