Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.120

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2.120  Richst Heynes, im Jahre 1547.

Um das Jahr 1547 ist auch eine gottesfürchtige Frau, namens Richst Heynes, gewesen, welche, nach der Landessitte, nach ihrem Manne so genannt wurde; sie wohnte in Friesland in der Ilst, nahe bei Sneek. Diese hatte gleichfalls ihre Schultern unter das süße Joch des Herrn Jesu gebeugt, hat seine gesegnete Stimme gehört und ist derselben nachgefolgt, hat sich auch vor allen fremden Stimmen, die dagegen stritten, gehütet. Als die Feinde Gottes dies gemerkt, haben sie solches sofort zu verhindern und zu dämpfen gesucht und zu dem Ende ihre tyrannischen Diener ausgesandt, welche als reißende Wölfe gekommen sind und dieses wehrlose Schäflein handfest gemacht haben. Als solches ihr Mann gewahr wurde, hat er sich mit großer Lebensgefahr auf die Flucht begeben; seine Ehefrau aber haben sie, ohne Mitleiden und ohne Barmherzigkeit, auf eine strenge Weise angegriffen und grausam gebunden, wiewohl sie schwanger war und ihre Entbindung nahe bevorstand, dass auch die Hebamme schon bei ihr gewesen war. Aber dessen ungeachtet haben sie dieselbe mit sich genommen, obschon ihre Kindlein sehr jämmerlich schrieen und weinten und sie nach Leeuwaarden ins Gefängnis gebracht, wo sie, als sie drei Wochen gefangen gelegen, einen Sohn geboren hat. Diesem Kinde waren zu großer Verwunderung derer, die es sahen, die Malzeichen seiner Mutter, die sie durch die tyrannischen Banden empfangen, in den Armen tief eingedrückt. Nachher haben sie dies Schäflein auf eine grausame Weise gepeinigt und so tyrannisch behandelt, dass sie ihre Hände nicht aufs Haupt bringen konnte; in dieser Weise war sie durch unmenschliche Pein zugerichtet und das insbesondere um deswillen, weil sie ihre Mitbrüder nicht verraten wollte; denn diese Wölfe waren noch nicht gesättigt, sondern dürsteten sehr nach unschuldigem Blute. Aber der getreue Gott, der eine Feste in der Zeit der Not und ein Schild aller derer ist, die auf ihn trauen, hat ihren Mund bewahrt, so dass durch sie niemand verraten worden ist. Also ist sie, da sie keineswegs von Christo abfallen wollte, an demselben Orte zum Tode verurteilt; sie wurde wie ein unvernünftiges Tier in einen Sack gesteckt und so ins Wasser geworfen und ertränkt. Dies alles hat dieses gemeldete Schäflein Jesu Christi geduldig und standhaft um des Herrn Namen willen ertragen und ist bis in den Tod getreu geblieben, weshalb sie auch würdig ist, endlich die Krone des ewigen Lebens in der Ewigkeit von Gott zu empfangen und zu genießen.