Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.459

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2.459  Disputation zwischen Jacob Kerzengießer und M. Bruder Cornelius, Predigermönch von den grauen Brüdern, in Gegenwart des M. Jan von Damme, Notarius, und M. Michael Houwaart, Schreiber des Blutgerichts, den 9. Mai 1569.

Bruder Cornelius: Wohlan, ich komme hierher, um zu sehen, ob ich dich (ist nicht dein Name Jacob) von deinem falschen, bösen Glauben belehren könne, worin du verirrt bist, und ob ich dich zu dem katholischen Glauben, unserer Mutter, der heiligen römischen Kirche, wovon du zu der verdammten Wiedertaufe abgefallen bist, zurückführen könne; was sagst du denn nun hierzu?

Jacob: Mit Erlaubnis; daß ich einen bösen, falschen Glauben haben soll, dazu sage ich nein; daß ich aber durch Gottes Gnade von eurer babylonischen Mutter, der römischen Kirche, abgefallen und zu den Gliedern oder der wahren Gemeine Christi übergetreten bin, das erkenne ich und danke Gott dafür, der gesagt hat: Geht aus von ihr, mein Volk, damit ihr ihrer Sünden nicht teilhaftig werdet, und ihre Plagen nicht empfangt, Offb 18.

Bruder Cornelius: Ja, ist das wahr? Ei, ei, nennst du denn unsere Mutter, die heilige römische Kirche, die babylonische Hure? Ja, nennst du die höllische, teuflische Sekte der Wiedertäufer die Glieder, oder die wahre Gemeine Christi? Ei, hört doch einmal diesen braven Gesellen. Ei, welcher Teufel hat dich dieses gelehrt? Dein verdammter Menno Simon, denke ich; ja, laufe und betrüge dich selbst. Ei, seht doch.

Jacob: Mit Erlaubnis, du redest sehr verkehrt; es war ja dem Menno Simon nicht nötig, zu lehren, daß die babylonische Hure deine Mutter, die römische Kirche, bedeute, denn Johannes in seiner Apokalypsis oder Offenbarung lehrt uns das zur Genüge im 14., 16., 17. und 18. Kapitel.

Bruder Cornelius: Ei, welche Begriffe hast du denn von St. Joh. Offenbarung, auf welcher hohen Schule hast du denn wohl studiert? Auf dem Webstuhle, denk ich wohl, denn wie ich höre, so bist du ja nur ein armer Weber und Kerzengießer gewesen, ehe du so umhergelaufen bist, draußen im Grützhausbusche zu predigen und wiederzutaufen; ich aber bin so lange zu Leuven in der Schule gewesen, und habe so lange die Gottesgelehrtheit studiert, und gleichwohl verstehe ich die Offenbarung Johannes ganz und gar nicht, das ist wahr.

Jacob: Darum hat Christus seinem himmlischen Vater gedankt, weil er es den Einfältigen offenbart und zu erkennen gegeben, vor den Klugen dieser Welt es aber verborgen gehalten hat, wie bei Mt 11 steht.

Bruder Cornelius: Ei, ja wohl, Gott hat solches den Webern auf dem Webstuhle, den Schuhflickern auf ihrem Schuhflickerstuhle, den Blasbalgflickern, den Laternenflickern, Scherenschleifern, Besenmachern, Strohdeckern und allerlei Lumpenpack und armen lausigem Heckengesindel offenbart, aber uns geistlichen Klosterleuten, die von Jugend auf Tag und Nacht studiert haben, hat er es verborgen; seht doch einmal, wie man uns quält; ja, ihr Wiedertäufer seid gewiss die rechten Gesellen, die Heilige Schrift zu verstehen, denn ehe ihr euch wiedertaufen lasst, kennt ihr kein A vor einem B, sobald ihr aber getauft seid, könnt ihr lesen und schreiben; ei, hat nicht der Teufel und seine Mutter sein Spiel mit euch, so verstehe ich solches nicht.

Jacob: Ich höre wohl, daß du unsere Art und Weise nicht verstehst, denn die Gnade, die Gott der Herr unsern einfältigen Neugetauften verleiht, wenn wir sie mit allem Fleiße lesen lehren, schreibst du dem Teufel zu.

Bruder Cornelius: Ei, seht doch einmal, diese Ketzer sind so verwegen, daß sie sich die Gnade Gottes zuschreiben; unsere Mutter aber, die heilige katholische römische Kirche, halten sie für die babylonische Hure; ist das nicht eine seltsame Gnade Gottes? Ei ja, ihr habt die Gnade von dem leibhaftigen höllischen Teufel; aber was soll ich hiervon sagen? Hältst du unsere Mutter, die heilige katholische römische Kirche für die babylonische Hure, so kann ich wohl denken, was ihr von unserm heiligen Vater, dem Papste, als Gottes Statthalter haltet; wohlan, laß es uns einmal hören.

Jacob: Ich halte den Papst für Gottes Statthalter, denn er hat Gottes Stätte inne, gleichwie Paulus von ihm im zweiten Brief an die Thessalonicher, Kap 2, schreibt: Lasst euch von niemand verführen in keinerlei Weise, denn er kommt nicht, es sei denn, daß zuvor der Abfall komme, und offenbar werde der Mensch der Sünde, und das Kind des Verderbens, der da ist ein Widerwärtiger, und sich erhebt über alles, was Gott oder Gottesdienst heißt, sodass er sich selbst in den Tempel Gottes setzt als ein Gott, und vorgibt, er sei Gott. Gedenkt ihr nicht daran, daß ich euch solches sagte, als ich noch bei euch war?

Bruder Cornelius: Still, still, es ist genug gepredigt, du bist hier nicht in dem Grützhausbusche, auch sitze ich nicht hier, eine Predigt anzuhören; ei du vermaledeiter Wiedertäufer! Willst du so die Weissagung St. Paulus auf unsern heiligen Vater, den Papst, beziehen; ja, einen Dreck in dein Maul, ei, hört doch diesen verfluchten Ketzer einmal, wie er St. Paulus versteht; darunter versteht St. Paulus den Antichrist, das ist wahr.

Jacob: Ich glaube es auch, daß Paulus den Antichrist darunter versteht; aber tut nicht der Papst zu Rom in der Tat die Werke des Antichristen? Gebeut er euch nicht, daß ihr nicht heiraten sollt? Gebeut er nicht, die Speise zu meiden, die Gott erschaffen hat, damit sie die Gläubigen mit Danksagung nehmen, wie Paulus 1Tim 4 schreibt?

Bruder Cornelius: Ei, der Teufel sitzt dir im Halse, ja, der Teufel und seine Mutter spielt mit deinem Maule, der du alle heilige Schriften so auf deinen ketzerischen Sinn zu beziehen und auf deinem Daumen zu drehen weißt; aber warte nur eine Weile, ich will dir wohl beweisen, daß unser heiliger Vater, der Papst, Gottes Statthalter sei, denn sagt nicht Christus zu St. Peter: Nähre, weide oder speise meine Schafe, und daß er auf ihn seine Kirche bauen wolle? Gab er nicht auch St. Peter den Schlüssel des Himmels, und alle priesterliche Macht, die Sünden zu lösen, zu binden, oder zu vergeben und zu behalten? Ei, sitzen nun nicht auf dem selben Stuhle die heiligen Päpste, als St. Peters Nachfolger oder Nachkömmlinge, und haben auch den selben Befehl und die priesterliche Macht der Schlüssel des Himmels, die Sünde durch die Erlassung nach der Beichte zu vergeben oder zu behalten? Laß hören.

Jacob: Christus sagt, daß er auf diesen Stein (das ist gesagt, auf denselben Glauben, den Petrus bekannt hat) jene Gemeinde bauen wolle; auch sagt er nichts von einem Stuhle oder Statthalter, oder von Nachfolgern oder Päpsten, oder von ihrer priesterlichen Macht.

Bruder Cornelius: Sagt er denn nichts von den Schlüsseln des Himmels und von dem Lösen und Binden? Ei, wäre nun kein Papst, oder Hohepriester, oder Unterpriester, wer sollte denn wohl die Vollmacht haben, Beichte zu hören, zu absolvieren oder die Sünde zu vergeben? Ich gedenke Bierhändler, Straßenfeger oder Dreckkarrner.

Jacob: Christus ist unser eigener, wahrer Hohepriester, wie Paulus an die Hebräer im 2., 3., 5., 6., 7., 8. Und 9. Kapitel schreibt.

Bruder Cornelius: Ei, ja, da kommst du mir eben recht, denn wenn das St. Paulus Meinung gewesen wäre, daß nach Christo kein anderer hoher noch gemeiner Priester sein sollte, ei, warum sagt er denn im ersten Briefe an die Korinther, Kap. 4: Ich will, daß ein jeder uns für Christi Priester über Gottes Sakramente halte? Das ist, das Sakrament des Altars zu bedienen, gleichwie auch das Sakrament der Taufe, das Sakrament der Firmung, das Sakrament der Ölung, das Sakrament des Ehestandes, das Sakrament der Beichte, Absolution und Buße, und das Sakrament der Priesterweihe, der Salbung und Heiligung. Wohlan, was hältst du nun von dem Priesterorden oder von dem Sakramente des Priesterstandes? Laß es uns hören.

Jacob: Nebst Christo sind wir Gläubige in Christo sämtlich Priester, nach den Worten Petrus, ersten Brief, Kap 2, wo er zu den Gläubigen in Christo sagt: Ihr aber seid das auserwählte Geschlecht, das königliche Priestertum, das heilige Volk. Ferner, Offb 1, Christus der uns geliebt und uns von den Sünden mit seinem Blute gewaschen hat, hat uns zu Königen und Priestern gemacht, vor Gott, seinem Vater. Ferner, Offb 5, denn du bist erwürgt, und hast uns Gott mit deinem Blute erkauft aus allerlei Geschlechte und Zungen und Volk und Heiden, und hast uns unserm Gott zu Königen und Priestern gemacht.

Bruder Cornelius: Ei, halt, halt! Nun fängst du wieder an zu predigen, tust du nicht? Ja, schweige, oder antworte auf dasjenige, was St. Paulus, 1Kor 4, schreibt: So will ich nun, daß jedermann uns für Priester Christi über Gottes Sakramente halte. Ei, ja, antworte mir nun einmal darauf und betrüge dich selbst; ei, sehe doch.

Jacob: Mit Erlaubnis, Paulus schreibt solches nicht so, wie du sagst, deshalb kann man auch nicht darauf antworten.

Bruder Cornelius: O du verdammter und vermaledeiter Wiedertäufer, der du bist, ich sollte ja wohl bei den Heiligen schwören dürfen, daß St. Paulus solches so schreibt, wie ich sage; ei, wohlan, was sagt ihr mir nun von diesem verfluchten höllischen, teuflischen Ketzer?

Jacob: Gott der Herr vergebe dir solch Richten und Verfluchen, und rechne dir solches nicht zu zu deinem eigenen Gerichte. Auch sagt Christus, Mt 5: Du sollst durchaus nicht schwören, sondern deine Worte sollen sein: Ja, ja, nein, nein.

Bruder Cornelius. Ei, das ist so zu verstehen, daß man keinen falschen Eid schwören soll; dasjenige, worüber ich schwören wollte, ist wahr; aber ihr Wiedertäufer habt auch solchen Wahn, wie ich höre, daß ihr unter keinen Umständen einen Eid schwören wollt. Ei, welch ein lausiger Wahn ist das? Ich wollte ja gern hören, warum man keinen guten Eid sollte schwören dürfen?

Jacob: Weil Christus, Mt 5, sagt: »Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt ist, du sollst keinen falschen Eid tun, und sollst Gott deinen Eid halten; ich aber sage euch, daß ihr allerdings nicht schwören sollt; weder bei dem Himmel, denn er ist Gottes Stuhl, noch bei der Erde, denn sie ist seiner Füße Schemel; eure Rede aber sei: Ja, ja, nein, nein, was darüber ist, das ist vom Bösen;« desgleichen sagt auch Jakobus, Kap 5: »Vor allen Dingen schwört nicht, meine Brüder, weder bei dem Himmel, noch bei der Erde, noch mit einem andern Eide; es sei aber euer Wort ja, das ja ist, und nein, das nein ist, damit ihr nicht ins Gericht fallt.«

Bruder Cornelius: Ist das wahr? So willst du denn hierin St. Jakobus folgen? Aber was er in demselben Kapitel von dem Sakrament der Ölung sagt, wenn er spricht: Ist jemand krank, der rufe zu sich die Ältesten der Gemeinde, und lasse sich salben; und ferner, was er in demselben Kapitel von dem Sakramente der Beichte sagt, darin wollt ihr Ketzer ihm nicht folgen. Ich habe dich ja ein oder zweimal gefragt, was du von der Beichte und von der Macht der Absolution oder dem Vergeben und Behalten der Sünden hältst, aber du antwortest mir nichts darauf.

Jacob: Du antwortest dir selbst, wenn du sagst: Wer sollte denn die Macht haben, Beichte zu hören, zu absolvieren und die Sünde zu vergeben? Ich denke die Straßenfeger und Dreckkärrner, denn weil du solches dachtest, ließ ich es dich beantworten.

Bruder Cornelius: Wohlan so antworte mir nun, was du von dem Sakramente der Beichte und Sündenvergebung hältst?

Jacob: Meine Antwort ist, wenn du die Beichte (wie sie gegenwärtig unter euch Papisten gebräuchlich ist) aus dem fünften Kapitel Jakobus herleiten willst, da musst du dann auch dem deine Sünden beichten, der seine Sünden dir beichtet, denn Jakobus sagt: Bekenne einer dem andern seine Sünden. Wenn ich denn nun alle meine Sünden dir beichten würde, wolltest du mir dann auch deine Sünden beichten? Mich dünkt, nein, du würdest viel lieber leugnen und sagen: Jakobus hätte dergleichen Beichte nicht gemeint, wie sie bei euch Papisten nun im Gebrauche ist.

Bruder Cornelius: Papiste deinen Glauben und betrüge dich, du verfluchter Widertäufer, der du bist. Du suchst ja nichts als Verwirrung in allem, das man dir vorbringt; der Teufel spielt, ja, der Teufel spielt mit deinem Maule, aber laß hören, was du darauf antworten kannst, wenn Christus spricht: Gehe hin und zeige dich den Priestern.

Jacob: Das hat Christus zu denen gesagt, welche er gesund gemacht und von dem Aussatze gereinigt hatte, daß sie ihre Leiber den Priestern zeigen und sehen lassen sollten, daß sie nun wieder rein und sauber wären, damit sie wieder unter das Volk gehen dürften (von welchem sie um des Aussatzes willen abgesondert waren).

Bruder Cornelius: Ja, einen Dreck in dein Maul, es ist ja rund herausgesagt: Geht hin und beichtet dem Priester, denn so versteht es unsere Mutter, die heilige katholische römische Kirche. Darum hat ja Christus seinem Statthalter St. Petrus die Schlüssel gegeben, damit er auch die Macht haben möchte, die Sünden zu binden und zu lösen, oder zu vergeben und zu behalten, je nach der Beichte, wie ich gesagt habe; darum antworte mir einmal darauf mit kurzen Worten ohne eine lange Predigt, ei, seht doch.

Jacob: Aus dieser Macht der Schlüssel, die Christus Petrus gegeben hatte, kann man nicht folgern, daß ihr Priester in dem Papsttume Gewalt habt, die Sünden zu vergeben, oder zu behalten.

Bruder Cornelius: Ei, ei, ist das wahr? So willst du vermaledeiter Ketzer denn sagen, daß die Macht, die Christus seinem Nachfolger, oder Statthalter St. Peter gegeben, uns Priester nichts angehe; jawohl, haben denn die Päpste als St. Peters Nachfolger, oder Nachkömmlinge, die auf seinem Stuhl sitzen, gleich wie auch wir Priester jetzt noch, nicht eben so gut die Macht, als dort die Pharisäer und Schriftgelehrten, als Moses Nachfolger oder Nachkömmlinge, welche zu Christi Zeit noch auf Moses Stuhl saßen, von welchen Christus, Mt 23, sagt: Auf Moses Stuhle sitzen die Schriftgelehrten und Pharisäer; was sie euch nun gebieten, das ihr halten sollt, das haltet und tut es. Was sagst du nun dazu? He, ei, laß hören!

Jacob: Mit Erlaubnis, blähe dich nur nicht auf; denn ich fürchtete deine wüsten übelartigen Reden, wenn ich euch mit den Schriftgelehrten und Pharisäern hätte vergleichen sollen, aber weil du es nun selbst tust, so will ich dir darauf antworten; die Meinung Christi ist die: Alles, was sie euch gebieten, nach dem Gesetze Moses zu tun, das tut; aber nachher, Mt 16, hat er seinen Jüngern befohlen, daß sie sich vor dem Sauerteige der Pharisäer hüten sollten, und wenn nun auch die Pharisäer und Schriftgelehrten sich hätten rühmen wollen, die Gewalt zu haben, die Mose hatte (gleichwie ihr Pfaffen euch rühmt, die Macht zu haben, die Petrus von Christo empfangen hatte, nämlich die Sünde zu vergeben), wer hätte wohl denselben geglaubt? Über welche doch Christus so oft das Wehe ausruft, Mt 23: Wehe, euch Schriftgelehrten und Pharisäern, ihr Heuchler, die ihr das Himmelreich vor den Menschen zuschließt; ihr kommt nicht hinein, und die, die hinein wollen, lasst ihr nicht hineingehen. Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr der Witwen Häuser fresst, und lange Gebete vorwendet. Wehe euch, ihr…

Bruder Cornelius: Pfui, still, still, hört doch, was hier zu predigen ist; ich weiß es ja schon selbst, daß Christus wehe, wehe daselbst ruft; aber meinst du, daß ich hierher gekommen sei, um eine Predigt zu hören, ich kann ja selbst wohl predigen; ja, das kann ich.

Jacob: Gleichwohl hast du begehrt, daß ich dir einmal auf das Gleichnis zwischen euch Pharisäern und eurer priesterlichen Macht antworten sollte.

Bruder Cornelius: Ei, meinst du mir denn mit solcher kahlen Antwort etwas weiß zu machen? Gewiss keineswegs. Wir Priester fragen nichts darnach, und obschon an den Schriftgelehrten und Pharisäern wenig Gutes war, so war doch darum ihre Macht nicht geringer, und ebenso verhält es sich auch mit unserer priesterlichen Macht, nämlich, nach der Beichte, die Sünden zu absolvieren und zu vergeben, oder sie zu behalten.

Jacob: Welche Gewalt hat ein Mensch, einem andern in den Himmel zu helfen, wovon er doch selbst ausgeschlossen ist, denn Christus sagt, Mt 5: Es sei denn, daß eure Gerechtigkeit besser sei, als der Schriftgelehrten und Pharisäer, so könnt ihr nicht ins Himmelreich kommen. Wie kann denn ein ungerechter Mensch einem andern, der doch mehr Gerechtigkeit hat, als er selbst, die Sünde vergeben?

Bruder Cornelius: Ja, mein Herr, der Ketzermeister wusste mir dieses wohl von Kortryck zu schreiben, wo du geboren bist, daß du so ein gutes Mundstück hättest, und daß es eine verlorene Arbeit sei, sich mit dir in einen Wortstreit einzulassen. Aber wahrlich, wenn du alle priesterliche Macht so hässlich herunter machst, und sagst, daß alle Menschen, die glauben, selbst Weiber und Kinder, Priester seien, warum hast du denn mehr von bischöflicher Macht in Händen, als die andern Wiedertäufer? Denn du bist ihr Bischof, Lehrer und Prediger, ja, du taufst sie wieder, legst ihnen die Hände aufs Haupt, und teilst ihnen zugleich den Heiligen Geist mit, wie sie meinen.

So laß uns denn hören, was du selbst von deiner bischöflichen Macht hältst, denn niemand darf das Sakrament der Firmung bedienen, er sei denn ein Bischof oder wenigstens ein Weihbischof. Darum laß hören, wie es bei dem Sakramente der Firmung unter euch zugeht und was du davon hältst.

Jacob: Ich weiß nichts, weder von einer bischöflichen Macht, noch von einer Firmung zu reden, wie sollte ich also damit umgehen, oder was sollte ich davon halten, denn die Firmung ist ein Gespenst, das ich nicht kenne.

Bruder Cornelius: Ist das wahr, nennt ihr Wiedertäufer also das Sakrament der Firmung einen Spuk? Du verfluchter Ketzer, daß dich der Teufel ins höllische Feuer hole, um dich ewig zu brennen.

Jacob: Ergrimme und entrüste dich nicht so sehr; ich nenne es ein fremdes Gespenst, weil es mir unbekannt ist; aber sage mir, was es ist, und was du davon hältst, so kann ich dir dann desto besser antworten, was ich davon halte.

Bruder Cornelius: Ei, dieses ungeschliffene Maul will ein Bischof der Wiedertäufer sein, und weiß noch nicht einmal, was das Sakrament der Firmung sei. Bist du ein Bischof, so kommt dir ja das Firmen zu. Aber seht doch einmal, meine Herren, welch einen braven Bischof die Wiedertäufer draußen in dem Grützhausbusche gehabt haben, der so viele Predigten gehalten hat; ist er nicht ein braver Bischof, Lehrer und Prediger? Seht doch einmal, womit wir so gequält und geplagt worden sind, davon weiß der nichts.

Jacob: Ich bin kein Bischof, auch halte ich mich für keinen Lehrer; aber ich habe den Brüdern und Schwestern, wie auch den Ankömmlingen unserer Gemeinde, bisweilen nach meinem geringen Vermögen mit Ermahnen aus dem Worte Gottes und der Heiligen Schrift gedient.

Bruder Cornelius: Du magst wohl ein rechter Lehrer sein, der du doch nicht einmal weißt, was das Sakrament der Firmung ist; die Firmung ist nichts anderes, als wenn der Bischof oder die Weihbischöfe die erwachsenen Kinder, bisweilen auch wohl große und alte Leute, die noch nie gefirmt waren, an ihren Stirnen mit der heiligen Salbe bestreicht, und ihnen dabei einen Backenstreich gibt, zum Zeichen, daß sie ihrer Firmung gedenken sollen, welche die Bestätigung der Taufe bedeutet. Nun denke ich, du wirst es wohl wissen und verstehen.

Jacob: Ebenso wenig wie zuvor, zumal ich auch nicht einmal weiß, was die Salbung und Bestätigung der Taufe sei.

Bruder Cornelius: Es scheint ja, daß du gar nichts von dem weißt, was die christliche Religion betrifft; also hat dich der Teufel bei der Gurgel; gleichwohl bist du unter den Wiedertäufern ein Lehrer und Prediger gewesen; ei sieh, ist das nicht Schande, daß man dich noch selbst lehren muss, wie man die Kinder firmt, und wie die Grisem eine vermengte Sache sei von heiligen geweihten Dingen, die man dir nicht nennen darf? Ei, pfui, ja, daß man dich auch noch lehren muss, daß die Bestätigung die Auflegung der Hände des Priesters bedeute, gleichwie die Apostel die Hände auf diejenigen gelegt hatten, die getauft waren. Verstehst du es denn noch nicht, du Lumpenflegel, der du bist.

Jacob: Apg 19 steht, daß, als Paulus zu Ephesus einige gläubige Christen getauft und nachher seine Hände auf sie gelegt hatte, der Heilige Geist auf sie gekommen sei, sodass sie mit Zungen redeten und weissagten; aber ich glaube nicht, daß eure Firmung oder Grisem eine Bestätigung sei, und daß euer Backenstreich eine Ähnlichkeit mit der Weise habe, wie die Apostel die Hände auflegten.

Bruder Cornelius: Ist das wahr, so platt heraus? Du verdammter, vermaledeiter Wiedertäufer, denn obgleich du es nicht glaubst, so ist doch das Sakrament der Firmung um deswillen nicht ein Haar schlimmer, denn wir Katholischen glauben es um desto mehr. Was sagt ihr aber, meine Herren, von diesem verfluchten Wiedertäufer, denn er glaubt ja gar nichts.

Der Notarius: Laß dich doch unterrichten, Jacob, und glaube, wie einem Christenmenschen zu glauben zukommt, und mache doch nicht so viel Einwürfe.

Jacob: Mit Erlaubnis, meine Herren, ich antworte nur auf alle seine Fragen, und glaube dem allein, was in der Heiligen Schrift steht.

Bruder Cornelius: Ei, tust du? Das mag deiner Mutter Hemd (glauben), denn du tust doch nicht, was St. Paulus in seinem ersten Briefe an die Korinther im Anfang des 4. Kapitels schreibt: So will ich nun, daß ein jeder uns dafür halte, daß wir Priester Christi über Gottes Sakramente sind; und wie ich gesagt habe, schreibt auch St. Jakob im 5. Kap.: Wenn jemand krank ist, so hole man die Priester der Kirche, und lasse sie über ihn beten und ihn mit Öl im Namen des Herrn salben. Ei, sind wir Priester denn nicht Austeiler oder Diener der Sakramente Gottes? Nun aber sagst du, daß du allem dem glaubst, was in der Heiligen Schrift geschrieben steht; deshalb muss man nun hören und betrachten, was du von dem Sakramente der heiligen Ölung glaubst, von welcher Jakobus schreibt, wie ich dir sage; wohlan, laß hören.

Jacob: Ich glaube nicht, daß die Ölsalbung, von der Jakobus schreibt, dem Öle ähnlich sei, womit ihr eure Kranken salbt, denn das Öl, wovon Jakobus schreibt, machte die Kranken gesund, wie auch solches das Öl tat, wovon Markus Kap. 6 schreibt, daß die Apostel viele Kranke gesalbt und gesund gemacht hätten; aber, wiewohl ihr Paffen euer Öl beschwört und bezaubert, so kann es doch die Kranken nicht gesund machen; deshalb ist denn auch dasselbe ein anderes Öl gewesen als das eurige, das ihr ein Sakrament nennt.

Bruder Cornelius: Ei, was tausend Teufel (Gott segne uns) macht nun dieser höllische Ketzer, daß er aus unserer Beschwörung, Weihung, Segnung und Heiligsprechung des Sakramentes des Öles Zauberei macht. Ei du bezauberter, verteufelter und besessener Wiedertäufer, hast mich einmal bestraft, weil ich dich verflucht und gerichtet habe; aber ich sollte wohl noch anders mit dir zu Werke gehen, um dich zu verfluchen, verdammen und zu vermaledeien; doch bist du nicht so viel wert, daß mich über dich erzürne und beunruhige. Darum sage ich dir ja, wir Katholischen nennen die heilige Ölung ein Sakrament und halten es für ein Sakrament, denn es ist auch ein Sakrament, trotz deines Mauls, verstehst du das wohl, du bezauberter und vermaledeiter Wiedertäufer, der du bist?

Jacob: Wollt ihr denn alle Dinge nachmachen, welche die Apostel getan haben, und sie alle für Sakramente halten, warum haltet ihr eure Schweiß- oder Schnupftücher nicht auch für ein Sakrament, und legt sie auf die Kranken, wie Paulus tat? Denn worin war das Öl heiliger, wovon Jakobus schreibt, als in Paulus Schweißtüchern, womit er auch die Kranken gesund machte, wie Apg 19 geschrieben steht?

Br. Cornelius: Ei, spielt der Teufel nicht mit deinem Maule, so verstehe ich es nicht; ja, ihr vermaledeiten Wiedertäufer mögt wohl aus euren schmutzigen Schnupf- oder Schweißtüchern ein Sakrament machen, denn ihr habt kein Sakrament; aber wir Katholischen haben wohl sieben Sakramente, ist das nicht genug?

Jacob: Ja, in der Tat, denn weil der Name Sakrament in der heiligen Schrift nicht einmal genannt wird, so sind euch auch sieben zu viel.

Bruder Cornelius: Ei, nennt St. Paulus den Ehestand nicht ein Sakrament? Ja, damit tut er demselben keineswegs zu viel Ehre an, weil er Eph 5 sagt: Das Sakrament ist groß. Willst du denn diese Ehre noch verschmähen, dieselbe von dir treiben oder mit Füßen von dir stoßen, frage ich?

Jacob: Paulus sagt: Zwei werden ein Fleisch sein; dieses Geheimnis ist groß. Willst du nun aus allen Geheimnissen Sakramente machen, so wundert es mich sehr, daß ihr nur sieben Sakramente habt.

Bruder Cornelius: Ei, da kann man wohl hören, daß ihr Wiedertäufer den Ehestand nicht hoch achtet, denn wenn wir Priester sagen würden, das Priesteramt sei mir ein Sakrament, der Ehestand aber nicht, so würdest du wohl antworten, wie ich denke: Beweise uns, wo das Priesteramt ein Sakrament genannt wird, wie man vom Ehestand findet; aber wenn ich der Sache genau nachdenke, so haltet ihr Wiedertäufer nichts vom Ehestande, weil ihr die Weiber und Jungfrauen gemein macht, und untereinander wie die Hunde und Zaupen lauft; der Vater mit seiner Tochter, die Mutter mit ihrem Sohne, der Bruder mit seiner Schwester, wie das Vieh, ist das nicht hübsch?

Jacob: Mit Erlaubnis, erzürne dich nicht; hierin wird fälschlich über uns gelogen.

Bruder Cornelius: Ei, willst du denn das leugnen; wie darfst du das tun?

Jacob: Wenn es wahr wäre, ich wollte es nicht leugnen, aber man wird das nimmermehr mit Wahrheit bei uns sagen können.

Bruder Cornelius: Jawohl, das ist ja das trotzigste Gespenst von allem; ich dachte, du würdest mir nun das alles mit der Heiligen Schrift bezeugen und dartun, daß man die Weiber allgemein haben möge; ei, willst du es nun leugnen?

Jacob: Ja, sollte ich das nicht leugnen, was doch Lügen sind?

Br. Cornelius: Ja, dieser elende Wiedertäufer will mich über die Nase hauen, denke ich; solltest du glauben, mir eine Sache aus dem Kopfe zu reden, von welcher ich doch so gewiss weiß, daß sie wahr ist? Ei, was willst du noch leugnen, denn du hast ja bereits die fünf Sakramente geradezu verleugnet, was hunderttausendmal ärger und verdammlicher ist, als alle Weiber und Jungfrauen in der ganzen Welt allgemein zu machen; das ist wahr.

Jacob: Du tust großes Unrecht, daß du uns dessen beschuldigst; denn es ist eine Sache, woran wir unschuldig sind.

Bruder Cornelius: Ei, du treibst ja gar Narrenwerk mit diesem Leugnen; ich sollte wohl vor Wut und Zorn aus meiner Haut fahren, weil dieser verfluchte Wiedertäufer nun hier eine bekannte Sache leugnen will, welche doch aller Welt bekannt ist. Gewiss, ich setze meinen Hals zum Pfande, daß ich selbst wohl mehr als hundertmal gepredigt habe, daß ihr Wiedertäufer die Weiber und Jungfrauen allgemein macht, daß ihr auch das Ehelichen meidet, und daß ihr einem Manne, wenn er seines Weibes müde geworden ist, eines andern Mannes Weib gebt, und ebenso auch einem Weibe, wenn sie ihres Mannes müde ist, eines andern Weibes Mann; sollte ich denn hiervon nicht Bescheid wissen?

Jacob: Ich habe bisweilen sagen gehört, daß hier Bruder Cornelius oft dergleichen Dinge von uns predigt; mit Erlaubnis, bist du es?

Bruder Cornelius: Ja, ich bin Br. Cornelius, der solche Dinge von euch predigt; besieh mich recht; ich weiß es wohl, daß ich es bin; ich will es dir auch klar beweisen, daß ich die Wahrheit predige; denn waren es keine Wiedertäufer, die zu Amsterdam und an andern Orten in Holland mutternackend auf den Straßen umherliefen, Männer und Weiber, junge Mägdlein und junge Knaben, und zueinander sagten: Mein Geist begehrt dein Fleisch, he?

Jacob: Diese waren nicht von unsern Brüdern; ich weiß, daß es früher dergleichen schlechte Brüder gegeben; wie z. B. David Joris und Henrich Niclaus; diese lehrten solches heimlich und sagten, es gebühre niemandem, etwas eigenes zu haben, darum sei es auch niemanden erlaubt, für sich selbst ein Weib zu ehelichen, sondern man müsse die Weiber gemeinschaftlich halten. Andere wollten auch aus der Schrift beweisen, daß man die Weiber, die ungeschickt und unehrlich sind, wohl verlassen möchte.

Bruder Cornelius: Ist das möglich?! Wie willst du doch das leugnen, daß ihr Wiedertäufer die Weiber gemeinschaftlich habt? Waren es denn nicht Wiedertäufer, die zu Amsterdam das Stadthaus mit Gewalt einnahmen, auch die Stadt Münster überwältigten und einnahmen, nachher aber belagert, beschossen, bestürmt, überwunden, gefangen und getötet wurden, und unter ihnen ihr König, Jan Beukelß, ein Schneider von Leiden? Hatten denn diese nicht auch die Weibergemeinschaft, ja, nicht allein die Weiber, sondern auch die Güter? Haben sie nicht Kirchen und Klöster in Holland, Friesland und Gelderland beraubt? Willst du nun auch sagen, diese wären nicht von deinen Brüdern gewesen? Ich denke ja, du wirst nicht so töricht sein.

Jacob: Diese alle waren von denselben (fremden) falschen Brüdern, denn wie sie lehrten, daß man die Weiber nicht ausschließlich haben sollte, so lehrten sie auch, daß man die Güter nicht eigentlich besitzen sollte, sondern eine Gemeinschaft derselben eintreten lassen sollte, und daß der Papisten Güter den Christen zugehören; daß sie dieselben wegnehmen möchten, wo sie könnten, um sie zur Ausrottung der Gottlosen mit dem auswendigen Schwerte, und um alle Obrigkeit aus dem Wege zu räumen, anzuwenden, damit auf solche Weise ein neues Reich Christi in dieser Welt aufgerichtet werde. Durch solche sind wir mit Unrecht in solch ein unchristliches Geschrei gekommen.

Bruder Cornelius: Ist das wahr? Das wäre allerdings zu berücksichtigen, ob ihr mit Unrecht in ein solch böses Geschrei gekommen wäret. Hättet ihr Wiedertäufer auch ein Haupt, wie die Calvinischen, ich beschwöre dir, ihr würdet uns Katholische ebenso verfolgen, quälen, peinigen und martern, wie sie tun. Doch genug hiervon; aber daß du leugnen willst, daß ihr Wiedertäufer die Weiber nicht gemeinschaftlich habt, kann ich weder verschlucken noch verdauen; aber du magst Ausflucht suchen, wie du willst, du wirst mir das nicht aus dem Kopfe schwatzen.

Jacob: Wir müssen nicht allein solches von dir leiden, denn wie ich höre, so predigst du auch oft, daß die Calvinischen die Weiber gemeinschaftlich haben.

Bruder Cornelius: Das haben sie auch, denn darin, daß sie die Weiber in Gemeinschaft haben, sind sie mit den Wiedertäufern einig. Es ist mir wohl bewusst, was die Calvinischen beiderlei Geschlechts treiben, wenn sie die Kerzen ausblasen, nachdem sie ihr verfluchtes, teuflisches Nachtmahl gehalten haben; ja, siehe doch nun, solltest du mich wohl predigen lehren wollen!

Jacob: Wenn solches wahr wäre, so wäre es ja aller Welt bekannt; denn die Calvinischen haben doch öffentliche Kirche gehabt, darin sie gepredigt und das Nachtmahl gehalten haben. Hätten sie nun dergleichen Dinge, wie die Gemeinschaft der Weiber, gehandhabt, wie du sagst, was würde dieser fremde Handel für ein Geschrei durch alle Länder gemacht haben!

Bruder Cornelius: Ei, du verdammter Wiedertäufer! Willst du es mir nun beweisen, als ob ich über die verfluchten Kälberschwänze (Calvinischen) gelogen hätte? Sage ich nicht, daß sie solches miteinander treiben, wenn sie ihr teuflisches Nachtmahl miteinander gehalten haben und die Lichter ausgeblasen sind, wie soll man denn von einer Sache etwas Seltsames sagen, die niemand sehen kann? Aber, ihr Wiedertäufer, sagt uns einmal etwas von eurem Nachtmahle; ich denke ihr haltet keines, weil ihr von keinem Sakramente etwas zu sagen wisst. Darum sage und lass uns hören, was du von dem Sakramente des Altars hältst?

Jacob: Ich kann davon nichts sagen, denn ich habe diesen Namen in der Heiligen Schrift weder gesehen noch gelesen.

Bruder Cornelius: Da ist der Teufel und seine Mutter schon wieder zu Kaufe! Wie willst du denn das Nachtmahl genannt haben? Ich denke, wie die Reformierten?

Jacob: Ich habe zwar in der Heiligen Schrift von dem Brotbrechen und Gedächtnisse des gebrochenen Leibes Christi viel gelesen, Mt 26, Mk 14, Lk 22, Apg 2, 1Kor 11, aber von dem Sakramente des Altars habe ich nichts gelesen.

Bruder Cornelius: Du hast ja die Schrift immer auf dem Daumen; denn weil ihr Wiedertäufer nichts lesen wollt, als nur die Heilige Schrift, so folgt daraus, daß ihr nichts von einem Sakramente des Altars lest. Wie ich von meinem Herrn, dem Oberaufseher der Augustiner, höre, wollt ihr durchaus nichts zur Ermahnung aufnehmen, was die Altväter, oder die Lehrer der heiligen katholischen Kirche schreiben, wie St. Ambrosius, St. Hieronymus, St. Augustinus, St. Gregorius, St. Chrysostomos, St. Bernhardus, St. Anshelmus, St. Beda, die heiligen Lehrer, und sehr viele andere, ja, die noch älter sind, wie Irenäus, Cyprianus, Basilius, Cyrillus, Tertullianus. Wenn du diese lesen würdest, so würdest du finden, daß das Sakrament des Altars oft unter verschiedenen Namen, wie z. B. Eucharistia, Holocaustum, Sacrificium, Oblatio usw. angeführt wird; aber ihr Wiedertäufer wollt lieber zweifeln und in den verfluchten und verdammten Büchern eures Erzketzers Menno Simon grübeln. Darum wisst ihr auch nichts von einem Sakramente des Altars; ist das nicht was Schönes?

Jacob: Uns genügt einfältig an der heiligen Schrift, denn wir finden alles darin, was uns zur Seligkeit zu wissen nötig ist, und haben nicht nötig, der Menschen Lehren zu durchforschen.

Bruder Cornelius: So, so! Aber sage mir und laß hören, ob du auch glaubst, daß Christus mit seinem natürlichen Fleische und Blute wahrhaftig in der geweihten Hostie sei, wenn du doch alles besser verstehst!

Jacob. Dies verstehe ich ebenso wenig, weil die Heilige Schrift nichts von einer geweihten Hostie sagt; deshalb bemühen wir uns auch nicht mit dergleichen Dingen, sondern wir bedienen uns in unserer Gemeinde der Gedenkzeichen von des Herrn Leibe, wie ich gesagt habe.

Bruder Cornelius: Was sind denn diese Gedenkzeichen wohl für Gespenster? Das fängt ja an, recht zwinglianisch und calvinisch zu lauten! Ich denke, ihr Wiedertäufer werdet doch keine Sakramentierer sein? Aber laß doch uns einmal hören, wie es mit diesen Gedenkzeichen bestellt sei.

Jacob: Diese Gedenkzeichen sind Brot und Wein, deren wir uns zum Andenken des Leibes und Blutes Christi bedienen, weil uns Christus in seinem letzten Abendmahle befohlen hat, daß wir zum Gedächtnisse seines Leibes, der am Kreuze zerbrochen wurde, das Brot brechen und essen, und daß wir den Kelch mit Wein austeilen und alle daraus trinken sollen zum Gedächtnisse seines Blutes, das für viele, zur Vergebung der Sünden, vergossen wurde.

Bruder Cornelius: Ist das wahr? Ihr seid wohl brave Gesellen mit euren Gedenkzeichen! Ja, meine Herren, was haltet ihr von diesem verfluchten, höllischen Teufelspackvolke? Sie sind Wiedertäufer und Sakramentierer. Ja, Jesus! Jesus! Werte Mutter Gottes, beschütze uns! Das ist eine abscheuliche Sache. Ei, ei, ei! Ach, ach, ach! Nun hört ihr ja, meine Herren, welch Teufelsgeschmeiß und höllische Brut ihr hier in Flandern und in der Stadt Brügge habt, und dennoch habt ihr bisweilen euer Gespötte mit meinen Predigten, wenn ich wider diese verdammten Ketzer predige und sagt: Das lausige Närrchen, der wahnsinnige Bruder Cornelius hat immer auf der Kanzel mit den Ketzern zu schaffen. Nun hört ihr ja selbst, ob ich hierzu billige Veranlassung habe! Nun aber höre zu, du Sakramentierer! Warum sagt denn Christus nicht: Nehmt und esst, dies Brot ist ein Gedenkzeichen meines Leibes, und dieser Wein ist ein Gedenkzeichen meines Blutes, sondern er sagte rund heraus: Nehmt, esst, das ist mein Leib; ferner: Trinkt alle aus diesem Kelche, dies ist mein Blut? Nun antworte mir einmal darauf und benarre dich selbst.

Jacob: Es ist mir von Herzen leid, daß du dich über meine Antwort so sehr erzürnst und ereiferst, und nicht bedenkst, was Paulus, Tit 1, sagt, daß ein Bischof nicht zornig, beißig oder zänkisch sein soll.

Bruder Cornelius: Ei, ei, halte das Maul, und antworte mir ohne viel Geschwätz und Geschnatter.

Jacob: Es ist nicht Christi Meinung gewesen, daß die Apostel seinen Leib essen sollten, der den folgenden Tag gekreuzigt wurde, oder daß sie sein Blut trinken sollten, das den andern Tag vergossen wurde, sondern seine Meinung war, daß sein Leib eine Seelenspeise und sein Blut ein Seelentrank sei, gleichwie Brot und Wein die Speise und der Trank des Leibes ist, darum sagt er: Nehmt und esst, das ist mein Leib, oder mein Leib ist das, was das Brot ist, nämlich Speise.

Bruder Cornelius: Ei, was eine tolle Raserei ist dieses; nun sollte ich wohl vor Zorn aus der Haut fahren, ja, sollte ich nicht? Denn Christus sagte nicht: Mein Leib ist das, oder mein Leib ist solches; wie verkehrt und verdreht nicht ihr Ketzer die nackenden, platten Worte (dies ist mein Leib)!

Jacob: Die Worte haben dieselbe Bedeutung: Das ist mein Leib, oder mein Leib ist das, wenn man anders auf den rechten Sinn Christi Achtung geben will, denn weil sein Leib eine Speise war, darum nahm er Brot, und sagte: Mein Leib ist dies, oder dies ist mein Leib, nämlich eine Speise.

Bruder Cornelius: Ei, sollte einen dieses nicht unsinnig und rasend machen! Ja, Gott segne uns noch einmal und die werte Mutter Gottes. Sagt denn Christus nicht: Nehmt und esst, dies ist mein Leib, der für euch gegeben wird; war es nun derselbe Leib, der für sie gegeben wurde, ei, so war es kein Brot, was er seinen Aposteln zu essen gab. Nun, laß hören, was willst du darauf antworten?

Jacob: Wie ich geantwortet habe, daß Christus sagt, daß derselbe Leib, der für uns dahin gegeben wurde, eine Speise der Seele sei, gleichwie das Brot eine Speise für den Leib des Menschen ist.

Bruder Cornelius: Ei, was ein Unglück ist das; sollte ich denn nichts vorbringen können, um dir dein verfluchtes Maul einmal zu stopfen? Ei, sagte nicht St. Paulus im ersten Briefe an die Korinther, Kap 11: Wer dies Brot isst, oder den Kelch des Herrn unwürdig trinkt, der ist an dem Leibe und Blute des Herrn schuldig. Sollte denn das nur ein bisschen gemeines schlechtes Brot und ein Schluck saurer Wein sein? Warum macht denn Paulus eine so außerordentlich große Sache daraus, und sagt: Der Mensch aber prüfe sich selbst, und esse würdig von diesem Brote und trinke würdig aus diesem Kelche, denn, wer unwürdig isst und trinkt, der isst und trinkt sich selbst das Gericht, weil er den Leib des Herrn nicht unterscheidet; aber sollte das nun, du verdammter Sakramentierer, nicht mehr sein, als ein bisschen gemeines Brot oder ein Gedenkzeichen?

Jacob: Das unwürdige Essen des Brotes und das unwürdige Trinken des Kelches, wovon Paulus schreibt, findet sich in unserm Gewissen, denn wenn ich mich in dem Leibe Christi vereinigen, und ein Brot mit vielen Brüdern werden will, bin dabei aber uneins, oder mit einigen Brüdern im Streite, so esse ich unwürdig von diesem Brote, und trinke unwürdig aus dem Kelche des Herrn, und dadurch werde ich an dem Leibe und Blute des Herrn schuldig. Darum prüfe sich der Mensch selbst, wie er mit seinem Bruder steht, denn wer in Heuchelei kommt, und hat in seinem Gewissen Anklage oder Unruhe, isst und trinkt aber gleichwohl unwürdig, der isst und trinkt sich selbst das Gericht, weil er nicht unterscheidet, daß der Leib des Herrn (in der Brechung des Brotes das wir brechen) sich uns gemeinschaftlich mitteilt, und der Kelch der Danksagung (welchen wir segnen) mit uns eine Gemeinschaft oder Mitteilung in dem Blute Christi wird, gleichwie Paulus im ersten Briefe an die Korinther, Kap 10, schreibt.

Bruder Cornelius: Ei, nun bist du in der Schlinge, denn wenn es eine Gemeinschaft oder Mitteilung des Leibes und Blutes Christi ist, so ist es ja nicht mehr Brot und Wein, wie ich dafür halte.

Jacob: Kannst du es nicht verstehen, daß wir durch die Mitteilung des gebrochenen Brotes nur zu verstehen geben und uns erinnern, daß wir durch das Brechen des Leibes Christi an dem Kreuze und durch die Mitteilung des Kelches seines Blutes teilhaftig geworden sind, und dadurch mit seinem Leibe Gemeinschaft erlangt haben? Gleichwie wir alle Gemeinschaft an einem Brote empfangen, das wir brechen und essen, und dessen teilhaftig werden, so sind wir auch viele ein Leib mit dem Leibe Christi, weil wir alle mit seinem Leibe Gemeinschaft erlangen, und dessen teilhaftig geworden sind, was wir dadurch zu erkennen geben, wenn wir uns mit einem Brote in Gemeinschaft bringen und dessen teilhaftig werden. Dies ist die Meinung Paulus im 1. Briefe an die Korinther, Kap 10.

Bruder Cornelius: Ei, so nun merke ich ja recht, daß ihr Wiedertäufer kurzum eben so arge, falsche, schnöde und durchtriebene Sakramentierer seid, als wohl die besudelten und dreckigen Kälberschwänze sein mögen, denn bei euch ist das Sakrament nichts anderes, als nur eine Bedeutung, Vorstellung und Gedächtnis des Leibes und Blutes Christi, und also nur ein bisschen Brot und ein Kelch mit Wein; aber ich lache über euer Bisschen Brot und euren Kelch, womit ihr eine Bedeutung und Gedächtnis des Leibes Christi vorstellen wollt.

Jacob: Mit Erlaubnis, das ist ja wunderlich von der Einsetzung Christi geredet, denn er hat uns gleichwohl das Brechen des Brotes und das Trinken des Kelches zu seinem Gedächtnis eingesetzt. Wenn aber das Brot Christus selbst ist (wie du sagst), wie soll uns denn dasselbe ein Gedächtnis Christi sein, der doch selbst (wie du sagst) gegenwärtig ist? Und weil du dich so sehr über mich erzürnst, der ich die Mitteilung nur Brot und den Kelch nenne, so solltest du dich auch über Paulus erzürnen, weil er im ersten Briefe an die Korinther schreibt, Kap 11,26: So oft ihr von diesem Brote esst und von diesem Kelche trink…

Bruder Cornelius: Schweige, halt das Maul, und laß das Gewäsch, denn obschon St. Paulus das Sakrament des Altars so nennt, so war es doch Christus selbst, wie er von seiner gesegneten Mutter geboren und am Kreuze gestorben ist.

Jacob: Das ist eine irrige Ansicht von dir, denn wenn es Christus selbst ist, wie er am Kreuze gestorben ist, so muss es auch Christus selbst sein, wie er von den Toten auferstanden und aufwärts gen Himmel gefahren ist.

Bruder Cornelius: Ja, in Wahrheit, und auch so, wie er zur Rechten seines Vaters sitzt.

Jacob: Warum sagt denn Paulus an die Korinther: So oft ihr von diesem Brote esst und von diesem Kelche trinkt, sollt ihr des Herrn Tod verkündigen, bis daß er kommt. Wäre das Brot aber Christus selbst gewesen, so hätten die Korinther damals wohl sagen können: Es ist nicht mehr nötig, des Herrn Tod zu verkündigen, denn er ist schon gekommen; er ist hier, das Brot, das wir brechen und essen, ist Christus selbst.

Bruder Cornelius: Ja schwätze und plaudere, wie du willst; ich sage rund heraus, daß die Korinther Christum mit Haut und Haar gegessen haben, wie wir Katholischen auch tun.

Jacob: Gleichwohl sagt Christus, Joh 16: Ich verlasse die Welt und gehe zum Vater; ferner, in demselben Kapitel: Nun aber gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat; ferner, in demselben Kapitel sagt Christus weiter: Aber ich sage die Wahrheit, es ist euch gut, daß ich hingehe, denn wenn ich nicht hingehe, so kommt der Tröster nicht zu euch; wenn ich aber hingehe, will ich ihn zu euch senden. Ferner, in eben demselben Kapitel: daß ich zum Vater gehe, und ihr mich fortan nicht seht; endlich, Joh 12, sagt Christus: Mich werdet ihr nicht allezeit haben.

Br. Cornelius: So fängst du wieder an zu predigen, tust du nicht? Und meinst du mir alles zu verwirren, zu verkehren und zu verdrehen; aber warte eine Weile, ich will dir wohl anders begegnen; es ist nichts bei dir, als Johannes hier, Johannes da; aber warum sagst du nichts von dem, was Johannes Kapitel 6 schreibt, wo Christus sagt: Das Brot, das ich geben will, ist mein Fleisch.

Jacob: Christus sagt in demselben Kapitel, daß er das Brot sei, das vom Himmel gekommen ist; damit meint er kein Brot, das aus der Erde wächst.

Bruder Cornelius: Ist das nicht ein arger, schnöder, durchtriebener und schalkhafter Ketzer? Hört doch nur, wie der Teufel mit seinem verfluchten Maule spielt; ei, ei, ei.

Jacob: Ich sage doch nichts anderes, als was Christus selbst sagt und meint, denn dies sind seine eigenen Worte durch das ganze Kapitel: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Mose hat euch kein Brot vom Himmel gegeben; aber mein Vater gibt euch das rechte Brot vom Himmel, denn das ist das Brot Gottes, das vom Himmel kommt, und der Welt das Leben gibt; ferner: Ich bin das Brot des Lebens; ferner: Eure Väter haben in der Wüste Manna gegessen und sind gestorben; dies ist das Brot, das vom Himmel kommt, auf daß, wer davon isst, nicht sterbe. Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist, wer von diesem Brot essen wird, wird leben in Ewigkeit. Und das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, welches ich für das Leben der Welt dahingebe; ferner: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wenn ihr das Fleisch des Menschen Sohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt, so habt ihr kein Leben in euch. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich in ihm; ferner, als Jesus bei sich selbst merkte, daß seine Jünger hierüber murrten, sprach er zu ihnen: Ärgert euch das? Wie, wenn ihr dann sehen werdet des Menschen Sohn auffahren, wo er zuvor war? Der Geist ist’s der lebendig macht, das Fleisch ist nichts nütze. Die Worte, die ich rede, sind Geist und Leben.

Aus all diesen Worten Christi kann man verstehen, daß er mit diesem seinem Fleischessen anders nichts meinte, als sein Wort oder seine Lehre, wodurch wir im zum Glauben kommen, ohne welchen Glauben an ihn wir nicht selig werden und nicht ewig leben können.

Bruder Cornelius: Hast du nun ausgepredigt? Kam es dir nicht vor, als ob du in dem Grützhausbusche ständest und predigst? Aber, du verwegener Ketzer, beweise mir das umständlicher, daß Christus mit diesem Fleisch essen nichts anderes verstehe, als sein Wort oder seine Lehre. Ei, wie ich denke, so willst du dich wider das heilige Konsilium zu Trident aufwerfen, denn dort haben doch alle Kardinäle, Bischöfe und Väter diese Worte Christi auf das würdige Sakrament des Altars bezogen; darum laß dich nun hören, wie du es anders beweisen willst, du verfluchter Wiedertäufer und Sakramentierer, der du bist.

Jacob: Du hast gehört, daß Christus in seiner Rede an die Juden gesagt hat: Dies ist das Brot Gottes, das vom Himmel kommt, und der Welt das Leben gibt. Ich bin das Brot des Lebens, wer von diesem Brote isst, wird leben in Ewigkeit; wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir, und ich in ihm. Nun magst du wissen, wenn Christus mit diesem Brote oder mit diesem Fleische seinen natürlichen Leib verstände, wie du sagst, so würden alle Menschen, denen ihr das (nach deinen Worten) zu essen gebt, ewiglich leben, und keiner verdammt werden; denn wenn sie einmal gegessen hätten, so würden sie in Christo bleiben, und Christus würde in ihnen bleiben.

Br. Cornelius: Ei, hört doch einmal, meine Herren, soll man sich nicht wundern, wie dieser lumpige Weber, dieser Kerzengießer, zu solcher großen Weisheit gekommen sei? Ja, dieser unreine und schmutzige Bischof Jacob will weiser sein, als unsere heiligen Kardinäle, Bischöfe und Gottesgelehrten oder Doktores in der Gottesgelehrtheit, die in der heiligen Versammlung zu Trident durch des Heiligen Geistes Eingeben einstimmig beschlossen haben, daß alle Worte Christi (St. Joh., Kap. 6), sich auf das heilige, würdige Sakrament des Altars bezogen; jetzt aber will uns dieser garstige Bischof, der Weber Jacob, gern weis machen, daß Christus mit seinem Blute nichts anderes als sein Wort und predigen verstanden habe, ist das nicht was Eigenes?

Der Blutschreiber: Laß dich doch unterweisen, Jacob, und disputiere nicht so viel.

Der Notarius: Das begehre ich auch von dir, Jacob, und steife dich nicht so sehr auf deine eigene Weisheit.

Jacob: Mit Erlaubnis, meine Herren, ich steife mich nicht auf meine eigene Weisheit, sondern auf die Worte Christi.

Bruder Cornelius: Ei, tust du? Ich mag nicht sagen, was du tust, du schalkhafter, loser, durchtriebener Ketzer, du hast ja in der Erzählung der Worte Christi so schalkhaft ausgelassen und verschwiegen, daß er in demselben Kapitel sagt: Mein Fleisch ist die rechte Speise, und mein Blut ist der rechte Trank; ja, meinst du uns so mit Schalkheit zu betrügen?

Jacob: Die Worte Christi habe ich nicht loser und schalkhafter Weise verschwiegen, sondern sie kamen mir nicht in meinen Sinn; es ist auch nicht nötig solche Worte zu verschweigen, denn sie dienen nur dazu, die Antwort zu bestätigen, die ich dir gegeben habe, nämlich, wenn Christus mit dem Essen und Trinken sein natürliches Fleisch und Blut versteht (wie du sagst), so werden sie alle ewig leben und nicht sterben, oder nicht verdammt sein, die in eurer Kirche einmal davon gegessen und getrunken haben, es mögen auch Missetäter sein, wie sie wollen, denn ihr versagt niemandem euer Sakrament des Altars; wer dazu kommt, der genießt es mit; es kommen dazu auch Trunkenbolde, Prasser, Geizhälse, Tauscher, Flucher, Zänkische, Neidische und ungerechte Menschen, Huren und Buben, Ehebrecher, Mörder und viele böse Menschen, von welchen Paulus im ersten Brief an die Korinther, Kap. 6, und im fünften Kapitel an die Galater sagt, daß sie das Himmelreich nicht ererben werden.

Bruder Cornelius: Ja, diejenigen, die zuerst beichten und von den Priestern freigesprochen werden, empfangen dann darauf das heilige Sakrament würdig und werden ewig leben.

Jacob: Christus sagt hier nicht von würdig oder unwürdig Essen oder Trinken, sondern er sagt, sie sollen alle leben, die von diesem Fleische essen, oder von diesem Blute trinken.

Bruder Cornelius: Aber St. Paulus sagt, 1Kor 11, von einem unwürdigen Essen und Trinken des Leibes und Blutes Christi; sieh es doch einmal an.

Jacob: Darum ist das Brotbrechen, wovon Paulus schreibt, auch eine andere Einsetzung als dieses.

Bruder Cornelius: Ei, du lumpiger Bischof! Christus setzt ja hier mit diesen Worten, Joh 6, das Sakrament des Altars noch nicht ein, sondern er verheißt es einzusetzen, indem er sagt: Das Brot, das ich geben werde (das ist zu verstehen, das er geben würde, als er die Messe in seinem letzten Abendmahle einsetzte), ist mein Fleisch, und der Kelch mit dem Weine, den ich geben werde, ist mein Blut, kein Wein, noch etwas, das zum Weine gehört; also ist das Brot auch kein wesentliches Brot, sondern mein Fleisch, welche ich für das Leben der Welt geben werde. Wo willst du nun hiermit bleiben, was kannst du nun hierauf antworten?

Jacob: Hierauf antworte ich noch einmal: Wenn Christus solches Fleisch meint, wie ihr (nach deiner Aussage) den Menschen zu essen gebt, so wird auch, nach Anweisung der Worte Christi, niemand von denen sterben noch verdammt werden, sondern sie werden alle ewig leben.

Bruder Cornelius: Ja, darum frage ich auch noch einmal, für wen denn die Beichte und die Lossprechung eingesetzt sei, ich denke doch nicht für die Ferkel oder Schweine?

Jacob: Das magst du freilich wohl denken; das Blut Christi ist für die Menschen zur Vergebung der Sünden ausgegossen, wie er auch in seinem letzten Abendmahle sagt, welches ihr nun eine Einsetzung der Messe nennt.

Bruder Cornelius: Ja, das Abendmahl war die Einsetzung der Messe, trotz deines Mauls; aber laß einmal hören, was du von der Messe hältst.

Jacob: Ist eure Messe denn noch etwas anderes, als euer Sakrament des Altars?

Bruder Cornelius: Ja, du bist ein Prädikant, ein Lehrer, ja, ein Bischof der Wiedertäufer, wiewohl du solches leugnest, und gleichwohl weißt du nicht, daß die Messe etwas anderes sei, als das Sakrament des Altars. Ei, pfui, schäme dich doch bis ins Innerste deiner Seele.

Jacob: Ja, freilich, weil es lauter Sachen sind, die in der Heiligen Schrift nicht bekannt sind oder genannt werden, so verstehe ich mich auch nicht darauf.

Bruder Cornelius: Ja, einen Dreck in dein Maul. Sind es auch Dinge, die in der Heiligen Schrift nicht so genannt werden, so sind sie doch in der Heiligen Schrift so bekannt, denn die Messe ist ein Sacrificium oder ein Opfer, worin der Priester das wahre Fleisch und Blut Christi für Lebendige und Tote, oder für die Seelen aufopfert, die im Fegfeuer liegen, verstehst du es nun, was die Messe sei?

Jacob: Ich glaube nicht, daß ihr Christum noch einmal aufopfern könnt, sondern ich glaube, daß Christum selbst ein Opfer am Kreuze für die Lebendigen und Toten gewesen sei, denn Paulus schreibt an die Hebräer, Kap 9, daß Christus durch sein eigenes Blut einmal in das Heilige eingegangen sei und eine ewige Erlösung gefunden habe, denn, wenn der Ochsen und Böcke Blut die Unreinigen zur Reinigung des Lebens heilt, um wie viel mehr wird das Blut Christi, der sich selbst unbefleckt durch den Heiligen Geist Gott geopfert hat, unser Gewissen von den toten Werken reinigen, dem lebendigen Gotte zu dienen.

Bruder Cornelius: Ei, nun ist es genug gepredigt, denn der Kopf tut mir weh davon; darum laß uns jetzt etwas von der Wiedertaufe und der Kindertaufe disputieren und dann genug. Sag an und laß hören, warum das Sakrament der Taufe den Kindern zur Seligkeit nicht nötig sei, wie ihr Wiedertäufer predigt und lehrt, und solltet ihr dadurch in Gefahr laufen.

Jacob: Christus sagt, Mk 16: Wer glaubt und getauft wird, soll selig werden, wer aber nicht glaubt, soll verdammt werden. Wenn nun eins von beiden den Kindern zur Seligkeit nötig wäre, so ist ihnen der Glaube nötiger als die Taufe.

Bruder Cornelius: Ist das wahr? Aber, ei, willst du denn alle armen unschuldigen Kindlein, die in der Erbsünde ohne Taufe sterben, dadurch vom Himmel ausschließen, und eine Menge von vielen hunderttausend Millionen zur Hölle jagen, in die ewige Verdammnis?

Jacob: Nein, das wollen wir nicht, denn unser Glaube ist, daß die Kindlein gleichwohl selig sind, wenn sie auch ohne Taufe sterben, denn sie sind in dem Blute Jesu Christi getauft und gereinigt, wie Johannes in dem ersten Briefe, Kap 1, sagt: Das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, macht uns rein von allen Sünden; auch sagt Christus, Mt 19: Denn solcher ist das Himmelreich.

Br. Cornelius: Ja, wenn sie erst durch die Taufe gewaschen und von der Erbsünde, die sie von Adam geerbt haben, gereinigt sind, denn sonst fahren sie alle zum Teufel in die Verdammnis.

Jacob: Paulus schreibt, 1Kor 15: Gleichwie sie alle in Adam sterben, so werden sie in Christo lebendig gemacht werden; ferner Röm 5: Gleichwie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist, und der Tod durch die Sünde, so ist die Gnade vielen reichlich widerfahren durch Christum.

Bruder Cornelius: Still, still, still, viel Geschwätz und wenig Antwort. Das sind lauter Dinge, die die ungetauften und unbeschnittenen Kinder nichts angehen; darum sage ich rund heraus, daß alle Kinder, die im alten Testamente ohne Beschneidung und nun im neuen Testament ohne Taufe gestorben sind und noch sterben, verdammt sind, und wer eine andere Behauptung aufstellt, der ist ein Ketzer. Aber ihr Wiedertäufer achtet die Taufe so gering, daß ihr die Kinder ohne Taufe sterben lasst, in der Meinung, daß sie gleichwohl selig seien; warum lasst ihr euch denn, die ihr schon einmal getauft seid, wiedertaufen und lehrt andere Leute, daß sie sich auch wiedertaufen lassen müssen, wenn sie selig werden wollen? Ei, ei, seid ihr denn nicht von einer höllischen und teuflischen Raserei, Unsinnigkeit und Bezauberung besessen? Ei, laufe und betrüge dich mit deiner Wiedertäuferei.

Jacob: Wir taufen die Gläubigen nach Christi Befehl und ihr tauft die Ungläubigen wider seinen Befehl.

Bruder Cornelius: Ist das wahr, Wiedertäufer? Aber obgleich die Kinder ungläubig sind, so müssen sie dennoch getauft werden, wenn sie die Seligkeit erlangen sollen, denn im Evangelium St. Johannes, Kap 3, steht, daß Christus zu Nikodemus gesagt hat: Wahrlich, wahrlich, es sei denn, daß jemand wiedergeboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen. Ist nun das nicht geradezu gesagt, daß man die Kinder taufen müsse, obgleich sie noch ungläubig sind? Was wollt ihr Wiedertäufer es uns Katholischen denn vorwerfen, daß wir die Ungläubigen taufen und daß ihr die Gläubigen tauft? Du vermaledeiter Ketzer, der du bist. Wohlan, antworte mir darauf, und betrüge dich selbst.

Jacob: Die Wassertaufe stellt das Bad der Wiedergeburt vor, welche Christus in dem Geiste tauft, wie Johannes der Täufer, Mk 1: Ich habe euch mit Wasser getauft, der aber nach mir kommt, wird euch mit dem Heiligen Geiste taufen. Mt 3 und Lk 3 steht: Der wird euch mit dem Heiligen Geiste und mit Feuer taufen; ferner Joh 1: Aber der mich gesandt hat, in daß Wasser zu taufen, der hat zu mir gesagt: Auf welchen du den Geist herabfahren und auf ihm bleiben sehen wirst, der ist es, der in dem Heiligen Geiste tauft, woraus sich mit Sicherheit schliefen lässt, daß die Wassertaufe nichts dazu beiträgt, ins Reich Gottes zu kommen, sondern allein die Taufe durch den Heiligen Geist, womit Christus tauft.

Br. Cornelius: Daran lügst du, Wiedertäufer, mit deinem vermaledeiten Maule, denn Christus sagte: Aus Wasser und Geist; so schafft denn die Taufe des heiligen Geistes nicht allein den Eingang ins Reich Gottes, sondern das Wasser und der Geist.

Jacob: In dieser Beziehung muss ich dir die Frage stellen, ob niemals einige von Gott und Christo in den Heiligen Geist ohne Wasser getauft worden seien?

Br. Cornelius: Welche teuflische Frage ist doch das, wer sollte dir auf solche verfluchte Frage antworten können? Ja, seht doch nun einmal, womit uns dieser elende Dreckbischof, Jacob der Weber, zu quälen und zu plagen sucht. Antworte du dir selbst darauf.

Jacob: Wohlan denn, als Christus sah und hörte, daß sich Nikodemus so sehr über die Worte verwunderte, die er zu ihm redete, und daß Nikodemus seine Worte nicht verstehen konnte und fragte, wie solches zugehen möchte, so hat ihm Christus geantwortet: Bist du ein Meister in Israel, und weißt dieses nicht? Aus diesen Worten Christi kann man verstehen, daß Christus nicht von der Taufe redete, sondern er redete mit ihm von Dingen, die in dem Gesetze der Israeliten enthalten waren, nämlich von der Wiedergeburt oder Wiederherstellung durch den Heiligen Geist, in welchem alle heiligen Väter und alle Auserwählten Gottes vor der Zukunft Christi wiedergeboren oder getauft worden sind; denn hätte Christus von der Wassertaufe geredet, wie ihr Papisten meint, so hätte ja Nikodemus zu Christo sagen können: Ich habe in allen Gesetzen niemals etwas von einer Wassertaufe gelesen; aber nun hat Christus zu ihm von Dingen geredet, die im Gesetze oder in der Heiligen Schrift des alten Testaments geschrieben standen, obgleich er sie anders nannte, nämlich eine Wiedergeburt aus Wasser und Geist, wiewohl freilich darin der Heilige Geist und das Wasser genannt wird; aber Christus wollte Nikodemus damit prüfen, um ihn über eine Sache in Verwunderung zu setzen, die er sehr wohl wissen und verstehen musste, weil er ein Meister in Israel war. Siehe, darum wird die Wiedergeburt, wo Christus in den Heiligen Geist tauft, nur mit der auswendigen Wassertaufe vorgestellt.

Bruder Cornelius: Ei, Jesus, Jesus, wie kannst du plaudern, wie ist dir die Zunge gelöst; so wunderlich habe ich niemals die Schrift auslegen gehört; ganz wider den Sinn unserer Mutter, der heiligen katholischen römischen Kirche, wie auch der alten Lehrer und Väter; ich wundere mich nicht, daß dich die Wiedertäufer zu ihrem Lehrer, Prädikanten und Bischof gemacht haben, denn um dergleichen Reden oder Predigten zu hören, ist das Volk zu Brügge so abscheulich nach dem Grützhausbusche gelaufen; aber ich muss noch eine Frage an dich richten: Wenn ihr Wiedertäufer Kinder habt, welche einfältig, simpel oder töricht bleiben, und in solcher Weise zwanzig, dreißig, vierzig, ja, achtzig oder neunzig Jahre alt werden, lasst ihr dann diese ohne Taufe sterben, weil sie euren Glauben und eure Lehre nicht begreifen können? Denn einen Einfältigen, der lebenslang einfältig oder töricht bleibt, kann man ja nicht lehren. Ei, wie macht ihr es doch mit ihnen; laß es mich doch mit kurzen Worten hören, denn dein langes Geschwätz wird diesen guten Herren so unangenehm wie mir; überdies wird es auch spät, und ich bin müde, das kann ich sagen.

Jacob: Solchen unschuldigen, einfältigen, kindischen Menschen gehört das Himmelreich, wie Christus sagt, Mt 19.

Bruder Cornelius: Ei, sacht, sacht, eben recht, so sage ich denn, daß es nicht nötig ist, daß man die Menschen ihr Glaubensbekenntnis lehre, ehe man sie tauft, wie ihr Wiedertäufer lehrt und tut, wenn ihr tauft oder wiedertauft, denn obschon die Kinderlein im christlichen Glauben nicht unterrichtet sind, so taufen wir Katholischen sie doch auf den Glauben der heiligen Kirche, und weil sie gläubige Eltern haben; ei, darum ist es ja nicht nötig, daß man sie zuvor lehre.

Jacob: Gleichwohl sagt Christus, Mk 16: Geht hin in alle Welt, und predigt das Evangelium allen Kreaturen, wer glaubt und getauft wird, soll selig werden; da steht ja, daß Lehre und Glaube der Taufe vorangehen sollen; ferner, Mt 28, sagt Christus: Gehet hin und lehret alle Völker und taufet sie; hier wird das Lehren vor das Taufen gesetzt.

Bruder Cornelius: Still, still, fängst du wieder an zu predigen, tust du nicht? Darum noch eine Frage und damit hallo. Wenn denn nun ein Ungetaufter unter eurer Wiedertäufergemeinde in eurem teuflischen Glauben genug unterrichtet wäre, um sich taufen lassen, und sich zur Taufe anmeldete, aber so schwach und krank wäre, daß er von sich selbst nichts wüsste, und deshalb seinen Glauben vor oder während der Taufe nicht bekennen könnte, ei, solltet ihr ihn denn auch ohne Taufe sterben lassen? Darum soll man ja deine Märlein und Spötterei weder achten noch ansehen.

Jacob: Und wenn er auch in seiner Schwachheit ohne Taufe stürbe, so würde er doch durch seinen Glauben selig werden, denn Christus sagt, Mk 16: Wer nicht glaubt, wird verdammt werden.

Bruder Cornelius: Nun wohl, es gelüstet mich nicht länger mit dir zu disputieren, sondern ich will meines Weges gehen, und den Schinder wider dich disputieren lassen mit brennenden Reisern unter deine Blößen, dann aber den leibhaftigen Teufel aus der Hölle mit brennendem Pech, Schwefel und Teer, ei, seht doch.

Jacob: Mitnichten, denn Paulus schreibt, 2Kor 5: Wenn unser irdisches Haus dieser Hütte zerbrochen wird, so wissen wir, daß wir einen Bau haben, von Gott erbaut, ein Haus, nicht mit Händen gemacht, sondern das ewig ist im Himmel.

Bruder Cornelius: Ei, fort in die Hölle, in die Hölle, und erwarte nichts anderes, als durch dies zeitliche Feuer ins ewige Feuer zu fahren; ja, die Hölle gafft und schnappt nach deiner Seele, du vermaledeiter und verdammter Widertäufer, der du bist.