Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.143

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2.143  Drei Brüder von Antwerpen, von welchen der älteste Jan genannt wurde, welcher das Wort führte, 1550.

Der Neid der Pfaffen war so groß, dass sie es nicht ertragen konnten, dass diejenigen, welche in der Stille Gott dem Herrn einfältig und recht zu dienen suchten, sich in Antwerpen aufhielten; deshalb haben sie den Markgrafen dahin vermocht, dass er sie in Verhaft zu nehmen gesucht, und sollte es ihn auch sein Amt kosten, denn er hat seine Diener ausgesandt und drei derselben gefangen nehmen lassen, welches sowohl die Pfaffen, als auch die gefangenen Brüder nicht wenig erfreut hat, weil sie gewürdigt waren, für den Herrn zu leiden. Sie wurden auch scharf über ihren Glauben untersucht, von welchem sie, sowohl in Ansehung der Taufe und der Sakramente, als auch rücksichtlich anderer Artikel, ein gutes Bekenntnis abgelegt haben, und wiewohl die Pfaffen und Gelehrten mit List ihnen sehr zugesetzt haben, so haben sie sich doch mit der Schrift so tapfer verteidigt, dass auch der Markgraf selbst bezeugte, dass er eine solche deutliche Auslegung der Schrift noch niemals gehört hätte, und wenn er vierzehn Tage bei ihnen wäre, sie würden ihn sicherlich überreden. Darauf sagten die Brüder: Urteilt ihr selbst, ob es nicht der rechte Glaube und die Wahrheit sei, für welche wir unser Leben zum Pfande geben, von welcher wir auch nicht abzufallen, sondern darin zu des Herrn Lob und Preis zu verharren beabsichtigen, der uns nicht verlassen hat, auch selbst, da wir im Finstern saßen.

Als nun die Gelehrten viele Schriften verkehrt und unrecht zur Anwendung brachten, sagten die Brüder: Wie dürft ihr so vermessen sein, dass ihr von dem Wege des Herrn eine so verkehrte Lehre habt? Worauf einer der Gelehrten sagte: Das kommt daher, weil wir nicht mit euch gefangen sein, oder Angst und Verfolgung leiden wollen; aber nach sieben oder acht Jahren will ich die Wahrheit recht ausbreiten und derselben guten Vorschub tun. Ach, Armer, sagte einer der Brüder, wie verlässt du dich auf eine eitle Hoffnung, da du doch weder Abend noch Morgen, weder Stunde noch Zeit in deiner Hand hast (was sich auch an ihm erwiesen, denn kurz darauf ist er gestorben). Seht, sagten sie, ihr bekennt selbst, dass wir nichts verschuldet haben, warum wollt ihr uns denn ums Leben bringen? Der Rat sagte: Des Kaisers Befehl gebietet uns, euch zu töten. Nehmt denn, sagten sie hierauf, diesen Befehl mit euch vor des Herrn Gericht und sehet, was er euch nützen wird, in Wahrheit nichts. Nachher wurden sie zum Tode verurteilt, dass ein jeder an einem Pfahle verbrannt werden sollte. Dieses Urteil hat sie keineswegs erschreckt, sondern sie sind wohlgemut gewesen und haben einander getröstet. Der Rat sagte zum Jüngsten: Bitte den Markgrafen, er wird dich wohl freilassen. O nein! sagte er, ich will mit meinen Brüdern für die Wahrheit leiden. Also sind sie freudig und getrost nach den Pfählen dahingegangen, und haben untereinander gesagt: Also wandeln wir im Frieden nach dem friedsamen Hause Gottes, um daselbst eine ewige Wohnstätte zu erlangen. Auch baten sie für die Herren, dass Gott ihnen diese Tat nicht zurechnen, und sie erleuchten wolle, damit sie sich bekehren möchten. Endlich nun, als sie an dem Pfahle standen, haben sie gerufen: Himmlischer Vater, nimm unseren Geist in deine Hände auf! Und also haben sie ihr Opfer als rechte Kinder Gottes gebracht.