Als wir vor dem vollständig versammelten Rate waren, wurden wir von dem Oberanwalte des Rates angeredet; derselbe erklärte den Herren im Allgemeinen, was wir vor dem Commissarius bekannt hätten, hielt auch eine lange Rede darüber, wie lange wir nicht in der Kirche gewesen wären, daß wir unsere Kinder nicht hätten taufen lassen, und daß wir Wiedertäufer wären, sagte auch, wir hätten, laut Befehls, das Leben sowie auch unsere Güter verwirkt. In dieser angegebenen Weise stellte er die Anklage, und machte einen Anspruch an unsern Leib und unsere Güter, und als er Bericht gegeben hatte, wie und wo wir getauft worden wären, fragte er uns, ob wir bei unserer Taufe bleiben wollten; wir redeten freimütig und unverzagt, mit einem fröhlichen Gemüte, daß wir eine Taufe nach des Herrn Befehle empfangen hätten; unser Bruder Jaques sagte, wenn man es ihm mit des Herrn Wort anders beweisen könnte, so wollte er nicht gegen das Wort des Herrn handeln.
Mein Mann sagte, er begehre bei seiner Taufe zu bleiben; ich sagte, wie unser Bruder gesagt hatte, daß wir unsere Taufe nach dem Worte des Herrn empfangen hätten, worauf er beide Male entgegnete: Nach deiner Meinung! Dann fragte er uns, ob wir keinen Verteidiger begehrten; unser Bruder erwiderte darauf: Christus ist unser Fürsprecher; damit entfernten wir uns; wir gingen fröhlich und guten Mutes vom Rate, obgleich es uns das Leben kosten sollte.
Seit dieser Zeit ist mein Mann und unser Bruder einmal vor dem Pfarrer von dem alten Hofe gewesen; des Sonntags aber in den Fasten waren wir alle drei vor dem Rentmeister; zuerst hatte unser Bruder ein langes Gespräch mit ihm, und bewies ihm mit der Schrift, sodass er nichts dagegen zu sagen wusste, als daß es vom Teufel wäre, und daß zwar viele in der Hölle wären, daß aber die Unsrigen die Ärgsten wären; dann wurde mein Mann vor ihn gebracht, und endlich auch ich. Als ich vor ihn kam, fing er von der Kindertaufe, von meiner Taufe, von dem Essen des Fleisches Christi und von vielen andern Dingen an; ich erwiderte: Du brauchst alles solches nicht hervorzusuchen, es ist mir nicht gegeben, mit dir zu disputieren; ich sage dir gerade heraus: Ich will bei dem bleiben, wozu der Herr mich berufen hat. Er sagte, der Teufel hätte mich berufen. Ich entgegnete: Ist denn jetzt der Teufel von solcher Art, daß er von dem Bösen ablässt und Gutes tut? Es geht uns, wie der Prophet sagt: Wer sich vom Bösen wendet, muss jedermanns Raub sein! So ist es uns ergangen; von dem ersten Tage an, wo wir von unserm eitlen, bösen Wegen abließen, wurden wir von jedermann gehasst, wie Christus sagt: Ihr werdet um meines Namens willen von jedermann gehasst werden. Christus sagt ferner: Fürchtet diejenigen nicht, die den Leib töten, und keine Gewalt haben, mehr zu tun, sondern fürchtet denjenigen, der Seele und Leib in die Hölle verdammen kann; ja, den fürchten wir allein. Auch begehrte er, ich sollte ihm von der Kindertaufe und von dem Essen des Fleisches Christi Auskunft geben. Ich erwiderte: Es ist nicht der Mühe wert, dir auf deine Fragen eine Antwort zu geben, solche unnötigen Fragen tust du! Ich habe dir genug davon gesagt; ich sage dir nichts mehr, wir haben dessen genug gehabt; wache übrigens auf und merke, du siehst es ja wohl, daß es nicht eines Menschen Tun ist, was wir durch den Herrn zu tun vermögen, daß wir unsere lieben Kinder, ja, unser Leben selbst um der Ehre Gottes willen mit solcher Freude verlassen. Siehe zu, was du tust! Wir sind das heilige Volk Gottes, die Auserwählten Gottes, wenn auch alle eure Gelehrten zusammenkämen, die in der ganzen Welt sind, so können sie uns mit dem Worte des Herrn nicht beweisen, daß wir wider das Wort Gottes glauben oder tun; hierauf erwiderte er, wir glaubten es ja nicht, daß die Apostel Christi Fleisch gegessen und sein Blut getrunken hätten; Christus habe ja gesagt: Nehmt, esst, das ist mein Leib; ich sagte: Christus nahm das Brot, dankte und brach es, und gab es seinen Aposteln; als er nun das Brot nahm und brach es, und gab es ihnen, so war ja das Brot kein Fleisch; er gab ihnen ja nicht seinen lebendigen Leib zu essen, als er lebendig bei ihnen stand; aber zur Erlösung hat er denselben gegeben, nicht allein ihnen, sondern allen denen, die an ihn glauben. Man mochte ihm sagen, was man wollte, er blieb bei seiner alten Redeweise. Unser Bruder hatte ihn von allen Dingen mit der Schrift so klar überwiesen, daß er nicht ein Pünktlein dagegen zu sagen wusste. Unser Bruder redete laut, damit diejenigen, die außerhalb an der Kanzlei standen, es hören möchten, wie deutlich er ihm alles bewies; ich redete auch so laut, als ich konnte, mit einem fröhlichen Gemüte; was mir der Herr in den Sinn gab, das redete ich ohne Furcht, will es aber, um kurz zu sein, hier nicht anführen. Er redete nichts anderes, als daß wir mit dem Teufel besessen wären, daß sich der Teufel in uns in einen Engel des Lichts verstelle, daß wir einen Hoffartsteufel hätten, und daß wir ewig in dem Abgrunde der Hölle sein müssten; dieselbe Sprache führte er, so oft wir vor ihm waren. Ich erwiderte: So tief du uns in den Abgrund der Hölle verstößt, so hoch sind wir bei dem Herrn erhoben.
Von der Kindertaufe wusste er nichts anderes zu sagen, als was Christus sagt: Ihr müsst von neuem geboren werden aus Wasser und Geist; ich erwiderte, die Kinder können die neue Geburt nicht verstehen; Christus sagte solches zu den Verständigen; darum haben wir unser altes Leben abgelegt und haben ein neues angezogen. Wir wissen wohl, daß unsere Kinder selig sind vor dem Herrn. Da kam er mit David hervor, wie er in Sünden geboren worden sei; unser Bruder hatte ihm alles so deutlich erklärt, aber gleichwohl blieb er unverständig. Als wir unsere Reden geendigt hatten, fragte ich ihn, was mein Mann sagte? Er entgegnete: Dein Mann bleibt auch auf seiner Meinung; ich sagte: Was willst du doch noch mit meinem armen Manne tun, der ja nicht einen Buchstaben lesen kann? Darauf antwortete er: Deine Verdammnis wird größer sein als die deines Mannes, weil du lesen kannst und ihn verführt hast, damit schied ich von ihm.
Nachher ist die vorgenannte Claesken mit ihrem Manne und Bruder Jaques um des Zeugnisses der Wahrheit willen zu Leeuwaarden in Friesland ertränkt worden, im März 1559.