Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.619

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2.619  Fünf fromme Christen, Hans von Munstdorp, Janneken Munstdorp, sein Weib, wie auch Mariken, Lysken und Maeyken werden sämtlich im Jahre 1573 zu Antwerpen an Pfählen verbrannt.

Die grausame Mordgrube, die Stadt Antwerpen, obgleich sie mit Brandpfählen der Leichen und Asche der Heiligen angefüllt war, war zu der Zeit von den vielen Mördereien, die um des wahren Glaubens willen an den unschuldigen Schäflein Christi geschehen waren, noch nicht gesättigt.

Dieses ist an fünf frommen Christen zu ersehen, nämlich Hans von Munstdorp, nebst seinem Weib Janneken Munstdorp, Maryken, Lysken und Maeyken; diese wurden sämtlich um das Jahr 1573 (als sie versammelt waren, das Wort Gottes zu hören) gefangen genommen und zu Antwerpen auf dem Steine festgesetzt.

Als sie aber von der Festigkeit ihres Glaubens, vieler schrecklichen Bedrohungen, Disputationen der weltlichen Gelehrten und anderer Mittel ungeachtet, nicht abgebracht werden konnten, so hat man beschlossen, sie alle vom Leben zum Tode zu bringen, und das nicht auf eine leichte und kurze Weise, sondern durch Feuer und Flammen bis sie ihres Lebens beraubt sein würden.

Dieses wurde nun zuerst an Hans von Munstdorp vollzogen, welcher im vorgemeldeten Jahre um den Monat September von den andern Vieren wie ein Schlachtschaf (aus dem Stalle) abgeholt und dem gefällten Urteile gemäß durch einen gewaltigen Brand getötet wurde, welchen harten und schweren Tod er standhaft (mit getrostem Herzen) ertragen hat.

Die Hauptursache, warum die andern vier Personen nicht mit ihm getötet worden sind, bestand darin, weil sein Weib Janneken Munstdorp, die hoch schwanger war, bald niederkommen sollte, was auch bald darauf (als ihr lieber Mann verbrannt war) geschehen ist.

Sie kam mit einer Tochter nieder, die sie nach ihrem Namen (weil sie nun auch bald sterben sollte) Janneken nannte, und besorgte in Eile, daß das Kind (ehe die Pfaffen die Hand daran legten) unter die Freunde kam, denen sie es von Herzen befahl, und wobei sie ein Testament voll schöner Unterweisungen an dieses Töchterlein schrieb, welches ungefähr einen Monat alt war, welches Testament auch die Freunde für dasselbe aufbewahrt haben.

Es kam nun die Zeit ihrer Aufopferung herbei, denn sie wurde verurteilt, daß sie am 6. Oktober ihrem Manne in gleicher Todesstrafe nachfolgen sollte, welche Botschaft auch die andern drei Weiber, nämlich Maryken, Lysken und Maeyken empfangen haben, wozu sie sich mit großer Freude des Gemüts und freiwillig zubereitet haben, indem sie nach der Stunde ihrer Erlösung verlangten.

Das Urteil ist auch auf die bestimmte Zeit an ihnen vollzogen worden, und sie haben dem Herrn ein lebendiges, heiliges und angenehmes Opfer gebracht; darum werden sie dermaleinst von dem ewigen Brande befreit und zur seligen Erquickung in das Paradies Gottes eingelassen werden (Offb 7,16–17): Sie wird nicht mehr hungern noch dürsten, es wird auch weder die Sonne, noch irgendeine Hitze auf sie fallen, denn das Lamm mitten im Stuhle wird sie weiden und zu den lebendigen Wasserbrunnen leiten, und Gott wird alle Tränen von ihren Augen abwischen.

Siehe, von diesen aufgeopferten Freunden ein Lied im Rotterdam’schen Liederbuche, welches so anfängt:

Ach, Freunde allzusammen hört.
Auf Michelstag wir war’n zerstört.