Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.117

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2.117  Hans Stautdach, Anthonius Klein, Blasius Beck, Leonhard Schneider, im Jahre 1545.

Im Jahre 1545 sind vier Brüder, mit Namen Hans Stautdach von Kaufbayern, Anthonius Klein, ein Schneider von Gundhausen, Blasius und Leonhard Schneider, beide von Kaufbayern, als sie mit ihren Weibern und Kindern zu der Gemeinde hierher nach Mähren ziehen wollten, in Österreich gefänglich eingezogen worden. Man hat sie darauf den dritten Tag im August nach Wien gebracht und sie paarweise aneinander gebunden, hat ihnen schwere Ketten an die Füße gelegt und sie als Missetäter durch die Straßen geführt, auch ihre Weiber und Kinder ihnen nachfolgen lassen; dann hat man sie ins Gefängnis gelegt und vier Tage lang bei Weib und Kindern gelassen; in diesen vier Tagen hat man sie verhört und ihnen hart zugesetzt, ob sie bei solchem Glauben bleiben wollten, worauf sie bekannt, dass sie solches mit Gottes Kraft und Hilfe halten würden. Hierauf haben sie die vier Brüder in ein anderes Gefängnis gebracht, dann haben sie dieselben noch einmal verhört, und auch ihre Weiber und Kinder in des Richters Haus geführt, die Brüder aber dabei verhindert mit ihnen viel zu reden.

Auf einen Sonntag, den 16. August, ist viel Volk zu ihnen in das Gefängnis gekommen und hat mit den Brüdern gesprochen, auch von ihren Weibern, wie sehr man ihnen aber auch zusetzte, um sie zum Abfalle zu bewegen, so hielten sie sich doch tapfer und männlich, obgleich man ihnen sehr drohte, ihre Kinder wegzunehmen; ihre Weiber sind übrigens endlich wieder freigelassen und zu der Gemeinde gekommen. Nachher hat man mit diesen Brüdern viel Schalkheit getrieben, um sie durch Furcht zum Abfalle zu bewegen. Viermal sind sie vor die Obrigkeit nach Wien gebracht worden, auch vor Mönche, Pfaffen und Doctoren, welche Christus nicht umsonst reißende Wölfe nennt, vor denen man sich hüten soll, denn ihre Pfaffen sind gleich den Wölfen, dieselbe kommen ja in einem schönen Gewande, sie zu verschlingen; aber sie wollen sie zuerst alle getötet und erwürgt haben, denn es ist den falschen Propheten leid, wenn sie jemanden bei seiner Frömmigkeit lassen müssen und ihn nicht verführen können; darum arbeiten sie auf viele und mancherlei Weise. Sie haben derer genug, welche ihrer falschen Propheten Lehre folgen und ihrem gottlosen und lasterhaften Leben nachwandeln; sie könnten ja wohl die Frommen in Ruhe lassen.

Also haben sie diese Liebhaber Gottes zwar auch versucht, aber denselben nichts abgewinnen können, sondern sind an ihnen zu Spott und Schanden geworden, denn es kann niemand Christo die Seinen aus der Hand nehmen. Sie haben ihnen auch des Königs Befehl vorgelesen und ihnen mit Feuer, Wasser und Schwert gedroht, desgleichen auch, dass man sie nur mit Wasser und Brot speisen und sie voneinander trennen oder sie bei der Nacht ertränken wolle wie den Bruder Oswald von Jamnitz; mit dergleichen Dingen haben sie ihnen Furcht einjagen wollen, wie zuvor berichtet worden ist. Aber diese Ritter und Helden der Wahrheit Gottes waren unerschrocken.

Den 5. Tag nach St. Michaelis hat man sie wieder darüber verhört, ob sie vom Glauben abfallen wollten, und wenn dies nicht der Fall wäre, so hätten sie Befehl, sie vom Leben zum Tode zu bringen, es sei durch Feuer, Wasser oder Schwert; dies war ihre letzte Ermahnung; als sie aber mit ihren Drohungen nichts ausrichten konnten, haben sie alle vier wieder in das Gefängnis (Joppen genannt) geführt. Den Hans Stautdach haben sie im Gefängnisse gelassen, Blasius in der Holzkammer, Leonhard aber, nebst einem andern, in einem hellen Gefängnisse; nachher aber ungefähr um Allerseelentag, hat man sie wieder zusammengebracht.

Hierauf, nämlich nicht lange nach St. Martinstag, den 22. November, hat man sie, als sie männlich und standhaft geblieben sind, und ohne Hehl bekannten, dass sie auf dem rechten Wege der göttlichen Wahrheit wandelten, welches sie mit ihrem Blute versiegeln wollten, zum Tode verurteilt und dem Scharfrichter übergeben. Derselbe band sie und führte sie des Morgens früh, als der Tag anbrach, nach dem Hochgerichte hinaus, damit nicht, wenn es ruchbar würde, die Menge des Volkes herbeilaufen möchte.

Als man sie nun zur Schlachtbank hinausführte, waren sie guten Mutes und sangen fröhlich; darauf wurde ein Kreis geschloffen, wie die Scharfrichter zu tun pflegen. In diesem Kreise sind die Brüder niedergekniet und haben herzlich gebetet, auch dem Herrn dieses Brandopfer zum Abschiede aus diesem Leben anbefohlen.

Der Scharfrichter ward traurig, tat es ungern und fühlte sich in seinem Gemüte beschwert, dass er so richten musste; die andern Pilatuskinder wollten auch unschuldig sein; aber sie mussten es um ihrer hohen Obrigkeit willen und auch von Amts wegen tun, wiewohl sie wünschten, des Handels enthoben zu sein.

Sie haben aber einander gesegnet und zur Standhaftigkeit ermahnt und einander geheißen getrost und guten Mutes zu sein, indem sie sagten: Heute werden wir bei den andern in unseres himmlischen Vaters Reiche sein.

Also haben sie ihre Nacken um des Namens Christi willen unverzagt und ohne Furcht übergeben, und sind alle vier mit dem Schwerte hingerichtet und enthauptet worden.

Dirk Pieterß Samuels und Jacob de Geldersman, werden zu Amsterdam den 24. Mai im Jahre 1546 lebendig verbrannt

Unter mancherlei Verfolgungen und Trübsalen, welche den frommen Nachfolgern Christi zugestoßen sind, hat es sich auch zugetragen, dass der Schaffner aus dem Haag und der Amtmann von Amsterdam, Wasserland und Seeland mit einem Haufen Häscher von Edam gekommen sind; dies geschah den 12. März des Jahres 1546, Freitag nachts vor dem großen Festabende; dieselben haben sich mit Fackeln und Laternen nach Dirk Pieterß Samuels und Jacob de Geldermans Hause verfügt, welche Bürger von Edam nach der Wahrheit gesinnt und im Glauben einstimmig waren. Sie haben aber dieselben aus ihren eigenen Häusern und Betten abgeholt und von der Ostseite der Stadt außerhalb der Steinpforte nach der Westseite gebracht, wo sie in einen Nachen gesetzt und gefänglich nach Amsterdam gebracht wurden; von da aber haben sie dieselben nach einer gewissen Zeit nach dem Haag geführt, wo sie den 16. Mai desselben Jahres ihres Glaubens wegen untersucht worden sind. Als sie aber bei der angenommenen Wahrheit standhaft ausharren wollten, sind sie den 22. Mai in dem hohen Hofe von den Herrn dieser Welt verurteilt worden, lebendig verbrannt zu werden. Hierauf hat man sie wieder nach Amsterdam geführt, wo sie viele Verfolgungen erlitten haben; sie sind hier auf Leitern gebunden worden, und haben also in großer Standhaftigkeit den Feuertod erlitten. Also haben sie ihre irdischen Wohnungen freudig übergeben und verlassen und dafür von Gott einen Bau verlangt, der ewig dauern wird im Himmel.