Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.637

Zum Inhaltsverzeichnis

2.637  Ein Brief von Reytse Ayseß an seine Hausfrau.

Gnade, Friede, Barmherzigkeit, Liebe und Einigkeit von Gott, unserem himmlischen Vater, sei mit dir, meinem lieben und werten Weib; der allmächtige Gott wolle dich und mich bewahren und zum ewigen Leben bringen, Amen.

Siehe, mein liebes und wertes Weib, die ich vor Gott und seiner Gemeinde geheiratet habe, wie sehr ich deinetwegen bekümmert und betrübt bin; ich bitte den allmächtigen Gott Tag und Nacht für dich, daß Er dich in deinem standhaften Glauben bewahren wolle, denn als du bei mir warst, tröstetest du mich mit des Herrn Wort, worüber ich mich mit unaussprechlicher Freude freue und den allmächtigen, ewigen Gott für deinen Glauben lobe.

Siehe, meine liebe und werte Hausfrau, sei nicht bekümmert um mich, sondern tröste dich in dem Herrn, denn Er ist mein Helfer und tröstet dich; bisweilen weiß ich es kaum, daß ich gefangen bin, wenn ich an die Verheißungen denke, die uns Gott gegeben hat; ich danke Gott, daß er mich dazu erwählt hat. Bleiben wir standhaft bis ans Ende, so ist uns die Krone des Lebens beigelegt; dann werden wir mit weißen Kleidern angetan werden und werden auf dem Berge Zion mit allen auserwählten Heiligen Gottes stehen und das gute neue Lied singen. Ach, mein geliebtes und wertes Weib, ich könnte dich um aller Welt Güter nicht verlassen, aber Christus sagt: Wer nicht Vater und Mutter, Schwester und Bruder, Haus und Hof, Weib und Kind, ja, sein eigenes Leben verlässt, der ist meiner nicht wert. Siehe, mein geliebtes Weib, wir haben einander zwei Jahre gehabt und haben einander sehr geliebt; es dünkt mich, wenn ich für dich hätte sterben sollen, es wäre mir nicht zu schwer gewesen. Mein liebes Weib, bin ich auch hier gefangen, so wird es dir doch nicht zur Unehre, sondern Gott zum Preis gereichen; ich bin sehr bekümmert um dich und mein liebes Kind. Ach, möchte unser lieber Herr es in sein Reich nehmen, das wäre mir eine große Freude, oder, wenn das nicht ist, es in seiner Furcht aufwachsen lassen. Mein liebes Weib, sei meinetwegen nicht bekümmert, sondern tröste dich in dem Herrn. Der allmächtige Gott wolle dich und mich bewahren, daß wir dermaleinst im ewigen Leben erscheinen mögen. Der Herr wolle dich und mich bewahren und zum ewigen Leben stärken, Amen.

Von mir, deinem lieben Mann, Reytse Ayseß.