Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.60

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2.60  Wilhelm Wiggertz von Barsinghorn in Nordholland, im Jahre 1534.

Um das Jahr 1534 ist ein gottesfürchtiger, frommer Bruder, namens Wilhelm Wiggertz, in Barsinghorn wohnhaft, einem Dorfe in Niederholland bei Schagen gelegen, weil er den wahren Glauben bekannte und belebte, von da nach Schagen auf das Schloss gefänglich gebracht worden; an diesem Orte hat er ungefähr acht Tage gefangen gelegen, und ist des Morgens früh bei anbrechendem Tage in dem vorgenannten Schlosse um des Zeugnisses Jesu Christi willen in großer Beständigkeit mit dem Schwerte hingerichtet und enthauptet worden. Da er ein gottesfürchtiger, lieber Mann war, so haben die Herren von Schagen ihn oft in der Verrichtung ihrer zeitlichen Geschäfte gebraucht; deshalb ist es geschehen, dass, als die Diener von Schagen in sein Haus kamen, um ihn gefangen zu nehmen, er dafür gehalten hat, dass sie aus voriger Freund- und Kundschaft gekommen waren. In dieser Voraussetzung hat er seine Hausfrau ausgesandt, etwas Speise zu holen, um diesen Dienern damit aufzuwarten; aber ehe sie wiedergekommen, ist der Diakon mit seinen Dienern, welche von dem römischen Antichristen ausgesandt worden sind, erschienen und hat dieses wehrlose Schäflein Christi mit sich nach Schagen genommen, obschon der Schultheiß zu Barsinghorn sich für den Gefangenen als Bürgen stellen wollte. Als nun des vorgenannten Wilhelm Wiggertz Vater, Wigger Henrich, welcher gleichfalls ein obrigkeitliches Amt bekleidete, gesehen, dass sein gottesfürchtiger Sohn heimlich gegen Recht und Billigkeit mit dem Schwerte ermordet wurde, hat er von Stunde an seine Bedienung niedergelegt und kein weltliches Amt mehr bedienen wollen.