Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.171

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2.171  Peter Bruinen, Jan Plennis und Jahn, der alte Kleiderkäufer, mit noch einem Bruder, sind alle den 2. Oktober im Jahre 1551 zu Antwerpen getötet worden.

Gnade sei mit euch und Friede von Gott dem Vater und dem Herrn Jesu Christo. Gelobt sei der Gott der Barmherzigkeit, der uns durch sein göttliches Wort zu einer lebendigen Hoffnung wiedergeboren hat, welche uns im Himmel vorbehalten ist, die wir durch die Kraft Gottes in dem Glauben bewahrt und um des Reiches Gottes willen bewährt werden, um welches willen wir leiden, wofür dem Herrn gedankt sei, weil er uns hierzu ersehen hat, zum Erbteile seiner Heiligen in seinem Lichte. Darum, liebe Brüder, seid getrost und unverzagt, wandelt in einem starken, unveränderlichen Glauben vor Gott und seiner Gemeinde, und setzt euch fest vor, von dem Herrn nicht abzufallen, noch euch von seiner Liebe, um Trübsal oder Leidens willen, zu scheiden, dann wird er euch in eurer Verlassenschaft, wenn ihr aller menschlichen Hilfe und Trostes beraubt sein werdet, beistehen und euch trösten, denn er kommt demjenigen zu Hilfe, der von sich selbst ausgeht, und sich verleugnet, indem er allein in dem Herzen der Menschen wohnt und wohnen will; er will auch nicht, dass wir außer Ihm jemandem dienen sollen. Darum gründet und erbauet euch in Ihm, und lasset die Liebe untereinander wachsen, worin einer durch den andern erhalten wird, und befleißigt euch mit einem fröhlichen Gemüte, dass ein jeder in der Tugend der Vornehmste sei. Gebt nicht Achtung auf der Trägen und Unachtsamen Wandel, nämlich derjenigen, die bei ihres Lebens Gemächlichkeit und Kleiderpracht, oder bei äußerlichen Dingen sich Christen nennen lassen, und folgt ihrer Weise nicht nach, sondern merkt auf diejenigen, deren Leben und Glaubensbekenntnis mit der Lehre Jesu übereinkommt, damit ihr nicht in der Höhe oder Tiefe, Breite oder Länge zu weit fahrt; denn viele verlaufen sich hierin, dass einer auf den andern sieht, wodurch sie erkalten.

Deshalb, meine lieben Brüder, seid ihr mit Christo auferstanden, so suchet, was droben ist, auf dass euer Gemüt auf das Unvergängliche gerichtet sei; lasst eure Hoffnung auf das Unsichtbare gerichtet sein und seid darinnen geduldig, denn Geduld ist nötig, wenn wir anders die Verheißung empfangen wollen. Stärket eure Herzen, denn des Herrn Zukunft ist nahe; ziehet den alten Menschen aus, und den neuen an, verleugnet das ungöttliche Wesen und die weltlichen Lüste; verändert euch durch die Erneuerung eures Sinnes; wollt ihr der Auferstehung Christi teilhaftig werden, so wisset, dass ihr zuvor den alten Menschen gekreuzigt haben müsst, auf dass der sündhafte Leib aufhöre. Werdet nicht müde Gutes zu tun, denn eure Arbeit wird nicht vergeblich sein, indem ihr Christi teilhaftig geworden seid, wenn ihr anders den Anfang seines Wesens bis ans Ende bewahrt, darum lasst euch durch kein Ding bewegen, fürchtet auch nicht ein Menschenkind, welches wie das Heu vergeht, denn ohne Gottes Zulassung können sie euch nichts tun. O fürchtet aber Gott denn das ist vollkommene Weisheit; demütigt euch vor ihm, denn von den Niedrigen wird die große Herrlichkeit geehrt; vergleicht euch allezeit mit den Demütigen, so werdet ihr in Gottes Augen groß sein; lasst euch selbst nicht dünken, als ob ihr etwas wüsstet, oder etwas wäret, damit ihr euch selbst nicht betrügt; gehet allezeit von euch selbst aus und achtet es nicht, wer euch etwas Ungöttliches oder Leiden zufügt, wenn man euch schon unrecht tut; denn das ist Gnade bei Gott, wenn man um des Gewissens willen Trübsal erduldet und unschuldig leidet. Darum seid nun geduldig in eurer Trübsal, und teilhaftig des Leidens Christi, damit ihr die Verheißung ererben mögt, denn hier ist die Zeit, worin man Schmach leidet, gegen die ewige Freude nur kurz. Und dieses Leiden, welches zeitlich und leicht ist, wirkt eine ewige und über die Maßen große Herrlichkeit; denn wenn wir auch ein armes Leben haben, so wird uns doch viel Gutes vergolten werden, und obgleich jetzt der Tod über uns herrscht, so wird doch ein Ostwind vom Herrn kommen, der seine Plage wieder trocknet, denn es wird gesät in Unehre, und wird auferstehen in Kraft, es wird gesät ein natürlicher Leib, und wird auferstehen ein geistiger. Wenn wir nun den Bau, der von Gott erbauet ist, erlangen wollen, so muss das Haus dieser Hütte zerbrochen werden. Darum dürfen wir diejenigen nicht fürchten, die den Leib töten, denn sie können der Seele nicht schaden; denn für alles, dessen sie uns berauben, wird uns Gott wieder reichlich belohnen; nachher können sie nichts mehr ausrichten. Darum umgürtet die Lenden eures Gemütes, seid nüchtern, wachet im Gebete, und sagt Gott dem Vater allezeit Dank, durch unfern Herrn Jesum Christum für seine reiche Gnade, und weil Er uns seinen Willen bekannt gemacht, und den Geruch seiner Erkenntnis offenbart, auch uns die herrlichsten und allerteuersten Verheißungen gegeben hat, die wir zuvor durch die Vernunft in bösen Werken und von dem Leben entfremdet waren, das aus Gott kommt, dessen wir keine Hoffnung hatten in den Verheißungen; als aber die Freundlichkeit Gottes uns erschienen, nicht um der Werke willen, die wir getan haben, sondern durch seine Gnade macht Er uns selig durch das Bad der Wiedergeburt und die Erneuerung des Heiligen Geistes, durch welchen wir bis auf die Zeit der Erlösung versiegelt sind, dieser ist das Pfand des zukünftigen Erbteils, welcher uns auch versichert und uns Zeugnis gibt, dass wir Gottes Kinder sind, und uns allerlei lehrt; derselbe ist uns von Gott zur Weisheit, zur Gerechtigkeit, zur Heiligung und zur Erlösung gegeben. Gott der Vater, welcher allein Unsterblichkeit hat, und dem allein Kraft und Macht, Lob und Preis zukommt, sei Ehre und Dank durch Christum, unsern Herrn, durch seine unaussprechliche Gnade von nun an bis in Ewigkeit.

Wie es um uns steht, dafür sei der Herr gelobt, welchem wir nicht genug für die Freude danken können, dass Er uns würdig erkannt hat, um seines Namens willen zu leiden, und die Freude, die Er uns daneben in unserer Gefangenschaft zubereitet hat, denn Er ist getreu und verschafft den seinen in den Versuchungen ein Auskommen; auch lässt Er die Seinen die Ihm vertrauen, nicht zu Schanden werden. Die Gnade des Herrn sei mit euch. Grüßet euch untereinander mit dem heiligen Kusse. Jan Pleun und ich grüßen euch auch sehr. Hiermit seid Gott und dem Worte seiner Gnade befohlen. Geschrieben von mir, Peter von Weert, als ich zu dritt im Gefängnis saß.