Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.510

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2.510  Noch ein Brief von Joost Verkindert, in welchem einige Streitworte erzählt werden, die er mit des Bischofs Bevollmächtigten über den Glauben gehalten hat, geschrieben an seine liebe Hausfrau und überhaupt an alle Brüder und Schwestern in dem Herrn.

Gnade, Freude, Friede sei von Gott, dem himmlischen Vater, und unserm Herrn Jesu Christo, der uns geliebt und uns in seinem Blute von unsern Sünden gewaschen und uns einen hellen Strahl in unser Herz gegeben, und uns in das Reich seines geliebten Sohnes versetzt hat, samt dem Tröster, dem Heiligen Geist, der von dem Vater und dem Sohne ausgeht, um alle diejenigen zu trösten, die in Druck und Trübsal sind, demselben sei Preis, Ehre, Herrlichkeit, das Reich, Kraft, Majestät, von Ewigkeit zu Ewigkeit, Amen.

Dieses alles wünsche ich euch zum freundlichen Gruße, mein lieber und werter H. und S. in dem Herrn, und allen Mitgenossen unsers allerheiligsten Glaubens. Ich berichte euch, daß unser Gemüt noch entschlossen sei, bei der ewigen Wahrheit zu bleiben und bei dem Glauben, welcher den Heiligen einmal übergeben worden ist; ich hoffe durch denselben das ewige Leben zu erlangen, nicht aus unsern Verdiensten, sondern aus reiner Gnade und um der Hoffnung willen, weil Christus mit seinem wahrhaften Munde spricht: Wer sein Leben um meinet- und des Evangeliums willen verliert, der wird es endlich im ewigen Leben wieder finden. Ach, meine lieben Brüder und Schwestern, ein jeder folge dem Rate Christi, und untersuche die Heilige Schrift, denn diese ist es, die von ihm zeugt; auch sagt Paulus: Alles, was zuvor geschrieben ist, das ist zur Lehre geschrieben. Lasst uns doch nicht die Menschen fürchten, die wie Heu vergehen müssen, sondern lasst uns den fürchten, welcher, nachdem er getötet hat, auch Macht hat, Leib und Seele in die Hölle zu verdammen; denn Himmel und Erde werden vergehen, aber sein Wort wird bleiben in Ewigkeit. Ferner berichte ich euch, daß wir beide den 17. August hinuntergerufen worden sind, um mit des Bischofs Verordneten zu reden; als wir hinunter kamen, haben wir ihn höflich gegrüßt und ihm einen guten Abend geboten; ein Gleiches hat er auch getan und gefragt: Joost, wie hast du dich bedacht? Ich antwortete: Ich bitte den Herrn Tag und Nacht, daß er mir verleihen wolle, was mir am Seligsten ist; je mehr ich nun bitte, desto gewisser werde ich, daß ich die Wahrheit habe; er sagte, ich suchte wohl die Seligkeit, aber mit Unverstand, gleichwie die Juden, die durch das Gesetz gerecht werden wollten. Dabei hielt er ein langes Geschwätz mit gefalteten Händen, dankte und pries den Namen Gottes und Christi Jesu aufs Höchste, daß er alles so wohl gemacht, der heiligen Kirche so viele gute Ordnungen mitgeteilt und verheißen habe, bei derselben zu bleiben, bis an der Welt Ende. Da fragte Lorenz, wo seine Kirche Verfolgung litte; er antwortete: Das hat man wohl vor drei Jahren gesehen, wo einige von den Unsrigen von den Geusen getötet worden sind; ich sagte: Mein Herr, würde nicht die Obrigkeit eure Kirche mit dem Schwerte beschützen, sie würde bald zu Grunde gehen, denn sie hat keine Kraft; er erwiderte, daß sie von Gott wäre, und von den Zeiten der Apostel an auf Timotheus und Titus und ferner auf alle heiligen Lehrer bis auf diesen Tag gewährt hätte; ich fragte, ob sie denn so von den Aposteln eingesetzt und unterhalten worden wäre, wie man sie jetzt bei ihnen gebrauche; er erwiderte: Ja, was den Glauben betrifft; ich sagte, daß sie weit von dem rechten Wege abgeirrt wären, denn ich hätte ihm zuvor bewiesen, daß ihre Ordnungen nur Menschengebote wären, Christus aber sage: Jede Pflanze, die mein himmlischer Vater nicht gepflanzt hat, soll ausgerottet werden; denn sie sind blind und Blindenleiter; wenn aber ein Blinder den andern leitet, so fallen beide in die Grube; auch bewies ich ihm, daß es den Kindern Israel verboten gewesen sei, ihrem eigenen Gutdünken zu folgen, sondern sich allein an dasjenige zu halten, was der Herr geboten hat, und erzählte ihm dabei, wie hart Saul von dem Herrn gestraft worden sei, weil er nach eigenem Gutdünken den König der Amalekiter und die besten Rinder und Schafe am Leben erhalten habe; er antwortete, daß Saul solches wider den Befehl des Herrn getan habe; aber bei ihnen verhielte es sich anders, denn es sei, sagte er, alles verordnet worden wegen einiger Missbräuche, die in der Kirche aufkamen, wie es denn auch zu dem Zeiten der Apostel geschah, daß eine Zusammenkunft und ein Konsilium gehalten wurde, als einige Streit erregten; desgleichen, daß Paulus Titus geboten hat, es vollends auszurichten, wie er es gelassen hätte, und andere Reden mehr.

Darauf erzählte ich ihm von dem frommen Könige Josia, welcher nicht auf die langen Gewohnheiten und Zeremonien seiner Voreltern sah, sondern alles ausrottete, was wider das Gesetz eingeführt worden war, und den Befehl gab, das Gesetz recht zu halten. Darauf wusste er nicht viel zu antworten; ich sagte ihm auch: Mein Herr, es verwundert mich sehr von euch, daß ihr uns nicht ausbannet, gleichwie man in Deutschland, an der Ostsee und in England tut; er erwiderte: Wohin wollt ihr gehen? Denn wo ihr hinkommt, da verderbt und verführt ihr das Volk; ich sagte ihm, daß der Glaube eine Gabe Gottes sei, und daß derselbe nicht jedermanns Ding wäre; er antwortete: Ihr habt den Glauben gehabt, nun aber habt ihr einen andern angenommen, wobei er ein Gleichnis anführte, nämlich, daß wir den Kriegsknechten gleich seien, die ihren Herrn ohne Pass entlaufen wären, und nun nirgends Freiheit hätten; ich fragte ihn, ob die Kindertaufe eine Annehmung in seine Kirche sei? Er antwortete: Ja; ich fragte abermals, warum sie nicht auch in die Türkei gingen, um die Kinder anzunehmen; er antwortete: Nein, das kommt ihnen nicht zu, denn sie sind ein verworfenes Volk. Ferner sagte ich, mit welcher Schrift sie uns beweisen könnten, daß man uns töten möge; solches wollte er mit dem Gesetze beweisen, aber ich sagte, daß wir unter dem Gesetze der Gnade wären, nämlich unter dem Evangelium, und daß auch Christus sagte, daß man das Unkraut mit dem Weizen bis zur Ernte aufwachsen lassen sollte; er sagte: Wir haben auch Schriftstellen, daß die Obrigkeit das Schwert nicht umsonst empfangen habe; ich bewies es ihm, daß die Obrigkeit das Schwert zur Strafe der Bösen und zum Schutze der Guten gegeben, und daß ich auch der Obrigkeit nicht ungehorsam, sondern ihr nach der Macht, die sie von Gott empfangen hat, zu Willen gewesen sei. Als er gefragt wurde, ob er keine andere Schriftstelle anzuführen hätte, sagte er: Petrus schlug Ananias und Saphira tot; ich fragte: Womit und warum? Er antwortete: Weil sie Lügen redeten. Das ist wahr, sagte ich, denn sie logen dem Heiligen Geiste und hatten von dem Gelde des gekauften Ackers etwas zurückbehalten und verschwiegen; er sagte: Gleichwohl hat er sie mit dem Schwerte seines Mundes getötet. Was ich ihm nun sagte, daß es um ihrer Übeltat willen ohne Schwert geschehen sei, das half alles nichts; er wollte seine Behauptung damit beweisen, daß man uns töten möge, wobei er noch hinzufügte, was Paulus sagt: Wollte Gott, daß sie ausgerottet würden, die euch verstören; ich sagte: Paulus hätte damit nicht ein solches Ausrotten verstanden, wie sie es jetzt ausrichteten; er antwortete: Paulus hatte damals noch keine Obrigkeit zur Seite. Nachher haben wir auch von der Kindertaufe geredet, von welcher er beweisen wollte, daß es ein Befehl Christi sei, indem er sagte: Es sei denn, daß jemand geboren werde aus Wasser und Geist, kann er nicht in das Reich Gottes kommen. In diesem Spruche wollte er auch die Kinder mit einschließen, nämlich in das Wörtlein jemand. Da las ich ihm das Kapitel aus der Bibel vor, die ich dort fand, wo es heißt: Es war aber ein Mensch unter den Pharisäern, namens Nikodemus, ein Oberster unter den Juden, der kam zu Jesu bei Nacht und sprach zu ihm: Meister, wir wissen, daß du ein Lehrer bist, von Gott gekommen, denn niemand kann die Zeichen tun, die du tust, es sei denn Gott mit ihm. Jesus antwortete: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, es sei denn, daß jemand von neuem geboren werde, kann er das Reich Gottes nicht sehen.

Da fragte ich ihn, ob er wohl wüsste und verstände, was es sei, von neuem geboren werden, und sagte ihm, daß ein Kind nicht von neuem geboren werden könne, denn Christus verstünde darunter Menschen, die Verstand hätten; ja, sagte er, und auch die Kinder; kam also auf seine frühere Behauptung zurück und beharrte dabei, nämlich: Es sei denn, daß jemand aus Wasser und Geist geboren werde. Er führte auch Paulus und Titus an, daß Christus seine Gemeinde durch das Wasserbad im Worte gereinigt habe; darauf antwortete ich, daß Paulus damit keine Kinder gemeint hätte. Auch wollte er mit dem Briefe Johannes beweisen, daß drei seien, die da zeugen im Himmel: Der Vater, das Wort und der Heilige Geist, und diese Drei sind eins; und drei sind, die da zeugen auf Erden, der Geist, das Wasser und das Blut, und diese Drei sind eins, wobei er sagte, daß die Kinder von der Erbsünde durch die Taufe gereinigt werden müssten; ich erwiderte ihm, daß die Kinder durch das Blut unseres Herrn Jesu Christi von ihrer Erbsünde gereinigt würden, denn Paulus sagt: Wie durch eines Menschen Ungerechtigkeit der Tod in die Welt gekommen ist, so ist die Gnade noch reichlicher durch Jesum Christum geworden, und wie sie in Adam alle sterben, so werden sie auch durch Christum wieder lebendig gemacht; desgleichen, daß der Prophet sagt: Der Sohn soll die Missetat seines Vaters nicht tragen; er erwiderte: Es ist wahr, diese Gnade ist allen Menschen widerfahren; gleichwohl muss man die Kinder taufen, wenn sie anders selig werden sollen, wobei er vieles redete, was einen schönen Anstrich hatte. Darauf fragte ich ihn, ob die Kinder durch das Wasser selig würden; er antwortete: Wenn man sie mit Wasser tauft, so empfangen sie den Heiligen Geist, und werden dann durch das Blut Christi erlöst; was er mit drei Zeugen auf Erden zu beweisen suchte, nämlich: Geist, Wasser und Blut, und wobei er fest stehen blieb; ich sagte ihm, daß er mit seiner Kindertaufe das Blut Christi verwerfe und gering mache, womit er nicht zufrieden war. Darauf fragte ich ihn, ob die Taufe nicht eine Begrabung der Sünden sei; er antwortet: Ja; ich sage weiter, daß die Kinder keine Sünden begangen hätten, und daß sie einfältig und unschuldig wären, aber es half alles nichts; er meinte, die Kinder müssten getauft sein, es sei solches von der Apostel Zeit her im Gebrauch gewesen; ich fragte ihn abermals, ob die Apostel Kinder getauft hätten; er antwortete, daß sie ganze Häuser getauft hätten, worunter auch wohl Kinder gewesen sein möchten; ich sagte, daß sich das Hausgesinde zum Dienste der Heiligen begeben hatte, was die Kinder nicht tun könnten, sondern bedürften, daß man ihnen diene; aber gleichwohl bestand er auf seiner Meinung; ich fragte ihn, wenn ein Weib zwei Kinder hätte, von denen das eine getauft wäre, das andere aber ohne Taufe stürbe, was er davon hielte; er antwortete, das getaufte wäre selig, das ungetaufte aber nicht; ich entgegnete, das Blut Christi wäre kräftiger als ihre Taufe, überdies taufen sie auch diejenigen, denen es nicht zukäme, denn Christus hat befohlen, die Gläubigen, nicht aber die Kinder zu taufen, und hat auch den Getauften befohlen, seine Gebote zu halten; desgleichen, daß sie viel aus der Taufe machten, aber ohne Kraft. Darüber machte er viele Worte, denn er wollte die Kindertaufe mit der Beschneidung befestigen; aber ich bewies ihm, daß das Vorbild sich hierauf nicht anwenden lasse, auch daß allein die Knäblein und nicht die Mägdlein beschnitten worden seien. Aber es half alles nichts, es musste ein Vorbild der Taufe sein, und gleichwie die Seele eines Unbeschnittenen aus dem Volke Israel ausgerottet werden musste, so, sagte er, wären auch die Ungetauften verdammt. Solches widerlegte ich ihm mit verschiedenen Schriftstellen, er aber sagte: Joost, mich dünkt, du verstehst es besser, als du es an den Tag gibst, denn ich habe es ja klar genug bewiesen, daß man die Kinder taufen müsse; ich antwortete: Mein Herr, glaube das nicht, daß ich wider besser Wissen und Gewissen widersprechen sollte, da ich doch hart gefangen liege; überdies wären wir ja auch arme und elende Menschen; wir redeten über die Taufe noch manches hin und her, konnten jedoch nicht einig werden. Nach einem kurzen Stillschweigen sagte er: Joost, du hast dich jämmerlich verführen lassen; ich erwiderte ihm, ich hätte mich nicht verführen lassen, sondern hätte die Wahrheit auf meiner Seite, fragte ihn auch, ob das nicht seine Meinung wäre, daß wir aus diesem Feuer in das ewige Feuer kommen würden. Ach, sagte er, daran ist kein Zweifel; ich habe, sagte ich, eine bessere Hoffnung, und wollte dir auch wohl gönnen, daß du eine bessere Erkenntnis erlangen mögest. Als er das hörte, war er eine Weile still, als wäre er erschrocken und furchtsam gewesen; er bejammerte uns auch sehr, so daß ich wohl merkte, daß er es von Herzen meinte. Auch hatten wir ein Gespräch von der Menschwerdung Christi, von der er behauptete, daß er sie von Maria Fleisch und Blut angenommen habe. Als ich ihn zum Beweise dieser Behauptung aufforderte, führte er Röm 1 an, daß er Davids Sohn nach dem Fleische sei; ich sagte, das bekenne ich auch; er brachte bei, was Paulus an die Hebräer sagte: Er nimmt nicht die Engel an, sondern den Samen Abrahams nimmt er an; auch brachte er Mt 1, von dem Geschlechtsregister bei. Darauf fragte ich ihn, ob er nicht glaubte, daß das Wort Fleisch geworden wäre; er antwortete, ja, denn Christus hätte Fleisch und Blut von Maria angenommen; ich brachte ihm Lk 1 bei, daß der Engel zu Maria gekommen sei, sie gegrüßt und gesagt habe, daß sie schwanger werden und einen Sohn gebären sollte, der Jesus und ein Sohn der Allerhöchsten genannt werden sollte. Maria sprach zu dem Engel: Wie soll das zugehen, indem ich von keinem Manne weiß; der Engel antwortete: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Allerhöchsten wird dich überschatten, weshalb auch das Heilige, das geboren werden soll, Gottes Sohn genannt werden wird; außerdem führte ich Mt 1 an, was der Engel Joseph im Traume offenbarte, wenn er sagt: Joseph, Davids Sohn, fürchte dich nicht, Maria, dein Weib, zu dir zu nehmen, denn was in ihr empfangen ist, das ist vom Heiligen Geiste; ich führte auch Paulus an, wo er sagt: Der erste Mensch ist von der Erde und irdisch, der Zweite Mensch ist der Herr vom Himmel; auch daß Fleisch und Blut das Reich Gottes nicht ererben möge. Aber was ich ihm auch beibrachte, er blieb dabei, daß Christus von der Natur Maria sei; wir konnten deshalb nicht einig werden, wiewohl wir noch viel über die Menschwerdung Christi miteinander redeten. Darauf wandte er sich zum Nachtmahle und sagte, daß es wahres Fleisch und Blut wäre, was er damit beweisen wollte, weil Christus sagt: Wenn ihr nicht esst das Fleisch des Menschen Sohnes, und trinkt sein Blut, so habt ihr kein Leben in euch; denn wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der hat das ewige Leben; ich antwortete ihm, daß Christus dieses nicht auf das Nachtmahl bezogen habe. Er sagte abermals, steht dort nicht: Nehmt, esst, das ist mein Leib? Ich sagte, daß es seinen Leib bedeute, denn es steht auch: Ich bin ein rechter Weinstock, wiewohl er doch kein wirklicher Weinstock war; auch erzählt und bezeugt es Paulus klar, wenn er sagt: Ich habe es von dem Herrn empfangen, das ich euch gegeben habe, denn der Herr Jesus Christus in der Nacht, in welcher er verraten ward, nahm er das Brot, dankte, brach es und sagte: Nehmt, esst, das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; solches tut, zu meinem Gedächtnisse. So oft ihr von diesem Brote esst, und von diesem Kelche trinkt, sollt ihr des Herrn Tod verkündigen, bis daß er kommt (merkt, bis daß er kommt). So ist er denn, sagte ich, mein Herr, nicht leiblicher Weise dort, wie du sagst. Ich führte ihm auch das Osterlamm an und bewies, daß es ein rechtes Vorbild auf das Nachtmahl wäre; aber wir konnten in keinem Punkte einig werden. Ferner wurde auch der Klöster erwähnt, welche ich Sekten nannte, und ihn fragte, ob Gottes Kinder alle geistlich sein müssten; er antwortete: Ja; ich fragte ihn abermals, warum sie denn nicht einstimmig wären, denn es gäbe ja viele Klöster, die in Kappen und Zeremonien verschieden wären; er antwortete, daß der Heilige Geist verschiedene Gaben wirke, und damit wollte er die Klöster verteidigen; auch fragte ich ihn, ob er nicht den Propheten Baruch gelesen hätte; es kann wohl sein, sagte er. Da erzählte ich ihm, daß der Prophet dort die Kinder Israel warnt, als sie in Babel waren, daß sie in ihren Herzen denken sollten, wenn sie die Götzen auf den Achseln tragen sehen würden und viel Volk vor- und nachlaufen würde. Ach, Herr, dich allein soll man ehren. Ich fragte ihn, ob man denn solches auf den Sonntag nicht auch tun möchte; er antwortete, das wäre ja nur ein Bild; ich sagte, daß diejenigen, welche Bilder machen, verflucht seien; er erwiderte, es sind die Bücher der Einfältigen, und er hielt dafür, daß sie, die Bilder, dem Buchstaben gleich seien; wollte auch beweisen, daß man wohl Bilder machen möchte, und das zwar mit den Cherubim, die auf der Arche waren. Auch redeten wir viel miteinander von der Anbetung der Heiligen, aber wir konnten nicht eins werden; ich bin gewiss drei Stunden vor ihm gewesen. Ach, liebe Brüder und Schwestern, halte ein jeder stark an, und bittet den Herrn für uns herzlich, daß wir wider alle Pforten der Höllen bestehen mögen, denn unser Streit ist nicht gering, wir sind mitten unter unsern Feinden. Lebt sämtlich wohl zum Abschiede, bis auf eine bessere Zeit.

Geschrieben von mir, Joost Verkindert, unwürdig gefangen in dem Herrn, in meinen Banden.