Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.380

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2.380  Der achte Brief von Mattheiß Servaes an Aeltgen, sein Weib, aus dem Gefängnisse geschrieben.

Die Gnade Gottes sei und bleibe bei dir und allen Glaubensgenossen in Christo, welche bei dir und anderswo sind, nebst einem rechten Frieden, freundlicher Liebe, standhafter Geduld und beständiger Ausharrung, alles dasjenige bis ans Ende zu ertragen, was uns auferlegt wird von dem Leiden, das noch am Leiden Christi übergeblieben ist, Amen.

Ferner, mein liebes Weib, die ich von unserer ersten Zusammenkunft an (dessen der Herr, wie ich hoffe, mein Zeuge ist) mehr der Seligkeit als dem Fleische nach geliebt habe, gleichwie ich auch für deine Seele sowohl, als auch für die meine Sorge getragen, und dich dazu ermahnt habe, wozu wir nun gekommen sind, dem Herrn sei ewig Lob dafür gesagt.

Meine liebe Schwester in dem Herrn, du kennst den Kummer wohl, welchen ich wegen des Wegziehens gehabt habe, und wenn auch etwa jemand denken möchte, ich hätte einen Gefallen daran gehabt, so ist dem nicht so, denn ich habe von der Zeit an so oft begehrt, wenn es mir zur Seligkeit dienen würde, daß ich auf irgendeine Weise der Sache entübrigt werden möchte, es sei durch Gefängnis oder durch den Tod. Nachdem es aber dem Herrn gefallen hat, daß wir noch zuvor durch Leiden hier auf Erden Zeugen seines Wortes und Namens sein sollen, wie du auch mehr als einmal begehrt hast, daß ich dem Herrn durch Leiden heimgeführt werden möchte (nicht weniger hast du auch verlangt, daß du mit mir gefangen werden möchtest, wie es denn nun geschehen ist), so laß uns nun auch geduldig sein, und dem Herrn danken, daß er uns erhört und unser Gebet erfüllt hat; darum laß uns auch nichts anderes bitten, als was wir bisher gebetet haben, nämlich: Herr, dein Wille geschehe. Ich übergebe mich dem Herrn, dem ich gedient habe, willig in seine Hand; sei meinetwegen nicht beschwert. Wolltest du aber etwa denken, es möchte uns noch viel Leiden zustoßen (was doch in des Herrn Hand steht), so denke auch: Wenn uns des Leidens viel bereitet ist, so ist uns auch dagegen viel mehr Trost zubereitet, denn gleichwie des Leidens Christi viel über uns kommt, so werden wir auch reichlich getröstet durch Christum. Ich habe keine Zeit mehr zu schreiben, aber halte nur stark an, bis du Hinweggenommen wirst; alsdann, und nicht eher, ist die Krone des Lebens bereitet. Dieses sei auch dir, meine liebe Schwester Anna, und allen, die bei dir sind, geschrieben. Der Gruß mit meiner Hand. Die Gnade unsers Herrn Jesu Christi sei mit euch allen, Amen.

Grüßt euch untereinander mit einem heiligen Kusse. Unsere Brüder grüßen euch alle. Gedenkt unserer, und seid guten Mutes, denn dieses ist das erste Erbe, das uns hier verheißen ist, welches wir auch besitzen müssen, wenn wir das Ewige ererben wollen, wo alle Tränen, die nun aus unsern Augen fließen, abgewischt werden sollen, und alle Betrübnis in ewige Freude verwandelt werden soll; denn unsere Trübsal, die zeitlich und leicht gegen das Ewige ist, bringt eine ewige und über alle Maßen gewichtige Herrlichkeit uns, die wir nicht auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare sehen. Darum wendet eure Augen ab von dem allen, was sichtbar ist, und seid hiermit der Gnade Gottes befohlen, Amen.