In eben demselben Jahre 1560 ist der Bruder Hans Korbmacher, ein Diener des Wortes Gottes und seiner Gemeinde (der sehr oft zum Werke des Herrn ausgesandt worden ist), den ersten Freitag nach Martini im Bayerlande, bei Rosenhaus, um des Glaubens und des Wortes Gottes willen mit Georg Raeck, einem Diener in weltlichen Angelegenheiten, und noch einem Bruder, genannt Eustachius Kuter, gefangen genommen worden; welche man sämtlich nach Innsbruck geführt hat, wo sie der Obrigkeit überliefert worden sind. Den Hans Korbmacher, weil er ein Diener war, führte man nach Fülleburg; daselbst hat man ihn in einen tiefen Turm gebracht, in welchem viele Würmer und Tiere waren; die Fledermäuse sind um ihn herumgeflogen; die Mäuse haben ihm seine Speise weggetragen; auch haben sich viele Gespenster bei ihm gezeigt, sodass es jemanden, der kein festes Vertrauen auf Gott hatte, hätte erschrecken können.
Wenn die Obrigkeit mit ihm reden wollte, so hat sie ihn bei seinem Namen rufen lassen, daß er sich schnell bereiten und zum Leiden fertig machen sollte. Die andern beiden Brüder hat man zu Innsbruck in den Kräuterturm gelegt; sie haben auch alle drei bis ans Ende des sechzigsten Jahres gefangen gelegen. Auf den zweiten Januar hat die Obrigkeit den Hans Korbmacher, den Eustachius und den Georg Raeck, einen jeden insbesondere, streng verhört, in welchem Verhöre sie viele Artikel treulich verantwortet haben, welche man nebst ihrem Bekenntnisse darüber aufgeschrieben hat; dieses Protokoll ist sodann nach Wien, als auch an andere Orte als etwas Neues geschickt worden.
Darauf sind sie abermals in die vorgemeldeten Türme und Gefängnisse gebracht worden, und haben darin bis an den Freitag nach St. Veitstag, welches der dreizehnte Tag des Monats Juni war, gelegen, an welchem Tage ihnen das Leben abgesprochen worden ist. Als nun das Urteil über sie gefällt wurde, haben sie, in Gegenwart einer großen Volksmenge, den Herren des Gerichts und den Geschworenen freimütig erklärt, und ihnen bezeugt, daß das Urteil und Gericht, welches dieselben über sie vor dem Angesichte Gottes fällten, weil sie unschuldiges Blut verurteilten, als ein Zeuge ihrer Verdammnis dastehen würde, und als jene sagten, daß sie nach des Kaisers Befehle und Verordnungen richten müssten, sagte Hans Korbmacher: O blinde Richter! Man soll ja nach seinem eigenen Herzen und Gewissen richten, wie man es vor Gott zu verantworten gedenkt; wenn ihr nun nach des Kaisers Befehle richtet und urteilt, wie wollt ihr das vor Gott verantworten? Auch sagte Eustachius: Was geht uns des Kaisers Befehl an? Statt daß ihr uns denselben vorlest, lest unser Bekenntnis vor, das wir mit der heiligen, göttlichen und biblischen Schrift bekräftigt haben, daß es die rechte Wahrheit Gottes sei, weshalb wir leiden müssen. Also haben sie unverzagt geredet und das Volk zur Buße ermahnt. Als man nun zuerst die Brüder Georg Raeck und Eustachius aus dem Richthaus führte, fing Georg an, dem Volke zuzurufen, sie sollten Buße tun, von Sünden abstehen und auch auf diesen Weg der Wahrheit treten, denn es wäre die Wahrheit, um deretwillen er heute gerichtet werden sollte.
Darauf wurde Hans Korbmacher auch vorgeführt, sodass sie auf dem Richtplatz mit großer Freude zusammenkamen und Gott lobten. Da ging ein Bruder, Leonhard Dax, zu ihnen, gab ihnen die Hand und nahm Abschied von ihnen, worüber sie aufs Höchste erfreut waren und Gott priesen, weil sie noch einen Frommen gesehen hatten, der ihren Abschied den Brüdern und der Gemeinde verkündigen könnte. Darauf fing der Diener Hans Korbmacher an, dem Volke zuzureden und es zu ermahnen, daß sie sich von ihren Sünden bekehren und der Wahrheit Gottes nachfolgen sollten, damit sie nicht verdammt, sondern in Christo Jesu selig werden möchten; ja, er hat seine Stimme unverzagt erhoben und gesagt: Was ich gelehrt und bekannt habe, ist die göttliche Wahrheit, und das will ich mit meinem Blute bezeugen. Er hörte nicht auf, Buße zu verkündigen, sodass der Richter einige Male sagte: Ei, Hans, halte doch ein wenig ein! Er hielt dann zwar ein wenig ein, aber hat sofort wieder angefangen zu reden, sodass er fast ganz heiser vom Reden wurde; sie haben auch das Volk aufs Dringendste zur Besserung ermahnt; man hinderte sie nicht im Reden, sondern ließ sie genug reden, desgleichen haben sie auch ein herzliches Gebet zu Gott getan, ihn gelobt und gepriesen, daß er sie bis dahin wohlgemut und standhaft erhalten hätte, baten ihn auch, daß er sie ferner bis an den Tod (der nun nahe wäre) treulich erhalten, und ihren Geist, wenn nun Leib und Seele voneinander scheiden würden, in seine Hände aufnehmen wolle.
Man las dann ihr Todesurteil ab, welches unter andern hauptsächlich folgende Artikel enthielt; erstens: Sie glauben nicht, daß der heilige Leib Jesu Christi im Sakramente sei, sondern halten das Abendmahl, wie es Christus mit seinen Jüngern gehalten hat. Zweitens: Sie halten nichts von der Kindertaufe, sondern halten nur von der Taufe der Erwachsenen, wie ihnen Christus befohlen hat. Drittens: Sie halten auch den Ehestand; denselben haben sie bekannt und demselben nicht widersprochen, und dergleichen mehr, welche aufgeschrieben und vorgelesen worden sind; ferner auch, was sie von der römischen Kirche hielten und bekannten; dieses Bekenntnis hat der Richter so nachteilig für dieselben, wie es ihm immer möglich war, aufgesetzt.
Nachher führte man sie auf den Richtplatz, genannt der Schweinsacker, bei den Schafshütten; hier wurden Eustachius, der dem Fleische nach schwach und krank war, zuerst enthauptet; nach ihm trat der Bruder Georg Raeck heiter zum Scharfrichter und rief mit fröhlichem Herzen: Hier verlasse ich Weib und Kind, Haus und Hof, Leib und Leben um des Glaubens und der Wahrheit Gottes willen. Darauf kniete er nieder und ist auch vom Scharfrichter enthauptet worden.
Hans Korbmacher wurde bis zuletzt aufbehalten, welcher, als er die beiden andern enthauptet liegen sah, die Worte sprach: Meine Brüder, die ihr überwunden habt, sollt alles ererben. Dann nahm ihn der Scharfrichter, band ihn auf die Leiter, zündete das Feuer an und warf ihn lebendig hinein; die andern beiden Leichname legte der Scharfrichter auch auf einen Haufen Holz und verbrannte sie zu Pulver und Asche.
Also haben sie den Glauben an Christum mit ihrem Worte, ja, mit Leib und Blut freiwillig und geduldig bezeugt, und dabei bekannt, daß Gott ihnen solche Kraft als einen Segen gegeben habe. So reisten sie aus dieser Welt nach dem ewigen Vaterlande mit einem festen Vertrauen.