Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.194

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2.194  Tys, ein junger Gesell, und Berentge, eine Jungfrau, im Jahre 1553.

Im Jahre 1553 sind zu Leuwaarden in Friesland (um des Zeugnisses Jesu willen) ein junger Gesell, genannt Tys, und eine Jungfrau, genannt Berentge, ertränkt worden. Dieselben waren zwei eifrige Nachfolger Christi; darum hatten sie ein großes Verlangen, einmal zusammenzukommen und sich miteinander in Gottes Wort zu erfreuen; aber solches konnte nicht wohl geschehen, denn Tys war lahm und Berentgen war beständig bettlägerig. Doch hat es Gott zuletzt so gefügt, daß sie zusammengekommen sind. An demselben Tage sind die Verfolger ausgezogen, das Volk Gottes zu fangen, weil sie aber solches merkten, so sind sie damals ihren Händen entronnen; gleichwohl wollten sie (die Verfolger) nicht leer wieder zurückkehren, sondern haben die beiden gebrechlichen Menschen mitgenommen und sie nach Leuwaarden in die Gefangenschaft gebracht; hier haben sie noch eine Zeitlang beieinander gesessen, in welcher Zeit sie sich miteinander sehr in dem Herrn, ihrem Schöpfer, erfreut haben, sodass die Liebe, welche stärker ist als der Tod und fester als die Hölle, sehr brünstig an ihnen hervorleuchtete; darum haben sie nachher das Todesurteil über sie gefällt, daß man sie beide ertränken sollte. Dieses Urteil hat der Tys so übel aufgenommen und es hat ihn so heftig verdrossen, daß er auch sagte: Katzen und Hunde ertränkt man; er versuchte deswegen eine Abänderung des Urteils zu erlangen, denn ihr Verlangen war, man solle sie auf dem Galgenfelde richten, damit sie bei ihren lieben Brüdern die Krone erlangen möchten und das umstehende Volk es hören und sehen könnte, was die Ursache ihres Todes sei; aber man hat ihnen solches abgeschlagen und hat das Urteil vollstreckt, denn sie haben dieselben um Mitternacht, gleichsam als schämten sie sich, solche elenden Menschen zu töten, zusammen in einen Sack gesteckt und ihnen den Mund zugestopft; hierauf haben sie dieselben in ein Schiff geworfen und sie außerhalb der Mauer in den Graben geschmissen und haben sie, nachdem man sie an das Schiff gebunden, so lange im Graben herumgeschleift, bis der Tod erfolgt ist. Also haben sie diese frommen Lichter und Zeugen Christi, deren Schein ihre Augen nicht ertragen mochten, aus dem Wege geräumt; aber der gerechte Gott, der mit seinem Volke in Wasser und Feuer geht, wird wohl zu seiner Zeit diese Tat rächen und diesen werten Kindern Gottes bei sich Ruhe und Frieden geben in der Ewigkeit; auch wird dieser vollzogene Mord, der in der Finsternis geschehen ist, an jenem großen Tage, an welchem alle Heimlichkeiten werden ans Licht gebracht werden, billig gerächt werden. Siehe hiervon ein Liedlein in dem Geschichts-Liederbuche.