Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.518

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2.518  Der zweite Brief von Hansken von dem Wege.

Die ewige, überschwängliche, grundlose, große Gnade und Barmherzigkeit Gottes, des himmlischen Vaters, welche uns durch Jesum Christum, den einigen und wahren Sohn Gottes, widerfahren ist, wie auch die große Demut und Sanftmut, Heiligkeit und Frieden unseres Herrn Jesu Christi, des Heilandes der Welt, samt der großen Kraft, dem Troste, und vollen Freude des Heiligen Geistes, wünsche ich euch aus dem tiefen Grunde meines Herzens und aus dem Innersten meiner Seele, meinem lieben und sehr werten Freunde Jacob Kesy und Martyntgen Moer; dieses ist mein ewiger und seliger Wunsch und heiliger Gruß an euch und alle Menschen, die den Herrn fürchten, lieben und aus reinem Herzen anrufen, ja, der Herr der ewigen Gnade wolle euch diesen meinen seligen Wunsch und heiligen Gruß geben, und wolle euch im Guten weise, im Bösen aber unschuldig machen, damit ihr mit Hiob recht und schlecht, gottesfürchtig und das Böse meidend, erfunden werden mögt, Amen.

Ferner, meine lieben und werten Freunde Jac. und Mart., ich bitte euch aus meines Heizens Grunde, und durch die große brünstige Liebe und Barmherzigkeit Gottes, wie auch durch Jesum Christum, den Sohn Gottes, und durch sein Verdienst, seinen bittern Tod, seine blutigen Wunden und sein köstliches Blut, welches er um Kreuze hat vergießen lassen, um uns zu erkaufen und von den Banden des Todes zur erlösen; ja, ich bitte euch in der ausgesprochenen Weise, und sage mit dem Apostel Paulus: Fliehe die Lüste der Jugend, und jagt nach der Gerechtigkeit, dem Glauben, der Liebe, dem Frieden, mit allen denen, die den Herrn aus reinem Herzen anrufen. Ach, habt doch wohl Achtung darauf, und strebt nach dem Glauben, denn ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen, und wer nicht glaubt, wird verdammt sein, sagt unser Herr Jesus Christus. Darum, ach lieber Jac. und Mart., kehrt um, kehrt um, und strebt nach dem Glauben, der wahrhaftig ist, der durch die Liebe, ja, durch die brünstige Liebe Gottes tätig ist, ohne welche nimmermehr jemand Gott gefallen kann, wie Paulus sagt. Darum habt doch ja Achtung darauf, daß ihr den Glauben mit der Liebe befestigt, und mit all eurer Herzenskraft nach der Liebe strebt, welche Art der Liebe in der Sanftmut und Freundlichkeit besteht. Ja, die Liebe ist nicht neidisch; die Liebe ist nicht schalkhaft, sie bläst sich nicht auf; sie ist nicht betrüglich, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich es nicht verdrießen; sie denkt nichts Arges; sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sondern sie freut sich über die Wahrheit; sie trägt alles, sie leidet alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, die Liebe vergeht nimmermehr. Darum sage ich noch einmal, habt doch gute Achtung darauf, daß ihr nach dieser schönen Frucht der Liebe strebt, und daß sie bei euch bis in Ewigkeit gefunden werden möge, damit ihr euren Glauben mit der rechten Liebe zieren, Gott gefallen und selig werden mögt. Darum, ach meine lieben Freunde, jagt nach dem Glauben, der Liebe und dem Frieden mit allen Menschen; denn das ist Weisheit, die von oben ist, die zunächst keusch, darnach friedsam, gelinde, voll Barmherzigkeit und guter Früchte, unparteiisch und ohne Heuchelei ist, indem die Frucht der Gerechtigkeit denen im Frieden gesät wird, die den Frieden halten. Darum haltet den Frieden und bleibt dabei, damit auch der Friede des Herrn in eurem Herzen die Oberhand haben und die Frucht der Gerechtigkeit zum Preise des Herrn und eurer Seelen Seligkeit hervorbringen möge. Ach ja, lieber Jac. und Mart., lebt doch so nach meiner Bitte und Paulus Ermahnung, dann werdet ihr nicht betrogen werden; jagt doch dieser Gerechtigkeit nach, die aus dem Glauben kommt, von ganzem Herzen und aus eurer Kraft und Vermögen; bittet, klagt, ruft und weint im Geiste und in der Wahrheit, zu Gott, dem himmlischen Vater, um Gnade und Barmherzigkeit; ja, setzt euer Vertrauen und eure Hoffnung auf Ihn von ganzem Herzen und mit Standhaftigkeit, dann wird der Herr, der alles Guten voll ist, euch gnädig sein, nach seiner großen Güte und unergründlichen Barmherzigkeit; denn der Herr ist gnädig, barmherzig, geduldig und von großer Güte, und es reut ihn die Strafe bald, indem der Herr nicht will, daß jemand verloren gehe, sondern daß sich jeder bekehre. Ja, dieses ist sein Begehren, denn Christus sagt: Tut Buße und glaubt dem Evangelium. So nehmt denn diese gute Lehre an; bekehrt euch und tut rechtschaffene Früchte der Buße; flieht die Lüste der Jugend, und liebt nicht die Welt, welche doch in Wollüsten lebt, wie Johannes sagt, noch was in der Welt ist, denn wenn jemand die Welt liebt, in dem ist nicht die Liebe des Vaters, weil alles, was in der Welt ist, nämlich Fleischeslust, Augenlust und hoffärtiges Leben, nicht vom Vater, sondern von der Welt ist, und die Welt mit ihrer Lust vergeht; wer aber den Willen Gottes tut, der bleibt in Ewigkeit. Darum sage ich euch noch einmal: Flieht die Lüste des Fleisches und der Jugend in dieser Welt, daß ihr mit der Welt nicht verdammt werdet. Ach, ja, wendet euch von diesem bösen Geschlechte, das so in Wollüsten lebt, denn sie sind lebendig tot, wie Paulus sagt. Darum, o Jac. und Mart., lasst ab, lasst ab von dieser bösen Art der Gottlosen, damit ihr mit ihnen von dem Herrn nicht ohne Barmherzigkeit gestraft werdet; denn Gott wird über die Gottlosen Blitz, Feuer und Schwefel regnen lassen, und wird ihnen ein Ungewitter zum Lohne geben, indem der Herr gerecht ist und die Gerechtigkeit lieb hat, sodass er nach seiner Gerechtigkeit die Sünder nicht ungestraft lassen kann. Darum flieht die Lüste der Jugend; jagt nach der Gerechtigkeit, dem Glauben, der Liebe und dem Frieden, mit allen denen, die Gott aus reinem Herzen anrufen. Ja, mein lieber J. und M., jagt nach diesen edlen Gaben des Herrn, nämlich der Weisheit, die von oben kommt, ja, ich sage: Ringt darnach, und tut rechtschaffene Früchte der Buße, dann werdet ihr wohl fahren; demütigt euch allezeit unter die gewaltige Hand Gottes, und seid nicht mehr stolz, sondern fürchtet euch mit großer Herzens- und Geistesdemut vor Gott, dem himmlischen Vater, denn Gott widersteht den Hoffärtigen, aber den Demütigen gibt er Gnade. Darum sage ich noch einmal, demütigt euch unter die gewaltige Hand Gottes, damit er euch zu seiner Zeit erhöhe, denn wer sich erhöht, der soll erniedrigt werden; wer sich aber erniedrigt, der soll erhöht werden, sagt Jesus Christus, unser Herr. Darum, o lieber Jac. und Mart., jagt nach der Gerechtigkeit, und strebt darnach mit allen euren Kräften, und befleißigt euch von Herzen, und sündigt nicht mehr, damit euch nicht etwas Ärgeres widerfahre, und lernt ihn aus allen euren Kräften lieben, damit eure Namen in das Buch des Lebens aufgeschrieben werden, und ihr durch Gottes große Gnade ewig selig werden und mit allen heiligen Engeln in den großen Himmel und der großen himmlischen Schar bei dem Herrn aller Herren, in unaussprechlich großer Freude, Herrlichkeit und Klarheit, herrlich im Himmel ewig regieren mögt, wo man den großen, heiligen Namen des Herrn ewig loben, preisen und ehren wird; denn Ehre sei Gott in der Höhe, Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen.

Hiermit bleibt dem Herrn befohlen und dem Worte seiner Gnade, Amen. Geschrieben von mir, Hansken von dem Wege, gefangen um des Zeugnisses unsers Herrn Jesu Christi willen.