Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.159

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2.159  Ein Brief des Hieronymus Segerß im Gefängnisse zu Antwerpen an sein Weib, genannt Liesken, welche auch daselbst gefangen lag, im Jahre 1551 geschrieben.

Fürchte Gott allezeit!
Ins Kaisers Stuhl lag ich gefangen und beschwert,
Ums Zeugnis Jesu Christi, das Er uns gelehrt.
Und die Tür’ ist hart verschlossen,
Auch sehr stark die Wand,
Doch ist’s Herren Hand,
Die mich machet unverdrossen.

Gnade, Frieden, Freude, Trost, festen Glauben und ein gutes Vertrauen mit einer feurigen Liebe zu Gott wünsche ich meinem lieben Weibe Lysken Dirks, welcher ich mich vor Gott und seiner heiligen Gemeinde vertrauet, und nach des Herrn Befehle zum Weibe genommen habe. Trost, Freude und Wonne müsse sich bei dir, mein liebes Weib, vervielfältigen und vermehren.

Ich bitte den Herrn ernstlich für dich, dass Er dich trösten und dir das abnehmen wolle, was dir zu schwer ist. Ich weiß es wohl, mein auserwähltes Schaf, dass du um meinetwillen sehr betrübt bist; aber setze doch alle Betrübnis beiseite und siehe auf den Herzog unseres Glaubens und den Vollender Jesus, und laß uns ferner in aller Gerechtigkeit und Heiligkeit wandeln, als Kinder des Friedens, auch die Gnadenzeit wohl wahrnehmen, und der großen Gnade, welche der Herr an uns erwiesen hat, eingedenk sein. Ach, mein liebes Weib, gedenke doch, welch einem getreuen Gotte wir dienen; er wird uns nicht zu Schanden werden lassen; gedenke, wie treulich er die Kinder Israel mit ausgestreckter Hand aus dem Diensthause Pharaos und aus Ägypten durch das rote Meer geführt habe, und gedenke, wie sie sich zubereiten mussten, ehe sie ausziehen konnten, und wie sie das Osterlamm aßen mit ungesäuertem Brote; stehend mussten sie das Osterlamm essen, und das ungesäuerte Brot, das sie hatten, wickelten sie in ihre Kleider, und fingen an, nach der Wüste auszuziehen; auch ging der Engel des Herrn vor ihnen her, des Tages in einer Wolkensäule und des Nachts in einer Feuersäule und leuchtete ihnen auf solche Weise vor; als sie aber von Pharao und seinem Heere geängstigt wurden, fing das Volk an, wider Moses zu murren, denn sie hatten zu dem Herrn kein festes Zutrauen, dass Er sie ausführen würde; aber der Herr sagte zu Mose, was Er tun wollte, und wie Er Seine Macht an Pharao und seinem Heere beweisen wollte, darum gebot Er Mose, er sollte den Stab nehmen und ins Meer schlagen; und als Moses ins Meer schlug, vertrocknete das Meer, und das Wasser teilte sich voneinander und stand wie Mauern zur rechten und linken Seite, so dass sie trocken durch das Meer gingen; Pharao aber, der ihm nachfolgte, ertrank mit seinem ganzen Heere und Volke, während die Kinder Israel ohne Schaden hindurchgingen, und also Gott lobten und Ihm dankten, dass Er sie aus dem Diensthause Pharaos erlöset hatte. Aber damals waren sie noch nicht im verheißenen Lande; sie kamen erst in eine abscheuliche Wüste, wo kein Brot war; des Brotes, welches sie aus Ägypten brachten, war nur wenig; es war der ungesäuerte Teig, den sie in ihren Kleidern trugen, als sie aus Ägypten zogen. Da ging es an ein Zagen, weil sie nichts zu essen hatten, aber der Herr speiste sie mit Himmelsbrot.

So auch, mein liebes Weib, haben wir noch nicht alles gewonnen, wenn wir die Wahrheit erkannt, uns von der Welt geschieden und uns alle Wollüste und Begierden versagt haben; wir müssen auch wider Feinde streiten, das ist, wir müssen hier in dieser Welt wider Kaiser und Gewaltige und wider die Fürsten dieser Welt streiten; wir müssen in dieser Welt leiden, denn Paulus hat gesagt, dass alle, die gottselig in Christo Jesu leben wollen, Verfolgung leiden müssen; wir müssen die Welt, die Sünde, den Tod und den Teufel ganz überwinden, nicht mit äußerlichen Schwertern oder Spießen, sondern mit dem Schwerte des Geistes, welches Gottes Wort ist, und mit dem Schilde des Glaubens, womit wir alle scharfen, feurigen Pfeile abweisen können; wir müssen den Helm der Seligkeit auf unser Haupt setzen, und den Panzer der Gerechtigkeit anziehen, und Schuhe an unsern Füßen haben zum Dienste des Evangeliums. Wenn wir mit solchen Waffen versehen sind, so werden wir mit Israel durch die Wüste gelangen, und werden allen unsern Feinden Widerstand leisten und sie überwinden; sie müssen zu Schanden werden, die wider die Wahrheit streiten. Als nun die Kinder Israel aus der Wüste waren, aus der grausamen und entsetzlichen Wüste, wo die Schlangen Feuer spien, nachdem sie vierzig Jahre lang in derselben herumgewandelt waren, auch so manche Gefahr überwunden und so viele Städte und Länder diesseits des Jordans eingenommen hatten, so hatten sie doch das verheißene Land noch nicht eingenommen, denn sie waren noch nicht über den Jordan; der Herr aber zeigte Mose das verheißene Land von ferne. Ach, mein liebes Weib, ich habe das verheißene Land auch von der Ferne gesehen; ich hoffe, bald in die schöne Stadt zu kommen, von welcher Johannes schreibt, welche schön ausgeziert ist; ihre Grundsteine sind zwölf köstliche Steine und ihre Mauern und Straßen von klarem und lauterem Golde; auch hat die Stadt zwölf Tore, ein jedes besteht aus einer Perle; dort ist keine Nacht, denn der Herr, ihr Gott, erleuchtet sie. Und der Herr sprach zu Mose, er solle das Volk nicht in das verheißene Land einführen, sondern Josua brachte sie herein, und der Herr führte sie mit trockenem Fuße durch den Jordan und gebot ihnen, dass, wenn sie seine Gebote und Rechte halten würden, er ihre Feinde vor ihren Füßen ausstoßen werde; als sie aber seine Gebote und Rechte übertraten, übergab sie Gott den Händen ihrer Feinde, so dass sie von ihren Feinden in die Flucht geschlagen wurden. Als sie nun über dem Jordan waren, hatten sie gleichwohl das verheißene Land noch nicht inne, wo Milch und Honig floss, sondern sie mussten es mit Gewalt einnehmen, alle ihre Feinde töten, und die Städte mit Feuer verbrennen; ebenso müssen auch wir das verheißene Land mit Gewalt einnehmen, denn Christus sagt, dass das Himmelreich Gewalt leide. Ich weiß nun erst, was streiten sei; niemand weiß es besser, als derjenige, der es versucht hat; so listig setzten sie an uns, um uns zu verführen.

Wisse, dass ich deinen Brief durch meine Mutter empfangen, welchen ich mit Tränen gelesen habe; ich danke dir, dass du mich so herzlich darin getröstet hast, und freute mich, als ich vernommen habe, dass du so wohl zufrieden seiest.

Wisse, meine innig geliebte Hausfrau Lysken, dass ich vor dem Markgrafen gewesen bin; er hatte zwei Dominikaner, zwei vom Rate und den Schreiber des Blutgerichts bei sich. Er fragte mich, ob ich mich noch nicht besser bedacht hätte, und sagte, dass er die beiden guten Männer oder Herren dazu angewiesen hätte, dass sie meine Seele gewinnen sollten, wenn ich mich bekehren wollte. Ich sagte, ich wollte meinen Glauben nicht verlassen, denn er sei die Wahrheit. Hierauf fragten sie mich, was denn mein Glauben wäre? Worauf ich zu den Mönchen sagte: Fraget den Markgrafen, ihm habe ich meinen Glauben bekannt. Sie quälten mich sehr, ich aber wollte ihnen durchaus nichts sagen. Sie fragten, woher ich wüsste, dass es die Wahrheit sei, ob Gott mündlich mit mir geredet hätte.

Als sie nun von mir sonst nichts erlangen konnten, wurde mein Bekenntnis abgelesen, nämlich, dass ich nichts vom Sakramente hielte. Ich sagte: Für nichts als für einen Brotgott. Die Pfaffen aber wurden hierüber sehr entrüstet, weil ich ihren Gott so verachtete; sie wollten mit mir reden, ich aber sagte: Ich will euch nicht anhören oder mit euch reden; lasset meine Brüder zu mir kommen, so will ich mit euch reden und unsern Glauben bekennen. Da fragten sie mich, ob ich in meinem Glauben nicht genügend bewandert wäre, weil ich mich auf meine Brüder berief. Ich sagte: Ja, mein Glaube ist stark genug, nur damit ihr meine Worte nicht verdrehet. Sie sagten hierauf: Wir wollen deine Worte nicht verdrehen. Ich antwortete: Ich kenne euch allzu wohl und weiß eure Schalkheit gut. Der Markgraf sagte: Es soll dir bewilligt werden. Ich aber meinte, er hätte gesagt, dass er eine Bibel mitbringen wollte. Die Pfaffen meinten, wenn man die Kindlein tauft, so haben sie den Glauben. Ich lachte darüber und sagte, warum sie denn nicht in die Türkei gingen, um die Türken zu taufen, denn wenn dem so ist, wie er sagt, dass man dann gläubig wird, so würden sie ja auch gläubig werden. Sie sagten: Und wenn man auch die Türken taufte, so würden sie doch Türken bleiben. Auch quälten sie mich sehr, dass ich abfallen und ein gutes Kind der römischen Kirche werden sollte. Selbst der Markgraf und die Herren des Rates zeigten mir eine falsche Art der Barmherzigkeit, indem sie sagten: Wenn man dich am Leben erhielte und du dich bekehren und ein gutes Kind der römischen Kirche werden würdest, so hätte ich gute Hoffnung zu dir, denn du bist jung und unschuldig dazu gekommen; ich weiß wohl durch wen (solches bezog sich auf Jelis von Aken) und auch, weil du so gute Eltern hast und deine Mutter sich bald zu Tode grämt. Ich entgegnete: Wenn auch die Türe offen stände und du zu mir sagen würdest: Gehe deines Wegs und sage nur, es ist mir leid, ich würde nicht gehen, denn ich weiß wohl, dass die Wahrheit mir zur Seite steht. Da sagte der Markgraf: Wenn du nicht gehorchen willst, so will ich dich lebendig verbrennen lassen. Darüber lachte ich und sagte: Was ihr mir um meines Glaubens willen zufüget, will ich gerne leiden; auch sagte er: Sein Weib ist die größte Ketzerin, die in der Stadt ist.

Ich kann dem Herrn für alle Kraft und Stärke, die er mir in dieser Not verleiht, nicht genug danken; ich merke nun wohl, dass der Herr mit uns ist; denn er hilft uns so treulich aus aller Not. Er ist ein treuer Hauptmann und gibt seinen Knechten Mut, stärkt sie auch, dass sie sich nicht fürchten; sie zagen und zittern nicht, um der großen Liebe willen, die sie zu ihrem himmlischen Vater tragen; denn Paulus sagt: Wer will uns von der Liebe Christi scheiden? Trübsal oder Angst, Verfolgung oder Hunger, oder Blöße, oder Fährlichkeit, oder Schwert? Wie geschrieben stehet: Um deinetwillen werden wir getötet den ganzen Tag, wir sind für Schlachtschafe geachtet, aber in dem allen überwinden wir weit um desjenigen willen, der uns geliebt hat; denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentum, noch Gewalt, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes, noch irgendeine andere Kreatur uns von der Liebe Gottes scheiden mag, die in Christo Jesu, unserm Herrn, ist.

Darum, mein geliebtes Weib Lysken, füge dich in die Zeit und sei geduldig in Trübsal, halte an im Gebet und siehe doch immer auf die schönen Verheißungen, welche uns überall gegeben sind, wenn wir bis an das Ende standhalten. Laß uns doch den Schatz wohl bewahren; denn da wir solchen Schatz in irdischen Gefäßen haben, so können wir denselben nicht verbergen, sondern er bricht überall hervor. Er ist viel zu köstlich, als dass man ihn verbergen sollte; wir freuen uns über diesen Schatz; er besteht in unserm Glauben, in der Hoffnung und Liebe, diese werden uns nicht müßig sein lassen, wenn man gleich uns auch voneinander absondert und uns in ein finsteres Loch werfen wollte, denn der Schatz ist von solcher Art, dass er nicht verborgen sein will; der eine ruft dem andern zu und schüttet so seinen Schatz aus, dass er gesehen werden möge; wir sind so wohlgemut, dem Herrn sei in Ewigkeit Lob und Dank gesagt. Wir rufen, wir singen miteinander, solche Freude haben wir, um uns untereinander zu trösten und zu stärken; der Herr gibt uns solche Stärke und Kraft, dass wir Ihm für die große Gnade, die Er an uns erwiesen, nicht genug danken können. Darum werden wir nicht müde, und wenn auch unser auswendiger Mensch vergeht, so wird der inwendige von Tag zu Tag erneuert; denn unsere Trübsal, welche zeitlich und leicht ist, bringt uns eine ewige und über alles gewichtige Seligkeit, die wir nicht auf das Sichtbare, sondern auf dasjenige sehen, was unsichtbar ist.

Darum, mein liebes Weib, laß doch nicht nach, dem Herrn, deinem Gott, von ganzem Herzen zu dienen und seinen Fußstapfen nachzufolgen, denn wir wissen, dass wenn unser irdisches Haus dieser Hütte zerbrochen wird, wir einen Bau von Gott erbaut haben werden, ein Haus, das nicht mit Händen gemacht, sondern das ewig ist im Himmel, und über dasselbe sehnen wir uns auch nach unserer Behausung, die vom Himmel ist, und uns verlangt, dass wir damit überkleidet werden, denn wir wollen lieber nicht entkleidet, sondern bekleidet sein; denn so lange wir in diesem Leibe wohnen, so wallen wir dem Herrn.

Darum, mein liebes Weib, wende doch Fleiß an, dass du die Zeit deiner Wanderschaft mit Furcht und Zittern vollenden mögest, nicht (meine ich) mit solcher Furcht und solchem Zittern, dass wir vor der Welt uns fürchten und zittern sollten, weil man so erbittert auf uns ist, sondern wir sollen uns vor dem Herrn fürchten und vor ihm erzittern; seine Gebote und Rechte halten und also die Zeit unserer Pilgerschaft in der Furcht des Herrn vollenden, und das Ende unseres Glaubens, nämlich der Seele Seligkeit davon tragen; dann werden wir ewiglich uns mit dem Herrn erfreuen und Ihm in der Auferstehung der Toten begegnen; darum fürchte dich nicht vor der Welt, denn es sind alle Haare deines Hauptes gezählt; sie haben keine Gewalt, es sei denn, dass sie ihnen von oben gegeben werde, und Christus sagt: Fürchte dich nicht vor denen, die den Leib töten, sondern fürchte den, der, wenn er den Leib getötet hat, auch Macht hat, die Seele in die Hölle zu werfen; da wird Heulen und Zähneklappern sein, und ihr Wurm wird nicht sterben, auch werden sie weder Tag noch Nacht Ruhe haben. Der allmächtige, ewige und starke Gott wolle dich mit seinem gesegneten Worte stärken und trösten, dass du bis ans Ende getreu bleiben mögest, dann wirst du auch unter den Altar zu allen lieben Kinder Gottes kommen, wo alle Tränen von unsern Augen werden abgewischt werden; alsdann wird alle Trübsal ein Ende haben; dann wird unser verachteter Leib verklärt werden, und dem Bild seiner Klarheit gleich sein; alsdann wird unser Weinen in Lachen und unsere Trauer in Freude verwandelt werden; dann werden wir (die wir um des Zeugnisses Jesu willen eine kurze Zeit verachtet und verschmäht, ja verfolgt und mit großer Schmach und Verspottung getötet worden sind), ewig triumphieren und mit dem Herrn leben. Wir werden mit weißen Kleidern angetan werden, gleichwie Johannes in seiner Offenbarung von den Seelen derjenigen bezeugt, die um des Wortes Gottes und um des Zeugnisses willen, das sie hatten, getötet worden sind; und sie lagen unter dem Altare, riefen mit lauter Stimme und sagten: Herr, du Heiliger und Wahrhaftiger! Wie lange richtest du und rächest nicht unser Blut an denen, die auf Erden wohnen. Und ihnen wurde, einem jeden, ein weißes Kleid gegeben, und es ward zu ihnen gesagt, dass sie noch eine kleine Zeit ruhten, bis dass vollends ihre Mitknechte und Brüder hinzukämen, die auch noch getötet werden sollten, gleichwie sie. O welch ein herrliches Volk werden wir sein! Wenn wir mit der großen Schar sein werden, von welcher Esdras schreibt und Johannes in seiner Offenbarung sagt, dass er eine große Schar gesehen habe, die niemand habe zählen können, aus allen Heiden, Geschlechtern, Völkern und Zungen, welche vor dem Throne und vor dem Lamme standen, gekleidet in weißen Kleidern und Palmzweige in ihren Händen, und riefen mit lauter Stimme: Heil sei dem, der auf dem Stuhle unseres Gottes sitzt und dem Lamme. Diese sind es, die aus großen Trübsalen gekommen sind, die ihre Kleider gewaschen und sie durch das Blut des Lammes weiß gemacht haben; darum sind sie vor dem Stuhle Gottes und dienen ihm Tag und Nacht in seinem Tempel. Und der auf dem Stuhle sitzt, wird über ihnen wohnen, und sie wird nicht mehr hungern und dürsten; auch wird sie die Sonne nicht mehr brennen, noch sonstige Hitze; denn das Lamm mitten in dem Stuhle wird sie regieren und er wird sie zu dem Brunnen des lebendigen Wassers bringen, und Gott wird alle Tränen von ihren Augen abwischen. Und Esdras zeugt von derselben Schar, indem er sagt: Dass sie mitten auf dem Berge Zions standen und in weiße Kleider gekleidet waren, und dass mitten unter ihnen ein Jüngling war, der mit seiner Länge alle überragte, und einem jeden einen Palmzweig in die Hand gab und einem jeden eine Krone aufs Haupt setzte; und Johannes sagte, dass er gleichsam ein gläsernes Meer, mit Feuer vermengt, gesehen habe, und dass diejenigen, welche den Sieg über das Tier und dessen Bild mit seinem Zeichen und die Zahl seines Namens erhalten hatten, an dem gläsernen Meere mit Gottes Harfen gestanden und das Lied Moses, des Knechtes Gottes, und das Lied des Lammes gesungen haben. Siehe doch, mein geliebtes Weib, welche herrlichen Verheißungen wir überall finden, welche Gott allen lieben und wahren Kindern geben und schenken wird, die Ihm hier treu geblieben sind, ihr Leben dem Herrn zu Ehren geendigt und ihre Kleider in dem Blute des Lammes weiß gewaschen haben.

Ach, mein innig geliebtes Weib! Ich kann dem Herrn für alle seine große Tugend, die Er an mir beweist, nicht genug danken; Er gibt mir solche Kraft und Stärke, dass ich es nicht aussprechen kann. Ach, ich werde es nun wohl gewahr, dass der Herr ein getreuer Nothelfer sei! Er verlässt diejenigen nicht, welche Ihm vertrauen; denn wer sich auf den Herrn verlässt, soll nicht zu Schanden werden; Er wird uns wie seinen Augapfel bewahren; er wird uns aus aller Gewalt des Teufels und von der Tyrannei dieser Welt erlösen; ja, Er wird uns bewahren, dass wir nicht zur Hölle fahren, wenn wir Ihm anders bis ans Ende treu bleiben; Christus sagt: Wer bis ans Ende beharret, soll selig werden. Ach, mein innigst geliebtes Weib! Bleibe doch dem Herrn bis in den Tod getreu, denn die Krone ist nicht im Anfange, noch in der Mitte, sondern am Ende. Wenn du dem Herrn getreu bleibst, wird Er dich nicht verlassen; Er wird dir die Krone des ewigen Lebens geben und dich in Sein Reich einführen; Er wird dich mit Preis und Ehre krönen; Er wird alle Tränen von deinen Augen abwischen. Liebe Lysken, soll Er alle Tränen abwischen, so muss man hier erst geweint haben; Er wird uns von unsern Leiden erlösen, darum müssen wir zuerst in dieser Welt leiden; wir müssen streiten und fechten wider die grimmigen Löwen, Drachen und Bären, ja wider das arge und böse Otterngezüchte und die Schlangen; wider die listigen Schlangen dieser Welt und den bösen Samen Kains, denn Paulus sagte, dass wir nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen haben, sondern mit den Herren der Finsternis und wider die Fürsten und Gewaltigen dieser Welt, ja wider die Geister, die in der Luft hantieren, welches die alte Schlange und Satanas ist, welcher, wie Petrus sagt, um uns herumgeht, wie ein brüllender Löwe und suchet, wen er verschlinge, darum wende Fleiß an im Streite, mit Bitten und Flehen zum Herrn und halte dich an der Lehre Jesu Christi, unseres Seligmachers, damit du das Ende deines Glaubens, nämlich deiner Seele Seligkeit, retten mögest. Darum kämpfe doch mit Paulus einen guten Kampf. Hiermit will ich dich, mein herzlich geliebtes Weib und Schwester, dem allmächtigen, ewigen und starken Gotte und dem Worte seiner reichen Gnade anbefohlen haben, damit du wider alle Pforten der Hölle bestehen mögest. Amen.