Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.662

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2.662  Noch ein Brief von Raphel von dem Felde, geschrieben an seine Hausfrau.

Ich, Raphel, dein Mann, gefangen um des Herrn willen, wünsche dir, meiner lieben Hausfrau und Schwester in dem Herrn, viele Gnade, Barmherzigkeit und Frieden von Gott, dem Vater und unserm Herrn Jesu Christo, der ein rechter Vater ist über alle Geschlechter, die im Himmel und auf Erden sind, daß Er dir nach dem Reichtume seiner Güte geben wolle, mit Kraft stark zu werden durch seinen Heiligen Geist an dem inwendigen Menschen, und Christum Jesum durch den Glauben in deinem Herzen zu wohnen, durch die Liebe eingewurzelt zu werden, und daß Er bis ans Ende deines Lebens zum Heile deiner Seele bei dir bleiben wolle. Dies sende ich dir, meine liebe Schwester in dem Herrn, zum Testamente und freundlichen Abschiede.

Meine werte und in Gott geliebte Hausfrau, ich habe nicht unterlassen können, dir ein Brieflein zu senden, um dir einen sicheren Beweis meiner Liebe zu geben, die ich zu dir gehabt habe; denn ich glaube, daß es nun bald geschieden sein muß. Aber, meine liebe und werte Hausfrau! es ist kein Scheidebrief, wie die Kinder Israel einen Scheidebrief schrieben, um ihres Herzens Härtigkeit willen, als wollte ich dich meine Geliebte, so verlassen. Ach nein! denn dieses Verlassen geschieht um der Liebe Gottes willen, denn um seinetwillen muß man sich von allem scheiden. Ja, meine Allerliebste (allezeit neben Gott), Er ist es, der uns zusammengefügt hat, und Er ist es auch, der uns wieder scheidet, was ich von seiner Hand willig annehme; hierin hat auch mein Gemüt niemals besser gestanden, als es jetzt steht; dem Herrn sei gedankt. So übergebe ich dich denn nun, meine Allerliebste, mit deinem Kinde dem Herrn, als einem getreuen Vater; ich bitte dich, meine liebe Hausfrau, bleibe treulich bei Ihm, dann wird Er ohne allen Zweifel für dich sorgen, sowohl der Seele als dem Leibe nach; denn Petrus sagt: Nachdem uns allerlei von seiner göttlichen Kraft (was zum Leben und göttlichen Wandel dient) geschenkt ist durch die Erkenntnis desjenigen, der uns berufen hat, durch seine Herrlichkeit und Tugend, durch welchen uns die allergrößesten und köstlichsten Verheißungen geschenkt sind, nämlich daß wir durch dasselbe der göttlichen Natur teilhaftig werden, wenn wir die vergängliche Lust der Welt fliehen. Wenn wir Ihm also gänzlich getreu bleiben, daß wir uns nämlich von der Welt unbefleckt halten, so wird Er uns ein treuer Vater sein, der uns versorgen wird, denn Er giebt allem Fleische seine Speise, und Aller Augen warten auf Ihn, sagt David, und Er giebt ihnen Speise zur rechten Zeit.

Darum, meine liebe und werte Hausfrau, übergebe ich dich mit deinem Kindlein dem Herrn durch den Glauben, um den Bund zu bestätigen, den wir mit dem Herrn gemacht haben; gleichwie Abraham seinen Sohn Isaak dem Herrn übergab durch den Glauben, und gleichwie Jephtha seine Tochter dem Herrn übergab, um damit sein Gelübde zu beweisen und zu befestigen, so übergebe ich dich mit meinem Kinde aus Liebe dem Herrn, und habe die Hoffnung und das Vertrauen, daß Er euch wohl versorgen werde, wenn ihr anders dem Herrn gehorsam und getreu bleibet.

Hiermit nehme ich von dir, meine werte und in Gott geliebte Hausfrau, einen ewigen Abschied, bis wir einander in der ewigen Freude sehen; der Herr gebe seine Gnade, daß es so geschehen möge. Ich danke dir auch aufs Höchste und herzlich für deinen treuen, willigen und gehorsamen Dienst und deine Liebe, die du in allerlei Untertänigkeit und Freundlichkeit an mir bewiesen hast; meine Liebe, dafür danke ich dir, Gott müsse dein Vergelter sein für deinen frommen und guten Umgang und guten Wandel neben mir, wodurch mein Herz oft erleichtert, getröstet und erquickt worden ist, was mich in der Tat um so mehr auf Gott vertrauen lehrt und mir dabei ein festes Siegel in meinem Herzen ist, daß wir, nach unserm schwachen Vermögen, unsere Zeit in der Liebe und in der Furcht Gottes unwürdig vor dem Herrn zugebracht haben. Noch einmal danke ich dir, meine liebe Hausfrau, für alle Wohltat und Freundschaft, die du mir erwiesen hast, und bitte dich herzlich durch die große Liebe Gottes, wenn ich dich in etwas betrübt oder auf irgendeine Weise beleidigt habe, es sei in Worten oder Werken, daß du mir solches gern vergeben wollest; darum bitte ich dich mit vielen Tränen in diesem Schreiben. Ich weiß nichts wider dich, meine Liebe, was ich dir nicht gern vergeben sollte; der Herr wolle uns alle unsere Sünden vergeben.

Ferner, meine liebe Hausfrau, kann ich nicht unterlassen, deiner Liebe noch ein wenig zu schreiben (wiewohl es mit vielen Tränen geschieht), um dein Herz durch das Wort Gottes zu trösten und zu erquicken, denn dasselbe muß jetzt unser Trost sein, wie der Prophet David sagt: Herr, wäre dein Wort nicht mein Trost gewesen, so wäre ich vergangen in meinem Elende; gleichwie auch der Prophet Jeremias sagt: Herr, Du weißt, daß wir um deinetwillen geschmäht werden; aber dein Wort erhält uns, wenn wir es kriegen, und dieses dein Wort ist unsers Herzens Freude und Trost. Darum, meine liebe Hausfrau, müssen wir unsere Lust haben an des Herrn Wort, und demselben Tag und Nacht nachdenken, wie ein reicher Mann, der seine Lust an seinem Schatze hat, demselben nachdenkt und ihn oft nachzählt, um sein Herz zu ergötzen. Darum sagt auch David, daß man seine Lust an des Herrn Gesetze haben müsse, dann werde man einem Baume gleichen, der an den Wasserbächen gepflanzt steht und seine Frucht zu seiner Zeit bringt, dessen Blätter nicht verwelken, sondern alles, was er tut, wird glücklich von Statten gehen. Darum bitte ich dich, meine Geliebteste, sei in allem geduldig, worin du von Gott versucht wirst; betrübe dich nicht gar zu sehr, sondern bedenke, daß es von dem Herrn so verhängt sei, daß wir jetzt von einander scheiden müssen; damit tröste dich, und obgleich es dir schwer fällt, und es gegen unser Fleisch, gegen unsern Willen und gegen unsere Begierde streitet, so müssen wir doch geduldig sein. Leiden wir gern, so wird uns reichlich gelohnt werden, und wehe uns, wenn wir nicht gern leiden und leidsam sein wollen, wenn es auch dem Fleische schwer fällt. Ach, meine Liebe! es ist ein Geringes, geduldig zu sein, so lange es dem Menschen wohl gehet; das kann man jedoch keine Geduld nennen; aber geduldig zu sein, wenn es einem übel gehet, und alsdann Maß halten zu können, das ist in der Tat eine große Kraft des Glaubens. Darum, meine Geliebteste, bitte ich dich noch einmal, daß du doch geduldig sein und Gott mit einem gelassenen Herzen danken und sagen wollest: Herr, dein Wille geschehe; aber, ach Herr! Stärke meinen Glauben und mein Vertrauen, damit ich doch niemals kleinmütig oder trostlos, noch verzweifelnd oder an deinen Verheißungen zweifelhaft werden möge, sondern vertraue Gott, denn seine Verheißungen werden niemals täuschen, – Er ist viel zu getreu, der es verheißen hat; an Ihm wird es niemals fehlen, denn Er wird dich nicht über dein Vermögen versucht werden lassen, sondern wird allezeit neben der Versuchung einen Ausgang verleihen, daß du es ertragen kannst. Darum, meine Liebe, sei geduldig und leide gern, und bitte den allmächtigen Gott, bei welchem alle Dinge möglich sind, daß Er deine Trübsal und deine bedrängte Lage (die dir wegen meiner Bande zugestoßen, und weil mir nun von einander scheiden müssen) verschmelzen lassen, mindern und vernichten wolle, und daß es künftig die einzige Bekümmernis deines Herzens sein möge, wie du in allen Dingen dem Herrn am besten gefallen, die Zeit deines Lebens in der Furcht Gottes zubringen und auch für dein Kindlein Sorge tragen mögest.

Der Herr gebe Gnade, daß es so geschehen möge; wirf deine Sorge ganz und gar auf den Herrn und hoffe allezeit das Beste von Ihm, denn wir sollen wissen, daß wenn wir viel um des Namens des Herrn willen verlassen, wir auch wieder viel empfangen werden, und daß wenn wir viel um seines heiligen Namens willen leiden, wir uns auch in vielem erfreuen werden, wenn der Herr in seiner Herrlichkeit erscheinen wird. Wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhle Christi, wo ein Jeder an seinem Leibe empfangen wird, wie er hier getan hat, es sei Gutes oder Böses. Darum, Geliebteste, laß uns allezeit suchen, in allen guten Werken die Vornehmsten zu sein; laß uns auch nicht verdrießlich werden, Gutes zu tun, denn zu seiner Zeit werden wir ohne Aufhören ernten. Laß dein Herz nicht erschrecken noch sich bewegen, werde auch nicht müde auf des Herrn Wege; werden schon die Wasser bitter, so murre doch nicht, und wende dich doch niemals mit dem Herzen nach Egypten, wie die Kinder Israel taten, als ihnen ihre Fleischtöpfe einfielen, die sie zurückgelassen hatten, und weil die Wasser bitter waren, so wollten sie sich selbst Hauptleute erwählen und wieder nach Egypten ziehen; sie sagten zu Moses: Hast du uns darum in die Wüste gebracht, daß du uns hier tötest? Du mußt auch noch über uns herrschen! Wie fein hast du uns in ein Land gebracht, wo Milch und Honig innen fließt. Darum ergrimmte des Herrn Zorn über sie, daß Er viele getötet und zu Grunde gerichtet hat. Darum sagt Salomo: Hüte dich vor Murren, welches nicht fördert; denn, wenn wir auch alles verzehrt hätten, was wir in der Welt hatten, und der Herr wollte uns mit Armut prüfen, wie Er dort Israel getan hat, so könnte uns durch unser Sorgen doch nicht geholfen werden. Darum müssen wir unsere Sorgen dem Herrn anbefehlen, Er sorgt für uns; Er ließ Israel Hunger leiden, um sie zu prüfen, ob sie Ihn lieb hätten oder nicht, und zur Probe, ob sie auch geduldig sein würden.

Darum, meine liebe Hausfrau und S. I. H., fasse doch alle Zeit deine Seele in Geduld, so wirst du mit allen frommen Zeugen Gottes wohl überwinden, die Seligkeit ererben, und mit dem Propheten Baruch sagen: O, selig sind wir Israel, denn Gott hat uns seinen Willen offenbart; gleichwie auch Moses sagt: O Volk! das du durch den Herrn selig wirst, der deine Hülfe, dein Schild und das Schwert deines Sieges ist. Darum, meine sehr geliebte Schwester in dem Herrn, wenn wir auch um seinetwillen leiden müssen, so sollen wir doch unsere Seelen in Geduld fassen und bedenken, was der Apostel sagt, daß es Gnade bei Gott sei, um Wohltat willen zu leiden, wiewohl die Welt es für keine Gnade achtet, wie Paulus sagt: Das Wort vom Kreuze ist denen eine Torheit, die verloren gehen; uns aber, die wir selig werden, ist es eine Kraft Gottes, welche Kraft Gott durch seinen Geist in ihnen wirkt, zum Troste und zur Stärkung ihres Gemütes, daß sie mit ihrem Gott über die Mauern springen, mit Caleb und Josua ihre Feinde wie Brot fressen, mit Jael dem Siffera, das ist, dem Feinde des Hauses Israel, einen Nagel mit dem Hammer des Wortes Gottes durch den Kopf schlagen, wie David den Riesen Goliath, das ist, den Teufel und Satan, der Israel bekriegt, mit dem Steine Christo Jesu überwinden, und mit dem Apostel Paulus sagen: Gott sei gedankt, der uns den Sieg gegeben hat durch unsern Herrn Jesum Christum. Ferner sagt er: Gott sei gedankt, der uns allezeit den Sieg erhalten hilft in Christo; und daß sie mit David sagen: Der Herr ist meines Lebens Kraft; wie auch der Prophet schreibt: Die auf den Herrn warten, gewinnen neue Kraft, daß sie auffahren mit Flügeln wie ein Adler, daß sie laufen und nicht schwach werden, daß sie wandeln und nicht müde werden. Darum, meine sehr geliebte Hausfrau und S. I. T. kann die Welt dieses Trostes nicht teilhaftig werden, weil sie nicht an den Herrn glaubt, und das Wort vom Kreuze für eine Torheit achtet, wie geschrieben steht: Wir predigen den gekreuzigten Christum, den Juden ein Aergernis und den Griechen eine Torheit; aber die Gläubigen, die selig werden, halten es für eine Kraft und Weisheit Gottes, daß sie würdig sind, um des Herrn Namens willen Schmach zu leiden, wie auch Petrus und Johannes getan haben, als sie von den Pharisäern gegeißelt wurden. Darum schreibt Petrus: Was ist das für ein Ruhm, wenn ihr um Missetat willen Streiche leidet? aber wenn ihr um Wohltat willen leidet und erduldet, das ist Gnade bei Gott, denn dazu seid ihr berufen; ebenso schreibt auch Paulus: Die Alten haben Spott und Geißeln erlitten, dazu Bande und Gefängnis, sie sind gesteinigt, zerhackt, zerstochen, durch das Schwert getötet; sie sind umhergegangen in Pelzen und Ziegenfellen; sie haben mit Mangel und Trübsal, mit Ungemach gekämpft, deren die Welt nicht wert war.

Sieh, meine werte und in Gott geliebte Hausfrau, wie die Welt dieser Gnade nicht teilhaftig werden kann, denn sie achtet den Herrn unwürdig, für seinen Namen zu leiden, denn Niemand kann für den Namen des Herrn leiden, es sei denn, daß er Macht erlangt habe, durch den Glauben ein Kind Gottes zu werden. Darum, meine herzlich geliebte Schwester I. H., laß uns doch nimmermehr verdrießlich werden, weil wir um des Herrn Namens willen leiden müssen, sondern erdulde es gern in der Liebe, und siehe auf die Belohnung. Denn, o welche schöne Verheißungen der Seligkeit haben diejenigen, und welche große Reichtümer sind ihnen zugesagt! die also dem Herrn zu leben suchen und für seine Ehre sorgen, die nicht das Ihre suchen, sondern vielmehr was zu des Herrn Ehre und ihres Nächsten Erbauung gereicht.

Aber das sollen wir wissen, wollen wir zu Ehren kommen, so müssen wir zuvor leiden, denn so ist es von Anfang her allen frommen Kindern Gottes ergangen. Darum schreibt Johannes, daß das Lamm von Anfang getötet worden sei, nicht aber, als ob Christus selbst, dem Fleische nach, von Anfang getötet worden sei, denn Paulus sagt, daß Christus am Ende der Welt erschienen sei, um durch sein eigenes Opfer vieler Menschen Sünden wegzunehmen. Er ist von Anfang in dem gerechten Abel getötet worden, ebenso leidet Er noch täglich in allen Gläubigen; darum ist es offenbar, daß sie um seines Namens willen leiden, wozu die Welt noch unwürdig ist, denn sie hat Christum nicht, darum kann sie um seines Namens willen nicht leiden; darum ist auch ihr Leiden nichts als Verdruß, denn die Traurigkeit dieser Welt wirkt den Tod; aber die göttliche Traurigkeit wirkt zur Seligkeit, sie geschähe auswendig oder inwendig; geschieht es inwendig, daß man über die Sünde betrübt ist, so geschieht es zur Besserung; geschieht es aber auswendig, daß man um des Namens Christi willen leidet, so geschieht es zum Troste, denn Paulus sagt: Wie des Leidens Christi viel über uns kommt, so werden wir auch reichlich getröstet durch Christum; darum sagt auch Petrus: Selig seid ihr, das ist so viel gesagt, glückselig seid ihr, wenn ihr um der Gerechtigkeit willen leidet; ferner sagt er: Wenn ihr um des Namens Christi willen verschmäht werdet, so seid ihr selig, denn der herrliche Geist Gottes ruht auf euch; bei ihnen wird Er gelästert, aber bei Euch wird Er gepriesen.

Ach, meine Geliebteste, bedenke es doch, welche vortreffliche Worte dieses für uns seien, denen solche Verheißungen ohne allen Zweifel zukommen, denn obgleich Christus durch den Geist Gottes die Teufel austrieb, mußte Er es doch (nach ihren Worten) durch Beelzebub, den Obersten der Teufel, getan haben. Darum hat Christus wohl recht gesagt: Haben sie mich verfolgt, um wie viel mehr werden sie euch verfolgen; haben sie mein Wort gehalten, so werden sie das eure auch halten, denn der Knecht kann nicht besser sein, als sein Herr, noch der Jünger über seinen Meister; der Engel sagte zu Tobias: Weil du Gott lieb warest, so mußtest du nicht ohne Anfechtung bleiben; auch steht geschrieben: Die Anfechtung lehrt allein aufs Wort merken. Darum, meine liebe Hausfrau, nimm diese Reden zu Herzen, und merke wohl darauf, wie der Herr die Seinen auf mancherlei Weise heimsucht und wie wohl es Ihm gefällt, wenn seine Kinder in allen Stücken Gehorsam erweisen und die Züchtigung gern annehmen, die nicht das Kreuz Christi von sich zu jagen suchen, sondern sich gern und willig unter sein Joch begeben, die so gesinnt sind, daß sie sich durch die große Liebe und das feste Vertrauen, das sie zu Christo Jesu haben, viel lieber alles verlassen wollen, was sie in der Welt haben, Vater, Mutter, Schwester, Bruder, Mann, Weib, Kinder, ja auch ihr eigenes Leben und alles, was sie besitzen, und die noch überdies alles erdulden und leiden, was ihnen zustößt, Trübsal, Angst, Verfolgung, Kummer und Ungemach. Ach, wie herrlich will Gott solche empfangen, die so arm um Christi willen geworden sind! Ach, wie reich wird Er sie machen! denn, wie sie mit Ihm und um seinetwillen erniedrigt worden sind, so werden sie auch mit Ihm erhoben und herrlich gemacht werden; und wie sie Ihn in der Welt bekannt haben, so wird Er sie vor seinem Vater bekennen, der im Himmel ist, und sie werden mit Ihm leuchten wie die Sonne in des Vaters Thron, und in weiße Kleider gekleidet werden, weil sie durch ihren Glauben überwunden haben, wie Johannes schreibt: Darnach sah ich, und siehe eine weiße Schaar, welche Niemand zählen konnte, aus allen Heiden, Geschlechtern, Völkern und Sprachen vor dem Stuhle stehen und vor dem Lamme, angetan mit weißen Kleidern, und Palmen in ihren Händen; sie schrieen mit großer Stimme und sprachen: Heil sei dem, der auf dem Stuhle sitzt, unserm Gott und dem Lamme. Und alle Engel standen um den Stuhl und um die Aeltesten, und um die vier Tiere, und fielen vor dem Stuhle nieder auf ihr Angesicht, und beteten Gott an und sprachen: Amen, Lob, Ehre, Weisheit, Dank, Preis, Kraft und Stärke sei unserm Gotte, von Ewigkeit zu Ewigkeit, Amen. Und es antwortete der Aeltesten einer, und sprach zu mir: Wer sind diese, die mit weißen Kleidern angetan sind? und woher sind sie gekommen? Und ich sprach zu Ihm: Herr, du weißt es. Und Er sprach zu mir: Diese sind es, die aus großer Trübsal gekommen sind, die ihre Kleider gewaschen und dieselben im Blute des Lammes hell gemacht haben; darum sind sie vor dem Stuhle Gottes und dienen Ihm Tag und Nacht in seinem Tempel, und der auf dem Stuhle sitzt, wird über ihnen wohnen, sie wird nicht mehr hungern oder dürsten, es wird auch nicht auf sie fallen die Sonne oder irgend eine Hitze, denn das Lamm mitten im Stuhle wird sie weiden und leiten zu den lebendigen Wasserbrunnen und Gott wird alle Tränen von ihren Augen abwischen.

Ach, meine liebe Schwester! das ist ein sicheres Zeichen, daß man hier zuvor weinen müsse, wenn anders der Herr die Tränen abwischen soll. Desgleichen sah auch Esdra auf dem Berge Zion eine große Schaar, die Niemand zählen konnte, die lobten alle den Herrn mit Lobgesängen, und mitten unter ihnen war ein Jüngling, der mit seiner Länge alle überging und einem Jeden eine Krone aufs Haupt setzte, und immer größer ward, worüber er sich fast sehr verwunderte. Da fragte er den Engel: Lieber Herr, wer sind diese? Er antwortete: Diese sind es, die das sterbliche Kleid abgelegt und das unsterbliche angetan haben und die den Namen Gottes bekannt haben; nun werden sie gekrönt und empfangen Palmzweige. Weiter fragte ich den Engel: Wer ist aber der Jüngling, der ihnen die Kronen aufsetzt und ihnen Palmzweige in die Hände giebt? Und er antwortete mir: Er ist Gottes Sohn, welchen sie in der Welt bekannt haben; ich aber fing an, diejenigen höchlich zu preisen, welche so fest für den Namen des Herrn bestanden waren. Sieh, meine werte und in Gott geliebte Hausfrau und Schwester in dem Herrn, hier hörst du die schönen Verheißungen des Herrn, welche Er allen denen gegeben hat, die um seines heiligen Namens willen leiden, und dieses Leiden in Geduld ertragen. Darum hat Paulus wahr geschrieben: Wenn wir mit Ihm leiden, so werden wir uns auch mit Ihm freuen.

Darum, meine liebe Schwester, sei standhaft und unbeweglich, und nimm immer zu in den Werken des Herrn, und wisse allezeit, daß deine Arbeit nicht vergeblich sei bei dem Herrn.

Hiermit befehle ich dich, meine Geliebte, dem Herrn und dem reichen Worte seiner Gnade, welcher mächtig ist, deinen Schatz zu bewahren und das Erbe zu geben unter allen, die geheiligt werden. Gute Nacht, meine werte und in Gott geliebte Hausfrau und Schwester in dem Herrn, gute Nacht, gute Nacht. Zuletzt freuet euch, seid vollkommen, tröstet euch und habt einerlei Sinn, seid friedsam, dann wird der Gott der Liebe und des Friedens mit euch sei, Amen. Grüße mir meinen Sohn und Tanneken, und sage ihm, daß ich ihm befehle, daß er seiner Mutter allezeit gehorsam und untertänig sein soll, und daß er ihr in allen Dingen Ehre erweise. Gute Nacht, gute Nacht, zum Abschiede.

Geschrieben mit meinem Blute, als Siegel und Testament, einen freundlichen Abschied an dich, meine Geliebte. Von mir, deinem lieben Manne, Raphel von dem Felde.