Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.110

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2.110  Franz von Bolßweert, 1545.

Zu Bolßweert in Friesland ist ein rechtes Schäflein Christi, namens Franz, gewesen, welcher schlicht und recht in der Furcht Gottes lebte; aus diesem Grunde wurde er ergriffen und auf einem Schlitten nach Leeuwarden gebracht; hier ist er vor dem Richter gefragt worden, warum er nicht schwören oder das Abendmahl mit ihnen in der Kirche halten wollte, worauf er geantwortet hat: Meine Herren, Christus lehrt uns, dass wir nicht schwören sollen, und weil ihr ungläubig und unrein seid, will ich mich mit euch nicht gemein machen. Um solcher Reden willen gerieten die Herren in Zorn und sagten: Wir sind weder Diebe noch Mörder, warum sollten wir denn unrein sein? Aber es kommt uns vor, du habest eine falsche Lehre und solche Ketzer gibt es nicht viele, wir wollen dieselben ganz ausrotten. Franz sagte: Meine Herren, entrüstet euch nicht, sondern lasset eure Hohenpriester mir die falsche Lehre, die ich habe, aus der Bibel beweisen; ich habe hier eine mitgebracht, kommt und unterrichtet mich daraus. Hierauf haben die Herren mit den Isabels Priestern Rat gehalten und gesagt: Er hat unsere Messe verschmäht; auch hält er nicht von unsern Gewohnheiten, und wir haben einen scharfen Befehl, welchem wir gehorsam sein müssen; nach solchem muss er sterben; also ist er auf den Palmabend 1545 zum Tode verurteilt worden, nämlich zu Asche verbrannt zu werden. Für dieses Urteil hat er den Herren unerschrocken gedankt und gesagt: Ich will euch dieses alles von Herzen vergeben, und wünsche, dass euch Gottes Geist zur Besserung erleuchten wolle, dass ihr Buße tun und euch nach Gottes Wort richten möget; nun gehe ich nach der heiligen Stadt und meines Vaters Erbe. Hierauf wurde er wie ein Schlachtschaf zum Tode geführt. Viele, die solches sahen, haben geweint; er aber sagte: Weinet nicht, sondern bereitet euch dazu, dass ihr euren Sünden absterbet, denn dieses ist der rechte Weg zum Leben einzugehen; er hat auch noch andere tröstliche Worte geredet. Nachdem er nun öffentlich gebetet hatte: Herr Gott, nimm meine Seele auf und weide sie in deinem Frieden, so hat der Scharfrichter sein Werk mit ihm angefangen. Als er ihn aber entkleidet und an den Pfahl gebracht hatte, und nun ihn mit dem Stricke erwürgen wollte, riss der Strick, dass er niederfiel. Hierüber ist der Scharfrichter erschrocken und hat ihn mit vielem Torf und Holz schnell zu Asche zu verbrennen gesucht, aber Gott erzeigte dabei sein Wunderwerk; denn das Feuer hat seine rechte Kraft verloren, so dass sein Leib nicht ganz verbrannt werden konnte; darum haben sich auch die Herren über den Scharfrichter entrüstet und zu ihm gesagt, dass er nicht Holz genug herbeigebracht habe, wiewohl es der Wille Gottes gewesen ist, dass er also unter die Zahl der Märtyrer kommen sollte.