Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.453

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2.453  Elf Brüder und eine Schwester zu Antwerpen, Hermann Zimmermann, Jan von Hasebroeck, Peter Verlonge, Gerrit von Mandel, Jan von Mandel, Jan Schäfer, Jan Wiljoot, Jan von Doornik, Willem von Poperinge, Maeyken sein Weib, Jan Kaufmann und Hans, sein Knecht, 1569.

Im Jahre 1569 sind zu Antwerpen zwölf fromme Christen, weil sie nach dem Worte Gottes und dem Zeugnisse der Wahrheit lebten, nämlich: Hermann Zimmermann, Jan von Hasebroeck, Peter Verlange, Gerrit von Mandel, Jan von Mandel, Jan Schäfer, Jan Wiljoot, Jan von Doornik, Willem von Poperinge, Maeyken, sein Weib, Jan Kaufmann und Hans, sein Knecht, gefangen genommen, untersucht, gepeinigt und zuletzt zum Tode verurteilt worden. Unter diesen ist eine Person im Gefängnisse in Folge der Pein gestorben; sieben sind vor Ostern lebendig verbrannt worden, deren Mund man mit Schraubeisen zugeschraubt hat; auf eine gleiche Weise sind auch die vier letzten den zwanzigsten Mai des vorgemeldeten Jahres getötet worden.

Hier folgt ein kurzes, doch gründliches und christliches Glaubensbekenntnis über den einwesigen Gott Vater, Sohn und heiligen Geist, und von der ewigen Gottheit Christi, des Sohnes Gottes, ebenso auch von der Menschwerdung, sichtbaren Gestalt, vom Leiden und Sterben des ewigen und eingebornen Sohnes des lebendigen Gottes, unsers Herrn und Heilandes Jesu Christi, welches von dem hiergemeldeten Helden und Zeugen Jesu, Hermann Zimmermann, als eine Antwort auf einen an ihn gesandten Brief geschrieben und demselben entgegengestellt worden ist, welches er mit seinem Blute und Tode trefflich bezeugt und befestigt hat. Darum haben wir es auch für den Leser hier beigefügt, und bitten denselben, daß er dasselbe mit christlicher Andacht und Aufmerksamkeit durchlese; wir hoffen, er soll daraus Unterricht und Besserung empfangen; dasselbe lautet wie folgt:

Zunächst begehrst du, Freund, daß ich dir schreiben soll, ob wir bekennen, daß der Vater und der Mensch Jesus Christus mit dem heiligen Geiste eines Wesens sei. Unsere Antwort ist, daß wir bekennen, daß ein Vater sei, und ein Sohn, und ein heiliger Geist, und daß mit den Worten: Vater, Sohn und Heiliger Geist, der einige, allmächtige Gott von Christo selbst ausgedrückt worden ist, Mt 28. So ist denn das unser Glaube, daß wir nämlich bekennen, daß, da der Vater war, der Sohn auch gewesen sei, denn es ist niemals ein Vater ohne Sohn gewesen. Wie nun die Schrift von dem Vater bezeugt, daß er ewig, und alle Dinge durch Ihn seien, so bezeugt sie auch von dem Sohne, daß sein Ausgang von Anfang sei und von den Tagen der Ewigkeit, und daß alle Dinge durch Ihn geschaffen worden seien; desgleichen auch durch den Heiligen Geist, denn durch Ihn sind alle Dinge gemacht worden, der einen Willen und ein Werk mit dem Vater und dem Sohne hat, wie man aus diesen Worten wohl verstehen kann, wo die Schrift bezeugt, daß der Heilige Geist gesagt habe: Sondert mir Barnabas und Saulus ab zu dem Werke, wozu ich sie berufen habe. Siehe, Freund, hier sagt der Heilige Geist, daß er sie zu solchem Werke rufe; nun spricht Paulus, daß Jesus Christus Ihn gerufen und gesandt habe. An die Galater aber steht, daß Gott Ihn gerufen und von seiner Mutter Leib abgesondert habe, damit sein Sohn durch Ihn bekannt gemacht würde, aus welchen Worten man die Einigkeit wohl verstehen kann. Es sind noch mehr andere Stellen, die vom Heiligen Geiste zeugen, daß er die Diener oder Bischöfe in der Gemeinde Gottes einsetzt, die er durch sein eigenes Blut erkauft hat, und auch die Gaben austeilt. Aus diesen Worten kann man wohl verstehen, daß der Heilige Geist mit dem Vater und dem Sohne einig sei in der Wirkung, sodass man weder Ihn noch den Sohn von dieser Einigkeit ausschließen kann, denn er spricht: Ich und der Vater sind eins, welche Einigkeit und Sohn Gottes er sowohl nach der Person als nach dem Geiste ist, denn er wird oft nach seiner Menschheit Gottes Sohn genannt, wie man lesen kann, daß der Hauptmann sagte: Wahrlich, dieser Mensch ist Gottes Sohn. Und Paulus sagt, daß wir mit Gott durch den Tod seines Sohnes versöhnt seien; ferner, daß Gott seines Sohnes nicht geschont habe; und Johannes sagt: Daß das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, uns von allen Sünden reinigt ebenso auch Lukas: Das aus dir geboren werden soll, wird Gottes Sohn genannt werden; und an die Galater: Da Gott seinen Sohn sandte, geboren von einem Weibe. Nun ist er ja von Maria in einer menschlichen Person geboren worden, welche Gottes Sohn ist, den er für uns zur Versöhnung dahingegeben hat; und Jesaja: Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und heißt Wunderbar, Rat, Kraft, Gott, ewiger Vater, und gibt Ihm mehrere andere Namen, die Gott sich selbst beilegt, welche aber Johannes der Täufer auf Christum (ja er selbst auf sich) deutet. Lies im Jesaja, da steht geschrieben: Seht, das ist euer Gott; denn seht, der Herr Zebaoth kommt, er wird seine Herde weiden wie ein Hirt. Und beim Ezechiel spricht Gott: Ich will mich meiner Herde selbst annehmen. Nun sagt Christus, daß er der Hirt der Schafe sei, und daß die Schafe sein eigen seien; und Sacharja: Schlage den Hirten, auf daß die Schafe zerstreut werden; und bei Johannes liest man, daß Christus der Bräutigam sei, der die Braut hat; und an die Epheser, daß er sich selbst für uns dahingegeben habe, daß er sich selbst eine herrliche Gemeinde zubereite. So ist auch Christus das Lamm Gottes; nun aber liest man in der Offenbarung, daß die Hochzeit des Lammes gekommen sei, und daß sich sein Weib bereitet habe. So kann man nun klar aus diesen Worten verstehen, daß Jesus Christus der Bräutigam und Mann seiner Gemeinde sei, welcher Mann von dem Propheten Jesaja Gott genannt wird: Denn der dich gemacht hat, ist dein Mann (sagt er), Herr Zebaoth ist sein Name, und dein Erlöser, der Heilige in Israel, der aller Welt Gott genannt wird. Siehe, Freund, aus allen diesen Worten ist klar zu verstehen, daß man Christum von der Einigkeit oder von Gott nicht ausschließen könne, denn Gott wird oft in heiliger Schrift mit dem Wörtlein Christus ausgedrückt, wie man an Timotheus lesen kann, wo Paulus Christum und auch Gott unsern Heiland nennt, und an mehreren andern Stellen, wo Gott unser Heiland genannt wird. Lies 1Tim 1. Auch sagt Gott durch Jesaja: Ich bin der Herr, und außer mir ist kein Heiland. Nun bezeugt die Schrift, daß des Menschen Seligkeit in der Aufopferung des Leibes unsers lieben Herrn Jesu Christi bestehe, wie wir oben einige Sprüche angeführt haben; dahin gehören: Daß wir mit Gott versöhnt seien, durch den Tod seines Sohnes: Der Leib ist gestorben; und Petrus: Durch seine Wunden sind wir heil geworden: Der Leib ist verwundet; und Jesaja sagt auch: durch seine Wunden sind wir geheilt. Siehe, Freund, so ist es klar aus diesen Worten, daß man Christum, dem Leibe und Geiste nach, von Gott nicht ausschließen könne, denn Gott schreibt sich das zu, was Christus getan hat, wie wir oben von dem Hirten der Schafe berichtet haben; und Christus schreibt sich auch das zu, was Gott Tut, wie man oft aus der Schrift verstehen kann; woraus man klar entnehmen kann, daß sie einen Willen und ein Werk haben: Denn was der Vater tut, das tut auch der Sohn; und gleichwie der Vater die Toten auferweckt und sie lebendig macht, so macht der Sohn auch lebendig, wen er will. So kann man also die Werke des Sohnes Gottes sonst niemand zuschreiben als Gott, sodass man den Sohn von Gott nicht ausschließen kann. Wenn man nun das Wörtlein Gott nennt, so wird damit Vater, Sohn und Heiliger Geist ausgesprochen. Also bekennen wir den einigen Gott.

Ferner verlangst du Antwort auf die Sprüche, die von dem einigen Gott zeugen, ob damit weiter jemand verstanden werde, als der Vater; ich verstehe deine Frage so, ob Christus, der gestorben ist, auch mit unter dem Wörtlein Einiger Gott begriffen sei?

Antwort: Zunächst führst du den Spruch 5Mo 6 an, wo Mose sagt: Höre, Israel, der Herr unser Gott ist ein einiger Gott, und in demselben Kapitel fortfährt: Ihr sollt den Herrn, euren Gott, nicht versuchen wie ihr Ihn zu Massa versuchtet. Siehe Freund, diesen einigen Gott haben sie versucht, welchen Paulus Christus nennt, indem er sagt: Lasst uns auch Christum nicht versuchen, wie Ihn einige versucht haben. Nun aber verstehe ich aus deinem Briefe, und zwar aus dem Spruche, den du anführst, daß du Christus von Gott ausschließen willst, Joh 17, womit du beweisen willst, daß Christus kein Gott wäre. Unsere Antwort rücksichtlich des Spruches ist: Die Jesum Christum in der Wahrheit bekennen, die bekennen Ihn auch als Gott, denn Gott wird mit dem Wörtlein Christus ausgedrückt, wie wir oben aus Paulus Worten bewiesen haben. Ferner führst du den Spruch Hiskia an, wenn er sagt: Herr Gott Israel, du bist allein Gott, und hast Himmel und Erde gemacht. Mit diesen Worten willst du beweisen, daß Christus außer dem einigen Gott sei. Du schreibst auch in deinem Briefe, daß der einige Gott, wovon Hiskia redete, Himmel und Erde gemacht habe; nun aber schließest du Christum von dem einigen Gotte aus, also musst du Ihn auch von der Schöpfung des Himmels und der Erde ausschließen, und zuvor alle diese Zeugen widerlegen, die von Christo Jesu zeugen, daß alles, was gemacht worden ist, durch Ihn gemacht worden sei; lies Joh 1, Kol 1, Eph 3, Hebr 1, Ps 33. Wenn du nun alle diese Zeugen vernichtet und Christum von allen Werken Gottes ausgeschlossen haben wirst, dann will ich dir zugestehen, daß Christus unter dem Wörtlein Einiger Gott nicht begriffen sei.

Auch hast du eingewandt, daß Gott unsichtbar sei und in Ewigkeit lebe, und daß man Christus gesehen habe, daß er gestorben sei und ein unwissendes Kind gewesen, und daß er an Weisheit zugenommen habe, davon sollst du im Nachfolgenden unsere Meinung aus unserm Glaubensbekenntnisse vernehmen, welches wir aus der Schrift beweisen, der wir doch glauben müssen. Ferner wendest du ein, daß Gott die Zeiten wisse, der Sohn aber nicht. Unsere Antwort ist, daß Christus solches nach seiner Erniedrigung rede, denn es gibt noch andere Sprüche, die von Ihm bezeugen, daß er alle Dinge wisse, wie denn Petrus sagt: Herr, du weißt alle Dinge; und Christus hat nicht zu ihm gesagt: Nein, Petrus, ich weiß den jüngsten Tag nicht; er hat nicht darauf geantwortet. Ferner, als die Jünger zu ihm sagten: Nun wissen wir, daß du alle Dinge weißt; desgleichen bringst du bei, daß Gott aller Menschenkinder Herzen kenne. Wir sagen, daß sie Christus auch kennt, denn er wusste ja, was im Menschen war, und hatte nicht nötig, daß Ihm jemand ein Zeugnis gab von irgendeinem Menschen; und Christus sprach: Ich kenne dich, daß du die Liebe Gottes nicht in dir hast. So liest man auch Joh 6, daß Christus bei sich selbst wusste, daß seine Jünger darum murrten. Daß du aber von der Offenbarung Johannes schreibst, daß ihm Gott dieselbe gegeben habe, damit wird nicht gesagt, daß er nichts wüsste. Auch hast du gemeldet, daß Gott allmächtig sei, und alle Dinge tue ohne jemandes Hilfe. Antwort: Wir haben oben erwiesen, daß Christus Jesus und der Heilige Geist unter dem Wörtlein Gott begriffen sei, oder du müsstest beweisen, daß der Vater ohne den Sohn oder den Heiligen Geist etwas tue, was den Worten Christi widerspricht, wo er sagt: Alles, was der Vater tut, das tut auch der Sohn. Mein Vater wirkt bisher, und ich wirke auch. Und gleichwie der Vater die Toten auferweckt und sie lebendig macht, so macht der Sohn auch lebendig wen er will. Soll man auch den Sohn ehren, wie den Vater, gleichwie der Vater begehrt, so muss man ja bekennen, daß er Gott sei, denn man ehrt den Vater als Gott. Wenn wir also den Sohn leugnen, so haben wir weder den Vater noch den Sohn, und sind auch der Geist des Antichristen. Und gleichwie Gott die Zeichen durch Ihn getan hat, so hat er sie hinwiederum durch den Vater getan, und hat zu zwei blinden Männern gesagt: Glaubt ihr, daß ich euch solches tun kann; und als sie glaubten, ist ihnen geholfen worden. Dieses erzähle ich darum, damit du erkennst, daß er oft die Werke, die er tut, Ihm selbst zuschreibt, und bisweilen seinem Vater, damit du auch erkennen mögest, daß sie ein Gott seien, der alle Dinge wirkt. Du berichtest, daß Gott den Heiligen Geist verheißen habe, welches auch recht ist. Nun sollst du merken, daß eine Sache bisweilen Gott dem Vater zugeschrieben werde, bisweilen dem Sohne, denn man liest Joh 3, daß Gott die Welt so geliebt habe, daß er seinen eingeborenen Sohn gab. Und Joh 10 liest man, daß Christus sagt, daß er sein Leben dahin gebe. Niemand nehme es von Ihm, sondern er lasse es von Ihm selbst; ferner, daß er sein Fleisch dahin gebe für der Welt Leben; daß er auch den Heiligen Geist gebe, und seinen Jüngern gesandt habe. Auch führt du den Spruch an 1Kor 15. Unsere Antwort ist, wie oben, nämlich: Daß bisweilen ein Werk dem Vater zugeschrieben werde, bisweilen aber dem Sohne, damit alle Menschen erkennen möchten, daß sie eins seien; denn man liest, daß Gott der Vater Jesum Christum zu seiner Rechten ins himmlische Wesen gesetzt habe. Ebenso liest man auch, daß der Herr sich selbst zur rechten Hand der Majestät in der Höhe gesetzt habe. Darum, Freund, magst du wohl zusehen, ehe du in einer so schweren Sache fortfährst, daß du es zuvor nach dem Worte Christi und seiner Apostel wohl prüfst, und nicht mit einem Worte davon läufst, ehe du es wohl geprüft hast ob es auch mit dem ganzen Worte Gottes wohl übereinkomme. Lebe wohl, und lies es mit Verstand.

Unser Glaube und Grund von der Menschwerdung Jesu Christi ist, daß wir bekennen und glauben, daß der eingeborene Sohn Gottes (der bei dem Vater war, ehe der Welt Grund gelegt war, Joh 17, und in göttlicher Gestalt war Phil 2) vor Grundlegung der Welt erwählt worden sei, 1Pt 1, dessen Ausgang ist von Anfang, Mi 5, durch welchen die Welt gemacht ist, Joh 1, Kol 1, Hebr 1, und daß er, der reich war, um unsertwillen arm geworden sei, 2Kor 8, welcher vom Vater ausgegangen, und in diese Welt gekommen ist, Joh 16, vom Himmel herabgekommen, Joh 6, ist durch die Kraft des Allerhöchsten in Maria empfangen und Mensch geworden, denn das Wort ward Fleisch, sodass man es mit Augen gesehen und mit Händen betastet hat vom Worte des Lebens, 1Joh 1; aus Maria geboren, Lk 2; Gal 4, uns zum Sohne gegeben, Jes 9, und ist für uns gekreuzigt, gestorben und begraben worden, Mt 27, auferweckt vom Tode, denn Gott hat sein Kind Jesum auferweckt, Apg 3; 1Th 1, und er ist aufgefahren, wo er zuvor war, Joh 6, denn der da herabgefahren ist, ist eben derselbe, der auch aufgefahren ist, Eph 4. Auch glauben wir, daß der Sohn Gottes, als die Zeit erfüllt war, Abrahams Sohn, Davids Sohn, Abrahams Samen, des Menschen Sohn, Maria Sohn und Frucht durch seine Menschwerdung geworden sei, nicht als ob der Sohn Gottes seinen Ursprung oder Anfang von Abraham, oder David, oder Maria gehabt hätte, denn wir haben oben mit der Schrift erwiesen, daß er bei dem Vater war, ehe der Welt Grund gelegt war, und er war, ehe Abraham war. Darum glauben wir, daß Jesus Christus ohne irgendeine Zertrennung sichtbar und unsichtbar, sterblich und unsterblich, ganz und gar der erstgeborene, selbständige, wahre Sohn Gottes sei, gleichwie alle Gläubige ihn bekannt haben, wie man solches in der heiligen Schrift lesen kann, Petrus hat ihn für den lebendigen Sohn Gottes bekannt; ebenso hat ihn Johannes der Täufer bekannt, denn er sagt: Ich habe es gesehen und bezeugt, daß dieser Gottes Sohn ist. Nathanael sprach: Rabbi, du bist Gottes Sohn. Ebenso hat auch Martha bekannt, daß er Christus, der Sohn des lebendigen Gottes sei, der in die Welt gekommen ist. Dieses ist unser Bekenntnis von der Menschwerdung unsers Herrn Jesu Christi. Wollte uns aber nun jemand fragen, ob wir nicht glaubten, daß der Sohn Gottes Fleisch und Blut angenommen habe, worin er gewohnt hat, und daß der Sohn Gottes geblieben sei, wie er war, unsichtbar, unsterblich, unveränderlich, wie der Vater, so ist dieses unsere Antwort: Wenn dem so ist, daß der Sohn Gottes unsichtbar, unsterblich und unveränderlich geblieben wäre, wie der Vater, und Fleisch und Blut von Maria angenommen hätte, worin er gewohnt, so könnte man nicht mit Wahrheit sagen, daß der Sohn Gottes ein Mensch geworden sei. Man könnte nur mit Wahrheit sagen, daß der Sohn Gottes einen Menschen angenommen hätte, worin er gewohnt; denn Annehmen ist Annehmen, und Werden ist Werden, und Annehmen kann man kein Werden nennen. Ferner folgt auch hieraus, wenn der Sohn Gottes unsichtbar geblieben ist, wie der Vater, so hat man ihn nicht kreuzigen können; folglich wäre auch derjenige nicht Gottes Sohn, der am Kreuze gehangen hat, denn denselben hat man gesehen; Gott aber hat nur einen Sohn. Ferner folgt noch daraus, wenn der Sohn unsichtbar geblieben ist, so hat Gott seines Sohnes verschont, wider Paulus Reden; da er sagt, daß Gott seines Sohnes nicht verschont habe, sondern ihn für uns alle dahin gegeben hat. Ebenso hätte uns Gott alsdann seinen Sohn auch nicht gegeben, wider Johannes Lehre, da er spricht: Also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingebornen Sohn gab. Ferner, wenn er unsterblich geblieben ist, so kann man nicht sagen, daß wir mit Gott durch den Tod seines Sohnes versöhnt seien; dies wäre Paulus zuwider, welcher sagt, daß wir mit Gott durch den Tod seines Sohnes versöhnt seien. Man kann auch nicht sagen, daß das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, uns von allen Sünden reinigt, sondern man kann nur sagen, daß das Fleisch und Blut von Maria uns von allen Sünden reinigt, was Johannes Lehre zuwider ist, da er die Worte spricht, daß das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, uns von allen Sünden reinigt; auch kann man nicht sagen, daß Gott sein Kind Jesum erweckt habe, denn wenn er nicht gestorben ist, so hat er ihn auch nicht auferweckt, was mit Paulus Lehre streitet, 1Th 1; Apg 3. Wenn uns nun jemand fragen wollte, ob wir glaubten, daß der Sohn Gottes verändert wäre, so ist dieses unsere Antwort: Daß wir glauben, daß der Sohn Gottes um unsertwillen so viel verändert sei, daß er das geworden ist, was er nicht war, nämlich der, welcher zuvor reich war, ist um unsertwillen arm geworden, denn das Wort ward Fleisch, sodass man es mit den Augen gesehen und mit den Händen betastet hat, und der zuvor unsichtbar war, ist sichtbar geworden, ist vom Tode auferstanden und dahin aufgefahren, wo er zuvor war, denn der herabgefahren ist, ist derselbe, der aufgefahren ist, und sitzt zur Rechten der Majestät in der Höhe, ist unser Fürsprecher und Mittler, und lebt allezeit, um uns zu versöhnen.

Sieh, Freund, dadurch erkennen wir die Liebe, die Gott an uns erwiesen hat, daß Jesus Christus sich selbst um unsertwillen erniedrigt hat, geringer geworden ist, als die Engel, und an Gestalt wie ein anderer Mensch erfunden worden ist. Sieh, Freund, das ist die Antwort auf das Wort, daß das Kind an Weisheit zugenommen habe, denn, als er wie ein anderer Mensch geworden ist, wie Paulus lehrt, so ist er in allen Dingen seinen Brüdern gleich geworden. Nun wächst ein anderer Mensch in der Weisheit auf; so erniedrigte sich auch der Sohn Gottes, ist an unserer Statt bei Gott seinem Vater Bürge geworden, hat unsere Sünden auf sich genommen, und statt unserer für dieselben bezahlt, sodass er statt unserer Gebet und Flehen mit starkem Geschrei und Tränen hat zu Gott geopfert, der ihn von den Toten erretten konnte, nicht etwa, Freund, als hätte er das Seligmachen für seine Person nötig gehabt. Wollte uns nun jemand fragen, ob er durch solche Menschwerdung, wie du hier bekannt hast, seine Sohnschaft und die Einigkeit mit Gott nicht verloren habe, so ist dieses unsere Antwort: Wir haben oben mit der Schrift erwiesen, daß Jesus Christus vor allen Kreaturen Gottes Sohn gewesen sei, und daß er bei dem Vater gewesen, ehe der Welt Grund gelegt war, dessen Ausgang von Anfang und von Ewigkeit ist; folglich hat er durch seine Menschwerdung die Sohnschaft nicht verloren, denn der Vater hat Ihn, als er Mensch war, noch für seinen Sohn erkannt, auch hat Christus selbst gesagt, daß er Gottes Sohn sei; desgleichen auch Petrus, Mt 16, Johannes der Täufer, Nathanael, Martha, Thomas, haben ihn für ihren Herrn und Gott erkannt; auch sagte Christus: Ich und der Vater sind eins. Aus diesen Worten kann man wohl verstehen, daß er durch seine Menschwerdung seine erste Eigenschaft und Einigkeit nicht verloren habe, denn der Sohn Gottes hat wohl Mensch werden können, sodass er gestorben ist und gleichwohl Gott und Gottes Sohn bleiben konnte.

Man liest von dem ersten Menschen Adam, welcher ein Vorbild auf Christum war, daß ihn Gott von der Erde gemacht habe, und daß Adam eine lebendige Seele, Fleisch und Blut geworden ist, daß er leiden und sterben konnte, und dennoch ist er Erde geblieben, denn Gott sprach: Erde bist du, und zu Erde sollst du werden. Abraham hat auch bekannt, daß er Erde sei. Wenn man nun das Wörtlein Erde nennt, so begreift man darunter alles, was Erde ist, und seinen Ursprung von der Erde hat. Nun sind Adam und Abraham, die da Erde waren, gestorben, und alle Menschen, die von der Erde sind, können auch sterben; die Erde aber, worauf man geht, kann nicht sterben. Gleichwohl sind sie beide Erde, und werden auch alle unter dem Wörtlein Erde begriffen. Wenn man nun das Wörtlein Gott nennt, so begreift man damit alles, was Gott ist und alles, was seinen Ursprung aus Gott und mit Gott hat, nämlich, mit dem Wörtlein Gott wird Vater, Sohn und Heiliger Geist ausgedrückt. Nun bezeugt die Schrift (wie wir oben weitläufig auseinandergesetzt haben), daß der Sohn Gottes ein Mensch geworden sei, sodass man Ihn gesehen hat, und er gestorben ist, aber der Vater und der Heilige Geist sind nicht gestorben; gleichwohl hat Gott die Welt versöhnt, und hat seine Gemeinde durch sein Blut erkauft, denn Gott ist offenbar im Fleisch. Lies Baruch 3; denn Gott ist des Menschen Heiland, lies Jes 43; 1Tim 1; Tit 1. Wenn nun der Leib Christi von der Erde wäre, worin unsere Versöhnung liegt, wie Petrus lehrt, daß wir durch seine Wunden heil geworden seien, und Jesaja, daß wir durch seine Wunden geheilt seien, und Paulus, daß wir durch seinen Tod versöhnt seien, so müsste dann die Erde unser Seligmacher sein und nicht Gott; dann müsste Johannes nicht recht gesagt haben, wenn er spricht, daß das Wort (welches er Gott nennt) Fleisch geworden sei. Ehe wir aber dieses glauben wollen, daß der Leib Christi von Maria Blut sei, so wollen wir erst diese Worte in der Schrift von Wort zu Wort klar bewiesen haben; erst dann wollen wir nicht widersprechen, denn, wie die Schrift sagt, so müssen wir glauben. Wenn aber jemand begehrt, unsern Glauben anzunehmen, so wollen wir ihm von Wort zu Wort beweisen, wo das geschrieben steht, das ist, daß das Wort Fleisch geworden sei. Lebe wohl. Lies es mit Verstand. Hermann Zimmermann.

Von Jan von Hasebroeck sind uns drei Briefe zu Händen gekommen, welche wir auch zum Dienste und Nutzen des Lesers hier beigefügt haben.