Zu der Zeit, als der Herzog von Alba in den Niederlanden die Gläubigen grausam verfolgte und seine Tyrannei an ihnen ausübte, ist auch zu Tielt in Flandern, um seines Glaubens und der Belebung der Wahrheit willen, Anthonius Ysbaerts gefangen genommen und getötet worden. Derselbe war ein Diener des Oberschultheißen zu Gent, und hat daher oft, als die Heiligen aufgeopfert wurden, dabei gestanden, wiewohl er die unüberwindliche Standhaftigkeit im Glauben und die fröhliche Gemütsruhe der Christen, die mitten in ihrem unschuldigen Leiden den Namen Gottes unverzagt bekannten, verkündigten und groß machten, nicht mit sündlichen, lüsternen, leichtfertigen und eitlen Sinnen, noch mit verblendeten Augen angesehen hat, sondern er ist dadurch zuletzt in seinem Gemüt so gerührt und bekümmert worden, daß er nicht allein den Dienst seines lieben Herrn, sondern auch den Dienst der Abgötter verlassen und sich dem Dienste Gottes widmete, obgleich er es oft angesehen hat, was andern deshalb widerfahren ist, und was er ebenfalls zu gewärtigen hatte, wie ihm denn solches auch in der Tat widerfahren ist.
Nachdem er sich nämlich zum Gehöre des Wortes Gottes und zur Nachfolge Christi begeben hatte, worin er so zugenommen hat, daß er würdig erkannt wurde, die Taufe auf seinen Glauben zu empfangen und zu einem Mitglied der Gemeinde Christi aufgenommen zu werden, hat er aus dem Lande fliehen müssen und ist nach Friesland gezogen, wo er, weil er kein Handwerk verstand, kaum seine Kost hat verdienen können. Unterdessen hat es sich zugetragen, daß ein anderer Bruder auch um seines Glaubens willen aus dem obengenannten Tielt geflüchtet ist und sich in Friesland häuslich niedergelassen hat, welcher, weil er viel Vermögen zurückgelassen hatte, diesen Anthonius gedungen und nach Tielt gesandt hat, um seine Rechnungen in Ordnung zu bringen und seine Güter zu retten und ihm zu überbringen, so viel ihm möglich wäre. Als er nun alle Dinge, die ihm aufgetragen waren, beschickt hatte, und er eben im Begriffe stand, wieder nach Friesland zu reisen, kam der Oberschultheiß von Tielt zu ihm und fragte ihn, ob er nicht auch von dem Volk wäre, das ihn ausgesandt hätte; und als er solches nicht leugnen durfte, hat der Schultheiß nach seinen Dienern gesandt und ihn ins Gefängnis führen lassen, wo er vielem Anstoß und großer Pein hat widerstehen müssen. Als er aber in allem standhaft bei der angenommenen Wahrheit blieb, ist er endlich, nach des Königs Befehle, zum Tode verurteilt worden, daß er als ein Ketzer lebendig verbrannt werden sollte.
Als nun sein Urteil vorgelesen ward, hat er um Erlaubnis gebeten, einige Worte reden zu dürfen, und als er solche erhalten, fragte er die Herren, ob sie nicht glaubten, daß dieses Urteil zu grausam sei, indem er niemanden misshandelt hätte.
Dieses hat die Richter in solche Bewegung gesetzt, daß sie zusammen redeten und beschlossen, daß man ihn zuerst erwürgen, dann aber erst verbrennen sollte, wofür er sich bedankte, daß sie ihm noch so viel Gnade erzeigt hätten.
Es war auch einer bei ihm, Bruder Pieter de Backer; dieser suchte noch viel mit ihm zu reden, um ihn zum Abfall zu bringen, aber er hat alle seine Reden von der Hand gewiesen und zuletzt gesagt: Laß mich zufrieden; mein Gemüt ist ruhig, und mein Abschied ist sehr nahe, denn ich hoffe mein Opfer getan zu haben, ehe die Glocke, die nun schlägt, noch einmal schlagen wird, und dann zu Hause bei meinem Erlöser zu sein, auf welchen ich meine Hoffnung und mein Vertrauen gerichtet habe.
Hiernach wurde er mit sehr schlechten Kleidern zum Tode hinausgeführt; denn er hatte seine Kleider, die besser waren, mit einem, der um seiner Missetat willen gefangen saß und bald darauf frei werden sollte, vertauscht.
Da er nun zu dem Pfahle kam, woran er sein Opfer verrichten sollte, ist er niedergekniet und hat ein ernstliches Gebet zu Gott getan, und darauf sich freiwillig zum Tode bereitet. Als aber der Scharfrichter ihn erwürgen wollte, konnte er seinen Knebel nicht finden; da hat der Schultheiß mit seinem Degen ein Stück von der Fackel abgehauen, womit sie das Feuer anzünden wollten, um dasselbe statt eines Knebels zu gebrauchen. Sodann ist er (als er seinen Geist in die Hände Gottes befohlen hatte) sanft in dem Herrn entschlafen. Als er nun erwürgt war, und das Feuer angesteckt wurde, um ihn zu verbrennen, ist auf einmal solch ein schreckliches Ungewitter entstanden, daß sich viele Menschen darüber entsetzten und der Meinung waren, daß Gott hiermit sein Missvergnügen über die Tyrannei, welche seinen Auserwählten angetan wurde, habe zu erkennen geben wollen.