Gnade und Friede von Gott, dem himmlischen Vater, durch Jesum Christum, seinen lieben Sohn, unsern Herrn, wünsche ich euch, meine lieben Freunde, zum freundlichen Gruße, Amen.
Nebst allen guten und gebührlichen Grüßen, die da christlich sind, bin ich, nach meiner Unwürdigkeit, in meinem Geiste sehr angetrieben worden, euch noch etwas zu schreiben, weil ich nicht mündlich mit euch allen reden kann, indem ich ja den ersten Grund an einigen unter euch gelegt, und euch, nach meiner geringen Gabe, nichts enthalten habe, und obgleich ich euch entnommen bin, so habe ich doch, um der großen Liebe willen, die wir in großer Gemeinschaft und Frieden miteinander gehabt haben, euch zum letzten Abschiede noch einen kleinen Trunk aus meinem kleinen Büchlein zugedacht, woraus ich euch eingeschenkt habe; zwar nicht ich, sondern die Gnade Gottes durch mich, denn es steht 1Mo 17,1 geschrieben, daß Gott mit unserm Vater Abraham geredet habe, wenn er sagt: »Ich bin der allmächtige Gott, wandle vor mir und sei fromm, so will ich meinen Bund mit dir machen, und dich sehr vermehren und ausbreiten, sodass Könige von dir kommen sollen, und deinem Samen will ich das Land Kanaan zum Erbe geben, und dieses ist mein Bund, den ich mit dir machen will; alles, was männlich ist, sollst du beschneiden.« Also hat nun Abraham Gott geglaubt, und das ist ihm zur Gerechtigkeit gerechnet und er ist ein Freund Gottes genannt worden. So hat nun also Gott Abraham einen Sohn gegeben, welcher Isaak hieß, und Isaak hat Jakob gezeugt, Jakob aber die zwölf Erzväter, und die Erzväter beneideten Joseph, und verkauften ihn den Ismaeliten um zwanzig Silberlinge; die Ismaeliten verkauften ihn in Ägypten, und Gott war mit ihm, und er fand Gnade vor dem Könige Pharao, und ward ein Fürst über das ganze Ägyptenland. Es hat sich aber zugetragen, daß eine teure Zeit in Ägypten entstanden ist, sodass Jakob und seine Söhne keine Speise fanden, und daß sie sagen hörten, daß man in Ägypten Getreide verkaufte; deshalb hat Jakob seine Söhne ausgesandt, wodurch sie mit Joseph bekannt geworden sind, ebenso ist auch Josephs Geschlecht vor Pharao bekannt geworden, und Joseph hat seinem Vater Jakob Botschaft zugesandt; Jakob aber ist mit 75 Seelen nach Ägypten gezogen und hat dort gewohnt, ist auch daselbst, samt seinen Söhnen, gestorben.
Als nun das Volk anfing, sich zu mehren, so ist ein anderer König aufgestanden, der unterdrückte das Geschlecht Israels, und gebot, daß man die jungen Kinder töten sollte. Merkt wohl meine guten Freunde, wie kamen die Kinder Israel in diese Not, in dieses große Elend und in diese Schmerzen, worüber sie klagten und zu Gott seufzten, wer hatte sie in diese Not gebracht? Solches hatte ihr Vater Jakob getan; bei Gott dem Allmächtigen aber stand die Verheißung fest, die er unserm Vater Abraham gegeben hatte, nämlich, daß sein Geschlecht das Land Kanaan ererben sollte, wiewohl sie damals in großem Elende saßen. Alle diejenigen nun, die daselbst geboren wurden, was erbten sie? Das gute, fruchtbare Land der Verheißung? Nein, sondern sie erbten den Dienst unter dem grausamen Könige Pharao, und waren noch in Ägypten, das ist ja die Wahrheit. Nun merkt auf jene Zeit der Welt, und die nun heutigen Tages in dieser Welt geboren werden, ob sie es wohl mit der Schrift abmessen, wer sie in die Welt gebracht hat? Ihr Vater Adam. So befinden sie sich denn nun doch in diesem geistigen finstern Ägypten unter Pharao, dem Teufel; merkt nun, meine guten Freunde, was sie erben, und wie sie sich vergeblich rühmen; sie erben zwar einen nackenden Leib, wenn sie geboren werden, ohne Kleider und Speise, denn wenn sie Kleider und Speise erben würden, so würden nicht so viele Leute nackend gehen und Hunger leiden; nun aber hat der Herr schöne Versprechungen gegeben, wofür man danken soll. Wenn man nun diese schönen Hilfsmittel nicht nach der Regel oder der Wahrheit Christi gebrauchen will, um zu diesem geistigen Lande der Verheißung zu kommen, so muss man draußen bleiben, wie denn viele die Hilfsmittel nicht gebrauchen, um Speise und Kleider zu erlangen; darum müssen sie auch darben, und Kälte und Hunger leiden. So wird es auch allen denen ergehen, meine guten Freunde, welche sich vergeblich des Reiches Gottes rühmen.
Nun will ich wieder zu meiner vorigen Rede zurückkehren. So merkt denn auf die Israeliten, die in Ägypten saßen; sie fingen an, sich sehr zu vermehren und groß zu werden, und waren 600 000 Mann stark. Diese große Macht wurde noch von dem Könige Pharao mit Zwang und Schlägen zur Arbeit genötigt; sie seufzten und klagten, und obgleich sie so zahlreich waren, so war es ihnen doch nicht möglich, aus dem Lande zu ziehen und in dasjenige zu kommen, das sie ererben sollten, wie Gott Abraham verheißen hatte. Ebenso auch, meine Freunde, ist es dem Menschen unmöglich, aus dem geistigen Ägypten zu kommen, und von dem Könige Pharao, nämlich dem Teufel, erlöst zu werden und wieder in das geistige Land, nämlich das Reich Gottes, zu kommen; denn die Menschen ererben im Allgemeinen eine verdorbene Art, welche sie belebt, sodass sie nach dem Fleische leben, und daher sterben, ohne daß sie das Reich Gottes erben. Nun, meine lieben Freunde, als sie, wie angegeben, in Ägypten saßen, und darin an 430 Jahre gewohnt, und dabei geklagt, geweint und geseufzt hatten, kam solches vor den Herrn, und der Herr, der allmächtige Gott, gedachte an seinen Bund, den er mit unserm Vater Abraham befestigt hatte, und Gott hat einen Mann erweckt und auserkoren, genannt Mose. Seht, meine guten Freunde, durch diesen Mann wollte Gott alles Volk erlösen, und tat viele wunderbare Zeichen und Kräfte vor dem Könige in Ägypten, wie man lesen kann. Zuletzt hat dieser Mose sie durch die kräftige Hand Gottes ausgeführt; aber ehe sie das Land verließen, ging Mose oft zu Pharao und sprach: So sagt der Herr, der Gott Israel, laß mein Volk gehen, damit sie mir dienen; aber Pharao sagte: Wer ist der Herr, daß ich das Volk ziehen lassen sollte? Ich will das Volk nicht ziehen lassen. Wie nun aber das Volk, welches dort in Ägypten wohnte, dem Herrn nicht dienen konnte, ohne Ägypten zu verlassen und nach dem Lande der Verheißung zu reisen, so können diejenigen nun auch dem Herrn nicht dienen, die noch in dem geistigen Ägypten wohnen, denn man kann nicht zugleich zweien Herren dienen; man muss Pharao und Ägypten verlassen, denn Pharao wohnte in Ägypten; aber Gott der Herr wohnt in dem geistigen verheißenen Lande. Nun können meine guten Freunde wohl merken, daß es die Wahrheit sei, was ich schreibe, daß man das geistige Ägypten verlassen müsse, gleichwie Mose durch die kräftige Hand Gottes das Volk aus Ägypten erlöst hat, welches sie auf einen und denselben Tag verlassen haben, und vor das rote Meer gekommen sind, wohin ihnen Pharao mit seinen Knechten in der Meinung nachgefolgt ist, daß sie nicht aus dem Lande kommen könnten. Aber sie wussten wenig davon, daß der Herr mit den Kindern Israel war, denn Pharao gedachte sie zu schlagen; aber der Herr teilte das Meer voneinander, daß es wie eine Mauer stand; und auf solche Weise ist Mose mit dem Volke Gottes hindurch gegangen, Pharao aber ist mit all seinen Knechten im Meere geblieben, sodass nicht einer entkam, der es den Ägypten hätte erzählen können. Also auch, meine Geliebtesten, wenn die Menschen begehren, Gott zu dienen, so verlassen sie Ägypten und den Pharao; Pharao aber, wenn er das sieht, macht sich mit seinen Knechten auf die Füße; aber der geistige Mose ist den Seinen vorgegangen und hilft ihnen durch das Meer, nämlich durch die wilde wüste Welt, Pharao aber mit seinen Knechten verfolgt sie beständig, bis sie ihr Ende erreichen, welches der Tod ist.
Ferner nun, meine Freunde, als es Mose so weit gebracht hatte, daß sie durch das Meer waren, so sahen sie ihre Verfolger vor ihren Augen ertrinken; darüber haben sie sich sehr gefreut, und Gott, der ihnen solchen kräftigen Beistand geleistet hatte, mit Gesängen gedankt; nun aber waren sie noch nicht in dem Lande der Verheißung, sondern auf dem Wege dahin; Mose aber, ihr Führer, ist ihnen vorgegangen, und hat sie an den Berg Sinai gebracht; da ist Mose, der treue Knecht des Herrn, auf den Berg gegangen, und hat daselbst das Gesetz des Herrn empfangen, welches durch den Finger Gottes in zwei steinerne Tafeln geschrieben war. Als nun Mose diese beiden steinernen Tafeln von der Hand des Herrn empfangen hatte, um sie dem Volke vorzulegen, daß sie darnach tun sollten (denn nun sollte der Gottesdienst unter ihnen anfangen, indem sie, außer der Beschneidung, noch keine Ordnungen Gottes empfangen hatten; sollten sie aber nun Gott dienen, so mussten sie auch die Gebote haben), so sagte der Herr zu Mose: »Steige herab vom Berge, denn das Volk hat es übel verderbt.« Als nun Mose vom Berge herabstieg, und das Volk um das Kalb tanzen und sich über ihrer Hände Werk freuen sah, nahm er die beiden steinernen Tafeln, warf sie unten am Berge entzwei und redete Aaron mit betrübtem Herzen in den folgenden Worten an: »Was hast du getan, daß du das Volk zu solcher großen Sünde gebracht hast?« Aaron entschuldigte sich vor Mose und sagte: »Mein Herr, du weißt, daß dies Volk ein hartnäckiges Volk ist, denn sie haben mich überfallen, und ich habe von ihnen ihre goldenen Ohrringe und anderes Gold gefordert, und ich habe es von ihrer Hand empfangen und mit einem Griffel entworfen, daraus ist dieses Kalb entstanden.« Mose nahm das Kalb, zermalmte es zu Staub und warf es ins Wasser, und gab es den Kindern Israel zu trinken. Und er redete die Leviten an und sagte zu ihnen: »Ein jeder gürte sein Schwert an seine Seite und gehe durch’s Lager hin und her, und erschlage seinen Bruder, Freund und Nächsten; da sind 3000 Mann umgekommen.« Seht nun, meine werten guten Freunde, diese 3000 hatten Ägypten und den Pharao verlassen, und waren ausgezogen, um das gute Land einzunehmen; wenn sie sich nun des guten Landes (das dem Abraham und seinem Samen von Gott verheißen war) gerühmt hatten, wäre das nicht ein eitler Ruhm gewesen? Sicherlich, ja; so sind auch Korah, Dathan und Abiram, mit noch 250, die das Rauchwerk vor dem Herrn opferten, unter der Menge zu Grunde gegangen, nebst 14 700 Aufrührerischen, die wider Mose murrten und sagten: »Du hast des Herrn Volk getötet.« Seht, meine guten Freunde, sie mussten das Volk des Herrn heißen, wiewohl sie es nicht waren; ebenso musste das auch Mose, der treue Knecht des Herrn, tun, wiewohl es sich nicht so verhielt, sondern ihre eigenen Sünden hatten es getan. Und wenn man es nach der Wahrheit recht nennen wollte, so hätte man es so nennen müssen, aber heutigen Tages wird es auch oft verkehrt gesagt, und muss auch wahr sein, wenn es auch nicht wahr ist. Wäre das gleichfalls nicht auch eitler Ruhm gewesen, wenn die 24 000 Hurer, nebst noch 3000 und viel mehr, die alle in der Wüste um ihrer Sünde und Übertretung willen umgekommen sind, sich alle trefflich des guten Landes gerühmt hätten? Gewisslich ja. So ist es denn also vergeblich, sich so zu rühmen, denn nach der Wahrheit sich rühmen, solches ist recht, indem Mose zu ihnen gesagt hat: »Höre Israel, du sollst den Herrn, deinen Gott, von ganzem Heizen und aus allem Vermögen lieben; diese Worte, die ich euch heute gebiete, sollt ihr zu Herzen nehmen; schreibt sie an eure Türpfosten; redet davon, wenn ihr mit euren Kindern auf dem Wege wandelt; lasst sie euch zur Warnung dienen.« So hat Mose das Volk scharf ermahnt, und ihnen das Gesetz des Herrn ernstlich vorgehalten, wozu das Volk zwar ja sagte, aber solches gleichwohl nicht tat.
Darum, meine guten Freunde, seht doch zu, daß niemand unter euch ein arges und ungläubiges Herz habe, sondern ermahnt euch untereinander alle Tage, solange es heute heißt, damit niemand durch Betrug der Sünde ein verstocktes ungläubiges Herz empfange, denn ihr seid Christi teilhaftig geworden, wenn ihr den Anfang seines Wesens bis ans Ende festhaltet; darum heute, wenn ihr seine Stimme hört, so verstockt eure Herzen nicht, gleichwie in der Erbitterung geschah, als er wohl 40 Jahre über dieses Geschlecht missvergnügt war, und in seinem Zorne schwur, es sollte nicht zu seiner Ruhe kommen. Darum, meine guten Freunde, lasst uns dasjenige, das uns gesagt worden ist, desto ernstlicher wahrnehmen, damit wir nicht zu irgendeiner Zeit es wieder verlieren, denn wenn das Wort fest geworden ist, das durch die Engel geredet worden ist, und eine jede Übertretung und Ungehorsam ihren rechten Lohn empfangen hat, wie wollen wir dann entfliehen, wenn wir solche Seligkeit nicht achten? Darum lasst uns den Herrn fürchten, damit wir zu seiner Ruhe kommen mögen, und niemand unter uns draußen bleibe, denn es ist uns nun auch verkündigt, gleichwie jenen. Aber das Wort der Predigt half jenen nichts, weil sie denselben nicht geglaubt haben. Also auch, meine guten Freunde, hilft es nichts, ob man die Worte Gottes hört, wenn man den Glauben nicht hinzugefügt, denn den Gläubigen, wie die Schrift sagt, ist das Reich Gottes aus Jesu Munde zugesagt; darum lasst uns die Gnade Gottes nicht versäumen, die uns sagt: »Ich habe dich in der angenehmen Zeit erhört, und dir am Tage des Heils geholfen; seht, jetzt ist die angenehme Zeit, jetzt ist der Tag des Heils,« welcher von vielen Menschen versäumt wird. Darum lasst uns in allen Dingen als Diener Gottes uns erweisen, ihm zu dienen unser Leben lang in Heiligkeit und Gerechtigkeit, welches vor ihm gefällig ist. Darum sage ich mit Paulus: »Richtet wieder auf die lässigen Hände und müden Knie, daß ihr nicht strauchelt, wie ein Lahmer, sondern lauft rechtschaffen mit euren Füßen,« denn ich befürchte, es möchten jetzt viele Lahme und lässige Hände erfunden werden; darum jagt nach dem Frieden und der Heiligung, ohne welche niemand den Herrn sehen wird.
Also ermahne ich euch, meine guten Freunde, durch die Barmherzigkeit Gottes, daß ihr eure Leiber zu einem lebendigen und heiligen Opfer begebt, das Gott gefällig ist, welches euer vernünftiger Gottesdienst ist, und stellt euch nicht dieser Welt gleich, sondern verändert euch durch die Erneuerung eures Geistes, damit ihr prüfen mögt, welches der gute und wohlgefällige Wille Gottes sei. Darum denkt doch an die Worte, die vor Zeiten in dem Namen des Herrn zu euch geredet worden sind, und bleibt bei dem, was ihr von Anfang gehört habt; wenn ihr bei demjenigen bleibt, was ihr von Anfang gehört habt, so werdet ihr bei dem Vater und dem Sohne bleiben, und das sind seine Verheißungen, das ewige Leben; denn wir haben ein festes prophetisches Wort, und ihr tut wohl daran, daß ihr darauf achtet, wie auf ein Licht, das an einem dunkeln Orte scheint, bis der Morgenstern in euren Herzen aufgehe. Meine lieben Freunde, welch ein dunkler Ort ist wohl ehemals in euch gewesen, als euch das Licht verborgen war? Und welche dunkle Örter sind noch jetzt? Aber euch ist Barmherzigkeit widerfahren. Darum sagte auch Jesus Christus im Evangelium: »Ich bin ein Licht, in diese Welt gekommen, damit alle, die an mich glauben, nicht in der Finsternis bleiben; aber, wer mein Wort hört und nicht glaubt, den werde ich nicht richten, denn ich bin nicht gekommen, daß ich die Welt richte, sondern daß ich sie selig mache. Wer nun mich verachtet, und meine Worte nicht annimmt, der ist schon gerichtet, denn das Wort, das ich geredet habe, wird ihn richten am jüngsten Tage, denn ich habe solches nicht von mir selbst geredet, sondern der Vater hat mir ein Gebot gegeben, was ich reden soll, und ich weiß, daß sein Gebot das ewige Leben ist.« Darum ist es uns auch zu tun, daß wir durch die herzliche Gnade unsers Herrn Jesu Christi solches von seiner Hand empfangen mögen, denn auch dem Herrn ist es um ein Volk zu tun, das Ihn fürchtet und liebt; und das ist die Liebe Gottes, daß wir seine Gebote halten, und seine Gebote sind denen nicht schwer, die ihn lieben. Darum ist das Gesetz der Gebote gut, welches in Ewigkeit bestehen wird; wer sie annimmt, der wird das Leben erlangen, wer sie aber nicht annimmt, der wird des Todes sterben. So habt denn, meine Freunde, Gott allezeit vor Augen, folgt nicht der Sünde nach und verlasst nicht die Gebote des Herrn unseres Gottes, denn er hat dem zukünftigen Volke geboten und verordnet, wenn sie kämen, was sie tun sollten, daß sie leben möchten, und was sie halten sollten, damit sie nicht gepeinigt würden. Aber sie haben seine Gesetze verschmäht; darum werden diejenigen auch in großes Elend geraten, die seine Wege missbraucht haben; denn wiewohl er ihnen Zeit und Stunde gegeben hat, so haben sie es doch nicht verstanden, daß sie Reue erwiesen hätten, diese müssen es nach dem Tode in der Pein bekennen; darum ist auch den Toten das Evangelium verkündigt, damit sie nach dem Menschen am Fleische gerichtet werden, aber im Geiste Gott leben. Denn es ist die Stunde gekommen, daß die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden, und die sie hören, die werden leben. Und es wird die Stunde kommen, daß die Toten, die in den Gräbern sind, die Stimme des Sohnes Gottes hören werden und die da Gutes getan haben, werden zum ewigen Leben auferstehen, die aber, welche Böses getan haben, werden auch auferstehen, doch nicht zum ewigen Leben, sondern zur Verdammnis. Darum, meine guten Freunde, seht doch zu, daß ihr nicht verliert, was ihr erarbeitet habt, sondern daß ihr vollen Lohn empfangen mögt, denn wer übertritt, und bleibt nicht in der Lehre Christi, der hat keinen Gott; wer aber in der Lehre Christi bleibt, der hat beides, den Vater und den Sohn. Kindlein, ihr seid von Gott, denn der in euch ist, ist größer, als der in der Welt ist. Sie sind von der Welt, darum reden sie auch von der Welt, und die Welt hört sie; wir sind von Gott, und wer Gott bekennt, hört uns, und wer Gott nicht bekennt, der hört uns nicht.
Also, meine lieben Freunde, habe ich euch ein wenig geschrieben, und will nun mein Schreiben abkürzen, denn wir haben wenig Zeit zum Schreiben, indem der Überlauf zu groß ist; auch darf ich nicht öffentlich schreiben, ja, ich kann oft kaum eine Zeile in meiner Einsamkeit schreiben. Darum haltet mir es zu gut, wenn hier und da in etwas gefehlt sein sollte; ich habe euch, meine lieben Freunde, ein wenig geschrieben, weil ich keine Ruhe hatte, sondern in meinem Gemüte dazu angetrieben wurde.
Hiermit will ich euch dem Herrn und dem Worte seiner Gnade anbefehlen, welcher mächtig ist, euch aufzubauen, und euch das Erbe unter allen zu geben, die geheiligt sind; seid auch meiner in eurem Gebete eingedenk, als eures armen unwürdigen Bruders, daß ich doch dieses dem Herrn zum Lobe und euch zur Stärkung vollende, damit meine Seele bei dem Herrn Ruhe finden möge, wie ich denn auch eurer hier in meiner geringen Unwürdigkeit nicht vergesse, indem ich gleichfalls zum Herrn für euch bitte. Ferner lasse ich euch alle mit dem Gruße unseres lieben Herrn Jesu Christi herzlich grüßen, welcher, als er seinen Jüngern (durch die bösen Menschen) auf kurze Zeit entzogen worden war und wieder zu ihnen kam (als sie bei verschlossenen Türen saßen) sagte: »Friede sei mit euch allen.« Ein Gleiches sage ich auch, habt Frieden untereinander; dann ist der Herr mit euch.