Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.382

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2.382  Der zehnte Brief von Mattheiß Servaes aus dem Gefängnisse an Mar. West geschrieben.

Gnade und Friede vermehre sich bei dir und allen Gläubigen von Gott, dem Vater, durch Jesum Christum mit der Kraft des heiligen Geistes, Amen. Ach, meine sehr geliebte Schwester in dem Herrn M. W., ich kann dir nicht verhehlen (um der großen Liebe willen, die wir untereinander haben durch die Erkenntnis Gottes, solange wir miteinander bekannt gewesen sind), daß ich oft an dich wie auch an alle Frommen denke, denn ich beschäftige mich damit in meinem Herzen Tag und Nacht. Desgleichen habe ich auch vernommen, daß du mit viel Betrübnis an mich denkst und wünschest (wenn es hätte sein mögen), daß es der Herr anders gefügt hätte, was ich aber nicht bitten oder wünschen kann, denn ich weiß es nicht, wie er es für mich hätte besser machen können, indem ich eine große Traurigkeit auf mir hatte, wie du auch wohl weißt; der gute Gott aber hat mich von dieser Last erlöst und befreit, und das nicht allein, sondern ich bin auch von allem Kummer frei, nicht als ob ich des Arbeitens müde wäre, ach nein, denn wie gern hätte ich dem Herrn dienen wollen, und wollte noch gern dienen, wenn ich ihm nur nützlich sein könnte, aber ich achte es so für besser, denn es muss doch einmal geschieden sein. Ich hoffe, der Herr werde meinen Platz wieder mit treuen Knechten ausfüllen, die mehr Gaben von ihm empfangen haben als ich; denn es ist dem Herrn bekannt, mit welcher Furcht, Angst und Bangigkeit ich euch gedient, und dabei vor Gott und euch mich so gering und unwürdig geachtet habe, sodass ich auch meine Augen in der Versammlung nicht wohl aufschlagen durfte; durch Gottes Gnade aber war ich der, der ich war, und Gottes Gnade ist auch an mir unter euch nicht ganz umsonst gewesen. Ich habe auch meinen Dienst (wie du wohl weißt) mit viel Tränen verwaltet; nun aber ist es (dem Herrn sei gedankt) lauter Freude, welche Freude ich nicht wohl erzählen kann. O meine liebe Schwester, wie ist das Joch des Herrn so süß, wie ist seine Last so leicht auf meinen Schultern! Ich will meinem Gott still halten, durch seine Hilfe; es koste auch, was es will, aber ich begehre, was du und alle Gläubigen, den Herrn für uns bittest, solches hoffen wir auch für euch zu tun; ich bitte nun von Herzen, daß sein Wille geschehen möge. Ach, meine liebe Schwester, wandle doch ernstlich und gottselig in der Stille, damit du bestehen mögest! Gnade sei mit euch allen, die unsern Herrn Jesum Christum unveränderlich lieben, Amen.

Von mir, Mattheiß Servaes, deinem B. I. H.