Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.440

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2.440  Der dritte Brief von Wouter Denys und seinen Mitgefangenen.

Ein jeder sehe zu; zwar werdet ihr in meinen Briefen keine große Gelehrsamkeit finden, allein ich hoffe, daß ihr mir solches zu gut halten werdet. Diesen Gruß und diese Warnung sende ich euch, wie er aus der Feder geflossen auch denen, mit welchen ich näher bekannt bin, und allen, welche in der Furcht Gottes wandeln, seine Zukunft lieben, und diesem nachzukommen begehren, und ermahne jeden, daß er fleißig sei, das Wort Gottes zu untersuchen. Ermahnt einander in der Liebe, schreibt auch dieses für mein liebes Weib ab, und bewahrt diese drei Stücke; darum bitte ich euch von Herzen; tragt ferner für eure Seligkeit Sorge, und lasst es euch bisweilen vorlesen; betrübt euch nicht um meinetwillen, sondern betrübt euch vor Gott um eurer Sünden willen. Denkt nicht bei euch selbst, daß ihr ohne Sünde seid, sondern achtet euch stets gering vor dem Herrn, denn Jakobus sagt: Wenn sich jemand unter euch dünken lässt, er diene Gott, und hält seine Zunge nicht im Zaume, dessen Gottesdienst ist eitel. Darum, meine Geliebten, tröstet euch in dem Herrn, und denkt, daß mich der Herr hierzu berufen habe; ich hoffe auch, durch die Kraft und Hilfe des Herrn, um keiner Pein willen davon zu weichen, der mich hierzu tüchtig erachtet hat; ich habe auch das feste Vertrauen zu dem Herrn, daß er mich hierzu tüchtig hält und auch machen werde; und daß ich fest auf Ihn bauen werde, in reinem Herzen, bis ans Ende, denn ich kann noch immer sagen, daß der Herr so überschwängliche Gnade (mir und nebst mir noch fünf oder sechs andern) erweist, daß ich es mit der Feder nicht wohl beschreiben kann, sodass wir auch fast nichts von Banden wissen, denn wir sind brünstig beieinander. So ermahne ich nun euch alle, daß ihr fleißiger für die Gefangenen bittet, als ich bisweilen getan habe; wie uns der Apostel ermahnt. Darum sei ein jeder fleißig, in der Liebe zu bitten, denn die Gefangenen bitten viel eifriger für diejenigen, die außer Banden sind, wie wir solches finden.

So will ich nun mein Schreiben beendigen; ein jeder sehe scharf darauf, wie die Lehre und das Leben der Gelehrten und Weltweisen mit dem Leben des Herrn Christi Jesu, unsers Heilandes, übereinstimme.

Hiermit befehle ich euch dem treuen Schöpfer und dem Worte seiner Gnade.

Geschrieben von mir, Wouter Denys, und meinen Mitgefangenen.