Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.624

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2.624  Susanneken und Kalleken Claes, 1573.

In diesem Jahre 1573 sind ferner zu Gent in Flandern, um der Nachfolge Christi willen, zwei Schwestern, die noch Jungfrauen waren, mit Namen Susannneken und Kalleken Claes oder Draeyarts verhaftet worden, von denen die zuerst genannte ungefähr 26, die andere aber ungefähr 24 Jahre alt war. Als dieselben auf dem Saucelet, dem Stadtgefängnis, gefangen saßen, haben sie von den Feinden der Wahrheit viel Versuchung und Anstoß ausstehen müssen, in welchem allem sie bei ihrem einigen Hirten, Herrn und Herzog des Glaubens Stand gehalten; sie haben sein Kreuz und seine Schmach unter seiner Blutfahne tragen helfen und als tapfere Heldinnen männlich bis in den Tod gestritten, den sie um seines Namens willen haben schmecken müssen. Da sie nun standhaft blieben und weder von der Wahrheit Gottes, noch von dem rechten Glauben, worauf sie nach Christi Ordnung die Taufe empfangen hatten, nicht abfallen wollten, so sind sie endlich als Ketzerinnen zum Tode verurteilt, und den vierten Dezember des gemeldeten Jahres, nachdem sie ihnen den Mund mit Kugeln verstopft (womit sie ihnen das Reden zu verwehren suchten, damit sie nicht die Ursache ihres unschuldigen, freimütigen, gutwilligen und Gott angenehmen Todes und ihrer Aufopferung verkündigen könnten), auf den Freitagsmarkt gebracht worden, wo man sie öffentlich an einem Pfahle verbrannt hat.

Also sind sie mit brennenden Lampen und mit Gefäßen, die mit Öl der Liebe angefüllt waren, ihrem Vorgänger und Bräutigam entgegen gegangen, der sie als kluge Jungfrauen zu seiner Hochzeit einführen wird, wenn die Törichten, deren Klopfen bei ihrer späten Reue und unzeitigem Herzeleid nicht erhört, ausgeschlossen werden und draußen bleiben müssen.