Den 28. März 1558. Nachdem das vorgemeldete Urteil von dem Schreiber Matthys Bark, wie oben beschrieben worden, vorgelesen worden ist, und die vorgemeldeten Gefangenen verurteilt waren, mit Feuer hingerichtet zu werden, so ist allhier vor dem Stadthause alle Zurüstung und Vorbereitung gemacht und sind drei große Pfähle nebeneinander gesetzt worden, woran die vorgemeldeten Gefangenen zuerst erwürgt, dann aber verbrannt werden sollten, welcher Ort mit Brettern und Pfählen eingefasst worden ist; sodann ist im Namen des Amtmanns, Schultheißen, der Bürgermeister und Ratsherren vor dem Ratshause bei Glockenschlag ausgerufen worden, daß sich ein jeder bei Strafe, seines Oberrockes verlustig zu sein, aus dem Kreise entfernen sollte, daß dem Gerichte niemand etwas in den Weg legen oder demselben widerstehen sollte, es sei mit Worten oder Werken, bei Strafe Leib und Güter zu verlieren. Sodann ist ungefähr zwischen elf und zwölf Uhr, nachdem alle Zurüstung, die zur Hinrichtung nötig war, verfertigt war, der vorgemeldete Jan Henrichs, um hingerichtet zu werden, zuerst gebracht; er wurde an den mittelsten Pfahl auf ein Stühlchen gestellt und ihm ein Strick um den Hals gelegt, woran er erwürgt werden sollte. Darauf hat Meister Aert, der jüngere Büttel, als des Scharfrichters, Meister Jan von Haarlem, Untergebener, den gedachten Strick von hinten mit einem Stocke stark zugedreht und dann den Stuhl unter des Jan Henrichs Füßen fortgestoßen, ihn auch, als er so gehangen, an dem Leib und den Beinen stark gezogen; darauf ist der Meister Jan mit einem Haferbüschlein gekommen, worin etwas Schießpulver war, welches er ihm vor sein Gesicht hielt, um es zu versengen. Meister Aert aber hatte eine Zange mit einer glühenden Kohle, welche er in das Schießpulver werfen wollte; er hat drei oder viermal fehlgeworfen und das Pulver nicht berührt, sodass das Stroh zu rauchen anfing; gleichwohl konnte das Feuer das Schießpulver nicht erreichen; es entstand deshalb ein großes Geschrei und Rufen; der eine sagte: Er schmeckt das Feuer kaum, der andere: Du tust dem Manne tausendfachen Tod an, zuletzt aber: Werft den Büttel tot, steinigt ihn, und dergleichen. Hierauf hat eine Frau zuerst mit einem Pantoffel geworfen, dann haben andere Umstehenden angefangen mit Steinen nach dem Büttel zu werfen; sodann wurde Meister Hans von den Bürgern gestoßen und in Jan Sempels Haus, dem Stadthause gegenüber, versteckt; der junge Büttel aber, genannt Meister Aert, samt den Dienern des Anwaltes von Schieland und von dieser Stadt, welche Befehle hatten, das Gericht zu beschützen, sind auf das Stadthaus zurückgewichen, und der Amtmann Gerhard von der Mense ist ihnen dahin nachgefolgt; der Jan Henrichs blieb am Stricke hängen. Als die Ratsherren, Stadtschreiber und Sekretäre den großen Tumult und Aufruhr bemerkten, sind sie oben auf ein Eck des Turmes am Stadthause geflüchtet, welches Adrian Robbertß, ein Ratsherr, und Matthys Bark, Schreiber, zuerst erreichten, die von der Ecke des Turmes den vorgenannten Jan Henrichs noch an dem Pfahle haben hängen sehen; die Bretter aber und Pfähle (womit der Kreis eingefasst war, daß man nicht zum Gerichte kommen konnte) wurden abgebrochen und herausgerissen. Darauf kam ein Knabe zum Pfahle gelaufen und suchte den Strick, woran der gemeldete Jan erwürgt war, abzuschneiden; aber er wurde daran verhindert, bis ein anderer kam, der den Strick entzwei geschnitten hat, worauf Jan zur Erde gefallen ist.
Weil es aber meistens fremde Leute waren, welche die beschriebene Tat begangen hatten, so haben alle Bürger, welche in der Nähe wohnten, ihre Türen fest zugeschlossen. Der Amtmann aber, mit den Dienern des Anwalts, und von Schieland, haben die vordere Seite des Stadthauses mit Bänken, Brettern und anderem Holze verbollwerkt, um dadurch die andern beiden Verurteilten und die Weiber zu bewahren; weil aber die Unruhe und der Auflauf mehr und mehr zunahm, haben die Aufrührischen die Pfähle und andere Pfosten aus der Straße genommen, und haben mit Gewalt die Türe des Stadthauses gestürmt, um dieselbe aufzurennen; weil aber die Türe fest verbollwerkt war, sind sie mit Pfählen auf die Treppe des Wirtshauses gelaufen und haben die Hintertüre des Stadthauses, wo man auf die Kammer von Schieland und Thesaurie geht, zuerst erbrochen. Als solches der Amtmann mit seinen Dienern, welche mit den Gefangenen daselbst waren, hörte, haben sie die beiden Frauen, weil Annetgen ein Krüppel war und nicht gehen konnte, dort gelassen, und sind mit den beiden andern Verurteilten von dem untern Teile des Stadthauses hinaufgekommen und auf den Turm entwichen; die Anführer aber haben das Stadthaus von beiden Seiten aufgerannt, die Türe in Stücke zerschlagen, und haben zuerst die gedachten beiden Frauen genommen, sie aus der Stadt gebracht und fortgeführt. Als sie sodann vorn auf das Stadthaus kamen, haben sie die Türe, wodurch man zuerst auf den Turm gelangt, aufgeschlagen, wobei sie riefen und schrien, sie wollten die beiden gefangenen Mannspersonen heraushaben, oder alles ermorden und den Turm in Brand setzen; daher haben endlich die Diener die beiden Gefangenen in Freiheit gesetzt, welche die Aufrührerischen sofort zur Stadt hinausgebracht haben. Gleichwohl haben sie nachher noch eben so stark gerufen und geschrien, und wollten den jungen Büttel, desgleichen auch den Amtmann und das Gericht heraushaben; weil aber die Diener auf dem Turme und auf der Ecke nicht so hoch hinaufgestiegen waren, als die Herren des Gerichts, so sagten sie zu den Aufrührerischen, daß die Herren und der Büttel schon vom Stadthause fort seien. Es konnte auch in einem Kloster kein größeres Stillschweigen herrschen, als damals bei den Herren war; denn obgleich einige derselben ihre Reue nicht zu erkennen gaben, die sie in ihrem Herzen hatten, so konnte doch, wer nur einen Scharfblick hatte, solches in ihren Augen lesen. Obgleich nun schon der Mittag vorüber war und niemand an dem Tage viel gegessen hatte, wie ich denn glaube, daß, wenn auch alles vollauf, sowohl Gekochtes als Gesottenes und Gebratenes da gewesen wäre, niemand daran viel Schaden getan hätte, so hat sich doch endlich (Gott sei dafür gedankt) dieser Tumult und Auflauf gelegt, und zwar durch die treue Fürsorge des Adrian Jakobß Tromper, Ratsherrn der vorgenannten Stadt, welcher, aus der Arche fliegend, mit einem Ölblatte wiederkam und die Herren des Gerichts (in der Not, worin sie saßen) benachrichtigte, der Auflauf sei gestillt, und die Aufrührischen hätten alle die Stadt verlassen. Darum sind die Herren, ungefähr um zwei Uhr des Nachmittags, vom Turme gekommen; die Stadt aber war noch in Unruhe, und der abgeschnittene Jan Henrichs wurde in das Haus des Kers Govertß Brauer in der Nähe des Stadthauses gebracht, wo er bis des Abends um fünf oder sechs Uhr liegen blieb, bis er öffentlich in ein Schifflein getan und so aus der Stadt geführt wurde; übrigens wird behauptet, daß er noch lebe.
Denselben Abend sind die Schützen auf die Wacht entboten worden; es sind auch des andern Tages, als den 29. März, Verordnete von Seiten der Stadt nach dem Haag zu den Herren des Rates gereist und haben sie von dem Handel benachrichtigt, auch sich im Namen der Stadt entschuldigt und dieselben ersucht, Verordnete zur Untersuchung des Aufruhrs zu senden, damit die Stadt entschuldigt würde. Am folgenden Tage sind auch Herr Wilhelm Zeegerß, Herr von Wassenhofen und Mr. Christian de Waert, General-Anwalt, hierhergekommen, haben sich nach dem Vorfalle erkundigt und dem Rate davon Bericht erstattet; hernach, als die kaiserliche Majestät hiervon benachrichtigt wurde, daß die Stadt allerdings eingenommen sei, sind, weil der Herr Markgraf von Verre krank war, der Graf von Boussu und Herr von Gruyningen gesandt worden, welche am Osterabend hier heimlich nach dem Haag durchgezogen sind, auf den Ostertag den ganzen Rat versammelt und dem Amtmanne Befehl zugesandt haben, die Pforten und Schlagbäume der Stadt zu schließen und diejenigen, die genannt waren, des Nachts aus dem Bette zu holen, was auch in derselben Nacht, als der Ostertag vorüber war, geschehen ist, worauf in der Nacht, mit Hilfe der Schützen und in Gegenwart eines der Bürgermeister Chiel Pot gefangen worden ist. Den folgenden Tag, als den zweiten Ostertag, sind in die Stadt gekommen: Der Graf von Boussu, der Herr von Gruyningen, der Herr Gerrit von Assenrelst, Präsident des Rates, Wilhelm Zeegerß, Herr von Wassenhofen, Mr. Cornelis Zuys, Arnold Sasbour, Cornelis von Weldam und Dominicus Boot.