Als dieser Mattheiß Servaes Ältester und Lehrer der Gemeinde war, hat es sich im Jahre 1565 zugetragen, daß er sich zu Köln an einem Abende mit einigen Freunden an einem Platze zusammengefunden hatte, um ihnen mit dem Evangelium zu dienen. Es war aber daselbst ein Judas, der solches wusste, dieser ging hin und holte die Doppelwache; diese kam sofort mit Gewehr und Waffen, ging durch die Hintertür in das Haus, wo die Versammlung war, und zerstreute und fing die Herde mit Schlägen, Wut und Zorn; die Versammelten aber sind ihnen wie Schafe nach dem Beyenturme gefolgt; hier schrieb man ihre Namen auf und brachte sie in verschiedene andere Plätze, und als man scharf nachfragte, wer ihr Lehrer wäre, hat sich Mattheiß Servaes selbst angegeben, daß er der Mann wäre. Diesen suchten sie von Christo und seinem heiligen Worte abzubringen, und setzten ihm mit Betrug und List, mit Bitten und Drohen zu, weil er aber alle diese Anschläge verwarf, so peinigten sie ihn hart; er achtete jedoch weder Pein noch Schmerzen, sondern behielt das, was ihm Gott offenbarte, fest in seinem Herzen. Sodann führte man ihn des Morgens in die Hacht, wo ihm auch mancher Strick gelegt wurde, um seine Seele zu fangen. Von der Hacht brachte man ihn gebunden nach einem Hochgerichte; hier wurde er, nachdem ihm die kaiserlichen Befehle vorgelesen waren, dem Scharfrichter übergeben, damit er ihn nach dem Inhalte des Befehls hinrichten sollte.
Mattheiß war fertig und ließ sich so bereitwillig hinführen wie ein Lämmlein zur Schlachtbank; er hob dann seine Augen gen Himmel, faltete seine Hände und sagte: O mein Vater! Ich preise deinen Namen, daß ich dessen gewürdigt bin.
Da sah man eine große Volksmenge herbeiströmen, welche der Hinrichtung zusehen wollte; einige hatten Mitleiden und sagten: Es ist doch Schade, daß dieser gute Mann um solcher Tat willen sterben muss.
Auf dem Wege nach dem Richtplatze kam eine junge Frau an ihn heran, die ihn anreden wollte; diese fingen sie auch und stießen sie von ihm. Auch wollte ihn noch ein Knecht grüßen, diesen hielten sie fest; aber der Graf rief, man sollte ihn gehen lassen. Ehe er zum Gerichte kam, sah er um sich und sprach: Ich habe eine große Volksmenge als Zuschauer, es wäre doch ein Jammer, wenn diese alle verloren gehen müssten. Als er nun sterben sollte, sagte er überlaut: O Gott! Du weißt ja wohl, wonach ich getrachtet und was ich in meinem Leben gesucht habe, von Anbeginn, bei Tag und Nacht; auch sagte ich zu dem Grafen: Du weißt wohl, Herr Graf, wie du mit mir umgegangen bist, aber ich habe dir alles vergeben, es ist alles aus meinem Herzen. Also ist dieser fromme Mann mit dem Schwerte hingerichtet worden, was aber anfänglich und nachher sein Bekenntnis gewesen, und was ihm im Gefängnisse widerfahren sei, auch wie er seine Brüder ermahnt, getröstet und gestärkt hat, ist in seinen nachfolgenden Briefen zu finden.