Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.644

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2.644  Jakob, der Schuhflicker, nebst seiner Hausfrau Grietgen von Brüssel, Anneken von Brüssel, Tanneken Walraven, 1575.

Ferner sind im Jahre 1575 am Pfingstabend zu Antwerpen in Brabant die nachfolgenden Zeugen Jesu, nämlich Jakob, der Schuhflicker, und seine Hausfrau Grietgen von Brüssel, eine Witwe, und Anneken von Brüssel, eine junge Tochter, sowie Tanneken Walraven, die Mutter des Jaques Walraven von Amsterdam, mit festgeschraubten Zungen lebendig verbrannt worden. Diese haben den Tod gemeinschaftlich erlitten, mit Ausnahme der Ehefrau des Schusters Jakob, welche schwanger war; diese hat ihre Niederkunft erwarten müssen, worauf sie den Fußstapfen ihren Mannes nachgefolgt ist, und ihr Leben um des Zeugnisses Jesu willen freiwillig übergeben hat. Hierbei möge ein jeder Leser bemerken, wie diese Papisten den Fußstapfen der Schriftgelehrten und Pharisäer nachgefolgt sind, welche neidisch waren und die Wahrheit hassten, welche ihre Ohren verstopft haben, damit sie die Worte der Wahrheit, die ihnen von dem treuen Zeugen Gottes, Stephanus, vorgehalten worden sind, nicht hören möchten. Ebenso haben auch diese Schriftgelehrten mit noch größerer Tyrannei gegen diese Freunde Gottes gehandelt, wobei sie sich der Instrumente bedienten, die von den Mönchen dazu erfunden waren; mit denselben haben sie diesen Zeugen die Zungen festgeschraubt, um sie am Reden zu verhindern, damit, wenn sie zum Tode gingen, sie dem umstehenden Volk die Wahrheit aus Gottes Wort und die Unschuld ihres Todes nicht verkündigen möchten. Wie werden sich diese Verfolger vor dem Richterstuhl Christi verantworten, die doch wissen, daß Christus so viele Wehe, Wehe über die Schriftgelehrten und Pharisäer ausgerufen hat, welche die Propheten getötet und gesteinigt haben, die zu ihnen gesandt waren, und doch auch eben denselben Werken nachgefolgt sind? Darum haben sie auch von dem gerechten Richter (der einen jeden nach seinen Werken belohnen wird) eben dieselbe Belohnung zu erwarten. Dagegen können diese Zeugen sich in der Tat trösten, deren Zungen hier gebunden waren, und die eine kurze Zeit um der Wahrheit willen gelitten haben, daß solches ihnen eine friedsame Frucht der Gerechtigkeit geben werde, wenn in der Offenbarung Christi ihr Mund voll Lachens und ihre Zunge voll Rühmens sein wird, und sie werden in großer Standhaftigkeit wider diejenigen stehen, die sie hier geängstigt und ihre Arbeit verachtet haben, und sie stehen also unter den seligen Verheißungen Christi, der gesagt hat: Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, denn das Himmelreich ist ihnen; und Petrus: Wenn ihr um des Namens Christi willen verschmäht werdet, so seid ihr selig.

Von diesen Zeugen sind während ihrer Gefangenschaft viele Schriften herausgekommen, aber sie sind im spanischen Aufruhr, welcher den 4. November im Jahre 1576 zu Antwerpen stattfand, wieder verloren gegangen.