Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.184

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2.184  Todesurteil der vorgenannten sechs Personen.

Todesurteil der vorgenannten sechs Personen, Lieven Janß, Meynert Hermanß, Peter Thymanß, Reyer Egbertß, Henrich Anthoniß, Claes Gerbrantß.

Nachdem Lieven, des Jansen Sohn von Gent, sonst Liefken, der Kaiser genannt, seines Handwerks ein Weber, Meynert Hermanß von Balchde, Holzsäger, Peter Thymanß von Zuiphen, sonst seines Handwerks ein Küfer, nun aber ein Buchbinder, Reyer Egbertß, Bürger dieser Stadt, Henrich Anthoniß von Leyden, beide Weber, und Claes Gerbrantß, geboren zu Wormer, sich in die heidnischen Zusammenkünfte und Versammlungen der Leute begeben haben, die zur Sekte der Wiedertäufer gehören und sich von den Häuptern und Lehrern derselben haben unterrichten lassen, nämlich der vorgenannte Claes Gerbrantß von Menno Simon, schon vor zehn Jahren, und der vorgenannte Lieven von Gent und alle andern von Gillis von Aachen, gleichwie sie sich auch zu deren Lehren, Irrtümern und Ketzereien, welche die genannten falschen Lehrer ausbreiteten, begeben, und sich auch von dem Glauben, Gehorsam und der Einigkeit der heiligen christlichen Kirche abgesondert und eine irrige Lehre von den Sakramenten der heiligen Kirche haben, so dass der vorgenannte Lieven, Meynert und Peter sich von vorgenanntem Gillis von Aachen haben wiedertaufen lassen und also von der Taufe, die sie in ihrer Kindheit empfangen haben, abgefallen sind; desgleichen, dass auch der vorgenannte Reyer Egbertß, Henrich Anthoniß und Claes Gerbrantß, welche von ihrer vorgenannten Taufe abgewichen sind, bekannt haben, dass sie, wenn sie dazu gelangen könnten, zur Wiedertaufe bereit seien, welches dem heiligen christlichen Glauben, den Verordnungen der heiligen Kirche, den geschriebenen Rechten und Befehlen der kaiserlichen Majestät, unsers gnädigen Herrn, zuwider ist, auch überdies noch in ihrem Unglauben, Ketzerei und Irrtümern halsstarrig verharren, so haben meine Herren des Rates, nachdem sie meines Herrn, des Schultheißen Anklage gegen die Vorgenannten gehört, wie auch ihr Bekenntnis und der vorgemeldeten Sache Umstände genau erwogen, die Vorgemeldeten dahin verurteilt, dass sie von dem Scharfrichter mit Feuer hingerichtet werden sollen, wobei sie ferner erklären, dass ihre Güter zum Nutzen der kaiserlichen Majestät, als Grafen von Holland und unseres gnädigen Herrn, doch ohne Schaden und Nachteil dieser Stadt Freiheiten verfallen sein sollen.

Gegeben und öffentlich verlesen vor Gericht den 8. August, im Jahre 1552, in Gegenwart aller Ratsherren. Dempto Andreas Boelen, mit Rat der Bürgermeister.